"Forever young" oder "not updated"?
Vor kurzem konnten man überall lesen, dass die Deutschen die 80er Jahre für eine bessere Zeit halten als die gegenwärtige. In meiner Generation der Mittfünfziger glaubt das fast jeder Zweite. Liest man sich durch die diversen Auto-Foren quer, nicht zuletzt das Phaeton-Forum, entsteht bei mir ein anderer Eindruck. Da kann das Fahrzeug gar nicht modern genug sein - superschnelles Navi, modernste Audio-Technik und möglichst jedes aktuelle Helfer-Gimmick an Bord. Wehe, wenn nicht! - Dann wird schwer abgestraft. Die Kritik an der fehlenden Modernität des Phaeton füllt schon in den Beiträgen von 2007 die Speicher, allein die Pöbeleien über das veraltete Infotainment sind Legion. Auch auf den aktuellen Wunschlisten lässt sich das erkennen: ACC, Keyless stehen ganz oben, das möglichst neue Infotainment (das meiner Meinung nach weniger schön integriert ist) ist sozusagen Pflicht als hätte ein Navigationssystem ohne Touch-Screen und CD-betrieben die Beulenpest. Ich gestehe - ich verstehe es nicht.
Es gibt sicherlich den immer das neueste Oberklasse-Modell nutzenden Fahrer, quasi immer auf der Höhe der Zeit. Doch statistisch fällt dessen Anzahl kaum ins Gewicht. Auch die ständig im europäischen Ausland umherfahrenden Geschäftsleute, die die hinterste Gasse im Hafengebiet von Bilbao auf ihrem Upgrade benötigen, dürften eher selten sein. Aber selbst wenn man das alles hat, welchen Anteil nimmt es am Fahrvergnügen? - Beispiel aus dem Alltag: gestern war ich knapp zwei Stunden mit dem Phaeton im Stadtgebiet Dresden unterwegs. Ganz normale Dinge erledigen. Es war das reine Vergnügen bei bestem Wetter: offenes Dach, angenehmes Klima, super Klang von der CD, äußerst ruhiger kaum vernehmbarer Motor und das Spiel der Sonne auf dem Holz und Leder. Es war so schön, dass ich ich mir viel Zeit und einige Umwege einräumte. Ein Gefühl, dass mir auch ein Phaeton in Grundausstattung von 2002 vermittelt hätte (vom Dach mal abgesehen).
Keyless Eccess hätte mir das Drücken der Fernbedienung ein paar Mal erspart, sozusagen als persönliche Befriedigung, aber sobald ich im Auto sitze, spielt das keine Rolle mehr. Die sonstigen Helferlein schon gar nicht. Natürlich bin ich nicht nur gemütlich im abendlichen Stadtverkehr unterwegs, sondern täglich hunderte Kilometer auf der Autobahn. Der Verkehr ist so wild, dass ich dabei lieber alles selbst übernehme. Das von mir aktualisierte Navi funktioniert tadellos, die Stimme (die ich sonst immer stumm schalte) ist überraschend exakt (kein Vergleich zum Smartphone) und das es immer ein paar Sekunden braucht beim Ändern des Maßstabs - who care's?
Nicht das ich etwas gegen ACC hätte, aber warum stehen diese Dinge bei Vielen so im Vordergrund? - Warum wird hier seitenlang VW kritisiert, weil diese den Phaeton nicht immer auf den neuesten Stand brachten? Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitte
Gruß Udo
Beste Antwort im Thema
Vor kurzem konnten man überall lesen, dass die Deutschen die 80er Jahre für eine bessere Zeit halten als die gegenwärtige. In meiner Generation der Mittfünfziger glaubt das fast jeder Zweite. Liest man sich durch die diversen Auto-Foren quer, nicht zuletzt das Phaeton-Forum, entsteht bei mir ein anderer Eindruck. Da kann das Fahrzeug gar nicht modern genug sein - superschnelles Navi, modernste Audio-Technik und möglichst jedes aktuelle Helfer-Gimmick an Bord. Wehe, wenn nicht! - Dann wird schwer abgestraft. Die Kritik an der fehlenden Modernität des Phaeton füllt schon in den Beiträgen von 2007 die Speicher, allein die Pöbeleien über das veraltete Infotainment sind Legion. Auch auf den aktuellen Wunschlisten lässt sich das erkennen: ACC, Keyless stehen ganz oben, das möglichst neue Infotainment (das meiner Meinung nach weniger schön integriert ist) ist sozusagen Pflicht als hätte ein Navigationssystem ohne Touch-Screen und CD-betrieben die Beulenpest. Ich gestehe - ich verstehe es nicht.
Es gibt sicherlich den immer das neueste Oberklasse-Modell nutzenden Fahrer, quasi immer auf der Höhe der Zeit. Doch statistisch fällt dessen Anzahl kaum ins Gewicht. Auch die ständig im europäischen Ausland umherfahrenden Geschäftsleute, die die hinterste Gasse im Hafengebiet von Bilbao auf ihrem Upgrade benötigen, dürften eher selten sein. Aber selbst wenn man das alles hat, welchen Anteil nimmt es am Fahrvergnügen? - Beispiel aus dem Alltag: gestern war ich knapp zwei Stunden mit dem Phaeton im Stadtgebiet Dresden unterwegs. Ganz normale Dinge erledigen. Es war das reine Vergnügen bei bestem Wetter: offenes Dach, angenehmes Klima, super Klang von der CD, äußerst ruhiger kaum vernehmbarer Motor und das Spiel der Sonne auf dem Holz und Leder. Es war so schön, dass ich ich mir viel Zeit und einige Umwege einräumte. Ein Gefühl, dass mir auch ein Phaeton in Grundausstattung von 2002 vermittelt hätte (vom Dach mal abgesehen).
Keyless Eccess hätte mir das Drücken der Fernbedienung ein paar Mal erspart, sozusagen als persönliche Befriedigung, aber sobald ich im Auto sitze, spielt das keine Rolle mehr. Die sonstigen Helferlein schon gar nicht. Natürlich bin ich nicht nur gemütlich im abendlichen Stadtverkehr unterwegs, sondern täglich hunderte Kilometer auf der Autobahn. Der Verkehr ist so wild, dass ich dabei lieber alles selbst übernehme. Das von mir aktualisierte Navi funktioniert tadellos, die Stimme (die ich sonst immer stumm schalte) ist überraschend exakt (kein Vergleich zum Smartphone) und das es immer ein paar Sekunden braucht beim Ändern des Maßstabs - who care's?
Nicht das ich etwas gegen ACC hätte, aber warum stehen diese Dinge bei Vielen so im Vordergrund? - Warum wird hier seitenlang VW kritisiert, weil diese den Phaeton nicht immer auf den neuesten Stand brachten? Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitte
Gruß Udo
18 Antworten
Ausgezeichnet. 🙂
Danke für Deine Darstellung. Du führst die (Schein-) Innovationen beim Autofahren auf ihren Kern zurück.
Natürlich ist es schön und hilfreich eine Rückfahrkamera zu besitzen. Aber sie ist nicht essentiell.
Das Gleiche gilt für das autonom fahrende Auto.
Frech gesagt: "Dann kann ich auch mit Bahn, Bus oder Taxi fahren. Die fahren aus meiner Sicht auch autonom. Ich muss nur einsteigen und mich kutschieren zu lassen."
Ich finde gut, dass Du diesen konservativen, wert-erhaltenden Gesichtspunkt würdigst.
Andererseits: ohne den Drang nach neuen Dingen oder auch Spielereien gäbe es keinen Fortschritt.
Die PKW-Technik ist heute so ausgereift, dass man Sekundär- und Tertiär-Qualitäten "hypen" muss. An den Kern-Qualitäten des KFZ ändert sich heute nicht mehr viel.
Viele der heute angepriesenen Innovationen sind politisch vorgegeben und fragwürdig.
Ich bin gespannt, wann ich eine grüne Plakette auf die Stirn bekomme, die ärztlich bescheinigt, dass ich weniger CO2 in der Aus-Atemluft produziere. 😉
Hasel
Das ist ganz meine Meinung, danke, schön auf dem Punkt gebracht. Ich wäre zB. froh, ich hätte kein ACC, weil es dauernd Ärger macht, ein einfacher Tempomat, den ich auch nutzen kann, wäre mir lieber. Beides ist aber gekoppelt, wenn ACC nicht geht, geht auch der Tempomat nicht (GP1). Ich genieße das Holz und das Leder und die Ruhe im Wagen, genauso wie Du.
Zitat:
@Bretzelburger schrieb am 1. September 2016 um 08:23:39 Uhr:
Ich idealisiere die 80er nicht, aber die Qualitäten des Phaeton haben für mich etwas Bleibendes, dass nichts mit Bluetooth, MP3 und Spurfahr-Assistent zu tun hat. Erklärt es mir, bitteGruß Udo
Eine CD liefert ungefähr 60 Minuten Musik. Dann hat man sie zu wechseln (lassen) oder von Vorne anzufangen.
Eine mit mp3 gefüllte CD liefert vielleicht 10 Stunden. Wenn man die Dateien auf der fest eingebauten Festplatte speichert sind das mehrere Dutzend Stunden mit der besten (weil von Dir ausgewählt) Musik, die dieser Planet je produziert hat. Eine alternative während der Reise stellt das Radio eher nicht: alle 30 Minuten Werbepausen und immer die gleichen Nachrichten, die doch keine echte Nachrichten sind sondern von einem Praktikanten beim Sender aus Propaganda Streams von Reuters, DPA und TASS zusammengeklebt wurden. Hier ist für mich das Angebot nach grossen, fest eingebauten Festplatten von Bedeutung, weil auf die Musik aus dem Radio im Auto kein Verlass ist.
Die grosse Navi ist von Bedeutung, wenn man dem Alterungsprozess des Fahrers entgegen wirken will.
Zu den anderen Spielzeugen im Auto: unsere Ansichten sind die Gleichen. Ich könnte als Kunde sehr wohl auf die elektrische Kofferraumklappe verzichten. Ich wäre sogar bereit drauf zu zahlen um im Austausch die Türe ausgeliefert zu bekommen, die nicht rosten.
PS: die 80er Jahren waren die Besten: die Steuern waren niedrig, die Liste der Empfänger der Steuergelder kurz, die Reallöhne hoch und der Staat sehr zurückhaltend was den eigenen Machtanspruch angeht. Der Konkurrenzkampf in der Autoindustrie wurde damals über die Qualität und nicht über die Preise ausgetragen.
Was vielleicht am Wichtigsten ist: die eigene Währung eines der Deutschen Staaten wurde damals noch stabil im Wert gehalten.
Phaeton scheint mir ein letztes Produkt einer Ära zu sein, als die Welt noch in Ordnung war.
Lieber Udo,
ich finde deinen Artikel toll.
ABER die Verkehrslage hat sich im Laufe der Jahre verändert und somit auch die Belastung der Fahrer.
Ich bin überaus glücklich über die Erfindung des ACC, es erhöht die Sicherheit um Einiges.
Ob man nun Vollleder oder nur die Arbeitnehmerversion hat ist sicherlich egal und erhöht den super Komfort sicherlich nicht. Auch auf Keyless könnte ich verzichten, zumal ich den Schlüssel jetzt noch in einem strahlensicheren Behältnis vertsecken muss :-(, damit das gute Stück nicht gestohlen wird.
Auf mein beheizbares Lenkrad und die Standheizung möchte ich aber nicht mehr verzichten.
Man braucht nicht alle Extras, aber der Fortschritt hilft uns in allen Bereichen des Lebens, es lebe der Fortschritt.
Ich werde aber auch ohne weitere Updates meines Phaetons an ihm festhalten, nach dem P. kommt dann ein Auto, welches selbständig einparkt und auch zusätzlich zum ACC die Spur hält.
Gruß
Thomas
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Zitat:
@Hasel schrieb am 1. September 2016 um 09:14:54 Uhr:
Ich bin gespannt, wann ich eine grüne Plakette auf die Stirn bekomme, die ärztlich bescheinigt, dass ich weniger CO2 in der Aus-Atemluft produziere. 😉Hasel
Wolfgang, wie kommst Du denn auf das schmale Brett? In unserem Alter würde es wohl selbst bei wohlwollender Betrachtung maximal noch knapp zur gelben Plakette reichen, wenn nicht gar.... 😁
MfG
Jens
Hallo Udo,
Ich bin auch ganz deiner Meinung. Ich denke aber, dass die neuere Generation einfach in einer viel mehr auf Konsum ausgelegten Gesellschaft gross geworden ist. Wenn unsere Eltern uns sagten "....Lern was - dann biste was...", oder uns so Sachen wie "...Mehr Sein als Schein.." an den Kopf warfen, so muss man heute feststellen, dass sich die jüngere Generation weniger an diesen Werten orientiert. Sie definiert sich mehr durch das "Haben", als das "SEIN".
Ich bin zwar etwas jünger als du - habe aber den selben Beruf - wie ich erkennen konnte. Und ich würde mal behaupten, dass dieser Haltungsunterschied gegenüber dem Konsum auch in unserem Beruf deutlich sichtbar geworden ist.
Damit ich richtig verstanden werde : Ich kritisiere hier die jüngere Generation nicht - ich möchte eher sagen, dass ich mir einbilde dies in meinem privatem und professionnellem Umfeld täglich zu beobachten. Und ausserdem habe ich nichts dagegen, wenn die Leute gerne ihr Geld ausgeben, denn ich lebe - und profitiere - direkt und indirekt davon.
Und so ist es auch beim PHAETON. Für mich definiert sich ein Auto eher durch die Erhabenheit des Motors, des Fahrwerks, der Bremsen (...beim Phaeton allerdings eher ein schlechtes Beispiel !!), der Qualität der Fabrikation und des Designs, als durch die Diktatur des "Neuestem Stand der Technik - und der Mode".
Modernität ist in meinen Augen nicht ein vollbepacktes Objekt, sondern ein in sich schlüssiges und individuelles Konzept, das auch esthetisch abweichend sein darf, wenn es verständlich ist. Nach dem Prinzip : Less is More.
Was nun den Phaeton angeht, so handelt es sich hier um ein Fahrzeug, das den Alterungsprozess
-> einer Breitling Armbanduhr
-> eines Zippo Feuerzeugs
-> etc.
durchmachen wird. Für mich ist der Phaeton heute schon zeitlos, und morgen sehr wahrscheinlich Kult.
MfG
Zitat:
@Dumbo-Deri schrieb am 1. September 2016 um 11:46:39 Uhr:
Zitat:
@Hasel schrieb am 1. September 2016 um 09:14:54 Uhr:
Ich bin gespannt, wann ich eine grüne Plakette auf die Stirn bekomme, die ärztlich bescheinigt, dass ich weniger CO2 in der Aus-Atemluft produziere. 😉Hasel
Wolfgang, wie kommst Du denn auf das schmale Brett? In unserem Alter würde es wohl selbst bei wohlwollender Betrachtung maximal noch knapp zur gelben Plakette reichen, wenn nicht gar.... 😁
MfG Jens
Hallo Jens
Meinen flotten Spruch habe ich mal wissenschaftlich analysiert: Du hast Recht! 😁
Off Topic als direkte Antwort:
Der Mensch setzt bei der Atmung 4% des Sauerstoffs in Kohlenstoffdioxid um. Die Einatemluft enthält 20% Sauerstoff und 0,04% Kohlenstoffdioxid. Die Ausatemluft enthält nur noch 16% Sauerstoff und 4% Kohlenstoffdioxid.
Mit zunehmendem Alter nimmt infolge des geringeren Stoffwechsels der Sauerstoffverbrauch ab und somit reduziert sich auch der Ausstoß von CO2.
Folge:
Junge Menschen bekommen eine rote Plakette, wir Alten grüne oder gar blaue Plaketten. 😁 😁 😁
Off Topic - Off
Was ich sagen will:
Infolge politischer volks-gestalterischer Maßnahmen werden neue Ziele definiert (CO2, Veggie-Day uam.), die an den unübertroffenen Grundeigenschaften des Phaeton nichts ändern. Der Rest ist Bling-Bling. 😉 😁
Hasel
Erst einmal vielen Dank für die zahlreiche Resonanz, die deutlich weniger kontrovers ausfiel, als ich erwartet hatte. Diejenigen, die ich direkt angesprochen hatte mit meiner Frage, haben sich noch nicht geäußert. Mein Ansinnen entstand ja nicht im luftleeren Raum, sondern war eine Reaktion auf viele Beiträge, die ich hier im Forum gelesen habe. Zuletzt im "Kaufberatungs-Thread", in dem der User in seiner unbedingt Ausstattung "-18 Wege Sitze -RNS 810 -Keyless -Front Assist und nach Möglichkeit RFK" auflistete. Bei den Sitzen gehe ich voll mit, aber der Buhei um die Rückfahr-Kamera hat sich mir noch nicht erschlossen. Die habe ich wirklich noch nie vermisst. Letztens war hier doch ein TE, der trotz der Kamera hinter dem Auto etwas übersehen hatte (lag wohl außerhalb des Blickwinkels).
Diese "Wunschliste" ist ja keine Ausnahme, auf der das Schiebedach und die Standheizung dagegen eher selten aufgeführt werden. Beides für mich echter Luxus. Früher hatten die Autos übrigens viel häufiger ein Schiebedach (mit oder ohne Kurbel), aber das wurde Marketing-seitig durch die Klimaanlage ersetzt. Wie sie das hinbekommen haben, ist mir immer noch ein Rätsel?
Ich möchte nicht missverstanden werden. Ich bin weder ein Fortschritts-Feind, noch habe ich keinen Spaß an solchen Gimmicks. Und wenn Jemand das ACC sinnvoll im Alltag anwenden kann, umso besser. Ich habe aber auch bei mir schon festgestellt, dass ich mein Verhalten geändert habe, um diverse Ausstattungsmerkmale vor mir selbst zu rechtfertigen. Und in meinem "Daily-Driver" habe ich einen Stick mit 32 Gigabyte voll Musik - ganz klar ne praktische Sache.
Doch darum ging es mir nicht, sondern warum diese Features bei Vielen eine solche hohe Priorität genießen, obwohl ihr Anteil am eigentlichen Fahrerlebnis so gering ist? - Zudem habe ich Vorstellungsschwierigkeiten, dass sich Irgendjemand dieses zwei Meter breite Riesenschiff zulegt, der ins Schwitzen gerät, wenn er ohne Rückfahrkamera in eine Parklücke fährt.
Gruß Udo
Zitat:
@Bretzelburger schrieb am 1. September 2016 um 23:26:16 Uhr:
Doch darum ging es mir nicht, sondern warum diese Features bei Vielen eine solche hohe Priorität genießen, obwohl ihr Anteil am eigentlichen Fahrerlebnis so gering ist?Gruß Udo
Die Fähigkeit der kritischen und selbstkritischen sowie selbstständigen und unvoreingenommenen Analyse nimmt neulich über Generationen ab. Die Eigenschaft basiert auf Intelligenz und diese sinkt ebenso. Jeder, der es wagt dies offen anzusprechen wird öffentlich gesteinigt, wie zuletzt Thilo Sarrazin.
Mangels eigener Meinung werden Fremdmeinungen dediziert von den Kreativen der Industrie in die Köpfe der Kunden gesetzt. Die Industrie verfolgt eigene Interessen, sie sind: Gewinn maximieren, Aufwände minimieren.
Ein Auto auf Fahrspass auszulegen kostet Geld. Materialien sowie technologisch durchdachte und reife Entwürfe sind teuer. Das Aufrechterhalten der Qualität beim Zusammenbau sinkt die Produktionskapazitäten.
Kameras einzubauen und den Kunden einzureden, dass sie die wichtigsten Errungenschaften seit ABS sind ist dagegen billiger. Neulich auf irgendeinem privaten Sender wurde ein Vergleichstest der zwei Autos durchgeführt und sogar ausgestrahlt. In dem Test wurde ermittelt wie schnell das Blödfon sich mit den getesteten Fahrzeugen paaren kann. Kein Wort über Motoren, Aufhängung, Getriebeübersetzung, Achslastverteilung, Verlauf der Drehmomentkurve, Ansprechverhalten, Geräuschpegel, usw.
Das wichtigste war das Bluetooth. So sind eben die Kunden heute.
Zitat:
@Bretzelburger schrieb am 1. September 2016 um 23:26:16 Uhr:
Erst einmal vielen Dank für die zahlreiche Resonanz, die deutlich weniger kontrovers ausfiel, als ich erwartet hatte. Diejenigen, die ich direkt angesprochen hatte mit meiner Frage, haben sich noch nicht geäußert. Mein Ansinnen entstand ja nicht im luftleeren Raum, sondern war eine Reaktion auf viele Beiträge, die ich hier im Forum gelesen habe. Zuletzt im "Kaufberatungs-Thread", in dem der User in seiner unbedingt Ausstattung "-18 Wege Sitze -RNS 810 -Keyless -Front Assist und nach Möglichkeit RFK" auflistete. Bei den Sitzen gehe ich voll mit, aber der Buhei um die Rückfahr-Kamera hat sich mir noch nicht erschlossen. Die habe ich wirklich noch nie vermisst. Letztens war hier doch ein TE, der trotz der Kamera hinter dem Auto etwas übersehen hatte (lag wohl außerhalb des Blickwinkels).Diese "Wunschliste" ist ja keine Ausnahme, auf der das Schiebedach und die Standheizung dagegen eher selten aufgeführt werden. Beides für mich echter Luxus. Früher hatten die Autos übrigens viel häufiger ein Schiebedach (mit oder ohne Kurbel), aber das wurde Marketing-seitig durch die Klimaanlage ersetzt. Wie sie das hinbekommen haben, ist mir immer noch ein Rätsel?
Ich möchte nicht missverstanden werden. Ich bin weder ein Fortschritts-Feind, noch habe ich keinen Spaß an solchen Gimmicks. Und wenn Jemand das ACC sinnvoll im Alltag anwenden kann, umso besser. Ich habe aber auch bei mir schon festgestellt, dass ich mein Verhalten geändert habe, um diverse Ausstattungsmerkmale vor mir selbst zu rechtfertigen. Und in meinem "Daily-Driver" habe ich einen Stick mit 32 Gigabyte voll Musik - ganz klar ne praktische Sache.
Doch darum ging es mir nicht, sondern warum diese Features bei Vielen eine solche hohe Priorität genießen, obwohl ihr Anteil am eigentlichen Fahrerlebnis so gering ist? - Zudem habe ich Vorstellungsschwierigkeiten, dass sich Irgendjemand dieses zwei Meter breite Riesenschiff zulegt, der ins Schwitzen gerät, wenn er ohne Rückfahrkamera in eine Parklücke fährt.
Gruß Udo
Jetzt fühle ich mich doch mal angesprochen... 😁
Der Pfosten ist mir in den Weg gesprungen, so schnell kann man gar nicht reagieren 😉
Zu deinem ursprünglichen Statement: Ich gebe dir recht, vieles ist unnötig oder tatsächlich nicht so wichtig. Ich denke, dass es schwieriger für Automobilhersteller geworden ist, sich untereinander zu differenzieren. Wir sind bei Fahrwerk/Motor/Lenkung auf einem Leistungsniveau angekommen, das sind keine Quantensprünge mehr möglich. Also muss man versuchen, sich über andere Merkmale zu differenzieren um den Kunden für sich zu gewinnen. Derzeit sind die zwei großen Themen die Vernetzung des Autos und das autonome Fahren an sich.
Um zu meiner persönlichen Entscheidung zu kommen, warum ich einen Phaeton gewählt habe der etwas mehr drinnen hat: Ich habe mir meinen Spieltrieb und meine Neugierde behalten, heißt, ich würde gerne vieles ausprobieren. Daher habe ich so Spielereien wie ACC, Side Assist, Rear Assist, 18 Wege, Keyless, blabla. Einfach nur, weil es mir persönlich den Alltag erleichtert und sei es nur ein kleines bisschen. Und ich es gerne ausprobieren möchte. Manches finde ich echt super (ACC, trotz diverser Einschränkungen; 18 Wege Sitze, ...), manches stellt sich doch als unnötig heraus (Side Assist - den Schulterblick kann und werde ich mir nicht abgewöhnen). Und bei manchen Extras habe ich mich durch vorherige Fahrzeuge schon dran gewöhnt, weil die es einfach hatten, ohne dass ich speziell danach geschaut hatte. Das sind beispielsweise so etwas profanes wie der Regensensor und die Verkehrszeichenerkennung. Es ist wie häufig im Leben: Einmal dran gewöhnt, will man es nicht mehr missen. Ich habe tatsächlich einen Phaeton nicht gekauft, weil er die Verkehrszeichenerkennung nicht hatte. Klingt nach Kleinigkeit, aber ich wollte das perfekte Auto für mich. Die Verkehrszeichenerkennung hatte ich davor schon in meiner C-Klasse und fand ich echt super. Wie oft kann es im alltäglichen Wahnsinn auf unseren Autobahnen passieren, dass man vielleicht doch mal ein Verkehrszeichen übersieht? Natürlich ist die Verkehrszeichenerkennung nicht Allheilmittel, wie es keins dieser Extras ist. Der gesunde Menschenverstand muss immer mitfahren, auch wenn es gegenteilige Beispiele gibt und bei weitem nicht bei allen so ist (siehe den tödlichen Unfall von Tesla).
Auf der anderen Seite steht natürlich auch der wirtschaftliche Aspekt: Ein Phaeton mit vielen Extras ist nach meiner Erfahrung nach nicht mehr so viel teurer, als ein Auto, das solche Extras nicht hat. Ich denke auch, dass wenn man das Auto einmal verkaufen muss (aus welchen Gründen auch immer), dann lässt es sich mit Extras eher verkaufen. Die negative Seite ist natürlich: Mehr Elektronik die kaputt gehen kann...
Was bleibt nach diesem Sermon:
Jeder setzt die Prioriäten was für ihn wichtig ist anders. Als Beispiel: Du hast geschrieben, dass für dich ein Schiebedach toll ist. Ich hab jetzt eins, nutzen tue ich es fast nie.
Am Ende ist der persönliche Geschmack ausschlaggebend. Ich gönne mir gerne hin und wieder etwas und ja, ein Phaeton in Grundausstattung ist schon verdammt gut. Mit den diversen sinnvollen Extras obendrauf wird er für mich noch besser. Also warum nicht?
Ich hoffe, dass dir mein Beitrag einen Einblick in meine Sichtweise geben konnte. Gerne kann der Beitrag konstruktiv auseinander genommen werden 😉
Viele Grüße
Chris
Danke für deine differenzierte Antwort, die ich komplett nachvollziehen kann. Trotz deiner "Kennzeichen-Erkennungs"-Vorliebe bist du nicht ganz die Zielgruppe, die mich zu meinem Text veranlasste, aber du kratzt immerhin ein wenig daran. Persönliche Vorlieben lasse ich immer gelten, so lange sie selbstreflexiv sind. Der Hauptgrund für die Wahl meines Phaeton war das Leder in Grenadine, womit ich sicherlich keine Mehrheitsmeinung beanspruche. Und so sehr ich das Schiebedach schätze, wenn alles andere passt (dazu gehört auch Pflegezustand, Historie usw.), kann ich darauf auch verzichten. Mich stört diese unbedingte Beanspruchung aktueller Features, deren Fehlen sofort zur Verurteilung des Gesamtfahrzeugs, des Konzerns VW usw. führt - und diese Haltung sehe ich bei dir nun gar nicht
Gruß Udo
Hm, ich denke, die Zielgruppe, die du ansprechen möchtest wird sich hier nicht unbedingt äußern. Und wenn doch, dann sicherlich nicht so differenziert, dass es wirklich konstruktiv ist.
Dich interessiert, warum diese Leute eine gewisse Anspruchshaltung haben, die dann in pauschalisieren mündet (korrekt?). Ich denke, diese Verallgemeinerung komplexer Fakten ist eine persönliche Haltung, die eine differenzierte Diskussion nicht zulässt. Da meiner Erfahrung nach das ganze dann noch mit mangelnder Selbstreflexion einhergeht, kommt da dann nix brauchbares bei raus. Da werden dann ganze Generationen abgestempelt und alles auf die "pöse Lügenprese" geschoben - aber brav jeden morgen die BLÖD beim Bäcker mitgenommen - und die ganze kapitalistische Industrie, die ihre Propaganda in die Köpfe der Leute reinhämmert, für alles verantwortlich gemacht. So lässt es sich dann einfach leben, schuld sind ja immer die anderen...
Gerne lasse ich mich auch eines besseren belehren, ob meiner oben getätigten Aussagen, allein mir fehlt der Glaube :-(
An dieser Stelle unterbreche ich meine Gedanken jetzt, ich drifte ab und fange an ein Fass zu öffnen. Ich hoffe du kannst meinen Beitrag richtig einordnen 😉
Viele Grüße
Chris
Hi,
mir geht es so, dass ich z.B. analoge Rundinstrumente (wie im Phaeton) bevorzuge. Ich will kein Display an der Stelle haben. Auch bevorzuge ich Schalter für Radio, Klima, etc. und will da kein grossen Touchscreen ala z.B. Tesla S.
Nennt mich 'altmodisch' aber mir ist die Haptik von Schaltern, die ich annähernd blind bedienen kann, viel lieber.
Dass ZAB in meinem GP1,5 reicht mir aus. Ich will gar nicht Google Maps mit 'Live Bildern' haben : da sind zu viele Informationen drauf und ich brauche zu lange um diese zu verarbeiten und bin damit zu lange abgelenkt.
(Und das obwohl ich mich als durchaus technikinteressiert bezeichnen würde und gerne Neuheiten haben will.)
D.h. wenn ich mit dem Cockpit nicht zufrieden bin, würde ich einen Wagen nicht kaufen.
Meiner hat kein Dynaudio : manchmal ärgere ich mich darüber, dass ich nicht weitergesucht habe bis ich einen gefunden hätte mit Dynaudio.
Was CD Wechsler, MP3, Festplatte angeht : ich habe den 6-fach CD Wechsler im Handschuhfach und wenn ich alle 6 CDs einmal durchgehört habe, sind auch zwischen 4h und 6h vergangen. Da kann man entweder nochmal von vorne anfangen oder neue CDs einlegen...
MP3 ist eine verlustbehaftete Komprimierung, bei Einführung wurde nur Stereo (2 Kanäle) und nicht Dolby Surround (4, 5 oder mehr Kanäle) unterstützt : da kann eine CD mehr Spaß machen, da diese Dolby Surround unterstützt.
Festplatte : kommt darauf an in welchem Format ich die Lieder dort ablege (WAV, MP3,...). Aber im Vergleich zur angebotenen Kapazität (MB, GB, TB) empfinde ich diese als sehr bzw. zu teuer - wobei ich nicht weiß ob es sich dabei um reguläre Festplatten handelt, die auch in PCs/Laptops eingebaut werden.
Passend zum CD-Wechsler habe ich mir heute das Original-Phaeton-Ledermäppchen (riecht gut und hat den Phaeton-Schriftzug) für die CD's in der GMD gekauft, um das Handschuhfach nicht mit Hüllen voll zu stellen. Mit den 6 CD's im Wechsler habe ich so immer 15 dabei. Das gab es für kleines Geld (26,91 Euro dank 10% Rabattaktion von der ich nichts wusste) und ich bin gespannt, wie lange noch? - im Vergleich zu den sonstigen Utensilien im Gläserne-Manufaktur-Laden wirkt das Mäppchen altmodisch. Möglicherweise ein Auslaufmodell, denn für das schmale, nicht besser verarbeitete Kreditkarten-Leder-Etui, das daneben im Regal stand, wollten sie mehr als 90 Euro.