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Zombie-Banken, Zombie-Unternehmen, Zombie-Privathaushalte?

Themenstarteram 8. November 2018 um 18:12

Über Zombie-Banken und Zombie-Unternehmen hat man ja inzwischen genug gelesen. Ich stelle mir die Frage, ob die Situation nicht auch auf Privathaushalte übertragbar ist, sprich, ob es nicht inzwischen auch viele Privathaushalte gibt, die sich finanziell nur noch deshalb über Wasser halten können, weil das Zinsniveau aktuell so niedrig ist. Was passiert, wenn die Zinswende kommt und Zinsbindungen bei Hausfinanzierungen auslaufen und Umschuldungen anstehen oder Fahrzeuge abbezahlt sind und durch neue - finanzierte - Fahrzeuge ersetzt werden müssen? Wenn es bei gleicher Rate dann nur noch für einen Wagen in einer kleineren Klasse reicht? Ich frage mich, ob verschuldete Privathaushalte dann tatsächlich ihren Konsum einschränken wollen oder können.

Wie seht Ihr das?

Beste Antwort im Thema

Zitat:

@A346 schrieb am 9. November 2018 um 18:40:22 Uhr:

Du kannst das gerne anders sehen.

Ich sehe hier als Überschrift für dieses Themen Forum :

Auto-Finanzierung Forum

Fragen und Antworten zum Thema Autofinanzierung und Auto-Kredit werden hier diskutiert

...und Du meinst, andere Kosten haben mit der Autofinanzierung nichts zu tun? Eines der heutigen Hauptprobleme überschuldeter Haushalte ist, dass viele keine Gesamtbetrachtung machen, die auch noch längerfristig ausgerichtet ist. Wenn ich aktuell z.B. EUR 350,- monatlich für eine Autofinanzierung übrig zu haben glaube, in Kürze aber eine kräftige Mieterhöhung oder die Prolongation eines Immobilienkredites ansteht, dann sollte ich das im Blick haben. In diesem Thread geht es um diese Gesamtsicht. Ist das so schlimm?

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Mein Banker ist froh das er nichts mit Baufinanzierung zu tun hat. Da gäbe es genügend Familien die bei einer Zinserhöhung von nur 1%-Punkt in Schwierigkeiten kommen würden da sie selbst bei den jetzt lächerlichen Zinsen nur 1% Tilgung vereinbart haben, weil mehr die finanziellen Möglichkeiten sprengen würden.

Von den anderen Kunden die sich Monat für Monat gerade so vor dem Abgrund retten können ganz zu schweigen.

Wenn die Zinsen wieder steigen wird man günstig Immobilien usw kaufen können, wenn man die Kohle hat.

Oh weh... die BauFi-Banker haben doch diese Zombie-Familien erst erschaffen, in dem diese Finanzierungen durch gewunken wurden, ... für Banker empfinde ich keinerlei Miteid. Vielleicht gibt es in ein paar Jahren wieder günstige Finanzierungsimmobilien zu Schnäppchen-Ablösen. Bei der letzten Runde hatte ich noch kein Geld übrig.

Generell gehe ich da mit. Ich arbeite seit zehn Jahren als Kreditentscheider und Analyst im Privat- und Autokreditbereich. Regelmäßig rede ich auch mit den Kolleginnen und Kollegen aus der Baufinanzierung. Ich bekomme es auch selbst mit: Gerade was Immobilienfinanzierungen angeht, gibt es sehr viele Leute, die über ihre Verhältnisse finanzieren.

Eigentlich hat der Gesetzgeber schon lange reagiert und mit der "Wohnimmobilienkreditrichtlinie" (WokRi) - was für ein Wort - entsprechende Regularien geschaffen. Allerdings, und das zeigt die Erfahrung, kann diese sehr leicht umgangen werden.

Im wesentlichen besagt die WokRi, dass Nebenkosten nicht mit Fremdmitteln finanziert werden dürfen. Gibt der Kunde allerdings einen anderen Verwendungszweck an,... :rolleyes: Nachweise (etwa Rechnungen) verlangt nach der Kreditauszahlung sowieso keiner mehr.

Mein Gefühl ist, dass viele Immobilien daher zu 100 oder gar 120% finanziert sind.

Zusätzlich ist der Konkurrenzdruck momentan sehr hoch. Es drängen immer mehr Mitbewerber auf den Markt. Jeder braucht aktuell den Privatkunden. Die Banken setzen dadurch auch ihre Regularien zur Kreditvergabe herunter. Die Marge ist sehr gering aufgrund der niedrigen Zinsen. Deshalb setzen die meisten Banken auf Masse.

Ich glaube, dass uns das irgendwann auf die Füße fallen wird. Wenn die Zinsen irgendwann steigen, und die Prolongation steht nach zehn Jahren an, dann gute Nacht.

Positiv ist aber, dass nach der letzten Finanzkrise die Banken ihre Kredite mit beträchtlich mehr Eigenkapital besichern müssen. Und die Eigenkapitalquote steigt und steigt. Ich kann nur hoffen, dass die neoliberalen Politiker nicht den Fehler machen die Banken zu deregulieren *hust Friedrich Merz hust*. Das ist nämlich immer sehr verlockend für die.

Bei uns war es eher andersrum.

2007 mit 6% Zinsen abgeschlossen und Dezember 2017 mit 1,3% Anschlussfinanziert, gibt der Tilgung einen guten Schwung.

 

Man muss aber auch sehen, das die Immobilienpreisen quasi explodieren und der Markt leer gefegt ist, schuld daran wird wohl auch der niedrige Zins sein.

 

Verkaufen unser Haus gerade und werden quasi überrannt von Interessenten.

Da kannste jetzt n Auto von kaufen?

Nö, hab 2 Autos.

 

11 und 25 Jahre alt, die gebe ich so schnell nicht her.

 

Der Abtrag ist ja der gleiche geblieben, die Jahre zur Gesamttilgung haben sich nur verkürzt.

Zitat:

@keksemann schrieb am 8. November 2018 um 20:26:30 Uhr:

Oh weh... die BauFi-Banker haben doch diese Zombie-Familien erst erschaffen, in dem diese Finanzierungen durch gewunken wurden, ... für Banker empfinde ich keinerlei Miteid.

Ich möchte keine Verantwortung abweisen oder Banker in Schutz nehmen, aber...

... die Kreditentscheider sind doch die ärmsten Schweine in der Bank. Wir bekommen unsere Vorgaben, und da kann man nicht dran vorbei entscheiden. Wenn die Vorgesetzten sagen "Zahl aus", dann hat man das zu tun. Wenn die ganze Sache dann platzt, dann heißt es: "Warum hast du den überhaupt bewilligt?". :rolleyes: Die Verantwortung wollen die Vorgesetzten anschließend oft nicht übernehmen.

Die Entscheidungen werden uns teilweise auch vermehrt durch automatisierte Scoring-Systeme abgenommen.

Ich wechsle bald in den Geschäftskundenbereich. Da darf man mehr nach dem Bauch heraus entscheiden. Das finde ich auch besser als nur bis zur eigenen Tischkante denken zu dürfen.

Zitat:

@Ascender schrieb am 8. November 2018 um 20:30:59 Uhr:

Mein Gefühl ist, dass viele Immobilien daher zu 100 oder gar 120% finanziert sind.

Da hab ich dann absolut kein Mitleid, wenn diese Menschen dann die Immobilie nicht mehr halten können. Ich würde das im Leben niemals so machen.

Bei Autos gibt es sicher auch Menschen, die ein viel zu großes/teures Auto finanzieren und wirklich immer gerade so mit einer schwarzen 0 am Monatsende rauskommen. Auch damit habe ich kein Mitleid, wenn es dann mal nicht mehr klappt das Auto zu halten.

Ich bin mal gespannt, wie sich das alles noch so entwickeln wird.

Mitleid hätte ich auch nicht. Aber da hängt ja auch ein ganzer Rattenschwanz dran. Die Schockwellen einer solchen platzenden Immobilienblase werden ganz dramatische Auswirkungen haben, da bin ich überzeugt von. Und mit Sicherheit wird die eine oder andere Bank wackeln, die dann mal wieder vom Steuerzahler gerettet werden muss, weil mal wieder das System kurz vor dem Kollaps steht... Ob dann wieder mit Niedrigzinsen reagiert wird, die ja maßgeblich für diese Marktentwicklung verantwortlich sind? Ob der EURO das noch verkraftet? Und ob der Wille zu EURO-Reformen da ist, oder man sagt, man möchte lieber wieder zu nationalen Währungen zurück, was auch wieder Nachteile und Risiken bringt? So oder so, die dicke Rechnung kommt noch.

Nun mal anders herum gefragt.

Seht ihr den irgendwo eine Zinserhöhung in Europa? Ich eher nicht.

Denn dann würde Südeuropa die Luft ausgehen und die Eurozone wäre im Eimer.

Die Amis haben zwar die ersten Zinsschritte gemacht, aber hier müssen erst mal ein paar Restrukturierungen in Griechenland, Italien und Spanien ziehen bevor sich da was tut.

Man schaue sich an wie lange Japan die Null-Zins Politik am laufen hat.

Bei überschuldeten Kreditnehmern reicht es natürlich wenn man Arbeitslos wird oder andere unvorhergesehene (finanzielle) Probleme auftreten.

"Schuld" hat hier letzten Endes jeder selbst, wenn er einen Vertrag unterschreibt.

Deutschland "boomt" - (fast) Vollbeschäftigung - die Leute stehen gut in Lohn und Brot, AG haben Angst, ihre AN zu verlieren und diese nicht ersetzen zu können - versuch mal nen Fließenleger zu bekommen - die Leute hauen das Geld raus, auch das, welches Sie gar nicht besitzen... das Geld der Bank. Sollte man nicht den Zins ganz moderat anheben, um den Wirtschafts-Kollaps zu verhindern? Bei uns verzögert sich jetzt ein dringend notwendiger Hallenbau, weil wir keine Leute kriegen, die die Halle aufstellen, danach hoffen wir auf HKS und Elektro... und am Ende können wir deswegen (vielleicht) bereits zugesagte Aufträge nur unter den Qualen der AN ausführen, weil der Platz vorne und hinten fehlt. Wir "warten" teilweise 6-8 Wochen auf Metallzulieferer für gelaserte Teile... wenn ich weiter drüber nachdenke, wird mir schlecht.

am 9. November 2018 um 6:21

Zinserhöhung wird so schnell nicht kommen. Woher denn auch ?

Ist aber eher ein Thema für den Immobilienbereich. Da wird es uns irgendwann so gehen wie in den USA, als dort die Immobilienblase geplatzt ist.

Beruflich habe ich viel mit Neubauten von Immobilien zutun und was ich dort so mitbekomme ist erschreckend. Die meisten Leute machen sich mehr Gedanken über einen neuen Fernseher oder ein neues Auto als über ein Haus das sie kaufen. Gefundenes Fressen für viele Bauträger, die das natürlich nutzen um so manch Ahnungslosen die Hosen drei mal auszuziehen...

Ja, die Häuslebauer und Wohnungskäufer, die jetzt verlängern können, die sind fein raus. Statt 6+1 geht da jetzt locker 2+5 bis Tilgungsende aus. Und deutlich günstiger gebaut bzw. gekauft hatten sie auch noch.

Ich arbeite bei einer Bank im Firmenkundengeschäft und es ist erschreckend, was man da im Privatkundenbereich so alles mitbekommt, was von den Mitbewerbern verbrochen wird. Wir haben bei uns im Haus eine sehr restriktive Vergabepolitik bei Krediten. Eine 100% Finanzierung würde es nie geben und wenn der Kunde nur 1% Tilgung schaffen würde, dann bekommt er bei uns kein Geld.

Wir haben 2010 leider den Fehler gemacht und unsere Wohnung nicht für 190 TEUR gekauft, weil die weitere berufliche Situation meiner Frau unklar war und es für unser Gefühl zu wenig Rücklagen gab. Also hat der Eigentümer gewechselt und uns als Mieter behalten. Jetzt beißen wir uns in den Hintern, weil die Wohnung nun bald das doppelte Kosten würde und der Vermieter nicht verkaufen will. Ärgerlich, weil es natürlich aufgegangen wäre, wenn wir 2010 gekauft hätten.

@meepmeep: Du hast die Zombieländer vergessen. Gerade manche Schwellenländer, die in $ verschuldet sind haben heute schon massive Probleme durch den Doppeleffekt steigender Dollarkurs zur eigenen Währung und zudem steigendes Zinsniveau.

Auch in Europa sieht es nicht rosig aus. Was in Italien abgeht, ist durchaus spannend und auch Frankreich ist finanziell nicht auf Rosen gebettet. Nicht umsonst drängt Macron so auf die Eurobonds.

Die niedrigen Zinsen nach der Krise 2008 waren richtig um die Wirtschaft anzukurbeln, aber man hat versäumt hier wieder Druck vom Kessel zu nehmen. Wobei für viele Länder ein steigendes Zinsniveau durchaus ein Problem wären.

Auch D hat doch seine schwarze 0 bzw. die geringfügigen Tilgungen nur deshalb geschafft, weil die Zinsausgaben massiv gesunken sind. Bei über 2 Billionen Verschuldung macht 1% Zins 20 Milliarden. Aktuell notieren die deutschen Anleihen nahe 0%. Es gab auch mal 5 oder 6% dafür. Sollte sowas wieder kommen fehlen im Haushalt 100 Milliarden.

Aber was passiert, wenn die Inflation wieder anzieht - erste Anzeichen sind doch erkennbar. Normalerweise sind dann Zinserhöhungen ein probates Mittel gegenzusteuern. Aber Zinserhöhungen belasten die Länder.

Ich denke die nächsten Jahre werden durchaus spannend werden.

Für die Zombiehaushalte wird es weniger schlimm werden, diejenigen die regelmäßig den Dispo ausreizen zahlen auch heute schon heftige Zinsen.

Sollten die Zinsen nachhaltig steigen, werden natürlich Leasingfaktoren deutlich unter 1 nicht mehr möglich sein und auch Fahrzeug- oder Konsumkredite werden deutlich teurer werden.

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