VFR 800 FI springt auf einmal nicht mehr an
Meine VFR 800 (RC46, 1999) lief 2 Jahre und 10.000 km zuverlässig, nun springt sie auf einmal nicht mehr an.
- Benzinpumpe surrt, wenn man Zündung + RUN einschaltet
- Anlasser dreht den Motor kräftig durch, Batterie gut
- Keinerlei Zündungen
- Zündkerzen ausgeschraubt > leicht Benzin-feucht, Zündfunke ok
Das ist ja die erste VFR mit Einspritzung.
Bei Vergaser wäre ich jetzt völlig ratlos, also ich tippe auf ein Einspritz-Problem:
- Benzindruck?
- Steuergerät?
Was ist die naheliegendste Ursache?
Wer hat etwas Erfahrung, wie man das Problem am besten einkreist?
42 Antworten
Es gibt Hondamodelle, wo der CAM Sensor fehlt. Da berechnet die ECU aus Spannungsspitzen richtung Zündspule, welcher Zylinder gerade in welchem Takt sich befindet. Dabei befeuert sie die Zündkerzen zum richtigen Zündzeitpunkt einfach bei jedem Takt. Also zündet normalerweise bei Startpilot die Maschine, da funken da sind. Bedeutet aber auch, das in der Zündung erstmal alles ok ist.
Unterdrucksensoren helfen ihr dabei auch, um den richtigen Zylinder und richtigen Takt zuzuordnen.
Kann sie das nicht ermitteln, funktioniert leider nichts in der Einspritzung, da sie halt nicht falsch einspritzen möchte, zwecks überflutung. Bekommt sie falsche Werte und interpretiert falsch, dann läuft die Maschine auch nicht.
Ich bleibe dabei, wenn die Zündung passt, dann ist irgend ein Sensor defekt oder am Ende kann es auch die Auswerteeinheit sein (ECU)
Zitat:
@Alex1911:
.. Kymcoroller eine japanische 'Keihin' Einspritzanlage und Kymco ist ein taiwanischer Hersteller.
Oha, da hätte ich doch fast einen diplomatischen Eklat ausgelöst, und das in diesen unruhigen Zeiten.
Peace ! 😎
Das Kapitel 21 im WHB ist ganz interessant, auf Seite 21-29 stehen auch die Notlauf-Werte, wenn ein Sensor ausfällt.
Nur für CAM und Zünd-Sensoren gibt es keine Notlauf-Funktion, dann gilt:
"any abnormality .. the fail-safe function stops the engine .. protecting it".
Dann wiederum sollten die Fehlercodes #18 bzw. #19 gesetzt sein.
Zitat:
@bvdb schrieb am 26. Oktober 2024 um 23:29:58 Uhr:
...
Nur für CAM und Zünd-Sensoren gibt es keine Notlauf-Funktion, dann gilt:
"any abnormality .. the fail-safe function stops the engine .. protecting it".
Dann wiederum sollten die Fehlercodes #18 bzw. #19 gesetzt sein.
Die blau markierte Aussage sollte doch keiner Erklärung bedürfen, weil das dynamische Spannungssignal der Pickupspulen logischerweise nicht durch die ECU simuliert resp. generiert werden kann. Die einzige Ausnahme ist - wie von mir bereits erwähnt - der alleinige Ausfall des Nockenwellensensors bei einem gleichzeitig ordnungsgemäßen Signal des Kurbelwellensensors. Wobei es zu beachten gilt, daß die hier vorliegende Zünd-/Einspritzanlage nicht uneingeschränkt mit den aktuell gebräuchlichen Systemen vergleichbar ist. So hat die PGM-FI deiner Honda VFR beispielsweise auch noch einen saugrohrdruckbeaufschlagten Kraftstoffdruckregler, was bei den aktuellen Einspritzanlagen längst softwaretechnisch in der ECU realisiert ist.
Gruß Wolfi
PS: Ich beschäftige mich hobbymäßig bereits seit mehr als vier Jahrzehnten mit Verbrennungsmotoren und selbstredend auch mit der historischen Entwicklung bei den Kraftstoffeinspritzanlagen, wobei sich meine praktischen Erfahrungswerte ausschließlich auf diejenigen Fahrzeuge beschränken, welche ich in meinen 45 Jahren motorisierter Fortbewegung selbst besessen habe. Im Zweiradbereich ist es ein Sym Citycom 300i mit Einzylindermotor und einer Keihin Zünd-/Einspritzanlage. Dieses Fahrzeug ist Bj. 2015, besitzt lediglich den Kurbelwellensensor (Pickup) zur Drehzahl-/Kurbelwellenpositionsbestimmung und hat trotzdem keinen sog. 'Wasted Spark' im Ausstoßtakt. Habe einige Zeit dafür benötigt, bis ich nachvollziehen konnte, wie die ECU den 'Zünd-OT' vom 'Ausstoß-OT' auch ohne Nockenwellensensor unterscheiden kann.
Nachtrag: Trenne mal die Verbindungsstecker zum Kurbelwellen- bzw. Nockenwellensensor und schaue, ob die von dir genannten Fehlercodes ausgegeben werden. Meines Erachtens müßte der Anlasser zumindest für einige Sekunden betätigt werden, damit die ECU das fehlende Spannungssignal dieser beiden induktiven Sensoren detektieren kann.
Ok, nun läuft die blöde Karre wieder, als ob nichts gewesen wäre. 😰
Hatte vorher noch den ZZP abgeblitzt - alles ok, und mit Startpilot brummte der Motor ein paar mal kurz auf. Danke nochmal an alle die hier Tips beisteuerten !
Der Einbau allein des Luftfilter-Gehäuse mit zahlreichen Schläuchen und Sensoren ist allerdings ein echtes Puzzle.
Beim Ausbau ist das ja nicht so kritisch, aber beim Einbau muss nicht nur der richtige Schlauch auf den jeweiligen Sensor, Ventil etc. (immerhin ist die Nummer draufgedruckt) - die Schläuche und Kabel müssen auch richtig ineinander verschlungen sein, damit bei der Montage keine Spannung drauf kommt. Den PAIR-Schlauch kann man nur aufschieben, wenn man die rechte Verkleidung abbaut, und dann mit dem rechten Arm von vorn gegen den Luft-Kasten schiebt. Undsoweiter.
Das Schrauben war für mich immer Teil des Motorrad-Spaß, aber hier hört der Spaß für mich auf. Kann nun besser verstehen, dass Werkstätten bei VFR öfter abwinken; und Folgemodelle werden ja stetig komplexer - ABS, geregelter KAT, VTEC.
Der Honda-Perfektionismus geht da irgendwie nach hinten los.
Nun kann man sich freuen dass das gute Stück wieder läuft, und das tut es schon formidabel.
ABER - es bleibt ein Unsicherheitsgefühl, weil kein Fehler gefunden wurde.
Vielleicht gabs irgendwo einen Wackelkontakt, eine Fliege im Stecker, keine Ahnung.
Für längere Reisen keine gute Ausgangslage.
Grundsätzlich, durch Einspritzung wird der Aufbau und die Fehlersuche viel komplexer.
Aus dieser Erfahrung würde ich Interessenten an älteren, preiswerten Bikes eher zu Vergaser-Modellen raten, also hier RC36/2 oder auch CBR 900 SC33 (nach heutigen Maßstäben ein Sport-Tourer).
Da ist das Verhältnis von Performance zu Zuverlässigkeit+Reparaturaufwand einfach besser.
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Zitat:
@bvdb schrieb am 23. Oktober 2024 um 22:25:46 Uhr:
Lambda-Sonde - nein, das ist das erste Einspritz-Modell, mit ungeregeltem Kat.
Mein Bruder hat ebenfalls eine RC46 von 1998, die Lambdasonde sieht man gut. Ich glaube kaum, daß seine 1998er einen G-Kat, und Deine 1999er einen U-Kat hat. Interessanterweise hat sie aber keine automatische Kaltstartanreicherung, wie bei Einspritzmotoren normalerweise üblich, sondern einen Choke. Hast Du diesen bereits überprüft? Nicht daß der nicht genug anfettet.
moin,
habe auch eine rc46/1
keine lamda/kat
mechanischen choke am linken lenkergriff
bj. 12.12.97
78 kw
schöö
Zitat:
@abm_70 schrieb am 28. Oktober 2024 um 07:56:24 Uhr:
... Interessanterweise hat sie aber keine automatische Kaltstartanreicherung, wie bei Einspritzmotoren normalerweise üblich, sondern einen Choke. Hast Du diesen bereits überprüft? Nicht daß der nicht genug anfettet.
Das Moped des TS @bvdb startet ja wieder. 😉
Und fürs Anspringen hat der als "Choke" betitelte Hebel am Lenker auch keine großartige Relevanz. Es wird damit lediglich ein Umluftkanal geöffnet, damit mehr Luft angesaugt wird und somit die erhöhten Reibungsverluste des kalten Motors ausgeglichen werden. Den erhöhten Kraftstoffbedarf des kalten Motors berechnet die ECU anhand des Kühlmitteltemperatursensors und dem zugehörigen Kennfeld.
Insofern ist die Bezeichnung 'Choke' für diese Einrichtung zur Erhöhung der Leerlaufdrehzahl meines Erachtens unglücklich gewählt. Heutzutage hat praktisch jede moderne Einspritzanlage eine automatische Leerlaufdrehzahlregelung, welche entweder mittels Schrittmotor einen Umluftkanal reguliert oder per Stellmotor die elektrische Drosselklappe (E-Gas) entsprechend ansteuert, damit eine gleichbleibend niedrige Leerlaufdrehzahl gehalten wird. Zusätzlich wird zur kurzfristigen, schnellen Leerlaufdrehzahlregelung auch der ZZP durchs Motorsteuergerät verändert.
Gruß Wolfi
- Meine VFR (EZ 04.99) hat 78 kW und _keine_ Lambdasonde, die wurde erst per Modelljahr 2000 eingeführt.
- Der Hebel links am Lenker ändert bei mir _nur_ den Gas-Anschlag, der auch mit der LL-Stellschraube verändert wird, da wird kein Luftkanal o.ä. geöffnet.
Den Motor startet man typischerweise mit einem kurzen Gasstoss, der Hebel dient dann nur Anhebung der Drehzahl ggf. Das ist anders als bei heutigen Einspritzern, die den Startprozess ganz automatisch regeln.
Richtig ist: "Den erhöhten Kraftstoffbedarf des kalten Motors berechnet die ECU anhand des Kühlmitteltemperatursensors".
Im Grunde ist es doch gehobst, wie gesprungen. Ob nun die mehr Luft durch die öffnung der Drosselklappen oder durch ein weiteren Kanal realisiert wird ist doch egal.
Fakt ist, die Maschine braucht im kalten nicht nur mehr Benzin, sondern auch mehr Luft. Die heutigen machen das von ganz alleine, die alten musste man halt noch händisch dazu bringen.
Durch das Eindrehen der LL-Schraube ebenso wie durch den Standgas-Hebel links wird die Drosselklappen-Welle betätigt, genauso als wenn man mehr Gas gibt.
Das erkennt die ECU durch den TP-Sensor, spritzt mehr Benzin ein > Motor bekommt mehr Gas-Luftgemisch > LL höher.
Gibt es noch irgendwelche Stimmen zur Frage "Kaufempfehlung Vergaser-vs-Einspritzer bei Gebraucht-Krädern"?
Das fände ich tatsächlich interessant mal zu diskutieren.
Eigener Thread?
Zitat:
@Alex1911 schrieb am 28. Oktober 2024 um 11:37:31 Uhr:
Und fürs Anspringen hat der als "Choke" betitelte Hebel am Lenker auch keine großartige Relevanz. Es wird damit lediglich ein Umluftkanal geöffnet, damit mehr Luft angesaugt wird und somit die erhöhten Reibungsverluste des kalten Motors ausgeglichen werden. Den erhöhten Kraftstoffbedarf des kalten Motors berechnet die ECU anhand des Kühlmitteltemperatursensors und dem zugehörigen Kennfeld.
Insofern ist die Bezeichnung 'Choke' für diese Einrichtung zur Erhöhung der Leerlaufdrehzahl meines Erachtens unglücklich gewählt.
Das ist interessant, habe mich mit des Bruders Motorrad nicht genauer befasst, nur halt den vermeintlichen "Chokehebel" gesehen und angesichts der Einspritzanlage gewundert. 😉
Zitat:
@bvdb schrieb am 28. Oktober 2024 um 12:50:55 Uhr:
Meine VFR (EZ 04.99) hat 78 kW und _keine_ Lambdasonde, die wurde erst per Modelljahr 2000 eingeführt.
Warum hat dann des Bruders 1998er Version mit 72 kw eine? 😕
Zitat:
@abm_70 schrieb am 29. Oktober 2024 um 07:52:27 Uhr:
... Warum hat dann des Bruders 1998er Version mit 72 kw eine? 😕
Das liegt meines Erachtens daran, daß die Motorleistung bei den Modellen mit G-Kat zu der Zeit etwas niedriger ausfiel.
Der ursprüngliche Käufer der Honda VFR, welche der TS vor zwei Jahren erworben hat, wollte offensichtlich auf die 6 kW mehr Motorleistung nicht verzichten. 😉
Gruß Wolfi
Einfach die verschiedenen Berichte in der deutschen und englischen Presse zur Einführung der VFR 800 lesen.
Da wird stets auf die gestiegene Motorleistung hingewiesen, und das passt auch zu mehr Hubraum und Verdichtung.
Mag sein, dass speziell in Deutschland Modelle mit 72 kW homologisiert wurden, um von der etwas günstigeren Versicherung bis 98 PS zu profitieren. _Das_ ist dann der Spezialfall, nicht umgekehrt.