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Wenn der Turbolader durchgeht...

Hallo zusammen!

Die letzten zwei Tage habe ich viel über ein Phänomen nachgelesen, welches ich zuvor noch gar nicht kannte. Gemeint ist damit der Fall, dass ein Dieselmotor durch einen Defekt mit Motoröl durch den Turbolader versorgt wird und hochdreht, sich nicht mehr abstellen lässt.

Dieses ist am letzten Freitag meiner Mutter mit ihrem 2005er MB C200 CDI (W203, Motortyp: 646.962) passiert. Nach einer Einkaufsfahrt jagd mitten im Wald das Ding hoch, sie versuchte ihn abzustellen, was aufgrund der Selbstzündungen nicht ging, konnte ihn nicht abwürgen, da kein Gang mehr einzulegen war, entfernte sich also nach dem Abstellen zweckmäßig vom fürchterlich qualmenden Wagen und wartete, bis der Spuk vorbei war. Der nette Herr vom Abschleppdienst hat den Wagen dann auf dem Hof der Werkstatt geparkt, in der der Wagen seit jeher gewartet und inspiziert wird.

Das Fahrzeug hat bei dem Vorfall wohl (überkochendes?) Kühlwasser verloren. Gestern fuhr ich an der Stelle vorbei, dort ist nichts mehr erkennbar.

Alles in allem soll es wohl so ähnlich wie in diesem Video abgelaufen sein:
https://www.youtube.com/watch?v=_jSbOW5cGgE

Nun liest man im Netz allerhand über dieses Phänomen. Morgen werden wir früh zur Werkstatt fahren und hören, was man vermutet, befürchtet, schätzt (€)...

Meine Frage wäre, wer ähnliches erlebt hat und wie es mit euren Fahrzeugen ausgegangen ist. Die Meinungen hierzu sind durchaus unterschiedlich von:
- der Motor fängt sich wieder, wenn das Öl aus dem Lader verbrannt ist. Lader kaputt, Motor ok
bis
- den Motor zerlegt es, das Öl setzt alle Schläuche, Krümmer, KAT usw. zu, Totalschaden

...aber tatsächliche Erfahrungsberichte findet man selten.

Ist bei Euch oder bekannten Fällen festgestellt worden, wie es zu dem Vorfall kam? Was ist tatsächlich kaputt gegangen?

Folgendes noch zum Auto meiner Mutter: km-Stand 250.000, regelmäßig Inspektion, der Wagen war praktisch runderneuert. Das macht es umso heftiger, die Karre stand praktisch da wie ein Neuwagen.

Darunter waren:
2009: Turbolader defekt (Auto hat plötzlich nicht mehr gezogen). Lader ausgebaut, überholten eingebaut, Kosten 1500,-
November 2014: Auto wieder nicht mehr gezogen, gleiches Symptom wie 2009, aber diesmal Einlasskrümmer und Peripherie gewechselt, 1200,-
Seit Jahren: Anzeige im Cockpit zeigt: Motorölstand reduzieren. Werkstatt diagnostiziert Elektronikfehler, da Ölstand ok. Macht mich jetzt etwas stutzig, denn eine der möglichen Ursachen soll ein zu hoher Ölstand sein. Andererseits leuchteten in der Anzeige regelmäßig irgendwelche Dinge, die tatsächlich aber in Ordnung waren.

Vielen Dank im Voraus!

Beste Antwort im Thema

Ist mir auch schon zwei Mal in der Werkstatt untergekommen.
Dieser Defekt ist an sich relativ unwahrscheinlich, aber alles kann mal passieren. Durch einen Defekt (meist am Turbolader) saugt sich der Diesel unkontrolliert das Motoröl rein und verbrennt dieses. Dadurch dreht der Motor hoch und lässt sich nicht mehr abstellen. Selbst Schlüssel abziehen bringt nichts, da der Diesel selbst zündet und somit auch ohne Elektronik weiter läuft.

Sollte das mal passieren, sollte man schnellstmöglich versuchen den Motor abzuwürgen. Manchmal geht das noch, in einem der Fälle die ich erlebt habe ging die Drehzahl nicht allzu hoch. Da lies sich mit aller Gewalt noch der sechste Gang reinwürgen und der Motor konnte gestoppt werden.
Der andere Fall war wesentlich härter, da drehte der Motor weit über den (nicht mehr aktiven) Begrenzer hinaus. Das endete auch in einem Motortotalschaden.

Wenn der Motor bei dir/euch nicht mehr gestoppt werden konnte und so lange hochgedreht ist bis er von selbst aufgegeben hat, dann waren das wahrscheinlich seine letzten Umdrehungen.

53 weitere Antworten
53 Antworten

Zitat:

@WQ33 schrieb am 15. Juni 2015 um 10:05:09 Uhr:



Zitat:

@amphore schrieb am 14. Juni 2015 um 18:12:09 Uhr:


Hier mal die Klappe im Mischgehäuse, einmal offen und einmal geschlossen.

MfG, Helmut

Ich vermute, dass dieses "Phänomen" doch zu selten auftritt und daher für die Autoindustrie
keine besondere Bedeutung hat.

Gruß von WQ33

Ich kenne Leute mit Aufhängungsschaden am Fahrwerk, welche mit Getriebeschaden und defekter Kupplung, Injektorendefekte oder Turboschaden, ...

Den durchgehenden Motor kenne ich nur von hier bzw. youtube.
Es ist sicher kein häufiges Problem - und wenn doch, dann dürften eingelaufene Zylinder, gebrochene Kurbelwellen, Lagerschäden im Motor die deutlich zahlreicheren Defekte sein. Da werden die Hersteller sicher zuerst an anderen Stellen nacharbeiten.

Ärgerlich, wenn man davon betroffen ist - aber so ist es nun mal ....

War im Urlaub, hab mich deshalb einige Tage aus dieser Diskussion herausgehalten. Find's toll, dass hier noch so lebhaft weiter diskutiert wurde.

In der Tat ein wohl sehr seltenes Phänomen, welches auch keiner meiner Schrauberkumpels kannte. Dennoch können wir denke ich festhalten, dass es ein geringer Aufwand für die Hersteller wäre, den runaway zu verhindern und somit den wirtschaftlichen Totalschaden scheckheftgepflegter Fahrzeuge zum einen oder gar - und dies wohl entscheidender - mögliche Personenschäden in Zukunft auszuschließen.

Es ist doch nur eine Frage der Zeit, bis dem ersten Fahrer(in) beim mutigen Versuch, die Luftzufuhr zu unterbinden kochendes Kühlwasser oder halbe Pleuel um die Ohren fliegen oder durch Fehlreaktion die Dieselkiste in den Biergarten gelenkt wird... Soll ja schon Leute gegeben haben, die in Stresssituationen Gas und Bremse verwechselt haben.

Vielleicht verfasse ich mal einen offenen Brief an ein paar Autohersteller.

Die Karre steht jetzt übrigens beim freundlichen auf dem Hinterhof und wartet auf ein Spenderherz (+ viele weitere Organe). Mama hat derweil einen 2003er Peugeot 307. Natürlich Turbodiesel ;-)

Was man festhalten kann, ist, dass die wenigsten Turbos überhaupt wegen Verschleiß oder aus sich selbst heraus kaputtgehen.
Mit großem Abstand kommt der Schaden durch andere Komponenten oder durch die Wartungsmentalität des Besitzers.

Auf YT gibt es einen großen Technikkanal eines Aufbereiters, der Lader zerlegt und die typischen Schäden zeigt. Fast jedes zweite beschädigte Verdichterrad hat auf der Saugseite "Einschüsse" durch Partikel, die durch mangelnde Filterung der Ansaugluft kommen. Also auf saubere Filterkästen, Ansaugschläuche, Filter achten und auf Dichtigkeit.
Viele Turbos drücken das Öl zur Turbine und zum Verdichter raus, weil entweder die Ablaufleitung oder die Kurbelgehäuseentlüftung teilweise oder komplett verstopft sind.
Und ein dichter Rußpartikelfilter kann z.B. zur Verkokung oder Missfunktion der VTG führen, so dass die Abgasluft anders verwirbelt wird und ein unerwünschtes Moment auf die Laderwelle kommt. Das hat zur Folge, dass die Welle in der Lagerung eiert und Reibung erzeugt, das man als Pfeifen erkennt.
Oder der Verdichter ist durch Partikelbeschuss so in seiner Form verändert dass das Moment von der Verdichterseite her kommt.

Also muss bei einem Turboschaden vom Aufbereiter immer die Ursache ermittelt werden oder dem Besitzer ein Hinweis auf nötige Zusatzarbeiten geschrieben werden, z.B. Entlüftung, Ölleitungen kontrollieren, Partikelfilter reinigen lassen, auf saubere Ansaugung und frischen Luftfilter achten.
Denn sonst baut man sich das überholte oder gar neue Teil ein und hat dasselbe Problem in Kürze wieder.

cheerio

Zitat:

@där kapitän schrieb am 21. Juni 2015 um 11:31:04 Uhr:


Was man festhalten kann, ist, dass die wenigsten Turbos überhaupt wegen Verschleiß oder aus sich selbst heraus kaputtgehen.
Mit großem Abstand kommt der Schaden durch andere Komponenten oder durch die Wartungsmentalität des Besitzers.

Richtig. Der Turbo ist in 95 % der Fälle nur das Symptom, nicht die Ursache.

Ein Turobalader verschleißt eigentlich überhaupt nicht, da die Welle doppelt schwimmend gelagert ist und im Betrieb niemals Kontakt zu anderen Bauteilen hat. Fällt der Turbo durch gefressene Welle aus, muss ich zwingend den Fehler in der Ölversorgung suchen und finden.

Ebenso bei Ölverlust, ein Turbolader an sich kann nicht ölen. Dann stimmt der Druck im Turbinen- oder Schaufelgehäuse nicht, was eine Ursache haben muss.

Es ist wirklich schade, dass viele Werkstätten nicht in der Lage sind einen Turbolader korrekt zu tauschen.
Entweder wird die Ursache für den Ausfall nicht gefunden und einfach nur ein neuer Turbolader eingebaut, oder der Einbau des neuen Turboladers wird verhauen.

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... Und es hat sich womöglich angekündigt. Habe bei meiner Mutter in der Einfahrt eine Reihe kleiner ölflecke entdeckt. Sieht man nun, wo der Wagen weg ist. Vor sechs Monaten ist erst der Einlasskrümmer getauscht worden, kann das damit zusammenhängen?

Nur, wenn die Ölleitungen an den Anschlüssen nicht ordentlich montiert wurden. Bei einem intakten Turbo ist das eigentlich die einzige Möglichkeit, dass Öl nach draußen gelangt. Allerdings kann es immer mal zu Undichtigkeiten kommen. Da hilft manchmal bloßes Nachziehen der Überwurfmutter(n).

cheerio

Beim tausch des Einlasskrümmers wird aber nix am Turbo gemacht.

Gruß Metalhead

Muss der nicht raus?

Moment... ahhh... Ladeluftkühler... dann Krümmer... stimmt 🙂 total übersehen. 😉

cheerio

Das wird einfach Zufall sein, normalerweise hat das nichts miteinander zu tun.

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