Was fasziniert euch am biken?

Als jemand, der sich noch nicht allzu lange im Biker Lager tummelt, stell ich mir die Frage in zunehmenden Masse. Richtig klar wurde mir die Frage, als ich vor kurzem mit einem Arbeitskollegen, der locker mein Sohn sein könnte, eine Tour im Südschwarzwald gefahren habe. Während ich auf die vielen, engen Kurven abfahre, die man meist im 3., 2. oder auch im 4. Gang nehmen kann, ist er von der Fraktion Knieschleifer, der langgezogene Kurven jenseits der 120 km/h liebt.
Seitdem ist ein neuer Aspekt in meiner Studie über die unterschiedlichen Motivationen der Kollegen hinzugekommen. Dort gibt es die Harley Cruiser, denen es offenbar mehr ums Posen geht, denn auf Fahrspass. Dann bin ich auf nicht wenige Zeitgenossen gestoßen, die - zwar ohne Harley - aber trotzdem in stoischer Gemütlichkeit, ihre bedächtigen Kreise ziehen.
Ein sehr vielschichtiger Punkt ist auch das Phänomen, dass die Mehrheit der Biker jenseits der 50 ist (so wie ich auch). Und was für soziologische Dynamiken sich dahinter verbergen.
Zum Schluss will ich noch weitergeben, was mich am biken fasziniert: es ist der Kick, das Mögliche zu suchen im Zusammenspiel von allen physikalischen Gesetzen und dem eigenen Fahrkönnen. Die Freiheit, die du durch die Kraft und Agilität des Moppeds hast, um dem trägen Dosenbrei zu entkommen. Die Beziehung die du zu deinem bike gewinnst durch all die intensiven Erfahrungen mit ihm.
Bin gespannt von euch den Horizont erweitert zu bekommen.

Beste Antwort im Thema

Motorradfahren ist eine Disziplin wie eine Andere.
Nach langen Lehr- und Gesellenjahren wird man Meister.
Faszinierend war es früher.
Heute fahre ich Motorrad, weil ich Motorradfahrer bin.

Ich hätte auch Musiker werden können, das hat mich damals auch fasziniert,
aber dazu hat mir das Talent gefehlt. Heute spiele ich zwar Gitarre, aber ich bin kein Gitarrenspieler...

Meine engen Freunde fahren alle Motorrad, Motorradfahrer reden wie ich, und Motorradfahrer gehören zu meinem Stamm.
Ich habe einen Motorradclub gegründet, ich fahre immer noch mit den damals wilden Jungs von meinem deutschen Gymnasium,
Ich fahre auch mit Leuten aus dem Forum. Jede Ausfahrt ist anders, aber es ist immer gut. Andere Rituale, andere Gesprächstthemen, immer dreht sich alles irgendwo um das Motorrad.
An den Schwierigkeiten, Unfällen, Problemen reift man, Schnee und Regen erinnert uns daran, wie gut wir es in unsern vier Wänden eigentlich haben, das Motorrad lehrt uns die Technik, und die Natur macht uns zu besseren Menschen.

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Vor 20 Jahren habe ich mit dem Tauchen angefangen. Dort habe ich dann den Effekt festgestellt, dass die Sinneseindrücke, die beim Tauchen auf mich einprasseln, meine Aufnahmefähigkeit zu 100% in Anspruch nehmen. Ich muss auf viele Dinge achten, damit ich die Situation meistere, und dazu kommen die überwältigenden Sinneseindrücke.

Die Folge war: Sobald ich Tauchen ging, verschwanden alle anderen Sorgen aus meinem Kopf. Alles, womit ich mich mental über der Wasseroberfläche befasst habe (befassen musste), war weg, sobald der Tauchgang ernst wurde. Und dieser Zustand der Abwesenheit von anderen Problemen im Kopf, der hielt auch noch nach dem Tauchgang eine ganze Weile an.

Das ist beim dem Motorradfahren ähnlich. Fahre ich Motorrad, denke ich zu 100% ans Motorradfahren. Nicht an die Steuererklärung und nicht daran, was ich meiner Frau zum Geburtstag schenke. Wenn ich mich ins Auto setze, mache ich mir sofort Musik an, das mache ich auf dem Motorrad nie, weil es mich ablenken würde. Und manchmal kämpfe ich im Auto gegen das Einschlafen an - das ist mir auf dem Motorrad auch noch nie passiert.

Es ging mir darum herauszufinden, was den Biker auf seinem Mopped fasziniert, was ihn berührt, was er für Erfahrungen macht, was ihm besonders wichtig ist. Ich hab sehr spannende Sachen gelesen, von denen ich die allermeisten nachvollziehen kann. Durchwachsene Erfahrungen habe ich selber mit Bikertreffen gemacht. Das war gut, um (fahr-)technische Informationen auszutauschen, mündete aber sehr oft in Stammtischgewäsch.
Und obwohl mir die Erfahrung der Natur wichtig ist, kann ich das mit dem biken nicht gewinnbringend verbinden. Ich mache das besser eins nach dem anderen. (Höchstens so, wie es fate_md beschrieben hat.)
Danke für die Inspirationen!

Schöner Fred, gute Antworten, die nachdenklich machen, Danke dafür!

Ein Aspekt, der zumindest bei mir Auftritt, versuche ich mal zu beschreiben.

Das war schon auf meiner allerersten Motorradtouren so und hat sich bis heute gehalten. Wenn ich aus den Kurven/Wäldern/Bergen zum erstenmal in einen mir unbekannten kleinen Ort rolle, meist im Schiebebetrieb, dann macht sich bei mir ein bischen das "Cowboy-reitet-in-das-verschlafene-Westernkaff-Gefühl" breit, das einem zahllose Western zu vermitteln versuchen.

Schwer zu beschreiben. Aber immer wieder nett. 🙂

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Zitat:

@Lewellyn schrieb am 29. Mai 2016 um 08:54:32 Uhr:


Ein Aspekt, der zumindest bei mir Auftritt, versuche ich mal zu beschreiben.

Das war schon auf meiner allerersten Motorradtouren so und hat sich bis heute gehalten. Wenn ich aus den Kurven/Wäldern/Bergen zum erstenmal in einen mir unbekannten kleinen Ort rolle, meist im Schiebebetrieb, dann macht sich bei mir ein bischen das "Cowboy-reitet-in-das-verschlafene-Westernkaff-Gefühl" breit, das einem zahllose Western zu vermitteln versuchen.

Schwer zu beschreiben. Aber immer wieder nett. 🙂

Kenn ich😁

Richtig Freiheit spürte ich erstmals beim Gleitschirmfliegen, da hier alle Ebenen 4D mäßig möglich sind,
zumal es in der Luft "relativ" wenig Beschränkungen gibt.

Beim Motorrad fasziniert mich auch das man es einfach ausüben kann, fast Wetter/Windunabhängig
sowie die Zeiteinteilung.

Auch sehr schön:

Einige Zeit durch einen eher dunklen Wald fahren und dann kommt man raus und vor einem Wiesen, Felder und der Straßenverlauf schön kurvig sichtbar die nächsten 1-2 Kilometer.

Da möcht man fast mal kurz anhalten. 🙂

Zitat:

@Der Lustige Alt schrieb am 29. Mai 2016 um 10:05:57 Uhr:


Kenn ich😁

Richtig Freiheit spürte ich erstmals beim Gleitschirmfliegen, da hier alle Ebenen 4D mäßig möglich sind,
zumal es in der Luft "relativ" wenig Beschränkungen gibt.

Beim Motorrad fasziniert mich auch das man es einfach ausüben kann, fast Wetter/Windunabhängig
sowie die Zeiteinteilung.

Ja, aber in der Luft ist nix...da nützt einem die Freiheit nix. Erst in Bodennähe wird die Sache interessant...

Großer Unterschied zwischen fliegen und fahren: Wenn die Situation unübersichtlich wird, bleibt man beim Fliegen am besten da, wo man gerade ist. Höhe, Speed und Richtung erstmal beibehalten. Niemand ist je mit dem Himmel zusammengestoßen.

Beim Motorrad ist da eher sofortige Reaktion angesagt. 😉

Es ist so viel Zeit vergangen und so viel passiert. Bei mir und bei euch auch. Und es sind auch viele neue Kollegen dazu gekommen. Außerdem geht es beim Bikertreff momentan ziemlich fad zu, so dass ich das Thema noch einmal aufwärmen möchte. Meine zwei standardmäßigen Moped Kumpels haben inzwischen weitgehend abgewunken. Sechs bis acht Stunden täglich Kurven ballern war ihnen too much. das heißt, ich bin momentan alleine auf einer Tour durch den Norden Österreichs, was mir gar nichts ausmacht, denn die alleinige Bewältigung einer Tour - mit allem was dazugehört - steigert für mich das Abenteuer. Ich war also heute in Oberösterreich unterwegs und habe zwischendurch darüber sinniert, was jetzt eigentlich an diesem Moment so geil ist? Es hat teilweise geregnet, es waren recht viele lästige Geraden dabei und Calimoto hat sich ein paar alberne Schlenker nicht nehmen lassen. War ich deswegen angepisst? Nein, denn ich war ganz bei mir und den Erfahrungen, die ich gerade mache. Habe es genossen, diese unbändige Kraft der Maschine richtig auf den Boden zu bringen. Und neue Landschaften zu entdecken.
Schon beim Planen einer Tour stehe ich unter Strom: welche Route bietet die meisten Kurven, wie kann ich die Orte am besten umfahren, dann schalte ich die Geländeansicht dazu... Tatsächlich sind auf diese Weise und mit zunehmender Erfahrung die besten Touren herausgesprungen. Viel besser als all die vorgefertigten. Unbeschreiblich das abzufahren, was du vorher sorgfältig am Routenplaner ausbaldowert hast.
Mich würden eure Meinungen oder eure Update interessieren.

An meiner Meinung hat sich nicht viel geändert. Nur das ich inzwischen die gemeinsamen längeren Touren vermisse. Letzte große mehrtägige Gruppentour ist schon 3 Jahre her und dieses Jahr sieht es, wie auch bei dir, schlecht aus. Dadurch hab ich aber, wie auch du, immerhin den Vergleich.

Ja, alleine eine Tour machen hat was für sich. Immer seine Geschwindigkeit, keine Rücksicht nehmen müssen. Pause wenn man selbst will oder eben auch nicht. Etc.

Auf der anderen Seite vermisse ich aber die gemeinsamen Abende danach. Das quatschen, scherzen und das ein oder andere Getränk zu sich nehmen.

Von daher kann ich jetzt nicht das Eine dem Anderen vorziehen. Und wenn sich wieder mal eine Tour mit der Gruppe anbieten würde wäre ich auch dabei wenn es die Zeit erlaubt. Was halt meist das Problem ist.

Meiner Frau wäre es im Übrigen auch lieber ich würde in der Gruppe fahren. Hat halt ein bissl mulmiges Gefühl wenn ich allein unterwegs bin auch wenn sie meiner Fahrweise im großen und ganzen vertraut. 😉

Planung von Touren im Ausland fällt im übrigen auch dank Google Streetmap etwas leichter als in Deutschland. Zumindest wenn die Aufnahmen aktuell sind. In Tschechien sind sie inzwischen schon 2x rum, da hat man Vergleichsbilder z.B. aus 2011 und 2019. Interessant. Ist dann zwar viel Arbeit aber tatsächlich lohnt sich diese dann doch irgendwo. Macht sicherlich auch einen Teil der Faszination aus wenn die eigene Tour abseits vorgefertigter Touren klappt.

Bei mir hat sich nichts geändert: Licht, Luft und Landschaft reizen besonders. Ich bin Genießer und fahre entsprechend touristisch, nicht sportlich. Ich denke, das wird sich auch nicht mehr ändern.

Gruß Michael

Ich bin in der Welt der motorisierten Zweiräder noch relativ neu (habe erst seit knapp 9 Monaten den Motorradführerschein und seit ein paar Monaten eine XMAX 300), also gebe ich mal meinen Senf dazu.

Ich habe einen Autoführerschein, seitdem ich 18 bin; habe aber nie ein Auto besessen.
Zum ersten Mal auf die Idee, einen Motorradführerschein zu machen, bin ich 2014 gekommen (da war ich 47). 2 Gründe waren ausschlaggebend.
Erstens: Ich habe in jenem Jahr ein Pedelec erworben und festgestellt, dass es richtig Spaß machen kann, auf einem Zweirad ohne hohe Muskelkraftanstrengung schneller zu fahren als mit einem normalen Fahrrad. Und bei 30 km/h habe ich mir gedacht: Eigentlich würde ich gerne probieren, wie es ist, noch schneller auf einem Zweirad zu fahren.
Zweitens: Ich war beruflich mehrmals in Frankreich und musste dabei immer auf den Peripherique (die Ringautobahn um Paris). Dabei stand ich immer stundenlang im Stau. Und stellte fest, dass es eine Gruppe von Verkehrsteilnehmenden gab, denen die Staus egal waren: Motorradfahrende.

Trotzdem habe ich noch ein paar Jahre gewartet, bevor ich den Motorradführerschein gemacht habe. Denn Motorräder waren mir nicht umweltfreundlich genug. Insbesondere gab es keine Hybrid-Motorräder (gibt es in Europa immer noch nicht, soweit ich weiß).
Aber Ende 2018/Anfang 2019 war die Deutsche Bahn extrem oft unzuverlässig, wenn ich sie benutzt habe. Höhepunkt war eine Fahrt nach Dortmund, die 4 1/2 Stunden mit einmal Umsteigen hätte dauern sollen, und tatsächlich über 6 Stunden mit 3-mal Umsteigen gedauert hat. Danach habe ich beschlossen, den Motorradführerschein zu machen. Auto wollte ich nicht; ich finde ein Auto für eine Person zu groß und zu umweltfeindlich.
Ich habe erst nach Anmeldung zum Motorradführerschein festgestellt, dass Fahren im Stau zwischen den Autos in Deutschland illegal ist; im Gegensatz zu Frankreich. Hätte ich das mit dem Motorradführerschein auch durchgezogen, wenn ich es vorher gewusst hätte? Ich weiß es nicht.

Aber ich habe es durchgezogen, und mir eine XMAX gekauft.

Was ist toll am Motorradfahren?
Es macht mehr Spaß als Autofahren (mir zumindest).
Es ist umweltfreundlicher als Autofahren.
Es macht unabhängig von Fahrplänen, und evtl. Verspätungen und Zugausfällen (ironischerweise waren alle Züge, die ich nach Bestehen meiner Führerscheinprüfung genommen habe, pünklich).
Es erfordert körperliche und geistige Konzentration. Also hält es möglicherweise fit.
Es hat sogar Auswirkungen auf mein Klavierspiel. Bei manchen Passagen von Stücken, wo es darum geht, schnell die richtigen Töne zu treffen, stelle ich mir jetzt manchmal vor, dass ich diese Passagen so spielen muss wie ich eine Kurve fahren würde. Blickführung, Wahl der richtigen Linie, richtig in die Kurve legen... Übersetzt aufs Klavier heißt dies: Töne/Tasten antizipieren, und im Rhythmus bleiben. Wobei ich denke, dass ich immer noch besser Klavier spielen kann als Motorrad fahren. 46 Jahre vs. 1 Jahr Erfahrung halt. 😉

Und mein Flügel ist von Yamaha. 😁

Witzig. Ich hatte mich vor vier Jahren gar nicht geäußert. Der Grund ist einfach. Ich war auf einer Motorradtour in Savoyen.
Motorradfahren ist für mich die logische Fortsetzung des Fahrradfahrens aus der Kindheit. Es ging bei mir lückenlos unter Auslassung eines Mofas. Mit 16 den 4 er gemacht und eine Zündapp KS50 SS gekauft. Das gehörte sich so. Seitdem hat man das Virus und kann eigentlich nicht richtig erklären, warum das so ist. Selbst mein ansonsten so spießiger Lebenslauf hat da nix dran geändert.

Mich hat schon Auto fahren immer begeistert. Seit ich klein bin und im Lkw von Papa mitgefahren bin, hat mich alles fasziniert was sich bewegt.

Als dann genug Geld da war, den motorrad Führerschein gemacht. Im Grunde ist es dasselbe was ich am Auto fahren toll finde, nur 1000x intensiver. Neue strecken erkunden, Kurven möglichst perfekt und im Wohlfühlbereich fahren und die "Freiheit" wenn eine lange freie strecke vor einem liegt.

Genauso natürlich der technische Aspekt - das schrauben in meiner Werkstatt macht immer Spaß, egal ob am Auto oder am motorrad.

Und das Produkt, das man selber gewartet und ggf repariert hat, dann zu fahren ist einfach toll.

Nachdem ich hier einige Beiträge gelesen habe, frage ich mich, wie weit Assistenzsyteme am Motorrad, die in diese Richtung Patent für Assistenzsysteme gehen am Markt überhaupt nachgefragt würden?
Wobei das Kreiselsystem, welches Harley sich wohl patentieren lies, ja die absolute Krönung wäre. Ein Motorrad, das nicht mehr umfällt. Will man das wirklich??!

Wo bliebe da die Freiheit auf dem Motorrad, wenn man praktisch nichts mehr selber unter Kontrolle hat? Nicht einmal mehr, das Motorrad in die Ecke werfen zu können?
Fährt man nicht gerade deshalb auf zwei Rädern, weil man nicht so eingeschränkt wie im Auto sein will?

Ich für meinen Teil zumindest will ein Motorrad, das möglichst nur aus Rahmen, Lenker, Motor, Bremse und zwei Rädern besteht. Kein ABS, kein Kurvenassistent und schon gar kein Kreisel. 😰
Ich will die Natur, die Kraft und auch die Physik direkt und unverfälscht erfahren können.
Wie heißt es so schön: Gas geben kann jeder. Fahren ist schon schwieriger...

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