Zombie-Banken, Zombie-Unternehmen, Zombie-Privathaushalte?
Über Zombie-Banken und Zombie-Unternehmen hat man ja inzwischen genug gelesen. Ich stelle mir die Frage, ob die Situation nicht auch auf Privathaushalte übertragbar ist, sprich, ob es nicht inzwischen auch viele Privathaushalte gibt, die sich finanziell nur noch deshalb über Wasser halten können, weil das Zinsniveau aktuell so niedrig ist. Was passiert, wenn die Zinswende kommt und Zinsbindungen bei Hausfinanzierungen auslaufen und Umschuldungen anstehen oder Fahrzeuge abbezahlt sind und durch neue - finanzierte - Fahrzeuge ersetzt werden müssen? Wenn es bei gleicher Rate dann nur noch für einen Wagen in einer kleineren Klasse reicht? Ich frage mich, ob verschuldete Privathaushalte dann tatsächlich ihren Konsum einschränken wollen oder können.
Wie seht Ihr das?
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@A346 schrieb am 9. November 2018 um 18:40:22 Uhr:
Du kannst das gerne anders sehen.Ich sehe hier als Überschrift für dieses Themen Forum :
Auto-Finanzierung Forum
Fragen und Antworten zum Thema Autofinanzierung und Auto-Kredit werden hier diskutiert
...und Du meinst, andere Kosten haben mit der Autofinanzierung nichts zu tun? Eines der heutigen Hauptprobleme überschuldeter Haushalte ist, dass viele keine Gesamtbetrachtung machen, die auch noch längerfristig ausgerichtet ist. Wenn ich aktuell z.B. EUR 350,- monatlich für eine Autofinanzierung übrig zu haben glaube, in Kürze aber eine kräftige Mieterhöhung oder die Prolongation eines Immobilienkredites ansteht, dann sollte ich das im Blick haben. In diesem Thread geht es um diese Gesamtsicht. Ist das so schlimm?
154 Antworten
Zitat:
@Ascender schrieb am 8. November 2018 um 20:30:59 Uhr:
Eigentlich hat der Gesetzgeber schon lange reagiert und mit der "Wohnimmobilienkreditrichtlinie" (WokRi) - was für ein Wort - entsprechende Regularien geschaffen. Allerdings, und das zeigt die Erfahrung, kann diese sehr leicht umgangen werden.
Im wesentlichen besagt die WokRi, dass Nebenkosten nicht mit Fremdmitteln finanziert werden dürfen. Gibt der Kunde allerdings einen anderen Verwendungszweck an,... 🙄 Nachweise (etwa Rechnungen) verlangt nach der Kreditauszahlung sowieso keiner mehr.
Mein Gefühl ist, dass viele Immobilien daher zu 100 oder gar 120% finanziert sind.Zusätzlich ist der Konkurrenzdruck momentan sehr hoch. Es drängen immer mehr Mitbewerber auf den Markt. Jeder braucht aktuell den Privatkunden. Die Banken setzen dadurch auch ihre Regularien zur Kreditvergabe herunter. Die Marge ist sehr gering aufgrund der niedrigen Zinsen. Deshalb setzen die meisten Banken auf Masse.
Das ist schon witzig, oder auch nicht. Wir haben 2012 gekauft, Zinsen noch bei 2,4x%. Knapp 90% vom Hauspreis fremdfinanziert, wobei wir eine Summe für die Sanierung vom Eigenkapital behalten haben, aber die Wertsteigerung dadurch ist natürlich hinfällig. Das Haus ist auf von der Dämmung mittlerweile auf Passivhaus Niveau. Aber wir arbeiten mehr, pendeln beide in verschiedene Richtungen und kommen nicht weiter damit. Also wollten wir von der Bank gerne nochmal 100.000€ um alles fertig zu machen, inklusive Außenanlage. Hatten aber schon noch vor einiges in Eigenleistung zu machen. Eingestiegen sind wir mit 3% Tilgung, Rate im Moment so 25% vom Haushaltsnetto. Aber die Bank besteht darauf, nur bis 100% zu finanzieren, dass die Hütte als Passivhaus, mit 700m² Grund, unverbaubare Feldrandlage 40km vor Stuttgart inzwischen ein bisschen mehr als 330k wert ist, interessiert nicht. Andere Banken haben auch kein Interesse, schließlich gibt keinen Platz mehr an erster Stelle im Grundbuch.
Also Pech, weiter auf der Baustelle leben und alles ansparen.
Einem Bekannten von uns hier im Ort, haben sie die Finanzierung von >400.000€ für einen Neubau mit 1% Tilgung gerade zu hinterher geworfen, er müsse dann halt nach 10 Jahren mehr zahlen, aber da hätte er ja auch mehr Einkommen, Inflation usw. und natürlich noch ein Wohnriester oben drauf ohne über die Fallstricke aufzuklären. Da wurden die Nebenkosten noch anderweitig finanziert und das Auto jetzt auf 72 Monate.
Das Haus von deinem Bekannten wird dann so eines sein, dass man in 10 Jahren nach einer eventuellen Zinssteigerung von ein paar Prozent günstig kaufen kann.
Zitat:
@Ascender schrieb am 9. November 2018 um 11:20:36 Uhr:
Die Banken wollen schon, dürfen aber nicht. 😉 Und das hat seine Gründe. Nichts für ungut.
Ja, die Bank könnte auch mal einen Gutachter vorbei schicken und den Wert schätzen. Als Wert wird nur der Kaufpreis von damals angenommen und der war schon niedrig. Eine Neubewertung wird aber kategorisch abgelehnt. Aber bei den anderen Konstrukten gibt es dann kein Problem, ist von der Risikoabwägung einfach unlogisch.
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Warum gehst du davon aus, dass eine halbe Baustelle dramatisch den Wert einer Immobilie steigert? Tut mir leid, ich kenne das Haus nicht. Aber scheinbar seid ihr noch mitten im Umbau?
Zitat:
@Ascender schrieb am 9. November 2018 um 11:37:39 Uhr:
Warum gehst du davon aus, dass eine halbe Baustelle dramatisch den Wert einer Immobilie steigert? Tut mir leid, ich kenne das Haus nicht. Aber scheinbar seid ihr noch mitten im Umbau?
Weil das Haus kernsaniert ist, eine Photovoltaikanlage und eine Solarthermieanlage auf dem Dach hängt, Regenwasser für Toilettenspülung etc. KNX Bussystem, Lichtsteuerung, Zentralstaubsauger usw. Laut Gutachten liegen ich inzwischen bei 15kWh(m²*a) Heizwärmebedarf und habe den Passivhausstandard.
Die Garage, Einfahrt, Terrasse und Außenanlage, sowie der Flur, das Wohn-Esszimmer und das zweite Bad sind halt noch nicht fertig.
Ich verstehe die Bank schon, aber mein Wertgutachten ist denen egal und sie wollen kein neues anfertigen.
Aber sei es drum, ist das falsche Forum.
Mir macht es viel größere Sorgen, dass durch die extrem niedrigen Zinsen Jahr für Jahr Unternehmen, die bei höheren Zinsen an sich nicht überlebensfähig wären, nun durch immer neue Kredite am Leben bleiben. Normalerweise gehen die relativ gleichmäßig Jahr für Jahr pleite, nun aber verschiebt sich das nach hinten und wird vielleicht in 2 Jahren mit höheren Zinsen zu einem lauten Knall führen, weil dann ein Vielfaches dieser Unternehmen seine Kredite nicht mehr bezahlen wird und die Banken dadurch in Schieflage kommen können. Die natürliche Bereinigung des Marktes von schlecht wirtschaftenden Unternehmen wird ausgesetzt und führt zunehmend zu einer Blase, die irgendwann platzen wird. Während vernünftig kalkulierende Banken bei Immobilien den Verlust niedrig halten können, werden die Pleiten der Unternehmen gravierend durchschlagen.
Zitat:
Während vernünftig kalkulierende Banken bei Immobilien den Verlust niedrig halten können, werden die Pleiten der Unternehmen gravierend durchschlagen.
Wenn Banken vernünftig mit ihrer Kreditvergabe umgehen, brauchen wir uns weder bei Immobilien-, noch bei Geschäfts- und Firmenkundenkrediten sorgen zu machen. Wer vernünftig prüft, und Risiken eher vermeidet als eingeht, der macht alles richtig. Dann läuft man aber Gefahr am Markt nicht mehr mitgehen zu können und kurzfristig nicht so viel Erfolg zu haben wie die Mitbewerber. Und um kurzfristigen Erfolg geht es zumindest einem Großteil aller Aktionäre, die auch das Management an Quartalszahlen bewerten...
Da beißt sich die Katze in den Schwanz. Wenn die den Glauben in die Bank verlieren, weil der kurzfristige Erfolg schon seit zwei Jahren nicht so hoch ist, wie man erwarten würde, dann bekommt die Bank in der Regel ein noch viel größeres Problem, mit Konsequenzen für die Führungsetage.
Und gerade die Vorstände wollen wohl eher nicht ihren Job gefährden... Also, Umsatz, Umsatz, Umsatz. 😉
Zitat:
@Ascender schrieb am 8. November 2018 um 20:30:59 Uhr:
Generell gehe ich da mit. Ich arbeite seit zehn Jahren als Kreditentscheider und Analyst im Privat- und Autokreditbereich. Regelmäßig rede ich auch mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Baufinanzierung. Ich bekomme es auch selbst mit: Gerade was Immobilienfinanzierungen angeht, gibt es sehr viele Leute, die über ihre Verhältnisse finanzieren.Eigentlich hat der Gesetzgeber schon lange reagiert und mit der "Wohnimmobilienkreditrichtlinie" (WokRi) - was für ein Wort - entsprechende Regularien geschaffen. Allerdings, und das zeigt die Erfahrung, kann diese sehr leicht umgangen werden.
Im wesentlichen besagt die WokRi, dass Nebenkosten nicht mit Fremdmitteln finanziert werden dürfen. Gibt der Kunde allerdings einen anderen Verwendungszweck an,... 🙄 Nachweise (etwa Rechnungen) verlangt nach der Kreditauszahlung sowieso keiner mehr.
Mein Gefühl ist, dass viele Immobilien daher zu 100 oder gar 120% finanziert sind.
Dann darf ich mich mal outen. Wir haben unser Haus auch komplett finanziert, stehen allerdings mit double Income no Kids (das bleibt auch so) finanziell ziemlich gut da. Wir zahlen inkl Nebenkosten z.zt etwa 20% unseres Nettoeinkommens fürs Haus und das ist in etwa so viel, wie wir jahrelang vorher als Miete bezahlt haben. Natürlich haben wir aber auch mehr als 1% Tilgung. 😉
Was ich damit sagen will ist, dass wenn die Tilgung stimmt, man auch vollfinanzieren kann. Man sollte sich dabei allerdings ein Polster lassen, falls die Zinsen wirklich wieder steigen sollten. Rücklagen für eventuelle Reparaturen sollte man natürlich auch noch zusätzlich bilden können.
Mit diesem Thread ist hier nun endgültig die Abkehr von der Autofinanzierung hin zur Immobilienfinanzierung vollzogen.
Was bisher vereinzelt in fast jedem Thread passiert ist, ist hier jetzt endlich in geballter Form präsent.
Danke für diesen OT-Thread 😠
Entscheidend ist in erster Linie, dass man die Belastungen tragen kann, ohne Klimmzüge zu machen oder sich in allen anderen Dingen (Urlaub, Auto, Einrichtung etc.) einschränken zu müssen. Wenn man in Zeiten sehr niedriger Zinsen dann noch so klug ist, lieber etwas mehr Zinsen zu zahlen und dafür aber 15 oder gar 20 Jahre Zinsbindung abzuschließen, dann sollte wenig schief gehen, solange das Einkommen einigermaßen stimmt. Ich kenne einige Leute, die so lange Laufzeiten abgeschlossen und die Tilgung so ausgerichtet haben, dass das Haus/die Wohnung am Ende der Laufzeit ganz oder fast ganz abbezahlt sind. Bei einem 10 jährigen Darlehen sollte man in Zeiten niedriger Zinsen eine möglichst hohe Tilgung vereinbaren, damit der Kredit nach 10 Jahren so viel geringer ist, um deutlich höhere Zinsen verkraften zu können. Wer aber in jetzigen Zeiten schon Mühe hat, die Kosten für das Darlehen aufzubringen, der sollte besser gleich die Finger davon lassen. Da droht bei jedem Risiko (höhere Zinsen, Verdienstausfall, längere Krankheit, ein Gehalt fällt weg, große Investitionen am Haus, Oma sponsert nicht mehr etc.) gleich eine finanzielle Schieflage.
Zitat:
@A346 schrieb am 9. November 2018 um 18:14:09 Uhr:
Mit diesem Thread ist hier nun endgültig die Abkehr von der Autofinanzierung hin zur Immobilienfinanzierung vollzogen.Was bisher vereinzelt in fast jedem Thread passiert ist, ist hier jetzt endlich in geballter Form präsent.
Danke 😠
Das sehe ich etwas anders, denn bei den Finanzen gibt es im realen Leben keine Einzelbetrachtung. Meine regelmäßigen Kosten für Wohnen, Essen, Konsum, Auto und Hobbys muss ich immer als Gesamtes im Blick haben. Will ich ein Auto finanzieren, weiß aber, dass ich nach 2 Jahren meinen Immobilienkredit verlängern muss, sollte ich entsprechend vorsichtig sein. Umgekehrt kann es auch sein, dass ich ein Auto finanzieren will und innerhalb der Laufzeit dieser Finanzierung eine Immobilie erwerben möchte. Auch hier muss man das dann frühzeitig berücksichtigen.
Du kannst das gerne anders sehen.
Ich sehe hier als Überschrift für dieses Themen Forum :
Auto-Finanzierung Forum
Fragen und Antworten zum Thema Autofinanzierung und Auto-Kredit werden hier diskutiert
Zitat:
@A346 schrieb am 9. November 2018 um 18:40:22 Uhr:
Du kannst das gerne anders sehen.Ich sehe hier als Überschrift für dieses Themen Forum :
Auto-Finanzierung Forum
Fragen und Antworten zum Thema Autofinanzierung und Auto-Kredit werden hier diskutiert
...und Du meinst, andere Kosten haben mit der Autofinanzierung nichts zu tun? Eines der heutigen Hauptprobleme überschuldeter Haushalte ist, dass viele keine Gesamtbetrachtung machen, die auch noch längerfristig ausgerichtet ist. Wenn ich aktuell z.B. EUR 350,- monatlich für eine Autofinanzierung übrig zu haben glaube, in Kürze aber eine kräftige Mieterhöhung oder die Prolongation eines Immobilienkredites ansteht, dann sollte ich das im Blick haben. In diesem Thread geht es um diese Gesamtsicht. Ist das so schlimm?
Ja, es ist so schlimm, weil hier in gefühlt jedem zweiten Thread die Beratung vollkommen in das Thema Immobilienfinanzierung abdrifftet.