Was ist der Grund, warum Motorradbremsscheiben generell so extrem teuer sind?

Da ich für mein Mopped neue Bremsscheiben brauche, habe ich mal etwas recherchiert. Bei den Preisen traf mich schon etwas der Schlag. 450 EUR für 2 Marken-Bremsscheiben für eine kleine Allerwelts 600er.

Für einen Porsche 911 kostet ein Satz Bosch-Bremsscheiben 100 EUR weniger. Der Porsche hat aber die dreifache Leistung und das sechsfache Gewicht.
Für eine C-Klasse gibt es Bosch Scheiben für gerade mal 25 EUR das Stück.

Sind es rein ökonomische Gründe für diese hohen Preise oder kann das technische Gründe haben? Wenn ja, welche?

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Edelstahl heißt prinzipiell ja erstmal nichts anderes als das der Stahl besondere Anforderungen an den Schwefel und Phosphorgehalt stellt (soweit ich mich erinnere 0,025% max). Da Schwefel und Phosphor den Stahl brüchig bzw spröde machen durch Bildung von Nichtmetallischen Einschlüssen etc. Meines Wissens nach ist wohl ein "Standardwerkstoff" für Bremsscheiben der nach japanischen Norm SUS410.. entspricht einem X12Cr13.
Als Analysenspanne gilt für SUS410: Fe, <0.15% C, 11.5-13.5% Cr, >0.75% Ni, <1.0% Mn, <1.0% Si, <0.04% P, <0.03% S
Der hohe Chromgehalt sorgt bei den Legierungen für die Korrosionsbeständigkeit übrigens in Verbindung mit dem recht geringen Kohlenstoffgehalt (geringere Abbindung des Chroms in Form von Chromkarbiden).

Gute Erfahrungen wurden wohl auch mit einem X46Cr13 gemacht, wobei dieser viel Kohlenstoff enthält und mir unschlüssig ist wieso der Werkstoff gut funktioniert.

Insbesondere ist jedoch die Wärmebehandlung dieser Stähle sehr wichtig für den späteren Einsatz, auch dies spiegelt sich im Preis wieder.

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Das liegt an den geringen Stückzahlen bei Motorrad-Bremsscheiben. Da wirken sich die Einrichtungskosten im Herstellungsprozeß weitaus preisbestimmender aus als bei der Großserienproduktion.

Wegen der geringen Stückzahlen. Manche sind auch noch aufwändiger geformt.

Und die Qualität ist deutlich besser. Wenn mein Auto morgens abgestellt wird, es regnet, hab ich abends einen leichten Rostbelag. Beim Motorrad noch nie gehabt. Beim früheren Mercedes hatte ich nach einer etwas schnelleren Fahrt im Sauerland Hitzerisse in beiden vorderen Bremsscheiben (knapp 10.000 km alt). Beim Motorrad werden in den Bergen die Bremsscheiben stärker belastet und halten.

sind halt keine billigen Gusscheiben sonden meist Edelstahl, aufwendig gearbeitet. Verschleißfester als Autoscheiben. Keine Massenproduktion. Sind aber meisst nur die vordren recht teuer, hinten sind relativ preiswert zu erstehen, je nach Scheibe.

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....und dann wäre da noch der fehlende Wettbewerb....
Für eine C-Klasse fertigt nahezu jeder Bremsscheiben. Bei Porsche wird es schon enger.
Aber wieviel Mitbemüher gibt es beim Moped?

Edelstahlscheiben würde ich nicht fahren wollen.

Eine Gedanke kam mir noch bezüglich der Stückzahlen. Bei wie vielen Kilometern sind die vorderen Scheiben im Mittel fällig? Bei 80 - 100.000km? Kann das hinkommen? Falls ja, wieviele Motorräder erreichen diesen Kilometerstand? Ich glaube, ein Teil des Preises könnte sich durch die geringen Stückzahlen erklären lassen, multipliziert durch die geringen Kilometerleistungen der Schönwetterfahrer. Ein typisches 08/15 Motorrad ist z.b. die MT-09 Tracer, die 1300 mal im Jahr 2015 zugelassen wurde. Wenn die im Jahr 5.000 km gefahren wird, ist nach 15 Jahren ein Satz Bremsscheiben fällig. Heisst 86 Bremsscheiben pro Jahr für das Modell in Deutschland. Viel ist das nicht.

Blöd ist das halt für Leute, die 20.000 km und mehr im Jahr fahren. Dieses Jahr habe ich schon 5 Reifen kaufen müssen, einen Kettensatz wechseln müssen und sonstigen Kleinmist. Das älteste und verhunzteste Auto das ich hatte, hat mich in der Erhaltung nicht annähernd so viel gekostet.

Auf der anderen Seite muss man auch sagen, dass Bremsscheiben ja keine Technologie ist, die besonders hohen Entwicklungsaufwand bedarf. Die Legierungen sind bekannt und nicht modellspezifisch, die Gusst- und die Verarbeitungstechniken auch. Eigentlich ist es nur ein Standardprozess aus gießen und fräsen + QS. 250 EUR für eine Scheibe sind da schon "oag", wie der Österreicher sagen würde. Das mit der Stückzahl leuchtet mir schon ein, kann aber imho nicht komplet diese extrem drastischen Preise für ein Standardverschleißteil erklären.

Zitat:

@Natriumdampflampe schrieb am 20. Oktober 2016 um 13:13:37 Uhr:


Edelstahlscheiben würde ich nicht fahren wollen.

Warum nicht? 😕

Naja wenn ich bedenke dass doch sehr viele Motorräder reine Spaßgefährte sind die hin und wieder am Wochenende mal aus der Garage geholt werden...Maschinen >10 Jahre alt mit Kilometerleistungen unter 30 000 sind jedenfalls keine Seltenheit.

Zitat:

@Drahkke schrieb am 20. Oktober 2016 um 13:17:56 Uhr:



Zitat:

@Natriumdampflampe schrieb am 20. Oktober 2016 um 13:13:37 Uhr:


Edelstahlscheiben würde ich nicht fahren wollen.

Warum nicht? 😕

wegen der sehr geringen Festigkeit und Brüchigkeit ggü. normalem Stahl. Soweit mir bekannt, gibt und gab es noch nie Edelstahl-Bremsscheiben.

Zitat Anfang: "Bremsscheiben für Motorräder wurden erst ab 1969 (Honda CB 750 Four) eingeführt, wobei anfangs ebenfalls Graugussscheiben zum Einsatz kamen. Der bei Grauguss durch Feuchte und längeren Standzeiten unvermeidliche Oberflächenrost wird häufig als nachteilig angesehen. Daher setzten sich später korrosionsarme (Edel)stähle als Ausgangsmaterial durch."Zitat Ende
Zumindest aus Wikipedia kann man entnehmen dass das mit dem Edelstahl wohl stimmt. Werden vermutlich ganz spezielle Legierungen sein.

Zitat:

@Natriumdampflampe schrieb am 20. Oktober 2016 um 13:22:33 Uhr:


Soweit mir bekannt, gibt und gab es noch nie Edelstahl-Bremsscheiben.

Das hängt davon ab, wie du Edelstahl definierst.

http://www.bikeway.de/artikel.php?id=48128

Hier wird Edelstahl auch als Referenz genommen.
http://www.ebc-brakes.de/start.php5?page=bike

Also Standard scheint Edelstahl zu sein und 18% besser ist "Billet-Spezialstahl"

Meine Mopped Bremscheiben hatten auch noch nie Rostbildung, obwohl es immer draußen steht. 🙂

Ich fahre jetzt seit rund 22 Jahren wieder Motorrad. Einige Maschinen mit km-Stand um die 65.000 verkauft, aber neue Bremsscheiben? Bisher nur zweimal beim Motorradgespann. Da waren die Scheiben ziemlicher Schrott. Im Winter "klebten" die Klötze auf der Scheibe und als ich im Frühjahr das Teil bewegte, fielen die Klötze und die Scheiben in Einzelteilen auf den Boden. Da hatte ich dann bei km-Stand 11.000 bereits die dritte Bremsscheibe beim Beiwagenrad. Die Scheiben waren aber spottbillig, der Qualität entsprechend.

Zitat:

@Drahkke schrieb am 20. Oktober 2016 um 13:27:14 Uhr:



Zitat:

@Natriumdampflampe schrieb am 20. Oktober 2016 um 13:22:33 Uhr:


Soweit mir bekannt, gibt und gab es noch nie Edelstahl-Bremsscheiben.

Das hängt davon ab, wie du Edelstahl definierst.

http://www.bikeway.de/artikel.php?id=48128

ich ging von V2A und V4A aus.

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