W108 auf Ethanol umrüsten?
Moinsen,
habe mich schon eingehender mit der Thematik Ethanol beschäftigt und u.a. mit sehr großem Interesse die hiesigen recht umfangreichen Threads zum Thema Ethanol gelesen, auch wenn ich noch nicht ganz durch bin…
Bin dabei auf die "spinnerte" Idee gekommen, ob man meinen 250SE auf Ethanol (E85 als Fernziel) umrüsten kann. Die Versorgungsfrage will ich ausklammern, weil es mir fürs Erste um die prinzipielle Machbarkeit geht. Allerdings habe ich noch ein paar grundsätzliche Verständnisfragen vorzugsweise chemischer Natur:
Die korrosiven Begleiterscheinungen sind mir immer noch ein Rätsel.
• Aluminium soll von Ethanol nicht angegriffen werden, was wohl auf die Eloxschicht zurückzuführen ist. Stimmt das so? Auf der anderen Seite habe ich, weiß nicht mehr wo, gelesen, daß es zu "Auswaschungen" bei Aluminium kommen soll. Wenn dem so ist, kann ich mir das nur so erklären, daß Essigsäure entsteht, die Alu zu einem Salz (Aluminiumacetat) umwandelt. Kann man dem beikommen, indem man die Eloxschicht "verdickt", oder wäre vernickeln besser, um auf der sicheren Seite zu sein?
• Da der Zylinderkopf aus einer Alulegierung (AlSiCu) besteht, würde mich schwer interessieren, was in der "Giftküche" Brennraum passiert. Schön warm, ordentliche Drücke und reaktionsfreudige Stoffe…?
• Der Tank sowie die Benzin- und Einspritzleitungen bestehen aus Stahl (ST35). Wird dieser vom Ethanol in Mitelidenschaft gezogen oder ist das nicht zur Gänze vermeidbare Wasser der potentielle Übeltäter?
• Benzin soll eine gewisse Schmierfähigkeit besitzen, die Ethanol nicht bietet. Von daher soll besonders die Einspritzpumpe "fressgefährdet" sein. Was schmiert da und wie könnte man dem Ethanol diese Eigenschaft beibringen?
Natürlich sind darüber hinaus noch weitere Fragen offen.
• Bei dieser ollen Kalesche ist die Gemischaufbereitung und Steuerung des Verbrennungsvorgangs rein mechanisch. Von daher kann man die Kiste gewissermaßen nur auf eine Treibstoffqualität einstellen. Mal mit Benzin, mal mit E85 zu fahren, dürfte nicht klappen, da man der ESP vielleicht die ehöhte Fördermenge, eventuell auch ein höheren Förderdruck "beibringen" kann (Hat da jemand zufällig Unterlagen über solche ESPs, habe ich noch nicht auftreiben können?). Diese Einstellung ist dann aber statisch und kann nicht ohne weiteres geändert werden.
• Wenn ich das richtig gelesen habe müßte man auch andere Zündkerzen sowie eine stärkere Zündspule verbauen?
Reichlich Fragen aber irgendwie "juckt" mich das Thema. Wäre schön, wenn Ihr ein bißchen Ordnung in meinen Informationschaos bringen könntet… -)
informationstrunkene Grüße
Martin
61 Antworten
Habe ich ja auch am Schluss geschrieben, bei der 1970'er Technik braucht er sich um Einspritzung etc. nicht zu kümmern 😉
Okidoki,
wenn ich eure Antworten zwischendurch richitg zusammenfasse, laufe ich nicht Gefahr, wenn ich mir mir mal einen Tank mit dem E50 oder E85 zum Machbarkeitsnachweis vollmache, daß ich danach den Motor aus dem Motorraum fegen kann.… -)
Die Phasentrennung scheint mir bei hohen Ethanolanteilen, sofern ich das richitg verstanden habe, nicht das ganz große Problem zu sein. weil die schiere Menge ETOH salopp gesprochen das Wasser besser aufnehmen kann und trotzdem noch ausreichend "unpolare ETOH-Molekülhälften" überigbleiben, um die Mischung mit dem Benzin aufrecht zu erhalten? Wenn man dem mit etwas Isopropanol aus dem Weg gehen kann, prima…
Aber, einen hamwa noch. Ich habe noch ein Verständnisproblem mit dem sogenannten Dampfdruck. Der ist wohl bei ETOH deutlich niedriger und weist dann noch eine Anomalie ähnlich zu Wasser auf… ?
Wie Coup und auch ich schon eingangs erwähnte, ist die Gemischaufbereitung und -stellung eine Herausforderung. In den frühen sechszigern Jahren war von elektronischen Steuersystemen noch weit und breit noch nichts zu sehen. Der ganze Spaß wird rein mechanisch geregelt. Für die Kaltlaufphase haben sich die Jungs eine "dynamische"Steuerung zur Gemischanfettung ausgedacht, die über den Kühlkreislauf geregelt wird. Ansonsten verfögt die ESP über drei unabhängig von einander einstellbare Grundbreiche (Leerlauf, Teillast und Vollast). So entstehen für die einzelnen Bereiche Min-Max-Mengen, die wiederum dann von der Gaspedalstellung gesteuert werden. Da kommt noch eine spannende Frickelarbeit auf einen zu…
immer noch wissbegierige Grüße
Martin
Das Anomale-Problem ist nur bei 4% Eth in Benzin, da bist du weit weg... Der Dampfdruck ist bei Eth-Benzin-Gemisch im Verbrenner ziemlich irrelevant.
Die "Friemelei" kannst du dir wahrscheilich bis E50 sparen, darüber braucht er evtl. etwas mehr "Sprit" - Einfach erstmal ausprobieren.
Ich würde aber beim ersten Test nicht den Tank vollmachen, sondern den Tank fast leer fahren (1-2 Liter Rest drin) und dann Eth bei laufendem Motor(!) langsam(!) zuschütten, da steigt die Konzentration und du kannst die Grenzen besser sehen/hören. Im Notfall (wenn nichts gehen sollte) ca. 5-10Liter Benzin nachschütten und gut ist wieder. Damit hast du eine Hintertür offen...
Auch während des "sanften Umstiegs" kann es zwischendurch zu leichten "Unregelmassigkeiten" wie Ruckeln etc. kommen. Da hält man kurz inne und nach ein paar Sekunden ist wieder gut.
Hat deine Benzinpumpe eigentlich schon eine Rückleitung, das hilft beim Mischen... sonst müstest du evtl. irgendwie anders im Tank umrühren - z.B. externer Schlauch mittels T-Stück 😉
Die Benzinpumpe hat Vor- und Rücklauf.
Die Jungs bei Benz waren da scheinbar recht fürsorglich. Der Förderdruck soll nach dem Überströmventil zur Rücklaufleitung 1,3 bar betragen. und binnen 15 Sekunden einen Liter fördern.
Bei der Gemischaufbereitung will ich allerdings besondere Sorgfalt walten lassen, weil der M129 (so die Werksbezeichnung) Bauart bedingt, gerne recht warm wird. Da möchte ich ihn ungerne zusätzlich mit zu mageren Gemisch thermisch quälen…
Inm Zusammenhang mit den Mischverhältnissen kann ich noch nicht genau sagen, ob und um wieviel die Konstrukteure das Gemisch nicht eh immer etwas zu fett ausgelegt haben. Wenn es einen gewissen Toleranzbereich gibt, würde ich den gerne erhalten.
Right on, mit dem vollen Tank habe ich natürlich im übertagenen Sinn eine gewisse Laufleistung gemeint ( 80 lt sprich rund 500km im "Oldschoolbetrieb"😉. Damit der Kram aber besser evaluierbar ist, würde ich lieber mit definierten Gemschverhältnissen testen. Theoretisch müßte man die benötigten Fördermengen auf dem Papier kalkulieren können, die ESP entsprechend darauf einstellen. Wenn das Gemisch und die Menge stimmt dürfte sich z.B. an der Leerlaufdrehzahl nichts ändern. Nun ändert sich die Drehzahl nicht gleich gravierend nur weil mehr Sprit vorhanden ist. Das müßte sich aber mit Hilfe der sogenannten Leerlaufschraube, die für die Luftmenge in eben diesem zuständig ist, herausfinden lassen. Gibt man mehr Luft und die Leerlaufdrehzahl geht hoch, dann isses zu fett, muß man sie reindrehen isses zu mager, so ganz grob…?!
theoretisierende Grüße
Martin
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Viel Spass und Erfolg.
Bischen Mager im Leerlauf ist weniger kritisch, eher bei höherer Drehzahl.
Der Standardfaktor bei E100 ist 1,3, bei E50 1,15, also 30% bzw. 15% mehr Sprit - so als Richtwerte aufgrund der Energie...
😁 Wieder einer mehr in der Gemeinde 😁
PS: Ob er richtiges Gemisch hat, müsstest du eigentlich am Saugdruck und Abgas gut feststellen, oder? (ist so lange her...) - wobei Abgas relativ ist, da Alk sauberer verbrennt...
Ach so: Jetzt ist Winter. Im Sommer auf die Temperatur achten...
Naja, mehr als einen CO-Tester und den Krempel für ZZP, Schließwinkel und Drehzahl habe ich nicht zur Verfügung. Schön wäre natürlich ein Gerät, mit dem man auch Lamnda bestimmen könnte…
Soweit so gut, werde mich erstmal wieder in den Elfenbeinturm zurückziehen und mich um die ESP bzw. ihrer Einstellmöglcihkeiten kümmern. Wenn das Paket fertig geschnürt ist und ich die ersten Tests gemacht habe, werde ich Bericht erstatten…
pionierige Grüße
Martin
Zitat:
Original geschrieben von Smarund
...werde ich Bericht erstatten…
Das erwarten wir hier auch 😉
keine Panik,
allerdings werdet Ihr euch bis ins neue Jahr gedulden müssen. Vorher wird es an der nötigen Zeit und Ruhe mangeln…
vom Winde verwehte Grüße
Martin
isoprop vermischt den sprit?
@bert b.: wenn das stimmt - genial!
isoprop gibt es in der drogerie für 2,50/Liter oder so
i-Prop für 2,50?? das wäre aber superbillig. in der Apotheke wollen die knapp 14€.
und es ist wohl wirklich so, dass IP mehr Wasser abpuffert als EtOH. allerdings solltest du nicht irgendwelche Wunder erwarten. die Grenze ist da fließend..
MeOH mind. >97%
EtOH mind. >94%
bei Zugabe von IP kann die Grenze leicht nach unten gehen, aber ich weiß nciht wie tief
Moinsen zusammen,
mich beschäftigt dieses Thema ebenfalls, zudem fahre ich wie Couo einen M130, der Martins M129 sehr ähnelt.
Martin, eine Frage bleibt für mich nach unseren Telefonaten, meinen Recherchen und dem Lesen dieses Threads offen:
Soll der CO Wert bei Umstellung auf Ethanol der gleiche wie im Benzinbetrieb bleiben?
Grüße
Marius
Moinsen,
am Co-Wert dürfte sich eigntlich nichts ändern. Der Wert gibt Auskunft darüber, wieviel Kohlenmonoxid entsteht. Wenn ich das richtig verstanden habe, dürfte bei einer idealen Verbrennung (Luft/Gemischverhältnis) theoretisch kein CO entstehen. Die Bedingungen sind aber nicht zu 100% ideal. Es dürfte immer etwas CO enstehen. Da ETOH "sauberer" verbrennen soll als Benzin müßte der CO-Wert eigentlich eher kleiner als größer werden?
Ich befürchte, wir brauchen nicht nur einen Co-Tester, sondern einen, mit dem wir auch den Lamdawert ermitteln können. Sonst wird es schwieriger, die richtige Gemscihmenge einzustellen, weil uns der CO-Wert ein zu mageres Gemisch "vorgaukelt"?
Was meint denn das geneigte Forum dazu…?!
vorweihnachtliche Grüße
Martin
Ihr habt schon recht. Die Verbrennung von Ethanol ist sauberer, der CO-Wert wird sinken. Wir Kat-Fahrer können das leider nicht ausmeseen, um welchen Faktor. Ich habe mal eine Studie gelesen, da war das sogar so heftig, dass Ihr mit dem Messen Probleme bekommen könntet, war um die 90%, wenn ich das nicht verwechsle.
Ich kann mich aber irgendwie daran erinnern, dass man das Gemisch bei den Saugern auch gut über den Unterdruck - evtl. vor dem Luftfilter - einstellen konnte. Und an diesen Verhältnissen ändert sich ja wenig.
Ich würde folgendes machen: erstmal max. E50 und dann das Kerzenbild ansehen. Eure Motoren sind ja noch so robust, dass ein klein wenig mager nicht gleich schadet - vorrausgesetzt Ihr jagt Ihn nicht 😉
Und theoretisch fehlen bei E50 nur 15%. Es ist ganz schön experimentiell...
Habt Ihr mal im E85-Forum nachgelesen, ob da jemand so'nen OldTimer umgestellt hat?
Wie machen es denn die Umrüster, wenn sie auf Gas umstellen - da gelten bzgl. der Verbrennung ziemlich gleiche Vorraussetzungen wie bei E70. Und ca. 1970 war AutoGas ja auch stark verbreitet...
Eine Lambda-sonde wäre zwar ideal... Ihr bräuchtet aber eine Breitbandsonde, da eure Oldies eher bei 1,1...1,2 liegen.