"Forever young" oder "not updated"?
Vor kurzem konnten man überall lesen, dass die Deutschen die 80er Jahre für eine bessere Zeit halten als die gegenwärtige. In meiner Generation der Mittfünfziger glaubt das fast jeder Zweite. Liest man sich durch die diversen Auto-Foren quer, nicht zuletzt das Phaeton-Forum, entsteht bei mir ein anderer Eindruck. Da kann das Fahrzeug gar nicht modern genug sein - superschnelles Navi, modernste Audio-Technik und möglichst jedes aktuelle Helfer-Gimmick an Bord. Wehe, wenn nicht! - Dann wird schwer abgestraft. Die Kritik an der fehlenden Modernität des Phaeton füllt schon in den Beiträgen von 2007 die Speicher, allein die Pöbeleien über das veraltete Infotainment sind Legion. Auch auf den aktuellen Wunschlisten lässt sich das erkennen: ACC, Keyless stehen ganz oben, das möglichst neue Infotainment (das meiner Meinung nach weniger schön integriert ist) ist sozusagen Pflicht als hätte ein Navigationssystem ohne Touch-Screen und CD-betrieben die Beulenpest. Ich gestehe - ich verstehe es nicht.
Es gibt sicherlich den immer das neueste Oberklasse-Modell nutzenden Fahrer, quasi immer auf der Höhe der Zeit. Doch statistisch fällt dessen Anzahl kaum ins Gewicht. Auch die ständig im europäischen Ausland umherfahrenden Geschäftsleute, die die hinterste Gasse im Hafengebiet von Bilbao auf ihrem Upgrade benötigen, dürften eher selten sein. Aber selbst wenn man das alles hat, welchen Anteil nimmt es am Fahrvergnügen? - Beispiel aus dem Alltag: gestern war ich knapp zwei Stunden mit dem Phaeton im Stadtgebiet Dresden unterwegs. Ganz normale Dinge erledigen. Es war das reine Vergnügen bei bestem Wetter: offenes Dach, angenehmes Klima, super Klang von der CD, äußerst ruhiger kaum vernehmbarer Motor und das Spiel der Sonne auf dem Holz und Leder. Es war so schön, dass ich ich mir viel Zeit und einige Umwege einräumte. Ein Gefühl, dass mir auch ein Phaeton in Grundausstattung von 2002 vermittelt hätte (vom Dach mal abgesehen).
Keyless Eccess hätte mir das Drücken der Fernbedienung ein paar Mal erspart, sozusagen als persönliche Befriedigung, aber sobald ich im Auto sitze, spielt das keine Rolle mehr. Die sonstigen Helferlein schon gar nicht. Natürlich bin ich nicht nur gemütlich im abendlichen Stadtverkehr unterwegs, sondern täglich hunderte Kilometer auf der Autobahn. Der Verkehr ist so wild, dass ich dabei lieber alles selbst übernehme. Das von mir aktualisierte Navi funktioniert tadellos, die Stimme (die ich sonst immer stumm schalte) ist überraschend exakt (kein Vergleich zum Smartphone) und das es immer ein paar Sekunden braucht beim Ändern des Maßstabs - who care's?
Nicht das ich etwas gegen ACC hätte, aber warum stehen diese Dinge bei Vielen so im Vordergrund? - Warum wird hier seitenlang VW kritisiert, weil diese den Phaeton nicht immer auf den neuesten Stand brachten? Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitte
Gruß Udo
Beste Antwort im Thema
Vor kurzem konnten man überall lesen, dass die Deutschen die 80er Jahre für eine bessere Zeit halten als die gegenwärtige. In meiner Generation der Mittfünfziger glaubt das fast jeder Zweite. Liest man sich durch die diversen Auto-Foren quer, nicht zuletzt das Phaeton-Forum, entsteht bei mir ein anderer Eindruck. Da kann das Fahrzeug gar nicht modern genug sein - superschnelles Navi, modernste Audio-Technik und möglichst jedes aktuelle Helfer-Gimmick an Bord. Wehe, wenn nicht! - Dann wird schwer abgestraft. Die Kritik an der fehlenden Modernität des Phaeton füllt schon in den Beiträgen von 2007 die Speicher, allein die Pöbeleien über das veraltete Infotainment sind Legion. Auch auf den aktuellen Wunschlisten lässt sich das erkennen: ACC, Keyless stehen ganz oben, das möglichst neue Infotainment (das meiner Meinung nach weniger schön integriert ist) ist sozusagen Pflicht als hätte ein Navigationssystem ohne Touch-Screen und CD-betrieben die Beulenpest. Ich gestehe - ich verstehe es nicht.
Es gibt sicherlich den immer das neueste Oberklasse-Modell nutzenden Fahrer, quasi immer auf der Höhe der Zeit. Doch statistisch fällt dessen Anzahl kaum ins Gewicht. Auch die ständig im europäischen Ausland umherfahrenden Geschäftsleute, die die hinterste Gasse im Hafengebiet von Bilbao auf ihrem Upgrade benötigen, dürften eher selten sein. Aber selbst wenn man das alles hat, welchen Anteil nimmt es am Fahrvergnügen? - Beispiel aus dem Alltag: gestern war ich knapp zwei Stunden mit dem Phaeton im Stadtgebiet Dresden unterwegs. Ganz normale Dinge erledigen. Es war das reine Vergnügen bei bestem Wetter: offenes Dach, angenehmes Klima, super Klang von der CD, äußerst ruhiger kaum vernehmbarer Motor und das Spiel der Sonne auf dem Holz und Leder. Es war so schön, dass ich ich mir viel Zeit und einige Umwege einräumte. Ein Gefühl, dass mir auch ein Phaeton in Grundausstattung von 2002 vermittelt hätte (vom Dach mal abgesehen).
Keyless Eccess hätte mir das Drücken der Fernbedienung ein paar Mal erspart, sozusagen als persönliche Befriedigung, aber sobald ich im Auto sitze, spielt das keine Rolle mehr. Die sonstigen Helferlein schon gar nicht. Natürlich bin ich nicht nur gemütlich im abendlichen Stadtverkehr unterwegs, sondern täglich hunderte Kilometer auf der Autobahn. Der Verkehr ist so wild, dass ich dabei lieber alles selbst übernehme. Das von mir aktualisierte Navi funktioniert tadellos, die Stimme (die ich sonst immer stumm schalte) ist überraschend exakt (kein Vergleich zum Smartphone) und das es immer ein paar Sekunden braucht beim Ändern des Maßstabs - who care's?
Nicht das ich etwas gegen ACC hätte, aber warum stehen diese Dinge bei Vielen so im Vordergrund? - Warum wird hier seitenlang VW kritisiert, weil diese den Phaeton nicht immer auf den neuesten Stand brachten? Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitte
Gruß Udo
18 Antworten
Lieber Themenstarter..... jeder wie er will, jeder wie er kann und jeder hat jede Menge Spaß dabei...
Ganz einfache Formel....
Beste Grüße,
Ralph
Zitat:
@Bretzelburger schrieb am 1. September 2016 um 08:23:39 Uhr:
Die Kritik an der fehlenden Modernität des Phaeton füllt schon in den Beiträgen von 2007 die Speicher, allein die Pöbeleien über das veraltete Infotainment sind Legion.Nicht das ich etwas gegen ACC hätte, aber warum stehen diese Dinge bei Vielen so im Vordergrund? - Warum wird hier seitenlang VW kritisiert, weil diese den Phaeton nicht immer auf den neuesten Stand brachten? Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitte
Gruß Udo
Habe bewußt nur zwei Passagen zitiert. Warum? Nun, man muß in die Anfänge des Phaeton Forums und auf die damaligen Phaeton Fahrer schauen.
Es gab hier fast nur Leutz, die den Phaeton als Geschäftswagen geleast hatten. Ein Jahr, dann wieder einen neuen. Die Konditionen waren unschlagbar günstig.
Irgendwann konnte der Phaeton für dieses Klientel die Ansprüche an ein fahrendes Büro nicht mehr erfüllen.
Nicht nur das Infotainment, auch fehlende oder veraltete Assitenzsysteme waren Gründe, den Phaeton auf diese Funktionen zu reduzieren und fortan zu kritisieren.
Die herausragenden Fahreigenschaften, das geräuschlose Gleiten, der unglaubliche Komfort als Reiselimo, die zeitlose Eleganz, die Haptik des Innenraums, alles wurde zur Nebensache.
Irgenwann kamen auch die nicht mehr zeitgemäßen Motoren und der Wegfall des V10 in die Kritik der damaligen Protagonisten des Forums. Im Thread "Aus und vorbei" entlud sich dann der geballte Frust über das VW Management. Dieser Thread ist auch heute noch die Spielwiese der Kritker.
Ansonsten stimme ich dem Kollegen Colt Seavers voll zu. "Jeder wie er will, wie er kann und jeder hat jede Menge Spaß dabei."
Ergänzung von mir: Mit seinem Phaeton, so wie er oder sie ihn sich ausgesucht hat. Ein rollendes Büro braucht wohl hier niemand mehr...
LG
Udo
Zitat:
@A346 schrieb am 4. September 2016 um 14:10:54 Uhr:
Zitat:
@Bretzelburger schrieb am 1. September 2016 um 08:23:39 Uhr:
Die Kritik an der fehlenden Modernität des Phaeton füllt schon in den Beiträgen von 2007 die Speicher, allein die Pöbeleien über das veraltete Infotainment sind Legion.Nicht das ich etwas gegen ACC hätte, aber warum stehen diese Dinge bei Vielen so im Vordergrund? - Warum wird hier seitenlang VW kritisiert, weil diese den Phaeton nicht immer auf den neuesten Stand brachten? Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitte
Gruß Udo
Habe bewußt nur zwei Passagen zitiert. Warum? Nun, man muß in die Anfänge des Phaeton Forums und auf die damaligen Phaeton Fahrer schauen.
Es gab hier fast nur Leutz, die den Phaeton als Geschäftswagen geleast hatten. Ein Jahr, dann wieder einen neuen. Die Konditionen waren unschlagbar günstig.Irgendwann konnte der Phaeton für dieses Klientel die Ansprüche an ein fahrendes Büro nicht mehr erfüllen.
Nicht nur das Infotainment, auch fehlende oder veraltete Assitenzsysteme waren Gründe, den Phaeton auf diese Funktionen zu reduzieren und fortan zu kritisieren.
Die herausragenden Fahreigenschaften, das geräuschlose Gleiten, der unglaubliche Komfort als Reiselimo, die zeitlose Eleganz, die Haptik des Innenraums, alles wurde zur Nebensache.Irgenwann kamen auch die nicht mehr zeitgemäßen Motoren und der Wegfall des V10 in die Kritik der damaligen Protagonisten des Forums. Im Thread "Aus und vorbei" entlud sich dann der geballte Frust über das VW Management. Dieser Thread ist auch heute noch die Spielwiese der Kritker.
Ansonsten stimme ich dem Kollegen Colt Seavers voll zu. "Jeder wie er will, wie er kann und jeder hat jede Menge Spaß dabei."
Ergänzung von mir: Mit seinem Phaeton, so wie er oder sie ihn sich ausgesucht hat. Einen Phaeton als rollendes Büro im Geschäftswagenleasing braucht wohl hier niemand mehr...
LG
Udo
Zitat:
@A346 schrieb am 4. September 2016 um 14:10:54 Uhr:
Ein rollendes Büro braucht wohl hier niemand mehr...
... dafür kommen im Austausch die Leute, die ein Auto auf seine Kernqualitäten untersuchen. Nun heisst es "wieso rosten die Türen", "wieso gibt es keinen V8 oder V12 Diesel", "wieso streikt die Heckklappe", "wieso wurden die Komfortgurte wegrationalisiert" u.s.w.
So wie es aussieht konnte oder wollte VW Management keine der beiden Fraktionen befriedigen: die Mieter jammerten wegen mit der Zeit zunehmend fehlendem Bling-Bling im Vergleich zur Konkurrenz und die Inhaber jammern wegen der an manchen Stellen dem markeneigenen Anspruch unwürdigen Qualität.
Fügen wir noch hinzu stolze zwei Werkstätte, die das Auto in der ganzen Republik beherrschen.
Oder erwähnen wir vielleicht den letzten Ingenieur, der Manager wurde (und nicht umgekehrt) und sich leider schon in die Rente verabschiedet hat. Der hat noch sein Eigentum persönlich gelenkt und überwacht. Tagtäglich.
Einst wurde Mr. Shelby wie folgt beschrieben: "der versteht nicht nur das Auto, der pisst auch das Auto". Wenn ich heute die Visagen der Lenker und der Inhaber der Deutschen Autoindustrie sehe erkenne ich keine, die das Auto pissen. Nicht mal Ansatzweise. Die aktuelle Generation hat eigene Werke und Marken zum Geldautomat herabgestuft.
PS. Behebt die hier ausgiebig diskutierte Aktion "einmal rübersprühen" den Fertigungsfehler an den Türen dauerhaft, oder hat man sie z.B. alle 5 Jahre aufs Neue zu wiederholen ?