ForumFahrzeugtechnik
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Fahrzeugtechnik
  5. Wenn der Turbolader durchgeht...

Wenn der Turbolader durchgeht...

Themenstarteram 7. Juni 2015 um 20:22

Hallo zusammen!

Die letzten zwei Tage habe ich viel über ein Phänomen nachgelesen, welches ich zuvor noch gar nicht kannte. Gemeint ist damit der Fall, dass ein Dieselmotor durch einen Defekt mit Motoröl durch den Turbolader versorgt wird und hochdreht, sich nicht mehr abstellen lässt.

Dieses ist am letzten Freitag meiner Mutter mit ihrem 2005er MB C200 CDI (W203, Motortyp: 646.962) passiert. Nach einer Einkaufsfahrt jagd mitten im Wald das Ding hoch, sie versuchte ihn abzustellen, was aufgrund der Selbstzündungen nicht ging, konnte ihn nicht abwürgen, da kein Gang mehr einzulegen war, entfernte sich also nach dem Abstellen zweckmäßig vom fürchterlich qualmenden Wagen und wartete, bis der Spuk vorbei war. Der nette Herr vom Abschleppdienst hat den Wagen dann auf dem Hof der Werkstatt geparkt, in der der Wagen seit jeher gewartet und inspiziert wird.

Das Fahrzeug hat bei dem Vorfall wohl (überkochendes?) Kühlwasser verloren. Gestern fuhr ich an der Stelle vorbei, dort ist nichts mehr erkennbar.

Alles in allem soll es wohl so ähnlich wie in diesem Video abgelaufen sein:

https://www.youtube.com/watch?v=_jSbOW5cGgE

Nun liest man im Netz allerhand über dieses Phänomen. Morgen werden wir früh zur Werkstatt fahren und hören, was man vermutet, befürchtet, schätzt (€)...

Meine Frage wäre, wer ähnliches erlebt hat und wie es mit euren Fahrzeugen ausgegangen ist. Die Meinungen hierzu sind durchaus unterschiedlich von:

- der Motor fängt sich wieder, wenn das Öl aus dem Lader verbrannt ist. Lader kaputt, Motor ok

bis

- den Motor zerlegt es, das Öl setzt alle Schläuche, Krümmer, KAT usw. zu, Totalschaden

...aber tatsächliche Erfahrungsberichte findet man selten.

Ist bei Euch oder bekannten Fällen festgestellt worden, wie es zu dem Vorfall kam? Was ist tatsächlich kaputt gegangen?

Folgendes noch zum Auto meiner Mutter: km-Stand 250.000, regelmäßig Inspektion, der Wagen war praktisch runderneuert. Das macht es umso heftiger, die Karre stand praktisch da wie ein Neuwagen.

Darunter waren:

2009: Turbolader defekt (Auto hat plötzlich nicht mehr gezogen). Lader ausgebaut, überholten eingebaut, Kosten 1500,-

November 2014: Auto wieder nicht mehr gezogen, gleiches Symptom wie 2009, aber diesmal Einlasskrümmer und Peripherie gewechselt, 1200,-

Seit Jahren: Anzeige im Cockpit zeigt: Motorölstand reduzieren. Werkstatt diagnostiziert Elektronikfehler, da Ölstand ok. Macht mich jetzt etwas stutzig, denn eine der möglichen Ursachen soll ein zu hoher Ölstand sein. Andererseits leuchteten in der Anzeige regelmäßig irgendwelche Dinge, die tatsächlich aber in Ordnung waren.

Vielen Dank im Voraus!

Beste Antwort im Thema
am 7. Juni 2015 um 21:55

Ist mir auch schon zwei Mal in der Werkstatt untergekommen.

Dieser Defekt ist an sich relativ unwahrscheinlich, aber alles kann mal passieren. Durch einen Defekt (meist am Turbolader) saugt sich der Diesel unkontrolliert das Motoröl rein und verbrennt dieses. Dadurch dreht der Motor hoch und lässt sich nicht mehr abstellen. Selbst Schlüssel abziehen bringt nichts, da der Diesel selbst zündet und somit auch ohne Elektronik weiter läuft.

Sollte das mal passieren, sollte man schnellstmöglich versuchen den Motor abzuwürgen. Manchmal geht das noch, in einem der Fälle die ich erlebt habe ging die Drehzahl nicht allzu hoch. Da lies sich mit aller Gewalt noch der sechste Gang reinwürgen und der Motor konnte gestoppt werden.

Der andere Fall war wesentlich härter, da drehte der Motor weit über den (nicht mehr aktiven) Begrenzer hinaus. Das endete auch in einem Motortotalschaden.

Wenn der Motor bei dir/euch nicht mehr gestoppt werden konnte und so lange hochgedreht ist bis er von selbst aufgegeben hat, dann waren das wahrscheinlich seine letzten Umdrehungen.

53 weitere Antworten
Ähnliche Themen
53 Antworten

So sieht das Ganze in "groß" aus: https://www.youtube.com/watch?v=WvMl8LUzQnk

am 9. Juni 2015 um 10:33

Ja und neben der "Drosselklappe" gibt es ja noch die Reglung des Turbo-Druckes .

Mal mechanisch, mal elektronisch.

Dürfte also sehr stark vom Motortyp abhängig sein.

Nebenbei wissen wir , dass sogenannte Vielstoffmotoren nur sehr bedingt mit Motoröl fahren. Klar wegen der Einspritztechnik, aber die "Gemisvchaufbereitung ist auch in genannten Fall sehr bedürftig...

Also der 646.963 hat eine elektronische Drosselklappe. Aber ohne Spannung steht diese komplett offen. Beim ausmachen des Motor wird die max. 5 sek geschlossen. Das kann dann knapp werden.

MfG, Helmut

Der Cherokee mit den 2.7er Motor hatte Automatik, da wäre eh nichts mit verbrannter Kupplung gewesen.

5 Sekunden kann sehr knapp werden. Ich bezweifle, dass der Motor dann überhaupt schon steht.

cheerio

am 9. Juni 2015 um 10:47

Zitat:

@där kapitän schrieb am 9. Juni 2015 um 12:42:51 Uhr:

Der Cherokee mit den 2.7er Motor hatte Automatik, da wäre eh nichts mit verbrannter Kupplung gewesen.

5 Sekunden kann sehr knapp werden. Ich bezweifle, dass der Motor dann überhaupt schon steht.

cheerio

OK, wenn es um den Cherokee geht , ziehe ich mich zurück. Ist ein anderer Kulturkreis...

Zitat:

@amphore schrieb am 9. Juni 2015 um 12:38:50 Uhr:

Also der 646.963 hat eine elektronische Drosselklappe. Aber ohne Spannung steht diese komplett offen. Beim ausmachen des Motor wird die max. 5 sek geschlossen. Das kann dann knapp werden.

Das wäre reine auslegunssache.

Die Software könnte die länger bedienen oder halt Stromlos zu hergestellt werden.

Gruß Metalhead

Die Drosselklappe macht aber doch nicht 100% zu ?! Nur dann wäre dem Motor die Luft wirklich entzogen und er würde ausgehen.

Solange noch Luft reinkommt hat der Motor genug Sauerstoff um das Motoröl zu verbrennen - und damit hält er sich selbst "am Leben" bis er stirbt. Und er dreht bios an die maximale Drehzahlgrenze die sich aus dem vorhandenen Sauerstoff und der Menge des angesaugten Öls abzüglich innere Reibungsverluste ergibt.

 

Ich nehme an, dass es sich bei diesem Problem nicht immer um ein plötzliches Eintreten handelt.

Sprich: wenn die ölgelagerte Welle im Turbo langsam/schleichend undicht wird müsste irgendwann mal die Öllampe angehen oder/und der Wagen vorher schon unwillig ausgehen - also eine schleichende Ankündigung.

Wenn ein Simmering der Turbowelle plötzlich bricht und Öl in die Ansaugung gerät ist natürlich alles zu spät - das ist der Exitus für den Motor. Er frisst normalerweise fest oder zumindest dürften massive Laufspuren in den Zylindern sein + weitere Defekte.

Zitat:

@Hyperbel schrieb am 9. Juni 2015 um 15:58:18 Uhr:

Die Drosselklappe macht aber doch nicht 100% zu ?! Nur dann wäre dem Motor die Luft wirklich entzogen und er würde ausgehen.

Naja aber zu 99% und das würde IMHO schon reichen.

Wenn die Leerlaufregelung beim Benziner aussetzt geht der ja auch aus (weil die DK zu weit zu geht).

Gruß Metalhead

Auch wenn die DK nicht zu 100% schliest, dennoch kann der Motor sich dann nicht tot drehen. Wenn er dank magelnder Luft max. noch 1500UPM schafft, fliegt er dir nicht gleich um die Ohren und man kann ihn abwürgeln. Sogar einen Automaten könnte ich an die Wand rollen und wenn er grip hat geht der sogar der iwann aus.

Aber sowas interresiert doch keinen Autobauer oder Motoringeneur, Ein Auto geht innerhalb der ersten drei Jahre nicht kaputt und danach soll es doch e Hops gehen.

Bei meinem kleinen Sparschwein, 3 Zylinder Nähmaschine TDI im Polo, hatte ich zum Glück gegenteiligen Fall und dazu noch Glück.

An die Rote Ampel rollen lassen, Motor abgestorben ich natürlich versucht zu orgeln bis er weider anspringt. Tat er nicht, also Werke angerufen das ich stehe und mich abschleppen lassen.

Erstdiagnose, Elektrischen Problem ist es keines. Vermutung HDP im Eimer.

Im Endeffekt, Turbolader hat sich verabschiedet, Mechaniker hat über zwei Liter Öl aus dem Ladeluftkühler raus gekippt. Motor konnte keine Luft erwischen, deswegen ist er auch nicht mehr angesprungen.

Das war mein Glück, das der Turbo auf der Stelle so einen defekt hatte, das dieser von einem auf den anderen Augenblick die komplette Ölwanne in den ansaug gepumpt hat und somit den Suizied des Motors verhindert hat.

am 9. Juni 2015 um 17:40

Zitat:

@Hyperbel schrieb am 9. Juni 2015 um 15:58:18 Uhr:

Wenn ein Simmering der Turbowelle plötzlich bricht und Öl in die Ansaugung gerät ist natürlich alles zu spät - das ist der Exitus für den Motor.

Im Turbolader gibt es keine Simmerringe.

am 9. Juni 2015 um 18:24

Zitat:

@Hyperbel schrieb am 9. Juni 2015 um 15:58:18 Uhr:

Wenn ein Simmering der Turbowelle plötzlich bricht und Öl in die Ansaugung gerät ist natürlich alles zu spät - das ist der Exitus für den Motor. Er frisst normalerweise fest oder zumindest dürften massive Laufspuren in den Zylindern sein + weitere Defekte.

"Exitus" beschreibt es ganz gut. :)

 

Der Turbolader hat allerdings keine Simmerringe, die würden bei über 200.000 1/min der Turboladerwelle nicht lange mitmachen.

Am Ende des Wellengehäuses sitzt eine Art Kolbenring zur Führung auf der Welle, welcher aber null Dichtwirkung hat.

Die Abdichtung im Turbolader erfolgt primär über den Druckausgleich. Im Turbinen- und Schaufel-Gehäuse (links und rechts neben dem Wellengehäuse, wo die Wellen rausgehen) entstehen hohe Drücke, welche von beiden Seiten nach innen gegen das Wellengehäuse drücken. Diese sind während der Fahrt höher als der Öldruck, somit kann das Öl nicht raus.

Es gibt aber trotzdem noch eine sekundäre Abdichtung, nämlich Ölschleuderringe auf der Welle. Die sitzen kurz vorm Ende des Wellengehäuses und werfen das Öl zurück.

 

Genau aus diesem Grund sollte man einen Turbomotor übrigens nicht lange im Leerlauf laufen lassen. Im Leerlauf sind die Drücke an Turbine und Schaufel geringer, es kann nicht mehr richtig abgedichtet werden. Die Ölschleuder wirft zwar viel zurück, aber nicht alles.

Wenn man dann einen VTG-Lader hat, könnte Öl zu den verstellbaren Schäufelchen durchkommen, welches dann im Betrieb verkokt. Das ist auf lange Sicht der Tod für den VTG-Turbo.

Zitat:

@kev300 schrieb am 9. Juni 2015 um 09:17:33 Uhr:

Haben moderne Diesel keine Drosselklappe, die im Notfall geschlossen werden kann?

Wäre ja für die Elektronik einfach festzustellen, dass der Motor davonläuft.

Ford hat Das, zumindest bei mindestens einem Motor. Da hatte mein Händler schon das Problem bei einem Kundenfahrzeug das der Motor auf der Autobahn beim Gaswegnehmen mehrfach stumpf abgesachaltet wurde. Sie haben nichts gefunden und auch die Werkstatthotline für Händler wusste nicht weiter, bis Sie zufällig an Einen kamen der überhaupt wusste das Ford eine Lösung für durchgehende Motoren hat und Der gab auch den richtigen Tip.

Wenn bei Ford das Steuergerät über eine Lambdasonde Werte bekommt die dem Fahrzustand wiedersprechen wird angenommen das der Motor Öl verbrennt und die Drosselklappe macht Dicht. Denn bei aktivierter Schubabschaltung sollten keine Werte rauskommen wie bei einer Verbrennung, ergo Schubabschaltung plus bestimmte Lambdawerte = Motor Aus.

Im betreffenden Fall war die Lambdasonde defekt, Neue rein und Fehler weg.

Interessant war das davon die Hotline nichts wusste, nicht mal das es diesen Schutzmechanismus gibt und Er auch nirgends dokumentiert war und der Fehlerspeicher gab auch nichts her was auf den Lösungsweg geführt hätte.

:D Dieses Problem war Eines der Vielen bei denen der Werkstattmeister froh ist das Er sich eine Glatze rasiert, sonst würde man die ganzen grauen Haare sehen.

Zitat:

@Sir Donald schrieb am 9. Juni 2015 um 20:54:20 Uhr:

... der Fehlerspeicher gab auch nichts her was auf den Lösungsweg geführt hätte.

Das ist allerdings wieder ein Armutszeugnis. Wenn die Notabschaltung greift sollte schon ein Eintrag ins "Log".

Gruß Metalhead

OK, dann halt kein Simmering! :-)

Dennoch muss bei den Motoren die sich totgedreht haben etwas so undicht gewesen sein, dass das Öl in die Ansaugung geraten konnte.

Und gerade wenn es kein Bruch einer normalen "Dichtung" sein kann, dann sollte es sich um einen schleichenden Prozess gehandelt haben - mit Nachlaufen des Motors.

Oder sehe ich das falsch?

am 10. Juni 2015 um 10:07

Zitat:

@Hyperbel schrieb am 10. Juni 2015 um 11:55:15 Uhr:

OK, dann halt kein Simmering! :-)

Dennoch muss bei den Motoren die sich totgedreht haben etwas so undicht gewesen sein, dass das Öl in die Ansaugung geraten konnte.

Und gerade wenn es kein Bruch einer normalen "Dichtung" sein kann, dann sollte es sich um einen schleichenden Prozess gehandelt haben - mit Nachlaufen des Motors.

Oder sehe ich das falsch?

Ist aus der Ferne schwer zu beurteilen, was beim TE jetzt genau schiefgegangen ist. Meistens kommt das Öl von einem defekten Turbo, wenn z.B. die Welle gebrochen ist und das Öl so raus kann.

Aber angeblich ist der Turbo ja noch OK, was ich aber nicht glaube.

Deine Antwort
Ähnliche Themen
  1. Startseite
  2. Forum
  3. Wissen
  4. Fahrzeugtechnik
  5. Wenn der Turbolader durchgeht...