Vorgehen bei Auffahrunfall
Hallo zusammen,
heute hatte ich nach 28 Jahren Fahrpraxis meinen ersten Unfall. Mir ist auf der Autobahn jemand hinten drauf gefahren... Allen geht es gut, nur Blechschaden - das ist schonmal das Wichtigste.
Jetzt bin ich aber irgendwie leicht überfordert mit dem weiteren Vorgehen... wie geht's jetzt weiter? Was muss ich machen?
Gleich vorneweg: wer nur auf die Suchfunktion oder Google verweisen möchte (habe ich bereits getan und bin nur noch mehr verwirrt), der möge sich bitte zurückhalten und diesen Thread ignorieren - das kann ich gerade echt nicht brauchen. Danke.
Allen anderen, die ein bisschen Zeit und Lust haben mich in die richtige Richtung zu schubsen, bin ich sehr dankbar.
Mal von vorne:
Die Situation war folgende: linke Spur, ca. 100 km/h, der Transporter vor mir fährt abrupt nach rechts, davor Stau, ich mache eine Vollbremsung, das Fahrzeug hinter mir fährt auf. Danach sind wir auf den Standstreifen rüber.
Da wir beide nicht so recht wussten was wir jetzt machen sollen haben wir die Polizei gerufen. Die ist auch gekommen und hat alles aufgenommen. Wir haben noch Telefonnummern, Namen etc. ausgetauscht und ein paar Fotos der Autos gemacht.
Glücklicherweise ist mein Auto noch soweit fahrbereit - ich brauche also erstmal keinen Ersatz. Nur stark regnen darf es nicht - die Heckklappe ist nämlich nicht mehr dicht...
Die junge Frau im hinteren Auto wird den Unfall nun ihrer Versicherung melden.
Nun frage ich mich: wie geht's denn jetzt weiter? Was muss bzw. kann ich denn jetzt machen?
Ich habe gelesen, dass ab 1000 EUR Schaden auf jeden Fall ein Gutachten nötig ist. Da dürften wir deutlich drüber liegen, denke ich mal.
Meldet sich die gegnerische Versicherung bei mir? Oder wie läuft das? Ich kenne die gegnerische Versicherung gar nicht - das "Versicherungskärtchen" hatte sie leider nicht mit...
Muss ich meine Versicherung auch informieren?
Oder muss ich von mir aus schon ein Gutachten erstellen lassen? Ich hätte da sogar schon einen "Wunsch-Gutachter" - bei dem lasse ich seit Jahren die HUs meiner Fahrzeuge machen und der hat auch schon ein Oldtimer- und Wertgutachten für mich gemacht und hat echt Ahnung.
Jou, ihr seht... ich hingegen bin völlig ahnungslos und würde mich über Tips freuen. Danke schonmal.
Viele Grüße
Matthias
51 Antworten
Du verallgemeinerst in die andere Richtung und das bei völliger Ahnungslosigkeit von der Materie. Die Gerichte entscheiden schon seit längerer Zeit, dass es geradezu fahrlässig ist, sich als Geschädigter keine sachverständige und anwaltliche Hilfe hinzu zu holen, weil es in der Vielfältigkeit der Jurisprudenz und wegen der den Geschädigten benachteiliegenden Regulierungspraxis der Versicherer nicht mehr möglich ist, ohne diese Hilfe die Ansprüche korrekt zu beziffern und durchzusetzen.
Davon abgesehen kalkuliert eine Versicherung die Schadenserwartungen immer mit den vollen Ansprüchen. Verbleibende Überschüsse gehen in die Ausschüttungen der Aktionäre und neue Gebäude.
Zitat:
@McFlyNZ schrieb am 6. September 2023 um 20:46:14 Uhr:
...
Ich hatte ja gehofft da ohne Anwalt durchzukommen. Ich habe das Gefühl das die junge Frau ehrlich ist und möchte ihr nicht noch "einen reinwürgen".
...
Hallo McFlyNZ
... das hatten wir bei einem Unfall meines Sohnes, dem eine junge Frau "hinten" drauf gefahren ist, auch gedacht... Die Polizei hat als Unfallverursacher die junge Frau eingetragen gehabt, die auch sofort zugegeben hatte, den Unfall verursacht zu haben. Ihr Vater, auf den der Wagen zugelassen war, sah da aber anders und nahm sich sofort einen Anwalt...
Die Sache zog sich ca. 15 Monate in die Länge, so dass unser Anwalt, der Wagen meines Sohnes ist auf meine Frau zugelassen, uns schon von einer Teilschuld überzeugen wollte...
Durch Zufall habe ich im Internet von einem gleichgelagerten Fall gelesen, das dazugehörige Aktenzeichen unserem Anwalt übermittelt und schließlich vor Gericht Recht bekommen...
Hinzu kam, dass das Fahrzeug des Unfallgegners bei der gleichen Versicherung versichert war, wie der Wagen meines Sohnes und die Versicherung eine Teilschuld bei meinem Sohn erreichen wollte... Das haben wir zum Anlass Genommen, die Versicherung im Jahr drauf zu wechseln, da wir uns nicht gut beraten gefühlt haben...
Ich wünsche dir viel Erfolg.
Viele Grüße,
der Michael Mark
Ich habe früher auch meine Unfälle und Schäden (bisher fünf oder sechs) selber mit den Versicherungen geregelt, das würde ich aber in Zukunft nicht mehr machen. Wenn man auf YT die Suchworte "Unfall" und "Anwalt" eingibt, erscheinen Treffer ohne Ende. Wenn man die Videos der Anwälte ausblendet bleibt genügend Infomaterial aus unabhängigen Quellen übrig.
Diese Sendung habe ich im SWR-Fernsehen gesehen, dieses Video bei YT, weil ich den Kanal aboniert habe.
Ich würde grundsätzlich erstmal auf den Anwalt verzichten, es sei denn äußere Umstände zwingen mich dazu.
Neben der Notwendigkeit bei Abtretung kann dieser "Zwang" auch durch das Verhalten der gegnerischen Versicherung entstehen.
Man kann da auch von Anfang an mit offenen Karten spielen, nach dem Motto: Wenn ihr mir blöd kommt, ist sofort ein Anwalt im Spiel.
Man kann jederzeit in dem ganzen Abwicklungsprozess auf anwaltliche Unterstützung umschalten.
Man muss aber von Anfang an eine Idee haben, was man da tut, und auch entsprechend Durchsetzungsstark sein. Dabei kann aber die eigene Versicherung helfen/beraten, ohne dass man einen Anwalt nimmt.
Wenn man weiß, dass man in seinem Leben immer mal wieder untergebuttert wurde und Durchsetzungsstärke keine der eigenen Charaktereigenschaften ist, dann sollte man es gar nicht ohne Anwalt versuchen!
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Man kann eben nicht irgendwann auf Anwalt umschalten. Der Anwalt wird den Auftrag ablehnen, wenn es nur noch um den letzten Kleinbetrag geht, der üblicherweise die meiste Arbeit und betriebswirtschaftliche Verluste einbringt. Und dann steht der "Hans" in der Sonne, lässt sich den Wind durchs Haar streichen und wartet auf das Glück ....
Der Verdienst des Anwalts berechnet sich nach der Schadens Summe. Wenn der Schaden 10t€ ist also danach.
Wenn man die 10t€ ohne Anwalt einfordert und die Versicherung 8t€ zahlt und man schaltet dann einen Anwalt ein geht es nur noch um 2000€ da hat der Anwalt natürlich weniger "Lust" drauf.
Ich habe bisher auch alle Unfälle ohne Anwalt geregelt und bin damit gut gefahren. Ich weiß aber so im großen und ganzen wie der Hase läuft und was mir zu steht.
Inzwischen sind die Versicherungen aber auch sehr viel stärker drauf fixiert zu sparen und zu kürzen.
Danke Leute für eure zahlreichen Tips und Erfahrungen.
Ich sehe schon, es gibt durchaus unterschiedliche Meinungen... macht die Sache aber nicht einfacher...
Meiner Versicherung habe ich das Ganze jetzt mal gemeldet. Als nächstes werde ich mich bei der gegnerischen Versicherung melden und nach der Schadennummer fragen.
Damit melde ich mich bei meinem Gutachter. Der vermittelt auch Anwälte - bis dahin kann ich ja noch überlegen ob ich das wirklich möchte. Aber meine Werkstatt hat auch schon gemeint, dass viele Versicherungen heutzutage die Zahlung rauszögern bis zum geht nicht mehr und so Spielchen treiben...
Auf der einen Seite möchte ich kein größeres Fass aufmachen als nötig (und habe irgendwie auch überhaupt keine Lust jetzt auch noch mit einem Anwalt rumzumachen) aber andererseits möchte ich mich natürlich von der Versicherung auch nicht übers Ohr hauen oder ewig hinhalten lassen.
Naja, heute muss ich das mal noch sacken lassen - morgen geht's dann weiter.
Das hier habe ich schon x-mal hier gepostet:
Zitat:
OLG Frankfurt vom 01.12.2014 - 22 U 171/13: „Gerade die immer unüberschaubarere Entwicklung der Schadenspositionen und der Rechtsprechung zu den Mietwagenkosten, Stundenverrechnungssätzen u. Ä. lässt es geradezu als fahrlässig erscheinen, einen Schaden ohne Einschaltung eines Rechtsanwalts abzuwickeln.“
Wer keinen Anwalt nimmt ist doof. OLG bestätigt...😁
"...auch überhaupt keine Lust jetzt auch noch mit einem Anwalt rumzumachen."
Sollst du auch nicht, du sollst ihn/ihr/div. nur mit der Regulierung beauftragen.
Fahre über 50 Jahre Auto, wobei natürlich der ein oder andere Rempler nicht ausblieb.
War früher auch der Meinung alles ohne Anwalt regeln zu können um unnötige Kosten zu sparen. Das geht leider heute gar nicht mehr. Allein um rechtlich zulässige Forderungen wie Schadensersatz, Nutzungsausfall u. a. durchzusetzen benötigt man einen Fachanwalt.
Versicherungen spielen oft auf Zeit und wenden Zermürbungstaktiken an. Hab das selbst mehrfach erlebt und musste im Nachhinein Anwalt einschalten. Das hat mir zum Glück auch immer zu meinem Recht, auch vor Gericht, verholfen.
Am Lustigsten sind immer die Abzüge, die mit der Expertise von Unternehmen wie Control€xpert begründet werden. Als wenn diese Unternehmen mit der Prüfung des Gutachtens beauftragt würden...
@TE: nimm dir einen Anwalt und lass den alles regeln oder wende dich an dein Autohaus, die können das ebenfalls machen.
Heute hab' ich mal etwas herumtelefoniert.
Zuerst bei der Polizei das Aktenzeichen erfragt. Ist noch in Arbeit, bekomme ich per Mail heute abend.
Dann habe ich versucht die generische Versicherung anzurufen. Was ein Sch..laden! Man quält sich durch ein Menü, muss seine Postleitzahl angeben und bekommt dann gesagt, dass niemand frei ist und man später wieder anrufen soll. Dann fliegt man aus der Leitung. Die haben noch nicht mal eine Warteschleife...
Also habe ich halt erstmal beim Gutachter angerufen um einen Termin zu machen und zu hören was der so sagt. Termin war kein Problem - am Montag schaut er sich das Auto an. Aber dann kam die Frage nach der gegnerischen Versicherung. Als ich dann die "HUK24" genannt habe, hat mich die Frau am Telefon mitleidig zum meinem "Volltreffer" beglückwünscht und mir sehr eindringlich den Rat gegeben auf jeden Fall einen Anwalt einzuschalten. Diese Versicherung ist wohl bekannt dafür massiv zu kürzen.
OK, damit ist es dann auch entschieden. Dann kommt jetzt eben auch noch Anwalt mit ins Spiel - wenn's hat nicht anders geht... echt traurig heutzutage...
Jetzt besteht nur noch die Herausforderung an die Schadennummer der Versicherung zu kommen. Gerade nochmal versucht anzurufen. Gleiches Spiel wie oben. Dann versucht den Schaden online zu melden. Aber da wollen die Sachen wissen, die ich denen nicht sagen will. Ich will denen eigentlich gar nichts sagen, wenn sie was wissen wollen sollen sie die Polizei fragen - Aktenzeichen können sie von mir bekommen. Und zum Zustand vom Auto erfahren die von mir auch nichts - das erfahren sie dann vom Gutachter. Ich will ja auch eigentlich keinen neuen Schaden melden, denn sehr wahrscheinlich ist denen der Vorgang ja schon bekannt - ich brauche ja nur diese Nummer... Also habe ich die Online-Meldung wieder abgebrochen.
Ich versuche es jetzt später nochmal da anzurufen - wenn das wieder nicht klappt, bekommen sie eben eine eMail - Saftladen!
Lass es sein, schalte endlich den Anwalt ein. Überlasse ihn die Arbeit. Das kostet dich kein Cent.
"Dann kommt jetzt eben auch noch Anwalt mit ins Spiel - wenn's hat nicht anders geht... echt traurig heutzutage..."
Nö, wovon sollte diese Zunft sonst leben?
"Dann versucht den Schaden online zu melden."
Warum möchtest du denn dem Anwalt die Arbeit abnehmen? Fehler, die du dort (eventuell) machst, sind nie wieder auszubügeln.
Geh zum Anwalt, gib ihm die Informationen (wann, wo, was passiert ist, welche Polizeidienststelle zuständig ist usw.) und lass ihn seine Arbeit machen. Bevor das Gutachten erstellt ist, läuft ohnehin nichts. Mit dem Gutachten kann er dann die Regulierung veranlassen. Kannst dir schon mal Gedanken machen, ob du fiktiv (ohne MwSt.) abrechnen möchtest oder in einer Werkstatt reparieren lassen willst.