Ungeduld als Unfallursache?
Geduld ist eine Tugend. Wohl jeder kennt diesen Ausdruck. Und kaum jemand würde bestreiten, dass Ungeduld zu den negativen Charaktereigenschaften zählt.
Fragt man "Verkehrssünder" nach ihren Beweggründen, so wird meist Termindruck ("Ich hatte es eilig"😉 genannt. Mein Empfinden ist eher, dass allzuoft Ungeduld der wahre Grund für Fehlverhalten im Straßenverkehr ist. Der Schleicher vor mir, der nervige Laster, den ich ewig nicht überholen kann. Und manchmal führt das Ausleben dieser Ungeduld dann zu riskanten Fahrmanövern.
Wie ist es euch ergangen? Habt ihr euch und andere schonmal durch eure eigene Ungeduld in Gefahr gebracht? Oder haben andere euch durch ihre vermeintliche Ungeduld in brenzlige Situationen gebracht?
Ich meinerseits warte jetzt geduldig auf Antworten und werde mich aus der hoffentlich regen Diskussion bewusst raushalten. Das Gras wächst auch nicht schneller, wenn man daran zieht.
36 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von XC-Fan
Leider halten manche ein Überholen da für möglich, wo andere gegensätzliche Meinung sind ;-)
Die Möglichkeit definiert sich aber nur aus der Summe der PS.
Und leider vergessen viele, das es noch Fahrzeuge mit unter 100 und sogar mit unter 50 PS gibt.
Gruß von 1,2 Liter, 45 PS und 88 NM an 2,4 Liter Turbo Diesel,185 PS und 340 NM 😉
Und andere wiederum denken, der Gegenverkehr hätte keine 200 PS ...
Um ehrlich auf die Frage des TEs zu antworten:
Ja, ich war und bin öfter ungeduldig.
Hat sich in letzter Zeit gebessert, wobei ich nicht weiss, obs am Alter (31) oder an der etwas komfortableren Leistung meines jetzigen Wagens liegt (es reicht zum zügigen überholen).
Riskante Überholmanöver habe ich mir aber dennoch immer verkniffen, dazu hänge ich zu sehr am Leben und an meinem Auto... Wobei ich auch schon erlebt habe, dass mir ein entgegenkommendes Fz Lichthupe gab, als ich 150m vor ihm schon wieder rechts einscherte.
Einige gefährliche Situationen habe ich trotzdem durch Ungeduld erlebt: Ein langsameres Fz. voraus, ein oder zwei Autos dahinter und Gegenfahrbahn ewig frei. Nachdem keiner überholte, zog ich raus. Als ich dann auf (fast) gleicher Höhe mit einem der PKWs war, zog auch der ohne zu schauen raus. Einmal reichte eine Vollbremsung Richtung Seitenstreifen, einmal konnte die Hupe den Fahrer aufwecken. Auslöser war im entferntesten Sinne meine Ungeduld so schnell wie möglich vorbeizukommen.
Auch schon oft erlebt: Jemand biegt direkt vor mir in meine Vorfahrt ein, und kommt natürlich nicht vom Fleck, obwohl hinter mir alles frei ist. Wenn ich dann auf trockener Straße bis in den ABS-Regelbereich bremsen muss, wars doch knapp und noch dazu absolut unnötig.
Ansonsten trommle ich auch schon mal mit den Fingern aufm Lenkrad und hin und wieder kommt mir auch ein Fluch ala "sch... Sonntagsfahrer" über die Lippen, wenn ich wiedermal hinter einem Touristen hänge, der sich mit Tempo 60-70 die Landschaft anschaut. Who's perfect?
Andererseits bin ich auch sehr entspannt, wenn vor mir jemand schön konstant an der zHg fährt. Kommt aber nicht so oft vor...
Zitat:
Original geschrieben von fundive
Und andere wiederum denken, der Gegenverkehr hätte keine 200 PS ...
Sicher, aber das hat ja nix mit überholen zu tun oder ?
200 PS fahren ja genauso schnell 100 km/h wie 45 PS.
Man könnte halt höchstens sagen manche denken, auf der linken Spur würde keiner 200+ fahren auf der AB.
Und im eigenen Interesse beobachte ich den Außenspiegel ein paar Sekunden bis ich auf der AB nach links wechsel.
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Zitat:
Original geschrieben von Corsa_B_driver
Sicher, aber das hat ja nix mit überholen zu tun oder ?
Warum nicht? Wenn ich meine, ich könne vor einer Kurve überholen, muss ich die Wegstrecke einschätzen, die ich überblicken kann und eine Einschätzung erstellen, wie schnell ein möglicher Gegenverkehr auftauchen kann. Und im Zweifel muss ich mit einem Raser rechnen, der nicht nur mit 80 km/h entgegenkommt, sondern z.B. mit 140, was auf Landstraßen durchaus nicht allzu selten vorkommt. Und dann reicht die freie Strecke zum überholen möglicherweise doch nicht mehr aus...
Zitat:
Original geschrieben von madcruiser
Bei einem Unfall war ein Streifenwagen beteiligt.
Vermutlich Blaulichteinsatz und damit Ungeduld.
Jedenfalls habe ich noch nie zuvor an einem Unfallort so viele Beamte und Streifenwagen gesehen.
sowas kenn ich nur zu gut... strasse glatt, zivielstreife auf der auffahrt... dreher... frontal in die leitplanke > nagelner BMW war hin... danach hamse dann das blaulicht drauf gemacht *lol*
ungeduls is ned weiter schlimm solang man andere damit ned belästigt... und das passiert leider viel zu oft
Zitat:
Original geschrieben von JollyRoger[F13]
Nachdem keiner überholte, zog ich raus. Als ich dann auf (fast) gleicher Höhe mit einem der PKWs war, zog auch der ohne zu schauen raus.
was sein fehler ist und nicht deiner. wer zuerst zum überholen ansetzt, hat vorfahrt. gabs sogar imho ein gerichtsurteil zu vor kurzer zeit
Zitat:
Original geschrieben von Bucklew2
was sein fehler ist und nicht deiner. wer zuerst zum überholen ansetzt, hat vorfahrt. gabs sogar imho ein gerichtsurteil zu vor kurzer zeit
Wäre u.U. beider Leute Fehler gewesen - denn du, JollyRoger, hättest u.U. auch nicht als erster zum Überholen ansetzen dürfen (im Sinne von verbotenem Kolonnenspringen) Machen wir zwar alle ab und an mal, wenn der Vordermann einfach nicht überholen will, aber laut StVO ist das IIRC verboten.
Gut, dass nichts passiert ist, und die Lehre kann eigentlich nur heißen: Als Vordermann mit Schulterblick zügig überholen (oder mit Blinker rechts deutlich machen, dass man nicht will) und als Hintermann mehr Geduld mitbringen 🙂
MfG, HeRo
ein oder zwei fahrzeuge eine kolonne? naja 😁
Ja, ein zwei Autos hinter dem Schleicher bilden schon eine Kolonne, auch wenn es lächerlich klingt.
hier gibt es ein nettes Urteil zu dem Thema.
Demnach soll man beim Überholen mehrer FAhrzeuge seine Absicht klar machen (hupen, Lichtzeichen).
Ohne jetzt ne OT-Diskussion über die Schuldfrage aufkommen zu lassen: Ein Faktor war sicher meine Ungeduld.
Trotzdem zur kurzen Erklärung: Das langsamere Fahrzeug war ein Reisebus, Geschwindigkeit etwa 60-70km/h. Es war, anders als in dem Gerichtsurteil, vorher kein Überholverbot und die Strecke ging zwar in eine leichte Kurve, war aber 100% einsehbar. Ich hätte in einem Zug überholen können, also kein Kolonnenspringen. Ich habe auch kurze Zeit gewartet, bis ich dann überholt habe.
Das waren eben die Faktoren, die in dem Urteil zu einer Teilschuld des Überholers geführt haben.
Ich denke, in meinem Fall gabs zwei Ungeduldige und dazu einen Unaufmerksamen...Und auch wenn ich bei einem Unfall wohl keine Schuld bekommen hätte, wäre meine Ungeduld doch eine Mit-Ursache gewesen. Ich finde Ungeduld ist bei vielen Unfällen mit im Spiel. Wird wohl nur durch Unaufmerksamkeit übertroffen...
naja man darf nicht vergessen das in dem fall ein 911 beteiligt war - da wird der andere beteilige nicht mit der starken beschleunigung gerechnet haben
Zitat:
Original geschrieben von Bucklew2
naja man darf nicht vergessen das in dem fall ein 911 beteiligt war - da wird der andere beteilige nicht mit der starken beschleunigung gerechnet haben
Und wenns ein Trabi gewesen wäre.
eine Kolonne stellt es trotzdem dar.
Und gerade bei einem 911 erwarte ich doch starke Beschleunigung. Im Gegensatz zu einem Golf oder 3er BMW, bei dem ich nicht so einfach festmachen kann, ob der jetzt 100PS oder 200PS hat.
Aber um zum usprünglichen Tread zurückzukommen:
Ich bin auch der Meinung das Ungeduld ein sehr hohen Anteil an Unfällen verursacht.
Allerdings ist hier meiner Meinung nach auch dem "Schleicher" ein Teil der Schuld anzurechnen. Wer ohne offensichtlichen Grund mit 80 in der Fahrbahnmitte rumschleicht, sollte sich schon überlegen, ob er seinen Schein zu Recht besitzt, besonders wenn ich dann auch noch jede längere Gerade dazu nutze soweit zu beschleunigen, das nur jemand überholen kann, der auch wirklich genug Leistung hat, um das auszugleichen. Bei Gegenverkehr oder vor der nächsten Kurve wird dann wieder auf die Bremse getreten.
Gerade diese Klientel gibt es leider allzu oft auf den Landstrassen.
Zitat:
Original geschrieben von Duke Fak
Und gerade bei einem 911 erwarte ich doch starke Beschleunigung. Im Gegensatz zu einem Golf oder 3er BMW, bei dem ich nicht so einfach festmachen kann, ob der jetzt 100PS oder 200PS hat.
wenn du noch nie ein auto der ps-klasse eines porsches gefahren bist, dann kannst du die beschleunigung (gerade von 25 auf 80) ganz einfach nicht einschätzen.
genau das wird da auch passiert sein. er wird (hoffentlich) in den rückspiegel geschaut haben (da waren halt der golf variant und der porsche), dann nach vorne und dann evtl zurückgeschaltet und gas gegeben und ausgeschert sein - wo eben der porsche war. der muss halt damit rechnen, dass andere leute seine beschleunigung falsch einschätzen und dem entsprechend vorsichtig sein - s. urteilsbegründung.
Zitat:
Original geschrieben von Duke Fak
hier gibt es ein nettes Urteil zu dem Thema.
In der Urteilsbegründung ist mir folgendes aufgefallen:
Zitat:
(...) oder durch Lichtzeichen oder Hupen ( §§ 16 Abs.1 Nr. 1, 5 Abs.5 StVO) sicherstellen müssen, dass die vorausfahrenden Fahrzeugführer seine Überholabsicht sicher und rechtzeitig bemerken
Das bedeutet doch für mich: Wenn ich mal mit einem Fahrzeug jenseits der 200PS unterwegs bin, dann überhole ich eine Kolonne und hupe wie ein gestörter und schon bin ich im Recht. Da werden sich die anderen aber freuen 😁
Jaja, war bewusst überspitzt formuliert - aber mal ernsthaft, wenn ich direkt an der ersten Stelle wo es möglich ist eine Kolonne überhole, dann muss ich auch damit rechnen, dass einer aus dieser Kolonne gleichzeitig herauszieht.
Grüße
Ralle