100 Tkm im Saab 9-3 SC 1.9 TID - eine Bilanz
100 Tkm im Saab 9-3 SC 1.9 TID - eine Bilanz
Vorwort
Achtung: Diese Bilanz ist rein subjektiv! Sie erhebt keinerlei Anspruch auf Objektivität, sondern gibt nur das wider, was ich in 100 Tkm mit meinem Saab 9-3 erlebt habe. Ein jeder möge selber entscheiden, ob er diesem Bericht für sich selber etwas entnehmen kann, sei es als Kaufentscheidungshilfe, als Bestätigung seiner eigenen Erlebnisse oder einfach nur als Lesebeitrag. Wer Lust hat zu lesen - viel Spass dabei!
Epilog
Es ist soweit. Mein Elch hat nun fast 260 Tkm runter und soll/muss einem neuen Auto weichen. Ich möchte in Schweden bleiben und suche nach einem gebrauchten Troll. Warum ein Troll? Die Marke ist doch fast Geschichte - bekomme ich von allen Seiten zu hören. Ja, gerade deshalb sollte man einen Troll kaufen, damit die Marke weiterlebt - sage ich. Wäre schade drum. Flugs die Berichte in Foren lesen. Ein großer deutscher Automobilclub äußert sich sehr positiv (geringe Unterhaltskosten) und so fällt die Entscheidung für einen 9-3 SC 1.9 TID mit 150 PS. Nach langem Suchen finde ich einen Vector in schwarz metallic mit Traumausstattung (alles außer Standheizung). Wagen vor Ort besichtigt - alles klar, kaufe ich. 2 Wochen später an einem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag hole ich den Wagen mit der OHL gemeinsam ab und wir fahren gemütlich über die Landstraßen zurück. Wir genießen das schöne Wetter, ich unter anderem die Automatik und das offene Schiebedach im Ort.
Erster Eindruck
Ja, einfach ein schönes Auto. Flugzeugcockpit, das SID finde ich klasse (die OHL auch). Auf der Autobahn freue ich mich über die Ruhe (erstaunlicherweise wird der Motor leiser, je schneller man fährt, ab 140 km/h hört man kaum noch was, erst ab 180 km/h wird es wieder etwas lauter), das Unterstate- und das Drehmoment (erst weiss keiner so richtig, was das im Rückspiegel ist und dann sieht er den Troll nur noch von hinten). Ja, das Auto macht Spass. Dank Bi-Xenon ist es endlich hell auf der Straße, was ich lange vermisst habe. Die Automatik schaltet sehr gut, die manuelle Schaltgasse und die Tipptasten am Lenkrad sind eine nette Spielerei, die man nach ein paar Betätigungen wieder weglässt, weil man sie nicht wirklich braucht. Bringt nur wieder Stress, den will ich nicht hinterm Lenkrad.
Die gelbe Lampe
Aber was ist das für eine gelbe Lampe? Motormanagement? Komisch, fährt doch normal. Ein Besuch beim Freundlichen klärt mich auf: "Das AGR-Ventil ist defekt - zuviel Sauerstoff im Abgas." Häh? "Ja, wegen der strengen Abgasreglementierungen wird ein Teil des Abgases wieder der Verbrennung zugeführt, dies wird durch das AGR-Ventil geregelt. Es kann verrußen bzw. verharzen, dann klemmt die Feder und die Klappe zur Regelung bleibt in einer bestimmten Position stehen und dann stimmt die Abgasregelung nicht mehr." Toll, was es nicht alles gibt. Ich lehne mich grinsend zurück, habe ich doch Gewährleistung und Garantie auf meiner Seite. "Ja, dann wechseln Sie das Teil mal." Jetzt grinst der Freundliche und sagt: "Ja, würde ich gerne, aber das Teil hab ich nicht da und kriege es auch nicht ran." Und nun? Immer mal wieder nachfragen. Tue ich, aber nix zu machen. Ich rufe andere Händler an, keine Chance. Eine Anfrage bei Saab Service Deutschland bringt mich auch nicht weiter: Ja, wir würden das Teil auch auf Kulanz wechseln und 90 % der Kosten übernehmen, aber Pierburg kann nicht liefern (den Namen sollte man sich merken). Was soll's, fahre ich erst mal weiter, geht ja. Nur die Fragen von Freunden und Bekannten, warum da eine gelbe Lampe leuchtet und ob das was Schlimmes ist und ob ich mal nicht lieber in die Werkstatt fahren sollte, nerven.
Erste Inspektion
Der Troll meint, er muss mal in die Werkstatt zur Inspektion. Termin gemacht und hin. Hm, keine Direktannahme, kein Kostenvoranschlag, ein Werkstattersatzwagen kostet 49 Cent pro Kilometer. Bin ich hier wirklich bei einem Saab-Händler? Ich beschränke die Fahrerei auf das Notwendigste. Abends bin ich um 380 Euronen für eine kleine Inspektion ärmer, ein neues AGR-Ventil gibt es immer noch nicht (seit Monaten), und eine neue Koppelstange muss auch noch rein. Zwei Tage später sind dann noch mal 100 Euronen futsch.
Der Kofferraum
Ein kleiner Urlaub steht an, die Fahrräder sollen mit. Glücklicherweise probe ich das Beladen des Kofferraums einen Tag vorher. Die Räder wollen nicht reinpassen! Beim Elch habe ich die Klappe aufgemacht, die Räder reingeschmissen und das restliche Gepäck drum herum drapiert. Aber hier? Null Chance. Okay, ich wusste, dass der Kofferraum kleiner ist. Aber so klein? War ich wirklich so blauäugig? Eine Stunde später fällt die Entscheidung, die Vorderräder auszubauen. Jetzt passt es gerade so. Aber der Gedanke, die Vorderräder wieder einbauen und justieren zu müssen und das Ganze bei der Rückkehr noch mal, nervt mich schon. Besser doch einen Heckgepäckträger kaufen (plus Anhängerkupplung) oder einen Dachgepäckträger (plus Gleichgewichtskurs bei der Volkshochschule).
Nerv
Aber da ist doch noch mehr, was mich nervt: Es klappert. Irgendwas klappert immer. Oben am Schiebedach knarzende Geräusche. Die Türen klappern. Gegendrücken hilft meist temporär. Das Schiebedach zieht wie Hechtsuppe ab 50 km/h, das Navigationssystem ist eine Zumutung. Ziele lieber einen Tag vorher bei einer Tasse Kaffee und einer Zeitung eingeben. Die Sportsitze sind auch nicht gerade der Brüller. Nach 2 Stunden zieht es im Rücken, nach 4 Stunden tut's weh. Da vermisse ich den Elch, bei dem man nach 4 Stunden entspannt ausstieg, als wäre nichts gewesen.
Der Winter
Der ist diesmal kalt. Der Troll bleibt selbiges. Springt ohne Probleme an. Diesel friert auch nicht ein wie bei den Kollegen. Aber so seine 10 km braucht es schon, ehe die Lüftung lau anfängt zu wedeln. Die CDs finden das gar nicht lustig und springen fröhlich hin und her (ergo: Gebrauchten Saab nur im Sommer verkaufen).
Große Inspektion
Sie steht an. Und damit das große Loch in der Kasse. Zahnriemen muss raus, ja, und dann natürlich die Wasserpumpe (wer konstruiert eigentlich so was?). Ich bin vorgewarnt. Wegen der unverschämten Ölpreise bringe ich das gute 0W40 diesmal selber mit. Dann bin ich mit 750 Euronen dabei. Abends sind es dann doch 825, der Freundliche hatte vergessen zu erwähnen, dass das Getriebeöl mit gewechselt werden muss (baulich bedingt nur ein Teil, insgesamt 3 Liter, aber das kostet auch einen Haufen Schotter). Ich glaube, mein nächstes Auto hat keinen Zahnriemen, sondern eine Antriebskette. Ach ja, das AGR-Ventil ist immer noch nicht verfügbar. Das Grinsen ist mir inzwischen vergangen.
Leipzsch
Es geht nach Leipzsch. Und da geht nichts mehr. Die Leerlaufdrehzahl ist zu hoch und irgendwie klingt es anders vorne. Motor aus, Motor an, und aus. Saab Service kann natürlich nicht helfen. „Haben keine Autos da.“ Also die Jungs in Gelb gerufen. Diagnose: Lichtmaschine im Eimer. Ich lasse mich in eine andere Stadt schleppen (deren Name hier nicht genannt wird, sonst kriege ich einen wegen übler Nachrede dran), danke an die umfangreichere Mitgliedschaft, die man bei den Jungs in Gelb bekommen kann (und die ich für Saab 9-3 Fahrer nur empfehlen kann). Die Jungs in Gelb spendieren mir einen Leihwagen für eine Woche, da ich weit weg von Zuhause bin (Sie ahnen es schon, ich hätte beim Freundlichen wieder einen Leihwagen für 49 Cent pro Kilometer bekommen können).
LIMA + MOST
Der Freundliche freut sich, mir mitteilen zu können, dass Saab 50 Prozent der Kosten auf Kulanz für die defekte Lichtmaschine übernimmt. Ich stimme der Reparatur zu und die Lichtmaschine wird gewechselt. Ich warte auf den Anruf, wann ich den Troll wieder abholen kann. Der kommt dann auch, aber jetzt ist alles ganz anders als gedacht. Die Lüftersteuerung funktioniert nicht mehr. Erste Diagnose: Motorsteuergerät defekt. Der Freundliche macht sich auf die Fehlersuche. Pins prüfen. Bypass legen. Und sucht und sucht. Ergebnis: Motorsteuergerät defekt. Fahren kann ich noch. Aber der Freundliche sagt: „Vermeiden Sie Staus und die Rush Hour.“ Und berechnet nur für die Fehlersuche unverschämte 590,- Euronen. Merken die es noch bei Saab?
Kulanz?
Ich humpele nach Hause. Der nächste Kulanzantrag läuft. Das Motorsteuergerät kostet ja mal eben 1400,- Euronen. Saab bewilligt diesmal 40 Prozent. Ich gebe notgedrungen mein Okay. Dann kommt der Knüller. Saab zieht alle Kulanzbewilligungen zurück. Der Troll hat über 100 Tkm auf der Uhr, da gibt es keine Kulanz mehr. Mir platzt jetzt der Kragen. Habe ich mir doch gerade eine auflagenstarke Autozeitung gekauft mit einem Gebrauchtwagenreport über den 9-3. und was steht da unter häufige Defekte: Lichtmaschine, Motorsteuergerät und – der geneigte Leser ahnt es schon – das AGR-Ventil. Ich wende mich erbost an Saab Deutschland und schreibe eine E-Mail, in der ich die Vorgänge schildere und bekomme als Antwort – nichts. Über zwei Monate warte ich, bezahle in der Zwischenzeit die Rechnung für die Lichtmaschine. Das Steuergerät bleibt erst mal drin. Ich vermeide Staus und die Rush Hour.
2 Monate später
Saab Deutschland meldet sich. Ja, Kulanz gibt es keine, aber da der Händler eine mündliche Zusage gemacht hat, dass es Kulanz gibt, will man ausnahmsweise mal eine Ausnahme machen. Ich weise darauf hin, dass man mit dieser Haltung wohl kaum Kunden halten oder neue gewinnen kann. Ich ernte nur Schulterzucken am Telefon. Das Motorsteuergerät wird bestellt, Lieferzeit eine Woche. Ich kann es auch schneller bekommen, aber das kostet 20 Prozent extra. Die ich natürlich selbst bezahlen müsste. Naja, die eine Woche kann ich nun auch noch warten. Doch es kommt anders.
Der Vulkan
Er bricht auf Island aus und ganz Europa verschwindet unter einer Aschewolke. Mein Motorsteuergerät verschwindet auch. Irgendwo auf dem Weg vom LKW zum Flugzeug oder vom Flugzeug zurück auf den LKW oder vom LKW auf die Fähre. Keiner weiss, wo es ist (haben Logistikunternehmen nicht eine Auftragsverfolgung? Wenn ich mal was mit DEAL oder Herpes versende, dann kann ich nachschauen, wo das Paket gerade ist). Nach drei Wochen kommt man bei Saab zu dem Schluss, dass es endgültig verschollen ist und bestellt ein neues. Sie ahnen es, Lieferzeit wieder eine Woche. Ich bin inzwischen leidensfähig (muss man als Saab-Fahrer wohl sein) und vermeide weiter Staus und die Rush Hour. Nach einer Woche ist es da und wird eingebaut. Ich lege die Euronen hin und will nur noch weg.
AGR-Ventil reloaded
Ich frage noch mal bei Saab Deutschland nach, was denn nun eigentlich mein AGR-Ventil macht. Antwort Saab: Welches AGR-Ventil? Ich sage: Das, auf das ich schon seit Monaten warte. Tja, also Saab Deutschland hat ein neues Servicecenter und die Unterlagen hat GM nicht mitgegeben. Man weiss von nichts. Also fange ich wieder von vorne an. Und bekomme eine lustige Antwort: Ja, Kulanz geht nicht. Sind ja mehr als 100 Tkm auf der Uhr, da geht das nicht. Ich sage: Ja, aber ich habe doch schon bei unter 100 Tkm nachgefragt. Und da war es nicht lieferbar. Ja, das ist richtig, da hätten wir die Kulanz walten lassen, aber bei über 100 Tkm? Nein - geht eben nicht. Ich frage den Berater am Telefon, ob er nicht merkt, wie absurd das alles ist. Ich lasse mich am Telefon nicht abwimmeln und der Berater sagt irgendwann: „Ich werde mich persönlich um Ihr Anliegen kümmern.“ Sein Fehler – ich bleibe dran und rufe mindestens einmal pro Woche an. Er ist nicht da, im Urlaub, mal Pipi machen – egal, ich rufe wieder an. Irgendwann habe ich ihn wieder an der Strippe – die Unterlagen von GM sind wieder aufgetaucht, da steht tatsächlich drin, dass ich frühzeitig nachgefragt habe. Also sie würden noch mal 50 Prozent Kulanz geben. Aber der alte Kulanzantrag ist weg und über den Händler muss ein neuer gestellt werden. Egal, ich habe die Unterlagen noch da und das Spiel geht von vorne los. Nach einer Woche ist alles geklärt und das AGR-Ventil wird gewechselt. Gelbe Lampe aus – endlich.
Gelbe Lampe reloaded
Was ist gelb und leuchtet, wenn es kalt ist? Ich traue meinen Augen kaum. Bei minus 10 Grad leuchtet mir wieder was entgegen. Aber nicht nur das. Der Troll zieht nicht mehr. Ist das neue AGR-Ventil von Pierburg (Namen merken!) schon wieder defekt? Und diesmal in der geschlossenen Position verklemmt, so dass das Notlaufprogramm angeschmissen wird? Ich humpele 100 km nachts nach Hause. Glücklicherweise ist Glatteis, auch die anderen können kaum schneller fahren. Am nächsten morgen wieder zum Händler hin. Der sucht eine Stunde – Luftmassenmesser laut Fehlerausleserei defekt, aber auch die Lüftersteuerung funktioniert nicht – könnte auch das Steuergerät sein. Ich bleibe locker (Garantie!). Dann die Antwort: Ja, mehr können wir auch nicht sagen, außerdem haben wir morgen Betriebsferien, Teile bestellen können wir, aber die sind erst nächste Woche da. Außerdem wissen wir nicht, was wir bestellen sollen – Luftmassenmesser? Motorsteuergerät? Lüfter? – Bin ich hier in einer Fachwerkstatt? Ich werfe keinen Schein in die Kaffeekasse und verabschiede mich. Für immer.
Fährt – ruckelt – fährt
Zwei Tage später ist es 10 Grad wärmer und trocken. Ich setze mich in den Troll – und er fährt wieder normal. Ich bete, dass es warm bleibt und trocken. Meine Gebete werden erhört, zumindest für ein paar Tage. Ich schaffe es bis zum nächsten Händler (übrigens der gleiche wie vorher, nur anderer Standort). Er schaut in den Motorraum, erzählt mir was von den Drallklappen, dass diese defekt sein können. Nimmt die Motorabdeckung ab und erklärt: „Ja, hier, das Teil, die Ansaugbrücke. Und der Schieber für die Drallklappen. Ist aus Plastik. Verschleisst irgendwann. Dann muss eine neue Ansaugbrücke rein. Inklusive Schieber und Motor zur Ansteuerung. Macht dann 1200 Euronen. Ist von – (Trommelwirbel und Tusch) – Pierburg.“ Ich bedanke mich und fahre wieder nach Hause. Ich denke an die „Klavierlehrerin“ von Udo Lindenberg. „Da gehste mir nich mehr hin, zu der Klavierlehrerin“. Und überlege, wie ich einen Reim auf den Namen der Werkstatt hinbekomme.
LMM
Es ist kalt. Es regnet aber in Strömen. Es kommt, was kommen muss: Die gelbe Lampe. Glücklicherweise habe ich noch einen Servicepartner vor Ort. Hingehumpelt und den Fall geschildert. Ich bekomme einen frischen Kaffee und selbige Kekse. Nach einer halben Stunde ist der Meister wieder da, hält ein nasses, schmutziges Etwas in der Hand und sagt: „Das ist Ihr Luftfilter.“ Völlig durchgeweicht und pechschwarz. Er taucht wieder ab und nach einer weiteren halben Stunde wieder auf mit dem Schlüssel in der Hand: „Luftfilter gewechselt, Luftmassenmesser trocken gepustet und getestet. Ich hoffe, wir konnten ihn retten. War natürlich auch nass und hat dadurch falsche Werte gemessen und diese an das Motorsteuergerät geschickt.“ Er druckt mir die Rechnung aus und ich kann es kaum glauben: 55 Euronen für einen neuen Luftfilter und 1 Stunde Arbeitszeit. Warum bin ich nicht von Anfang an zum Servicepartner gefahren? Die haben wenigstens Ahnung von dem, was Sie tun.
LMM reloaded
Sie ist wieder da. Die gelbe Lampe. Und meine Nerven am Ende. Der Luftmassenmesser hat doch nicht überlebt. Der Schock dann beim Preisaufruf: Saab will unglaubliche 395 Euronen für den Luftmassenmesser! Ja, ist ja auch ein original Bosch-Teil. Schöne neue Medien. Ich gehe ins www und finde nach 2 Minuten das gleiche Teil für 155 Euro. Neu. Original Bosch-Teil. Gleiche Teilenummer. Ich fühle mich endgültig von Saab verschaukelt. Aber es kommt noch besser. Ein Verwerter an meinem Arbeitsort bietet das gleiche Teil als Gebrauchtteil an. Für 45 Euronen inklusive Einbau werden wir uns einig. Nach 2 Minuten ist das Teil gewechselt und die Lampe wieder aus. Endgültig!
Radlager zu Schnäppchenpreis
Ach ja, hätte ich fast vergessen zu erzählen. Das Radlager vorne links musste in der Zwischenzeit raus. Der Troll rumpelte wie ein T34. Macht bei Saab mal eben 410 Euronen. Gibt es ja nur komplett. Mit ABS-Sensor und allem Pipapo. Wahrscheinlich will Saab so wieder auf die Beine kommen. Wenig Autos, also hohe Reparaturkosten, dann rechnet sich das. Für Saab. Nicht für mich.
Schluss mit Lustig
Ich ziehe die Notbremse. Nicht am Troll. Für den Troll. Der Fahrersitz löst sich auf. Die linke Seitenwange bröselt auseinander. Hier verwendet Saab Kunstleder für die farbigen Einlagen. Vorsprache beim Sattler. Nichts zu machen. Muss neu. Nicht mehr mit mir. Aus dem Traumwagen ist ein Alptraum geworden. Mangelnde Qualität, wo man hinsieht und –hört. Ich werde das dumme Gefühl nicht los, dass der ganze Schrott, den man im GM-Konzern nicht mehr haben wollte, bei Saab gelandet ist. Traurig, wie man eine einstige Premium-Marke so ruinieren kann. Gerade der 9-3 mit dem 1.9 TID scheint ein Paradebeispiel dafür (vom Debakel beim 9-5 mit dem 3 Liter-Diesel ganz zu schweigen). Wunderbares Drehmoment, aber dann kommts dicke. Liebe 9-3 Fahrer mit dem 150 PS-Diesel, ich will euch ja nicht verunsichern, aber legt schon mal ein paar Extra-Scheine zur Seite. Erst die Inspektion bei 120 Tkm mit dem Zahnriemenwechsel, dann könnt ihr euch schon mal auf das AGR-Ventil einstellen und wenn dann noch die Drallklappen kommen – viel Spass. Ich ziehe die Reissleine, Ich will nicht mehr. Gesucht habe ich ein schickes Langstreckenfahrzeug, bekommen habe ich einen Haufen Schrott mit Image. Aber Image ist nun mal nicht alles. Ich wünsche euch mehr Glück und allzeit gute Fahrt. Ich verabschiede mich. Alles Gute, viel Glück, ihr könnt es gebrauchen.
Beste Antwort im Thema
100 Tkm im Saab 9-3 SC 1.9 TID - eine Bilanz
Vorwort
Achtung: Diese Bilanz ist rein subjektiv! Sie erhebt keinerlei Anspruch auf Objektivität, sondern gibt nur das wider, was ich in 100 Tkm mit meinem Saab 9-3 erlebt habe. Ein jeder möge selber entscheiden, ob er diesem Bericht für sich selber etwas entnehmen kann, sei es als Kaufentscheidungshilfe, als Bestätigung seiner eigenen Erlebnisse oder einfach nur als Lesebeitrag. Wer Lust hat zu lesen - viel Spass dabei!
Epilog
Es ist soweit. Mein Elch hat nun fast 260 Tkm runter und soll/muss einem neuen Auto weichen. Ich möchte in Schweden bleiben und suche nach einem gebrauchten Troll. Warum ein Troll? Die Marke ist doch fast Geschichte - bekomme ich von allen Seiten zu hören. Ja, gerade deshalb sollte man einen Troll kaufen, damit die Marke weiterlebt - sage ich. Wäre schade drum. Flugs die Berichte in Foren lesen. Ein großer deutscher Automobilclub äußert sich sehr positiv (geringe Unterhaltskosten) und so fällt die Entscheidung für einen 9-3 SC 1.9 TID mit 150 PS. Nach langem Suchen finde ich einen Vector in schwarz metallic mit Traumausstattung (alles außer Standheizung). Wagen vor Ort besichtigt - alles klar, kaufe ich. 2 Wochen später an einem wunderschönen, sonnigen Frühlingstag hole ich den Wagen mit der OHL gemeinsam ab und wir fahren gemütlich über die Landstraßen zurück. Wir genießen das schöne Wetter, ich unter anderem die Automatik und das offene Schiebedach im Ort.
Erster Eindruck
Ja, einfach ein schönes Auto. Flugzeugcockpit, das SID finde ich klasse (die OHL auch). Auf der Autobahn freue ich mich über die Ruhe (erstaunlicherweise wird der Motor leiser, je schneller man fährt, ab 140 km/h hört man kaum noch was, erst ab 180 km/h wird es wieder etwas lauter), das Unterstate- und das Drehmoment (erst weiss keiner so richtig, was das im Rückspiegel ist und dann sieht er den Troll nur noch von hinten). Ja, das Auto macht Spass. Dank Bi-Xenon ist es endlich hell auf der Straße, was ich lange vermisst habe. Die Automatik schaltet sehr gut, die manuelle Schaltgasse und die Tipptasten am Lenkrad sind eine nette Spielerei, die man nach ein paar Betätigungen wieder weglässt, weil man sie nicht wirklich braucht. Bringt nur wieder Stress, den will ich nicht hinterm Lenkrad.
Die gelbe Lampe
Aber was ist das für eine gelbe Lampe? Motormanagement? Komisch, fährt doch normal. Ein Besuch beim Freundlichen klärt mich auf: "Das AGR-Ventil ist defekt - zuviel Sauerstoff im Abgas." Häh? "Ja, wegen der strengen Abgasreglementierungen wird ein Teil des Abgases wieder der Verbrennung zugeführt, dies wird durch das AGR-Ventil geregelt. Es kann verrußen bzw. verharzen, dann klemmt die Feder und die Klappe zur Regelung bleibt in einer bestimmten Position stehen und dann stimmt die Abgasregelung nicht mehr." Toll, was es nicht alles gibt. Ich lehne mich grinsend zurück, habe ich doch Gewährleistung und Garantie auf meiner Seite. "Ja, dann wechseln Sie das Teil mal." Jetzt grinst der Freundliche und sagt: "Ja, würde ich gerne, aber das Teil hab ich nicht da und kriege es auch nicht ran." Und nun? Immer mal wieder nachfragen. Tue ich, aber nix zu machen. Ich rufe andere Händler an, keine Chance. Eine Anfrage bei Saab Service Deutschland bringt mich auch nicht weiter: Ja, wir würden das Teil auch auf Kulanz wechseln und 90 % der Kosten übernehmen, aber Pierburg kann nicht liefern (den Namen sollte man sich merken). Was soll's, fahre ich erst mal weiter, geht ja. Nur die Fragen von Freunden und Bekannten, warum da eine gelbe Lampe leuchtet und ob das was Schlimmes ist und ob ich mal nicht lieber in die Werkstatt fahren sollte, nerven.
Erste Inspektion
Der Troll meint, er muss mal in die Werkstatt zur Inspektion. Termin gemacht und hin. Hm, keine Direktannahme, kein Kostenvoranschlag, ein Werkstattersatzwagen kostet 49 Cent pro Kilometer. Bin ich hier wirklich bei einem Saab-Händler? Ich beschränke die Fahrerei auf das Notwendigste. Abends bin ich um 380 Euronen für eine kleine Inspektion ärmer, ein neues AGR-Ventil gibt es immer noch nicht (seit Monaten), und eine neue Koppelstange muss auch noch rein. Zwei Tage später sind dann noch mal 100 Euronen futsch.
Der Kofferraum
Ein kleiner Urlaub steht an, die Fahrräder sollen mit. Glücklicherweise probe ich das Beladen des Kofferraums einen Tag vorher. Die Räder wollen nicht reinpassen! Beim Elch habe ich die Klappe aufgemacht, die Räder reingeschmissen und das restliche Gepäck drum herum drapiert. Aber hier? Null Chance. Okay, ich wusste, dass der Kofferraum kleiner ist. Aber so klein? War ich wirklich so blauäugig? Eine Stunde später fällt die Entscheidung, die Vorderräder auszubauen. Jetzt passt es gerade so. Aber der Gedanke, die Vorderräder wieder einbauen und justieren zu müssen und das Ganze bei der Rückkehr noch mal, nervt mich schon. Besser doch einen Heckgepäckträger kaufen (plus Anhängerkupplung) oder einen Dachgepäckträger (plus Gleichgewichtskurs bei der Volkshochschule).
Nerv
Aber da ist doch noch mehr, was mich nervt: Es klappert. Irgendwas klappert immer. Oben am Schiebedach knarzende Geräusche. Die Türen klappern. Gegendrücken hilft meist temporär. Das Schiebedach zieht wie Hechtsuppe ab 50 km/h, das Navigationssystem ist eine Zumutung. Ziele lieber einen Tag vorher bei einer Tasse Kaffee und einer Zeitung eingeben. Die Sportsitze sind auch nicht gerade der Brüller. Nach 2 Stunden zieht es im Rücken, nach 4 Stunden tut's weh. Da vermisse ich den Elch, bei dem man nach 4 Stunden entspannt ausstieg, als wäre nichts gewesen.
Der Winter
Der ist diesmal kalt. Der Troll bleibt selbiges. Springt ohne Probleme an. Diesel friert auch nicht ein wie bei den Kollegen. Aber so seine 10 km braucht es schon, ehe die Lüftung lau anfängt zu wedeln. Die CDs finden das gar nicht lustig und springen fröhlich hin und her (ergo: Gebrauchten Saab nur im Sommer verkaufen).
Große Inspektion
Sie steht an. Und damit das große Loch in der Kasse. Zahnriemen muss raus, ja, und dann natürlich die Wasserpumpe (wer konstruiert eigentlich so was?). Ich bin vorgewarnt. Wegen der unverschämten Ölpreise bringe ich das gute 0W40 diesmal selber mit. Dann bin ich mit 750 Euronen dabei. Abends sind es dann doch 825, der Freundliche hatte vergessen zu erwähnen, dass das Getriebeöl mit gewechselt werden muss (baulich bedingt nur ein Teil, insgesamt 3 Liter, aber das kostet auch einen Haufen Schotter). Ich glaube, mein nächstes Auto hat keinen Zahnriemen, sondern eine Antriebskette. Ach ja, das AGR-Ventil ist immer noch nicht verfügbar. Das Grinsen ist mir inzwischen vergangen.
Leipzsch
Es geht nach Leipzsch. Und da geht nichts mehr. Die Leerlaufdrehzahl ist zu hoch und irgendwie klingt es anders vorne. Motor aus, Motor an, und aus. Saab Service kann natürlich nicht helfen. „Haben keine Autos da.“ Also die Jungs in Gelb gerufen. Diagnose: Lichtmaschine im Eimer. Ich lasse mich in eine andere Stadt schleppen (deren Name hier nicht genannt wird, sonst kriege ich einen wegen übler Nachrede dran), danke an die umfangreichere Mitgliedschaft, die man bei den Jungs in Gelb bekommen kann (und die ich für Saab 9-3 Fahrer nur empfehlen kann). Die Jungs in Gelb spendieren mir einen Leihwagen für eine Woche, da ich weit weg von Zuhause bin (Sie ahnen es schon, ich hätte beim Freundlichen wieder einen Leihwagen für 49 Cent pro Kilometer bekommen können).
LIMA + MOST
Der Freundliche freut sich, mir mitteilen zu können, dass Saab 50 Prozent der Kosten auf Kulanz für die defekte Lichtmaschine übernimmt. Ich stimme der Reparatur zu und die Lichtmaschine wird gewechselt. Ich warte auf den Anruf, wann ich den Troll wieder abholen kann. Der kommt dann auch, aber jetzt ist alles ganz anders als gedacht. Die Lüftersteuerung funktioniert nicht mehr. Erste Diagnose: Motorsteuergerät defekt. Der Freundliche macht sich auf die Fehlersuche. Pins prüfen. Bypass legen. Und sucht und sucht. Ergebnis: Motorsteuergerät defekt. Fahren kann ich noch. Aber der Freundliche sagt: „Vermeiden Sie Staus und die Rush Hour.“ Und berechnet nur für die Fehlersuche unverschämte 590,- Euronen. Merken die es noch bei Saab?
Kulanz?
Ich humpele nach Hause. Der nächste Kulanzantrag läuft. Das Motorsteuergerät kostet ja mal eben 1400,- Euronen. Saab bewilligt diesmal 40 Prozent. Ich gebe notgedrungen mein Okay. Dann kommt der Knüller. Saab zieht alle Kulanzbewilligungen zurück. Der Troll hat über 100 Tkm auf der Uhr, da gibt es keine Kulanz mehr. Mir platzt jetzt der Kragen. Habe ich mir doch gerade eine auflagenstarke Autozeitung gekauft mit einem Gebrauchtwagenreport über den 9-3. und was steht da unter häufige Defekte: Lichtmaschine, Motorsteuergerät und – der geneigte Leser ahnt es schon – das AGR-Ventil. Ich wende mich erbost an Saab Deutschland und schreibe eine E-Mail, in der ich die Vorgänge schildere und bekomme als Antwort – nichts. Über zwei Monate warte ich, bezahle in der Zwischenzeit die Rechnung für die Lichtmaschine. Das Steuergerät bleibt erst mal drin. Ich vermeide Staus und die Rush Hour.
2 Monate später
Saab Deutschland meldet sich. Ja, Kulanz gibt es keine, aber da der Händler eine mündliche Zusage gemacht hat, dass es Kulanz gibt, will man ausnahmsweise mal eine Ausnahme machen. Ich weise darauf hin, dass man mit dieser Haltung wohl kaum Kunden halten oder neue gewinnen kann. Ich ernte nur Schulterzucken am Telefon. Das Motorsteuergerät wird bestellt, Lieferzeit eine Woche. Ich kann es auch schneller bekommen, aber das kostet 20 Prozent extra. Die ich natürlich selbst bezahlen müsste. Naja, die eine Woche kann ich nun auch noch warten. Doch es kommt anders.
Der Vulkan
Er bricht auf Island aus und ganz Europa verschwindet unter einer Aschewolke. Mein Motorsteuergerät verschwindet auch. Irgendwo auf dem Weg vom LKW zum Flugzeug oder vom Flugzeug zurück auf den LKW oder vom LKW auf die Fähre. Keiner weiss, wo es ist (haben Logistikunternehmen nicht eine Auftragsverfolgung? Wenn ich mal was mit DEAL oder Herpes versende, dann kann ich nachschauen, wo das Paket gerade ist). Nach drei Wochen kommt man bei Saab zu dem Schluss, dass es endgültig verschollen ist und bestellt ein neues. Sie ahnen es, Lieferzeit wieder eine Woche. Ich bin inzwischen leidensfähig (muss man als Saab-Fahrer wohl sein) und vermeide weiter Staus und die Rush Hour. Nach einer Woche ist es da und wird eingebaut. Ich lege die Euronen hin und will nur noch weg.
AGR-Ventil reloaded
Ich frage noch mal bei Saab Deutschland nach, was denn nun eigentlich mein AGR-Ventil macht. Antwort Saab: Welches AGR-Ventil? Ich sage: Das, auf das ich schon seit Monaten warte. Tja, also Saab Deutschland hat ein neues Servicecenter und die Unterlagen hat GM nicht mitgegeben. Man weiss von nichts. Also fange ich wieder von vorne an. Und bekomme eine lustige Antwort: Ja, Kulanz geht nicht. Sind ja mehr als 100 Tkm auf der Uhr, da geht das nicht. Ich sage: Ja, aber ich habe doch schon bei unter 100 Tkm nachgefragt. Und da war es nicht lieferbar. Ja, das ist richtig, da hätten wir die Kulanz walten lassen, aber bei über 100 Tkm? Nein - geht eben nicht. Ich frage den Berater am Telefon, ob er nicht merkt, wie absurd das alles ist. Ich lasse mich am Telefon nicht abwimmeln und der Berater sagt irgendwann: „Ich werde mich persönlich um Ihr Anliegen kümmern.“ Sein Fehler – ich bleibe dran und rufe mindestens einmal pro Woche an. Er ist nicht da, im Urlaub, mal Pipi machen – egal, ich rufe wieder an. Irgendwann habe ich ihn wieder an der Strippe – die Unterlagen von GM sind wieder aufgetaucht, da steht tatsächlich drin, dass ich frühzeitig nachgefragt habe. Also sie würden noch mal 50 Prozent Kulanz geben. Aber der alte Kulanzantrag ist weg und über den Händler muss ein neuer gestellt werden. Egal, ich habe die Unterlagen noch da und das Spiel geht von vorne los. Nach einer Woche ist alles geklärt und das AGR-Ventil wird gewechselt. Gelbe Lampe aus – endlich.
Gelbe Lampe reloaded
Was ist gelb und leuchtet, wenn es kalt ist? Ich traue meinen Augen kaum. Bei minus 10 Grad leuchtet mir wieder was entgegen. Aber nicht nur das. Der Troll zieht nicht mehr. Ist das neue AGR-Ventil von Pierburg (Namen merken!) schon wieder defekt? Und diesmal in der geschlossenen Position verklemmt, so dass das Notlaufprogramm angeschmissen wird? Ich humpele 100 km nachts nach Hause. Glücklicherweise ist Glatteis, auch die anderen können kaum schneller fahren. Am nächsten morgen wieder zum Händler hin. Der sucht eine Stunde – Luftmassenmesser laut Fehlerausleserei defekt, aber auch die Lüftersteuerung funktioniert nicht – könnte auch das Steuergerät sein. Ich bleibe locker (Garantie!). Dann die Antwort: Ja, mehr können wir auch nicht sagen, außerdem haben wir morgen Betriebsferien, Teile bestellen können wir, aber die sind erst nächste Woche da. Außerdem wissen wir nicht, was wir bestellen sollen – Luftmassenmesser? Motorsteuergerät? Lüfter? – Bin ich hier in einer Fachwerkstatt? Ich werfe keinen Schein in die Kaffeekasse und verabschiede mich. Für immer.
Fährt – ruckelt – fährt
Zwei Tage später ist es 10 Grad wärmer und trocken. Ich setze mich in den Troll – und er fährt wieder normal. Ich bete, dass es warm bleibt und trocken. Meine Gebete werden erhört, zumindest für ein paar Tage. Ich schaffe es bis zum nächsten Händler (übrigens der gleiche wie vorher, nur anderer Standort). Er schaut in den Motorraum, erzählt mir was von den Drallklappen, dass diese defekt sein können. Nimmt die Motorabdeckung ab und erklärt: „Ja, hier, das Teil, die Ansaugbrücke. Und der Schieber für die Drallklappen. Ist aus Plastik. Verschleisst irgendwann. Dann muss eine neue Ansaugbrücke rein. Inklusive Schieber und Motor zur Ansteuerung. Macht dann 1200 Euronen. Ist von – (Trommelwirbel und Tusch) – Pierburg.“ Ich bedanke mich und fahre wieder nach Hause. Ich denke an die „Klavierlehrerin“ von Udo Lindenberg. „Da gehste mir nich mehr hin, zu der Klavierlehrerin“. Und überlege, wie ich einen Reim auf den Namen der Werkstatt hinbekomme.
LMM
Es ist kalt. Es regnet aber in Strömen. Es kommt, was kommen muss: Die gelbe Lampe. Glücklicherweise habe ich noch einen Servicepartner vor Ort. Hingehumpelt und den Fall geschildert. Ich bekomme einen frischen Kaffee und selbige Kekse. Nach einer halben Stunde ist der Meister wieder da, hält ein nasses, schmutziges Etwas in der Hand und sagt: „Das ist Ihr Luftfilter.“ Völlig durchgeweicht und pechschwarz. Er taucht wieder ab und nach einer weiteren halben Stunde wieder auf mit dem Schlüssel in der Hand: „Luftfilter gewechselt, Luftmassenmesser trocken gepustet und getestet. Ich hoffe, wir konnten ihn retten. War natürlich auch nass und hat dadurch falsche Werte gemessen und diese an das Motorsteuergerät geschickt.“ Er druckt mir die Rechnung aus und ich kann es kaum glauben: 55 Euronen für einen neuen Luftfilter und 1 Stunde Arbeitszeit. Warum bin ich nicht von Anfang an zum Servicepartner gefahren? Die haben wenigstens Ahnung von dem, was Sie tun.
LMM reloaded
Sie ist wieder da. Die gelbe Lampe. Und meine Nerven am Ende. Der Luftmassenmesser hat doch nicht überlebt. Der Schock dann beim Preisaufruf: Saab will unglaubliche 395 Euronen für den Luftmassenmesser! Ja, ist ja auch ein original Bosch-Teil. Schöne neue Medien. Ich gehe ins www und finde nach 2 Minuten das gleiche Teil für 155 Euro. Neu. Original Bosch-Teil. Gleiche Teilenummer. Ich fühle mich endgültig von Saab verschaukelt. Aber es kommt noch besser. Ein Verwerter an meinem Arbeitsort bietet das gleiche Teil als Gebrauchtteil an. Für 45 Euronen inklusive Einbau werden wir uns einig. Nach 2 Minuten ist das Teil gewechselt und die Lampe wieder aus. Endgültig!
Radlager zu Schnäppchenpreis
Ach ja, hätte ich fast vergessen zu erzählen. Das Radlager vorne links musste in der Zwischenzeit raus. Der Troll rumpelte wie ein T34. Macht bei Saab mal eben 410 Euronen. Gibt es ja nur komplett. Mit ABS-Sensor und allem Pipapo. Wahrscheinlich will Saab so wieder auf die Beine kommen. Wenig Autos, also hohe Reparaturkosten, dann rechnet sich das. Für Saab. Nicht für mich.
Schluss mit Lustig
Ich ziehe die Notbremse. Nicht am Troll. Für den Troll. Der Fahrersitz löst sich auf. Die linke Seitenwange bröselt auseinander. Hier verwendet Saab Kunstleder für die farbigen Einlagen. Vorsprache beim Sattler. Nichts zu machen. Muss neu. Nicht mehr mit mir. Aus dem Traumwagen ist ein Alptraum geworden. Mangelnde Qualität, wo man hinsieht und –hört. Ich werde das dumme Gefühl nicht los, dass der ganze Schrott, den man im GM-Konzern nicht mehr haben wollte, bei Saab gelandet ist. Traurig, wie man eine einstige Premium-Marke so ruinieren kann. Gerade der 9-3 mit dem 1.9 TID scheint ein Paradebeispiel dafür (vom Debakel beim 9-5 mit dem 3 Liter-Diesel ganz zu schweigen). Wunderbares Drehmoment, aber dann kommts dicke. Liebe 9-3 Fahrer mit dem 150 PS-Diesel, ich will euch ja nicht verunsichern, aber legt schon mal ein paar Extra-Scheine zur Seite. Erst die Inspektion bei 120 Tkm mit dem Zahnriemenwechsel, dann könnt ihr euch schon mal auf das AGR-Ventil einstellen und wenn dann noch die Drallklappen kommen – viel Spass. Ich ziehe die Reissleine, Ich will nicht mehr. Gesucht habe ich ein schickes Langstreckenfahrzeug, bekommen habe ich einen Haufen Schrott mit Image. Aber Image ist nun mal nicht alles. Ich wünsche euch mehr Glück und allzeit gute Fahrt. Ich verabschiede mich. Alles Gute, viel Glück, ihr könnt es gebrauchen.
30 Antworten
Ich muss mal gerade eine Lanze fuer die Sitze brechen:
Ich bin mit unserem 9-3 (250tkm auf der Uhr) von der West- zur Ostkueste der Staaten in drei Tagen gefahren. Jeden Tag waren es 13-16 Stunden Autofahrt. Die Sitze waren einfach herrlich.