Warum stellt sich das Bike beim BREMSEN auf?!
Hallo!
Habe mir gestern wirklich lange über die Physik eines Bikes Gedanken gemacht. Aber irgendwie komme ich nicht drauf, welche Kräfte für das Aufstellen des Bikes verantwortlich sind, wenn man in die Eisen geht!
Vor allem heißt es ja, dieser Effekt soll sich mit den neuen außenliegenden Bremsscheiben nicht einstellen!
Da frag ich mich wieder warum?!
Und warum ist der Effekt bei der Hinterradbremse nicht so stark ..oder gar nicht vorhanden.
Irgendwie müsste es ja mit den Kreiselkräften des Rades zu tun haben ..was eigentlich nicht logisch ist, denn beim Bremsen nehmen diese ab und das Bike müsste noch weiter in die Kurve fallen!
Die einzige Erklärung wäre der Drehmoment um die Lenkachse. Aber dass der so extrem wirkt kann man sich gar nicht vorstellen ...aber dann müssten doch die außenliegenden Bremsen diesen Effekt noch mehr haben, da der Hebel größer ist! Bzw. müsste es den Effekt dann genauso bei der Hinterradbremse geben!
Aber diese Kräfte wären die einzig logischen Kräfte und könnten das Bike zum aufstellen bewegen!
Dann sollte aber auch die Reifenbreite eine Rolle spielen! Man ...gar nicht so einfach ..und ich war mal im Technikzweig! lol
..ist aber schon lange her! 😉
Gruß Martin
25 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von EPICENTER
Yo, stimmt auch und wissen viele nicht! Vor allem ist es wichtig zu drücken anstatt zu ziehen, wie sehr oft verbreitet wird. Denn durch das Festhalten am Lenker und den Zug tritt eine leichte Instabilität auf, was zu Lenkerschlagen führen kann. Durch Drücken vermeidet man dies!
Hinzu kommt noch, das man rechts ziehen muss, um nach links auszuweichen. Ist irgendwie ungewöhnlich für den Körper, da jedesmal umgedacht werden muss.
Des weiteren kannst Du im Extremfalle den Lenker bis zum Lenkeranschlag ziehen, beim drücken ist der Weg durch die Armlänge begrenzt.
Und zu guter letzt versuche mal, beim ziehen des Lenkers Kupplung oder Bremse zu betätigen...... Beim drücken geht das mit ein wenig Übung.
Ich kann jedem nur empfehlen, an einem solchen Training teilzunehmen, bringt ne Menge, Spaß macht es obendrein auch noch.
Michi
Moinsens alle zusammen.
Als ich vor einiger Zeit diesen Thread entdeckte, dachte ich mir; Da halte ich mich lieber mal raus und schau was ihr so schreibt....
Ähemm..räusper..und nicht vorhandene Krawatte zurechtrück.
Meine Herren .....
Ihr seid klasse !
Hier zeigt sich daß, in MT wirklich mitgedacht und nicht nur konsumiert wird.
...Und das auf hohem Niveau.
..nichtvorhandenen Hut abnehm.
Gruß
Jürgen
P.S.
Auch ich bin einVertreter der Masseträgheit / Hebelwirkung-Fraktion.
hab auch ne theorie, allerdings nicht so ausgereift:
also, es ist ja allseitsbekannt (wenn nicht, dann wurde das grad festgestellt) das man, um eine linkskurve zu fahren, leicht nach rechts lenken muss und umgekehrt (ab einer bestimmten gesch.).
einmal in schräglage versetzt, muss man den lenker weiter in dieser position halten, um auch die schräglage beizubehalten. sprich, würden wir den lenker gerade stellen, würde sich das motorrad auch wieder aufrichten.
durch den mechanischen nachlauf des vorderrades (wir wissen, je grösser dieser, desto besser der geradeauslauf und so schlechter, das handling) würde sich das vorderrad gerne wieder in die "gerade" position bringen, was wit geschickt zu verhindern wissen, um unsere kurve zu fahren.
momentan ist unser kräfte"haushalt" im gleichgewicht.
leiten wir ein bremsmanöver ein, will das vorderrad (wieder der nachlauf) nun stärker wieder in die ausgangslage zurück, daraus folgt logischerweise, wenn wir net mehr am lenker drücken, stellt sich das möp auf.
der effekt ist logischerweise höher, wenn die bremskraft direkt am vorderrad greift.
hoffe, es ist einigermassen verständlcih beschrieben.
aber berechnen kann ich da auch ncihts, so hätte ich mir das ganze "hergeleitet", mal schauen was unsere gelehrten dazu meinen 😁
Nicht orakeln -- einfach lesen
Das ist physikalisch zu erklären und zu berechnenen:
Hier wird Kurvenfahren und Kurvenbremsen gut erklärt:
http://www.motorradfahrer-lev.de/physik.htm
http://squoika.bei.t-online.de/sicherheitstraining.htm
Vieleicht bringts ein wenig Licht ;-)
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Wo fängt Stabilität an? beim Schwerpunkt! Sobal also stark verzögert wird gilt das Gesetz von der trägheit der Masse, der Schwerpunkt, der hinter dem Vorderrad liegt will "weiterfahren", kann er aber nicht. Da die Energie irgendwo hin muss, sucht sie sich den Weg des geringsten Wiederstandes und der is dann vorne/oben. Auf nem sehr sandigen Untergrund, oder generell rutschigem wird sich die Mühle kaum oder eben gar nich aufbocken, weil die Energie eben "geradeaus" weiter kann. Hast du halt nen guten Untergrund und die Verzögerungskräfte sind stärker als die Masse von der Trägheit her abgebremst werde kann, geht es dann halt nach oben. Hat aber auch mit den Räder zu tun, Vielleicht schon mal gesehen, DRAGSTER habe hinte oft so ne Mega Montur, damit sie beim losbrettern nich vorne abheben. In dem Fall "Bremst" der Schwerpunkt eben wieder durch seine Masse ab und die Energie kann nich voll umgewandelt werden ud sucht sich wieder Kompensationsraum...
Bonsai Fan
Ich bin hier grad auf ne scheinbar uralte Fragerunde gestoßen. Falls es mal jemanden interessiert, schreib ich mal kurz ne Antwort, damit man sich am Stammtisch wieder gepflegt über Weiberärsche statt Fahrphysik unterhalten kann 😉
Kurvenfahrt geht im Regelfall mit Schräglage einher. Jetzt stellen wir uns mal exemplarisch unseren Vorderreifen vor, wie er da bei etwa 45 Grad Schräglage durch die Kurve rollt. Dieser Reifen ist aber nicht unendlich schmal sondern besitzt eine gewisse Breite (meistens 120mm) - das heißt, der Reifenaufstandspunkt (genauer: der Mittelpunkt der Reifenaufstandsfläche) befindet sich nicht mittig auf dem Reifen sondern er wird seitlich ausgelenkt. (Sonst hätten ja MotoGP Fahrer auch solche peinlichen Angststreifen wie wir Normalsterblichen.) Je breiter der Reifen und je größer die Schräglage, desto größer diese Auslenkung. (Die Auslenkung des Reifenaufstandspunktes wird zudem durch Schräglauf und Nachlauf geometrisch beeinflusst, das berücksichtige ich hier aber mal nicht, um die Verständlichkeit zu fördern)
Greift man jetzt todesmutig in die Bremse (bei einem Kraftschlussbeiwert von etwa 1 und einem sportlichen Motorrad mitsamt gleichwertigen, warmen Reifen befindet man sich noch nicht ganz im fahrdynamischen Grenzbereich was die übertragbaren Kräfte angeht), wirkt von vorne die Umfangskraft auf den Reifen. Sie greift im ausgelenkten Reifenaufstandspunkt an, in Richtung Fahrer (also mit dem drehenden Rad). Diese Kraft wird also über den Reifen ins Motorrad eingeleitet. Durch die Auslenkung existiert jedoch ein Hebelarm in Bezug auf die Lenkachse. Dadurch wird also ein Drehmoment um die Lenkachse erzeugt. Dieses Drehmoment wirkt eindrehend, das Rad will also weiter in die Kurve einlenken. Hier kommt die Kreiselmechanik ins Spiel: Lenkt man das Rad bspw. in einer Rechtskurve aus einer stationären Kurvenfahrt heraus weiter ins Kurveninnere, also nach rechts, dann resultiert das in einer Rollbewegung (sprich Schräglagenänderung) des Motorrads nach LINKS - also ein Aufstellen. Probiert es mal praktisch aus, wenn es euch nicht direkt geläufig ist. (Geht ja auch bei Geradeausfahrt)
Durch diese Lenkbewegung, die durch das vom Bremsen eingeleitete Drehmoment verursacht wurde, stellt sich das Motorrad im Endeffekt auf.
Das hat NICHTS mit der Art der Bremse zu tun. Es hängt aber offenbar mit Kreiselmechanik und den im Radaufstandspunkt angreifenden Kräften zusammen. Wem das zu krass war, der findet im Buch "Motorradtechnik" von Jürgen Stoffregen eine verständliche Skizze.
Übrigens liegen die Grenzen für das Bremsen in Schräglage sehr seeehr viel höher als die meisten Biker schätzen. Nehmen wir mal Kurvenfahrt mit einer Querbeschleunigung von knapp 7m/s² - dann kann man noch eine nahezu gleichgroße Längsbeschleunigung (=Bremsen) übertragen. Der Kamm'sche Kreis macht's möglich: (Insgesamt übertragbare Kraft) ins Quadrat = (9,81 m/s² * µ)² = (Querkraft² + Längskraft²). Stellt man nach der Längskraft um und setzt ein, kann man ganz große Augen kriegen. Fahrt am besten mal auf die Rennstrecke, traut euch da mit nem geeigneten Reifen ran und freut euch, weil ihr plötzlich fast alle Hobbyracer auf der Bremse platt macht 😉
Na dann prost Mahlzeit 😰
Zitat:
Original geschrieben von kandidatnr2
Haste 9 Jahre gebraucht, um bei Bernt Spiegel abzuschreiben?
wenigstens keine Leiche!
ist ja schon Kompost!
ALex
Doch, ich habe das auch schon mal geschafft. Hatte mich irgendwo im Fredlabyrinth verklickt (Schande...)
Zitat:
Original geschrieben von Pete46
der findet im Buch "Motorradtechnik" von Jürgen Stoffregen eine verständliche Skizze.
Das Buch ist übrigens absolut empfehlenswert. Es steht genau das drin, was drauf steht. Sprich es ist nicht so leichte, rein verbale Kost wie bei Spiegel. Aber wer sich wirklich mit der Technik auseinandersetzen will, kommt an dem Buch nicht vorbei.