ABS bei Motorrädern

Mich würde mal interessieren was Ihr über ABS bei Motorrädern denkt .

Ist es sinnvoll?
Was bringt es?
Kann ein geübter Fahrer besser / genausogut bremsen?
Nur für Weicheier?
usw...

icvh hoffe auf eine angeregte Diskussion und zahlreiche Beiträge.

Keep on riding

Bernd

Beste Antwort im Thema

Vermutlich möchte BMW vermeiden, dass jemand herausfindet, dass auch das Integral-ABS nicht idiotensicher ist, wenn man einfach nur stumpf reinpackt.

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Zitat:

@PuntoFlame schrieb am 12. Januar 2017 um 17:50:49 Uhr:


...

Warum ist die Tatsache, dass viele Zweiräder bei harten Bremsungen zum Überschlag tendieren, so neu?
...

Ist sie, denke ich, nicht. Aber mit ABS trauen sich wahrscheinlich einfach mehr Leute, mal richtig zu bremsen. Dass 90% im Normalfall trotzdem unnötig zögerlich bremsen, kann man sich bei jedem X-beliebigen Fahrsicherheitstraining angucken.

Noch dazu kommt evtl. fehlendes oder falsches technisches Verständnis. Zu meiner Fahrschulzeit hatte ich auch genau diese Thematik, ein paar Stunden auf einer nicht ABS Maschine, dann welche auf einer ABS Maschine, vorher noch Anfrage an den Fahrlehrer "einfach voll reinlangen?" "jip". Ergebnis war ein respektabler Stoppie und eine akute Gesichtsentgleisung beim Fahrlehrer. Dass es mich da nicht gemault hat, war einfach Glück (nicht schnell genug für Überschlag). Zwar passiert mir sowas heute auch bei sehr harten (gewollten) Bremsungen (ohne ABS), aber da erwarte ich es. Als Fahrschüler hats meinen Puls etwas beschleunigt.

Beim Fahrsicherheitstraining ist eine Übung die Vollbremsung aus 50 km/h. Ich habe mit der ZZR 1100 (ohne ABS) einen deutlich kürzeren Anhalteweg hingelegt, als mit der K 1100 LT (ABS II).

Der Trainer hat mich gefragt, ob ich - wie vorgegeben - den Horizont beobachtet hätte. Hatte ich. Dabei auch bemerkt, dass das Hinterrad in der Luft war. Dass es 40 cm waren, war mir nicht bewusst. Die K 1100 LT blieb völlig neutral.

K 1300 hat (Teilintegral-) Bremsen, da "klatscht man bei einer Vollbremsung fast von hinten gegen die Scheibe", wie es ein Motorrad-Tester beschrieb. Aber K 1300 hat Sensoren, die das erkennen und ein Abheben des Hinterrades verhindern (sollen). Im Übrigen auch das Steigen des Vorderrades (wheelie) wenn man mit Sozia und Gepäck etwas zu mutig am Gasgriff dreht.

Im August waren wir im Rahmen der WASTL-Tour (den link zu dem Tourbericht hatte ich Dir ja geschickt, Punto-flame) am Lago d'Idro unterwegs, als mir einer die Vorfahrt nahm und ich voll in die Eisen bin. Ich fuhr die alte Africa Twin, voll beladen. Vorne ist ein 90 mm breiter 21 Zoll Heidenau drauf.

Vulkanistor ist mit seiner F 800 GS Adv. hinter mir gefahren und hat nachher berichtet, dass das Hinterrad der schweren Twin etwa 20-30 cm abgehoben hatte.

Richtiges Bremsen muss man üben. Bei Schreckbremsungen greift man aber voll rein. Da ist ABS oft ein Lebensretter, vor allem bei Nässe oder Glätte. Wenn das Vorderrad blockiert und wegrutscht, hat man verloren.

Das in dem Artikel beschriebene Überschlagsszenario halte ich für eher theoretischer Natur.

Aber es ist möglich, vor allem, wenn optimaler Grip herrscht. Da sollte man auch bei BMW - Teilintegralbremsen und ABS 3 mit Vernunft in die Bremsen greifen:

"Abheben des Hinterrads:

Bei hoher Haftung zwischen Reifen und Straße kommt es selbst bei starkem Bremsen erst sehr spät oder gar nicht zu einem Blockieren des Vorderrads. Entsprechend muss auch die ABS-Regelung erst sehr spät oder gar nicht eingreifen. In diesem Fall kann es zum Abheben des Hinterrads kommen, was zu einem Überschlagen des Motorrades führen kann"

Steht so in der Betriebsanleitung

Jepp, den Abheber vom Sammler kann ich bestätigen. Das sah ziemlich eindrucksvoll aus 😁

Das ABS meiner F800GS habe ich bei oben genannter Tour zweimal genutzt. Ich hatte da nicht den Eindruck, dass mein Hinterrad da grossartig abgehoben hätte. Ich fand auf jeden Fall gut, dass ich es habe.
Allerdings ist ein Mopped mit ABS auf steiler Schotterwegen extrem tückisch. Da kann die Bremsleistung dramatisch runtergehen. Gut wenn man es entsprechend in den Enduro-Modus umschalten kann. Dann geht es wieder.

Es hat sich bezüglich ABS-Regelung einiges getan in den letzten Jahren. Für ein zehn Jahre altes Mopped mit ABS kann noch gelten, was vor zehn Jahren geschrieben wurde, bei neueren Bikes wird das nicht mehr so dramatisch sein.

Man sollte bedenken, dass dieser Thread über ziemlich alt ist.

Das stimmt allerdings. Bei ABS merkt man das regeln ja... Aber von welchem Rad es kommt, bleibt offen... Mit hoher Wahrscheinlichkeit von hinten... Bei optimalem grip...

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Das warmlaufen auf dem Hauptständer wie oben in der Beschreibung in der BMW Anleitung mit eingelegtem Gang stören die ABS Sensoren das kann ich bestätigen, beim Kettenschmieren mit angetriebenen Hinterrad leuchtete bei mir damals auch sofort immer die ABS Warnleuchte im Cockpit auf!
Abhilfe war dann einfach Zündung aus und wieder anstellen, danach funktionierte das ABS wieder tadellos🙂

Zitat:

@Papstpower schrieb am 12. Januar 2017 um 20:48:55 Uhr:


Das stimmt allerdings. Bei ABS merkt man das regeln ja... Aber von welchem Rad es kommt, bleibt offen... Mit hoher Wahrscheinlichkeit von hinten... Bei optimalem grip...

Es hat auch vorne geregelt. Es war eine ziemlich harte Bremsung. Im Bremshebel habe ich es gemerkt. Normalerweise rattert es nur am Fuss.

Seit der gute alte Bernd bnehm, der hier übrigens rausgeflogen ist, das Ding 2005 gestartet hat, hat sich das Bewusstsein zum ABS geändert. Damals nach unter dem Eindruck des Versagens des BMW-ABS nach mehreren Notbremsungen hintereinander, sind die Bremsen heute zuverlässig und auch Standard.

Ich möchte nochmal darauf hinweisen, dass ich aufgrund des von mir verlinkten Artikels diese Diskussion nochmal raus gesucht habe. Der Artikel ist aus September 2016, also wurde dort auch aktuelle Systeme getestet. Auch in den Kommentaren stammen die Erfahrung wohl auch von aktuellen Maschinen.

Ich möchte ABS auch keineswegs schlecht reden, die Vorteile, im nassen und auch generell gerade am Anfang einer Bremsung vorne nicht zu überbremsen, sehe ich ganz klar.

Was ich aber nicht verstehe ist, dass Fahrlehrer ihren Schülern wohl sagen "einfach Hebel voll ziehen" ohne dabei die Gefahr des abhebenden Hinterrades zu erwähnen bzw. darauf hinzuweisen die Bremse dann nochmal kurz öffnen zu müssen.
Auch verstehe ich nicht warum erfahrenere Fahrer , was ich aus den Kommentaren interpretiere, auch nicht mehr manuell in die Bremsung eingreifen wenn das Heck hoch kommt. Stattdessen wird sich auf das ABS verlassen was aber, allein von der Bezeichnung her, nur das blockieren verhindern soll.

Das weckt ein wenig das Gefühl wie so viele Assistenzsysteme bei mir: System an, Kopf aus.

Dennoch sehe ich aber auch dabei den Vorteil, dass wenn es durch den Überschlag zum Unfall kommt, die Folgen bestimmt deutlich geringer sind, da die meiste Geschwindigkeit schon abgebaut wurde als wenn das Vorderrad zu Beginn der Bremsung mit höherer Geschwindigkeit einfach weg rutscht.

Die verlinkten Videos von papstpower sind echt interessant. Wahnsinn was es da für Unterschiede gibt.

Gruß

Zitat:

@Vulkanistor schrieb am 12. Januar 2017 um 20:46:59 Uhr:


Man sollte bedenken, dass dieser Thread über ziemlich alt ist.

punto-flame hat einen aktuellen Artikel zum Thema "Sorglos-ABS" zum Anlass genommen, diesen thread nochmal zu bemühen, statt einen neuen zu eröffnen. Das ist sinnvoll.

Es geht dabei um die Tatsache, dass auch moderne Motorräder mit aktuellen ABS - Systemen einen Purzelbaum machen können.

Das Problem liegt ja nicht nur im ABS.
Es werden teilweise weiche Gabeln verbaut, die das Motorrad vorne tief eintauchen lassen, was einen Stoppie oder Überschlag begünstigt.
Außerdem werden die Motorradhecks immer schlanker und es wird "mehr Gewicht aufs Vorderrad gebracht".

Diese Geometrie sorgt dafür, dass das Heck auch mal hochkommen kann.

Es kommt auch auf den Motorradtyp an, ein Fahrzeug mit langem Radstand und flachen Lenkkopfwinkel ist bei weitem nicht so anfällig als ein kurtzer Radstand mit steilem Lenkkopfwinkel, die härte der Gabel und das Bremssystem spielen natürlich auch ein grosse Rolle!

@puntoflame: Bei Gelegenheit kannst Du mal an meiner ST die Bremsen testen.
Teilintegral-ABS mit dem vielgescholtenen Bremskraftverstärker. Danach reden wir nochmal über Vor- und Nachteile.

Durch die elektronisch geregelte Bremskraftverteilung realisiert man damit Bremsungen am Rande des physikalisch möglichen durch stumpfes Ziehen. Mit 2 Fingern, wenn man den will. Und das Hinterrad bleibt unten. Was natürlich auch am Telelever liegt, der die Front beim Bremsen nicht eintauchen läßt.

Zitat:

@muhmann schrieb am 13. Januar 2017 um 09:34:03 Uhr:


Das Problem liegt ja nicht nur im ABS.
Es werden teilweise weiche Gabeln verbaut, die das Motorrad vorne tief eintauchen lassen, was einen Stoppie oder Überschlag begünstigt.
Außerdem werden die Motorradhecks immer schlanker und es wird "mehr Gewicht aufs Vorderrad gebracht".

Diese Geometrie sorgt dafür, dass das Heck auch mal hochkommen kann.

Nicht zu vergessen die einstellbaren Gabeln die von einigen dann gerne so weit wie möglich auf "Komfort" getrimmt werden. Die tauchen dann auch schön ein.

Auch die Reifenentwicklung tat ihren Teil bei. In den letzten 10 Jahren hat es da schon beachtliche Sprünge gegeben was den Grip bei solche Vollbremsungen angeht. Auch das fördert natürlich ein abheben des Hinterrades weil das Vorderrad einfach nicht rutschen will. Was ja an sich gut ist. Ein Bike das vor 10 Jahren mit "Holzreifen" ausgeliefert wurde und inzwischen mit modernen Mischungen unterwegs ist dürfte auch ganz anders reagieren und eben eher abheben als früher. Grad die ersten guten ABS Versionen die aber noch ohne Überschlagsensor auskamen sind da schon gefährdet. Vorher war der Reifen am Ende und das ABS musste aufmachen und jetzt kann man halt reinlangen bis es hinten hoch geht.

Würde gerne mal wissen wie lange es bei einem neuen Motorrad dauert bis das ABS und die Sensorik optimal eingestellt ist um maximale Wirkung zu entfalten. Wird schon ein paar Testkilometer dauern.

Ich weiss gar nicht was ihr mit den alten, 10 jahre alten maschinen habt. Das ist baujahr 2006+!!

Warum Fahrlehrer sagen, greif rein? Weil sie wohl ihre maschine kennen! Meine, cbf600. Problemlos möglich! Er6 meines wissens auch. Wenn die kiste einen überschlag macht, taugt sie nichts für die fahrschule. Den schaden trägt der Fahrlehrer... Will er das?

Und unterschiede gibts zu den Herstellern. Wer kein ABS stoppie machen will, nimmt einen anderen Hersteller.

Ich musste leider einen solchen Überschlag eines Kameraden aud Speed Triple erleben, als Hinterherfahrender.
Gerade Strasse, Sonntagnachmittag, Sonne, nix los, wir fahren nur 90 oder so, irgendwo in F/CH.
Der Vorfahrer überholt, die Speed ist an 2ter. Pennt ein bisschen, sieht da kommt Gegenverkehr, entscheidet ein bisschen spät doch zu bremsen (warum? er hätte locker einfach überholen können), hat vermutlich die Geschwindigkeit des Autos überschätzt. Packt den Bremshebel ein bisschen hart an... Das Hinterrad federt voll aus, er hält sich reflexartig am Lenker fest, dabei drückt er auf den Hebel, die 320 mm Doppelscheibe beisst sich fest...
Es folgt ein Salto mortale, die Speed fliegt auf der Gegenspur am Auto vorbei, landet im Graben, und der Fahrer im Krankenhaus...(ist aber noch mal gut gegangen).

So etwas passiert nicht beim Heizen, immer nur beim unkonzentrierten Dahineiern, wenn man meint, das ist so einfach hier (gähn), da KANN ja nix passieren...

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