Vielen Dank Audi - Die "Lebensgeschichte" meines A4

Audi A4 B5/8D

Hallo zusammen,

hier mal die Lebensgeschichte meines ehemaligen A4, wie ich sie auch an Audi geschrieben habe:

Ich möchte Ihnen mit diesem Brief die „Lebensgeschichte“ mit meinem Audi A4 1.8 (3/95) näher bringen, die ich in knapp sechs Jahren erfahren habe (diese Erfahrungen habe ich gleichzeitig in einigen Internetforen gepostet). Um es vorweg zu nehmen: Mittlerweile fahre ich einen BMW, aber nicht weil ich mit dem Audi nicht zufrieden war! Zuerst mal hier die technischen Daten meines ehemaligen Fahrzeuges:

Schlüsselnummern 1:XXXXXX 2:0588 3:592XXXX
PKW Geschlossen, S-ARM Euro 2, G:92/97
Fz-Ident-Nr.: WAUxxxxxxxxxxxxxx
Erstzulassung: 03/1995
(Hier ein paar Bilder: 1 2 3)

Gekauft von mir am 26.03.1999 mit 131.200km für 21.500DM von der Firma XXX in XXX. Am Anfang war folgende Serienausstattung enthalten:

15" Alufelgen mit 205/60R15
Diebstahlwarnanlage
Abnehmbare Anhängerkupplung
Mittelarmlehne vorne
asymmetrisch umklappbare Rücksitzbank
Außentemperaturanzeige
elektrische Fensterheber vorne
Glasschiebedach
Eibach Tieferlegung um 35mm
Radio: Audi Gamma

welche im Nachhinein musikalisch ein wenig aufgewertet wurde:

Clarion DRX9575z
Clarion DPH7500z
Clarion CDC655z
JBL 508GTi
JBL 504GTi
JBL 1200GTi
JBL 400GTH
Blaupunkt Velocity Burning Desire

Angefangen hat meine Begeisterung für den A4 schon seitdem ich meinen Führerschein habe und mich für Autos interessiere. Und nachdem ich beruflich bedingt ab dem Jahr 1998 wöchentlich eine Strecke von 450km auf der Autobahn zurücklegen musste, war mein 89er Fiesta mit 75PS nicht mehr angemessen. Als er dann kurzfristig einer schmerzhaften Kaltverformung unterzogen wurde, war es endgültig Zeit für ein neues Auto. Durch ein Zeitungsinserat in einer lokalen Tageszeitung wurde ich auf diesen A4 aufmerksam. Kurzum wurde eine Besichtigung vereinbart und schnell stand mein Entschluss fest: Ich bekomme ein neues Auto. Eine Woche später wurde das Fahrzeug übergeben und ich fuhr nach Hause. Kurz nachdem ich auf die Autobahn gefahren war, kam ich in eine Baustelle. Vor mir konnten sich zwei Fahrzeuge nicht mehr auseinander halten. Ich hatte reichlich zu tun, um mein neues Fahrzeug nicht gleich auf der Überführungsfahrt zu beschädigen. Doch siehe da – völlig unspektakulär reagierte mein Neuling auf den beherzten Tritt auf das Bremspedal. Ein regelndes ABS und stoische Spurhaltung waren alles was ich bemerken konnte. Mit dem Fiesta wäre es wohl anders gelaufen – so erkannte ich, dass der A4 dem Fiasko auch wesentliche Fahrsicherheitsaspekte voraus hatte.

Die nächste positive Überraschung erlebte ich bei der Zulassung des Fahrzeuges und dem anschließenden Abschluss der Vollkasko. Tatsächlich war der A4 in Vollkasko (1000DM/0DM) nicht teurer als der Fiesta mit Teilkasko (0DM), bei der Steuer war er aufgrund der Euro-2-Einstung sogar billiger als der Fiasko. Guten Mutes fuhr ich nach der Zulassung zum Einkaufen. Meine Freude hielt aber nicht lange an – irgend so ein Einzeller war mir an die Stoßstange gefahren und hatte auf dem ursprünglichen dunkelblau knallrote Spuren hinterlassen. Meine Halsschlagader schwoll ungefähr auf den Durchmesser eines voll beaufschlagten Feuerwehrschlauchs an, aber trotz intensiver (und lauter) Suche stellte sich kein Schädiger fest - auch die anschließende Anzeige bei der Polizei ergab keinen Erfolg. Glücklicherweise waren es nur Oberflächenschrammen, welche sich mit reichlich Politur beseitigen ließen. Voller Vorfreude trat ich meine erste Fahrt nach München an und stellte schnell fest, dass zwischen dem A4 und dem Fiesta Welten lagen. Während ich im Fiesta bei 160 das Gefühl hatte zu fliegen, zog der A4 unbeeindruckt seine Bahn. Völlig unaufgeregt spulte er die Kilometer ab, ohne seinen Fahrer auch nur dem geringsten Stress auszusetzen. Selbst der Verbrauch hielt sich in Grenzen – im Fiestatempo verbrauchte er etwa 9l/100km, bei zügiger Fahrt auch schon mal 10 bis 10,5l/100km. Er fraß einen Kilometer nach dem anderen und man hatte das Gefühl, nichts könnte sein Gemüt trüben.

Bis die erste Inspektion anstand. Ich entschied mich, die Inspektion bei meinem lokalen Audi-Händler (Wolfgang Löwe KG) durchführen zu lassen. Die telefonische Terminvereinbarung klappte problemlos und bei der Abgabe stand auch kein Kundenberater zur Seite. Allerdings erinnerte der Wortschatz von Herrn Löwe jun. (wohlgemerkt dem Sohn vom Chef) eher an die Sprache in der Werkstatt und nicht an die, welche ich vor dem Tresen erwartet hätte. Ziemlich genau 200DM empfand ich für Öl- und Bremsflüssigkeitswechsel mit allen Flüssigkeiten für einen fairen Preis. Stutzig wurde ich allerdings bei der Position „Bremsen vorne und hinten sind defekt“ – nach einigem Nachfragen stellte sich jedoch heraus, dass nur die Bremsscheiben erneuert werden mussten. Zwei Monate später wurden dann die Bremsscheiben zügig und problemlos erneuert - ein Rechnungsbetrag von 840DM war jedoch schon ein kräftiges Wort! Nach diesem kleinen (Portemonnaie)-Schock spulte der A4 wie gewohnt sein unbeeindrucktes Programm ab.

Die Inspektionskosten hielten sich im Rahmen und die Werkstatt hatte mich als Stammkunden gewonnen. Bei der 150tkm-Inspektion wurde ich von meiner Werkstatt durch eine kleine Tat beeindruckt – ich hatte bei der Fahrzeugabgabe um neue Scheibenwischer gebeten. Bei der Fahrzeugabholung erklärte mir der betreuende Kundenberater, dass man nicht die Scheibenwischer gewechselt habe, sondern nur neue Wischergummis eingezogen hätte. Schließlich sei die Mechanik der Wischer noch in Ordnung. Dies bestätigte meine Vermutung, dass in diesem Autohaus nicht versucht wird, einem unnötige Reparaturen oder Rechnungspositionen unterzuschieben. Bis zum März 2000 verhielt sich der A4 unauffällig gut, bis ein LKW einen Stein auf die Scheibe schleuderte. Somit stand ein unplanmäßiger Werkstattbesuch an, der Dank Teilkasko ohne Folgen blieb. Die Versicherung war knapp 700DM los und ich bekam eine neue Scheibe. Weiter ging es unauffällig.

Zwischenzeitig wechselte ich aus beruflichen Gründen nach Hamburg und zog es vor, meine Wartungsarbeiten bei Willy Tiedke / HH-Wandsbek erledigen zu lassen. Schließlich war die Filiale mir von einem Bekannten empfohlen worden. Die 180tkm-Inspektion kam und ich fuhr zu Willy Tiedke. Bereits beim Betreten wurde mir klar, dass ich von der kleinen Dorfwerkstatt in die Filiale eines Großstattautohauses gewechselt war. Freundlich, offen und sichtbar gut gelaunt empfing mich Herr Weide am vereinbarten Termin. Bereits bei der Annahme wies er mich auf den fälligen AU-Termin und den anstehenden Zahnriemenwechsel hin. Ich wurde noch nach Hause gefahren und fühlte mich in guten Händen. Am Nachmittag bekam ich einen Anruf vom Autohaus Willy Tiedke. Entgegen meinem Erwarten teilte mir Herr Weide aber nicht mit, dass das Fahrzeug fertig war, sondern dass man noch die Bremsschläuche wechseln müsse, da sie rissig seien. Aha – es ist also doch eine VW-Konstruktion dachte ich mir – ist ja ein bekanntes Problem. Bei der Abholung überfiel mich Herr Weide mit einem Rechnungsbetrag von gut 1700DM – aufgedröselt nach den einzelnen Positionen und gemessen an dem Großstadtzuschlag wohl angemessen. Er erklärte mir eifrig die einzelnen Positionen und wies mich noch darauf hin, dass man den Halter des Endschalldämpfers angeschweißt hatte. Ein Austausch wäre nicht nötig gewesen und so hätte man es kostengünstig reparieren können. Ich war verwundert – eigentlich hatte ich erwartet, dass es keine Großstadtwerkstatt „nötig hat“, einen Auspuff zu schweißen. Trotz des relativ hohen Rechnungsbetrages ging ich mit dem Gefühl nach Hause, eine gute Werkstatt gefunden zu haben.

Zwei Wochen später standen für mein Fahrzeug neue Sommerreifen an. Ich entschied mich für den Besuch der Pit-Stop-Filiale in HH-Wandsbek. Alles klappte problemlos, jedoch wies mich der Verkäufer darauf hin, dass die Bremsklötze und Bremsscheiben deutlich dass Verschleißmaß unterschritten hatten. Wie jetzt – Bremsen verschlissen? Das Auto war vor zwei Wochen in der Inspektion, da muss man doch so was merken. Der Verkäufer bestätigte nochmals seine Aussage und zeigte mir das Messprotokoll. Ich fuhr wutentbrannt zur Firma Willy Tiedke und saugte Herrn Weide ziemlich heftig an, der sich umgehend entschuldigte und meinen Anpfiff klaglos wegsteckte. Er fuhr selbst umgehend mit dem Auto auf die Hebebühne und nahm den Vorderreifen runter. Meine laienhaften technischen Kenntnisse ließen meine Gesichtszüge etwas entgleisen und mich deutlich kleiner werden. Eine fabrikneue Bremsscheibe konnte nicht besser aussehen. Trotzdem holte Herr Weide persönlich einen Messschieber und maß an allen 4 Rädern Scheiben- und Belagdicke nach. Alle waren erst um knapp 1mm verschlissen, ein Austausch stand also noch lange nicht an. Ich weiß nicht, wie oft ich mich daraufhin bei Herrn Weide entschuldigt habe, aber er konnte meine Emotionen nachvollziehen und blieb jederzeit ganz der professionelle Kundenberater. Gott sei Dank konnte ich zu meiner Entschuldigung das Serviceprotokoll von Pit-Stop vorlegen. Peinlich blieb mir der ganze Vorfall jedoch trotzdem – richtig peinlich!

Drei Tage später besuchte ich wieder die Firma Willy Tiedke, um die anstehende HU durchzuführen. Herr Weide empfing mich wie vereinbart und sagte mir, dass ich kurz warten solle – schließlich würde es nicht lange dauern. Ich nahm im Autohaus platz und genoss mit dem mir kostenlos angebotenem Cappuccino den Ausblick auf die Prüfbühne. Alles schien relativ problemlos abzulaufen bis der Prüfer mehrmals um die Vorderachse schlich. Herr Weide kam dazu und es schloss sich eine längere Fachsimpelei an. Schließlich wurde ich zum Fahrzeug gebeten und Herr Weide erklärte mir möglichst schonend, dass eine Renovierung der Vorderachse anstand, die etwa 2000DM kosten würde. Noch dazu sei das Fahrzeug so nicht mehr verkehrssicher und der Prüfer warf ein, dass er es so umgehend aus dem Verkehr ziehen muss. Herr Weide fuhr weiter fort und erklärte mir noch, dass bei Audi momentan leider ein Mangel an diesen Teilen herrscht und neue Teile nicht innerhalb der nächsten zwei Monate geliefert werden könnten. Aus dem Verkehr ziehen? 2000DM? Zwei Monate Lieferzeit? Hatte ich da etwas nicht mitbekommen? Von einem Premiumhersteller hatte ich so was eigentlich nicht erwartet. Doch ich sah ein Licht am Ende des Tunnels. Obwohl ich inzwischen voll mit Cappuccinos gepumpt war, erklärte mir Herr Weide, dass er gestern für einen anderen Kunden genau diese Teile bekommen habe. Er wolle diesen Kunden anrufen, den Vorfall schildern und fragen ob er bereit wäre noch ein bis zwei Monate auf seine Teile zu warten. Schließlich sei es an diesem Fahrzeug nicht schlimm und man könne noch gefahrlos mit dem Tausch warten. Ich ging erst mal nach Hause und lies noch mal alles an mir vorbeiziehen. Fuhr ich wirklich das Auto eines Premiumherstellers? Selbst bei einem drittklassigen Ostblockhersteller hatte ich solche Zustände nicht erwartet!

Zwei Tage später bekam ich einen Anruf von Herrn Weide, dass mein Auto fertig sei. Inzwischen hatte ich die finanziellen Gegebenheiten mit meinem Finanzminister durchdiskutiert und fuhr mit einem finanziellen Budget von knapp 2500DM zu Willy Tiedke. Herr Weide kam mir wie immer gut gelaunt entgegen und bat mir erst mal einen Stuhl an – den obligatorischen Cappuccino gab es natürlich dazu. Herr Weide zog die Rechnung raus und begann dezent zu lächeln. Ich rechnete mit dem Schlimmsten – was sollte denn nun noch auf mich einstürzen? Er erklärte mir das Wechselprozedere und dass sich der andere Kunde relativ kulant verhalten habe (im Nachhinein stellte sich heraus, dass Herr Weide ihn mit einem kostenlosen A6 über das Wochenende geködert hatte… ). Die HU sei auch schon gemacht und nur einmal berechnet, weil er dem Prüfer erklärt habe, dass mit der Mängelbeseitigung sofort begonnen wurde. Er fuhr fort und erklärte mir, dass er von sich aus einen Kulanzantrag bei Audi gestellt hätte. Schließlich habe ich ja alle Inspektionen gemacht und man wolle seine Kunden nicht vergraulen. Auf mich prasselten Fremdworte ein: Kulanzantrag? Was ist das und was macht das? Bei meinen vorherigen Autos war aufgrund des Alters nicht daran zu denken. Und in der Tat übernahm Audi die Arbeits- und Materialkosten jeweils zu 50%. Ich war wohl einer der wenigen Kunden an diesem Tag, der eine Rechnung über gut 1000DM freudestrahlend zahlte. Auf dem Heimweg wäre ich an der erst besten Kreuzung noch fast in die Ampel gefahren, weil sich mein Vehikel nun ungewohnt direkt lenken ließ. Nach diesem letzten Schock zog ich ein kurzes Resümee. Auch wenn mich immer noch die Lieferschwierigkeiten ärgerten, fuhr ich das Auto eines Premiumherstellers. Aber was viel wichtiger war – ich hatte den wohl besten Kundenberater gefunden!

Mitte Dezember 2000 befuhr ich in meinem jugendlichen Leichtsinn die Reeperbahn in Hamburg. Ich wunderte mich schon über die Geschwindigkeitsbeschränkung auf 30km/h und fuhr hinter einem PKW her. Als der Verkehr vor mir langsamer wurde, wollte ich mit meinem dynamischen Fahrzeug einen Spurwechsel durchführen. Innenspiegel, Außenspiegel, Schulterblick – eine Leichtigkeit für mich als Vielfahrer. Leider übersah ich das Taxi vor mir, das bereits deutlich verzögert hatte – im Gegensatz zu mir… Ich stieß mehr oder weniger zärtlich an das Taxi an und verbeulte mir Motorhaube und Stoßstange. Reichlich deprimiert fuhr ich nach Hause und besuchte am nächsten Tag mal wieder Herrn Weide. Auch in dieser Situation fand er immer tröstende Worte, berat mich umfangreich und gut. Schließlich wurde mein Auto innerhalb von vier Tagen wieder repariert. Noch dazu bekam ich für die Zeit der Reparatur kostenlos einen Ersatzwagen zur Verfügung gestellt. Der Gesamtschaden beließ sich übrigens auf knapp 5700DM, dank VK mit 1000DM Selbstbeteiligung eine handelbare Summe.

Mein Audi fraß weiterhin förmlich Kilometer als ob er sich nach der Reparatur der Vorderachse durch nichts mehr beeindrucken lassen wolle. Im April 2001 begann mein Auto vorne rechts etwas laut zu werden. Nach gut 700km weiterer Fahrt war es besonders in Kurven schon so deutlich hörbar, dass selbst meine Freundin einen Unterschied erkannte. Da ich vorher keine Zeit hatte, fuhr ich am Samstag gegen 10:30 Uhr zu meiner früheren Stammwerkstatt Wolfgang Löwe KG in Melsungen. Schnell stellte man ein defektes Radlager fest. Nach kurzer Suche im Lager erklärte mir der Servicetechniker, dass man es sofort wechseln könne. Ich war überrascht – an einem Samstag um halb elf wird noch Arbeit angenommen? Ich könne sogar zusehen, wie das Radlager gewechselt wurde. Dieses Angebot nahm ich an und war erstaunt, wie schnell der Geselle das Lager tauschte. Es dauerte eine knappe Stunde und der Geselle arbeitete gut eine Stunde länger als sonst. Die Rechnung von gut 170€ wurde von mir umgehend beglichen, noch dazu gab es eine Kiste Krombacher Elf für den fleißigen Gesellen.

Zwischenzeitig kaufte sich ein Arbeitskollege von mir ein neues Auto – einen BMW 320d mit Sportpaket und Xenonlicht. Der Streit um die Prinzipien war entbrannt: Frontkratzer gegen Heckschleuder, Steuerkette gegen Zahnriemen, Common-Rail gegen Pumpe-Düse. Obwohl ich zwischenzeitig auch mehrere Probefahrten mit einem entsprechenden aktuellen A4 gemacht hatte, schwanden meine Argumente und ich interessierte mich mehr und mehr für den Dreier. Mein Finanzminister ließ aber noch keine größeren Sprünge zu. Kurze Zeit später sollte aber genau dieser Dreier wieder im Mittelpunkt meiner Aufmerksamkeit stehen:

Ich überredete meinen Bekannten mit seinem neuen Auto zu einem gemütlichen Abendessen beim Chinesen zu fahren um mal wieder über Antriebskonzepte & Co. zu philosophieren. Nachdem wir uns den Bauch voll geschlagen hatten und reichlich diskutiert wurde, begaben wir uns auf den Rückweg. Bereits aus deutlicher Entfernung waren helle Kratzer auf der schwarzen Stoßstange zu erkennen. Von einem Zettel hinter der Windschutzscheibe oder ähnlichem keine Spur. Auch die Anzeige bei der Polizei und das Befragen der anwesenden Gäste blieben natürlich ohne Erfolg. Doch was hat das ganze nun mit meinem Audi zu tun? Erstmal gar nix, allerdings stellten alle BMW-Vertragswerkstätten die gleiche Diagnose: Austausch des hinteren Stoßfängers, da man nicht feststellen könne ob vielleicht die Aufnahmen gebrochen seien – Kostenpunkt: 800€ bis 1000€!!! Nun schlug meine große Stunde: Ich war so von Herrn Weide im Autohaus Willy Tiedke überzeugt, dass ich vorschlug mal zu ihm zu fahren und ihn um einen klugen Rat zu fragen. Nachdem ich Herrn Weide die Situation erklärt hatte, konnte er sich ein leicht hämisches Grinsen nicht verkneifen und ging mit zum Auto. Er begutachtete den Schaden, kniete sich kurz hin, legte sich unter das Auto und zückte einen Schraubenzieher, um mit dem Griff die Stoßstange und die Träger auf Beschädigungen abzutasten. So etwas hatte mein Bekannter bei BMW noch nicht erlebt und selbst die Frage nach den Kosten blieb im Rahmen. Alle Lackierungen würden an einen Vertragslackierer vergeben. So etwa 150€ bis 200€ müsste man für diesen Schaden kalkulieren, aber da die Fa. Willy Tiedke auch etwas an der Reparatur verdienen wolle lägen die Kosten so etwa 30€ über den eigentlichen Lackierkosten. Herr Weide könne uns aber den Meister der Lackiererei vermitteln, der zufällig im Haus war. Das Ende vom Lied war eine perfekt instand gesetzte Stoßstange zum Preis von 150€. Herr Weide bekam als Dankeschön noch ein kleines Geschenk sowie ein bisschen Trinkgeld. Selbst mein BMW-fanatischer Bekannter attestierte mir eine ausgezeichnete Werkstattwahl und einen hervorragenden Kundenberater!

Der A4 spulte weiter ungetrübt sein Arbeitspensum ab, die erneute HU im Jahr 2002 lies nix anderes vermuten…

Im Oktober 2003 wurde mein immer mehr lieb gewonnenes Gefährt, dann von der Mutter meiner Freundin leicht verbeult. Sie war beim Ausparken auf den hinteren Radkasten gefahren und hatte Kotflügel und Stoßstange beschädigt. Laut Dekra-Gutachten ein Schaden von über 2500€. Eine Vollinstandsetzung erschien mir bei einem km-Stand von knapp dreihunderttausend aber nicht unbedingt angemessen, also fragte ich im Autohaus Wolfgang Löwe KG nach einer preiswerteren Lösung. Kompetent wurde ich von Herrn Schlein beraten, der mir den endgültigen Lösungsweg aufzeigte: Der Kotflügel wurde ausgebeult und gespachtelt, die Kratzer in der Stoßstange wurden auch gespachtelt und am Ende wurde das ganze lackiert. Selbst ein Kfz-Meister alter Schule hätte mit seiner Knopfleiste keine Reparatur vermutet!

Bei gut 300tkm war dann ein Austausch der hinteren Stoßdämpfer notwendig, der diesmal problemlos in Eigenregie durchgeführt wurde. Der A4 absolvierte weiterhin sein reichliches Arbeitspensum, auch wenn er langsam sein Alter nicht mehr leugnen konnte. Allerdings hätte ihn kein neutraler Beobachter auf über 300tkm und 9 – 10 Jahre Alter geschätzt. Lediglich eine durchgewetzte Sitzwange und der abgenutzte Innenraumteppich ließen auf die wahren Heldentaten dieses Autos schließen. Im Sommer 2005 stand dann meine Entscheidung fest – ich brauche ein neues Auto! Nach unzähligen Probefahrten, Recherchen im Internet (Danke an www.motor-talk.de) stand mein Entschluss zum Fahrzeug- und Markenwechsel fest. Ich entschied mich für einen 1,5 Jahre alten 320d (http://mein.auto-treff.com/Mahoni|1.bmw) von einem Werksangehörigen und musste dafür heftige Kritik und Verwunderung meiner Bekannten ernten. Schließlich gehörten mein A4 und ich zusammen. Ich könne doch nicht einfach ein neues Auto und gar eine andere Marke fahren. Letztendlich wurde ich aber in meiner Entscheidung bestätigt. Der Motor ist einem vergleichbaren Vierzylinder von Audi besonders im den Punkten Laufkultur und Spritzigkeit um Welten voraus. Noch dazu bietet der Markt ein deutlich größeres Angebot an E46 mit Sportpaket und Xenonlicht als es beim Audi B6 der Fall gewesen wäre. Heckantrieb und Steuerkette bestätigten mich nur in meiner Entscheidung und gelegentlich kann ein Markenwechsel auch nicht schaden – hinterher wird man noch blind vor Markenliebe. Übrigens habe ich meiner Mutter trotzdem zum Kauf eines A3 mit dem 130PS-Diesel geraten – sie setzt nun mal andere Prioritäten…

Den A4 zu verkaufen war letztendlich das geringste Problem. Er stand ein Wochenende abgemeldet auf meiner Garagenzufahrt und schon hatte ich eine handvoll Visitenkarten von Kaufinteressenten im Briefkasten. Schließlich verkaufte ich mein geliebtes Vehikel an einen Exporteur für 2700€. Als das Auto abgeholt wurde, war ich den Tränen nahe, schließlich hatten wir ja gemeinsam eine Menge durch gestanden. Was mir bleibt ist das Gefühl ein äußerst zuverlässiges Auto besessen zu haben, in dessen mächtige Fußstapfen der Dreier erst mal treten muss. Er hat eine große Aufgabe vor sich!

Viele Grüße

Stefan

12 Antworten

Nette Geschichte :-)

Ich war auch den Tränen nahe, als ich meinen A4 verkauft habe... Es war so ein tolles Auto.... Aber jetzt bin ich auch hoch zufrieden!!!

der hat sich doch wacker geschlagen. ob der herr weide hier auch mitliest? hehe... ich find der ist irgendwie der protagonist in der geschichte 🙂

Super geschrieben! Du solltest dein Geld mit Bücher schreiben verdienen.

Gruß

Adnan

Danke, aber ich bin doch nur Indschinnjöar...

Viele Grüße

Stefan

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Wirklich interessanter Bericht.

Dennoch ist meine Meinung: "Wer mit seiner Werkstatt zufrieden ist, merkt vielleicht nicht, dass er betrogen wird."

Das stimmt, so was passiert zumindest sehr schnell. Aber wenn nix getauscht wurde, kann man auch um nix betrogen werden.

Und bei allen Defekten konnten mir es die jeweiligen meister nachvollziehbar am Auto zeigen...

Viele Grüße

Stefan

Ich hab da auch so mein Werkstatterlebnis mit einer VW/Audi-Werkstatt. Jung und mit wenig Ahnung habe ich mein Auto zum Wechsel der vorderen Bremsscheiben und Belägen gegeben. Das Ergebnis war ein Anruf, dass man mich nach Abgabe des Auto anrief hinten seien die Bremsbacken auch verschlissen und müsste getauscht werden. Läßt sich ja leider im nachhinein nicht nachvollziehen, ob das wirklich notwendig war.

Als ich den Wagen abholte sollte eröffnete man mir, dass zusätzlich noch die Bremszylinder defekt gewesen sein sollen und auch gewechselt wurden und gewechselt wurden natürlich auch alle Federn, Gestänge und Befestigungsteile. So durfte ich statt ca. 260 DM, 963 DM zahlen (ist schon etliche Jahre her), was für mich als Student ein Schock war.

Einige Jahre später war ich dann auch Ingenieur und leitete selber eine große KFZ-Werkstatt. Mittlerweile konnte ich sogar diese Rechnungen verstehen und durch einen Zufall fiel sie mir wieder in die Hände. Dabei ist mir aufgefallen, dass für die Reparatur ca. 100 Euro mehr Arbeitsaufwand berechnet wurde, als normalerweise notwendig. Den zusätzlich Arbeitsaufwand hat mir aber damals niemand erklärt. Auch findet sich in einer Arbeitsposition der Hinweis "Bremsteile hinten gerein. und gangb. gemacht" für 58,10 DM. Was musste da gangbar gemacht werden? Alle beweglichen Teile der Bremse waren als Neuteile berechnet.

Ärgerlich war diese Reparatur aber aus einem anderen Grund. Beim nächsten Belagwechsel liess sich der Bremssattel nicht mehr lösen. Diagnose: Alle Schrauben an den Bremssätteln waren von obiger Werkstatt mit einem extrem überhöhtem Drehmoment angezogen worden. Die Führungsbuchsen und Führungshülsen waren beschädigt und mussten getauscht werden. Also war die Bremsenreparatur nicht nur teuer, sondern nach meiner Meinung und der meines Werkstattmeister auch unsachgemäß durchgeführt worden.

Seitdem hat mich keine VW/Audi-Werkstatt mehr wieder als Kunden gesehen

Zugegeben, ist das noch keine absolute Werkstatt-Horror-Geschichte, aber auf der Rechnung steht außerdem:

"Es bediente sie Herr Weide" Willy Tiedtke, Wandsbeker Zollstraße.

Mag auch sein, wie gesagt - ich habe nur positive Erfahrungen dort gesammelt.

Aber auch mal sehr interessant zu hören...

Viele Grüße

Stefan

Schöne Geschichte... das hätte so ähnlich von mir sein können.

Hatte einen Audi 80 (B3) gekauft mit 210.000km (3500DM)
4 Jahre gefahren und verkauft mit 350.000km (600€)

Außerplanmäßige Werkstattaufenthalte:

- Auspuff, Mittelschalldämpfer (gebraucht) eingesetzt
- Zündschloss getauscht
- Heckklappenschloss getauscht
-------------------------------------------------------------
- Achsmannschetten erneuert (Marderschaden -> Teilkasko)
- Frontscheibe getauscht (Steinschlag -> Teilkasko)

Aber ich bin meiner "Marke" treu geblieben und fahre seither (privat) einen A6 (C4), der inzwischen knapp 390.000km runter hat.

Hallo.

Wirklich eine sehr nette Geschichte und kannst froh sein das Du so positive Erfahrungen mit den Autohäusern hast, was jetzt nicht heißen soll da ich schlechte hatte.
Ich bin mit meiner Werkstatt auch sehr zufrieden bloß waren die Preise manchmal nicht gerade gering (beim Cabrio Bj´00).

Hat eigentlich Audi auf Deine Geschichte genatwortet und wenn ja was haben sie geschrieben. Interessiert mich mal.

Noch als Anmerkung: Ich bin der Marke Audi auch treu geblieben und werde es auch weiterhin bleiben auch wenn ich bei meinen letzten einen Fehlkauf gemacht habe. Leider schwärme ich auch noch mein Cabrio nach was ich zwei Jahre hatte und letztes Jahr im Mai verkauft habe (schnief).

Noch kam keine Antowrt...

Grüße Stefan

Um das hier nochmal aufzugreifen.. ich hoffe der 3er hat sich sein Brot verdient wie seinerzeit der Audi.. 🙂 schön geschrieben... und noch einen Kleinigkeit...
Das Kennzeichen ist geil... aber eins der besten meiner Meinung nach.... Bin damit aufgewachsen, und muss mittlerweile erschreckend feststellen das A- bei weitem nicht so gut aussieht wie HR... 🙂

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