Unfall verursacht durch Aktiver Spurhalte-Assistent
Hallo Liebe Motor TALK Freunde,
vor knapp 3 Wochen habe ich einen Mercedes GLE 350 DE gekauft (gebraucht, 12000km, 2022).
Leider habe ich am Samstag auf der Autobahn einen Unfall gebaut. (Kollision mit Leitplanke)
Mein Vater, Mutter, Ehefrau und Kind waren alle im Auto. Gott sei Dank sind wir bei diesem schrecklichen Unfall mit blauen Flecken davongekommen.
Warum ich diesen Thread eröffne:
Am Unfalltag regnete es stark.
Ich war auf der mittleren Spur unterwegs, als plötzlich der aktive Spurhalte-Assistent eingriff und mich hin und her schob. Dadurch verlor ich die Kontrolle über mein Fahrzeug und wurde auf die linke Spur gedrängt, wo ich, wie bereits erwähnt, mit der Leitplanke kollidierte.
Wir fragen uns wirklich, wie es bei einem Hersteller wie Mercedes (eine Weltmarke) es passieren kann, dass ein solches System, das als 'Assistent' bezeichnet wird, fast dazu führen konnte, dass eine ganze Familie ihr Leben verliert?
Zweitens frage ich mich, warum die Airbags sich bei einem so heftigen Unfall nicht ausgelöst haben.
Ich erwäge ernsthaft, Mercedes aus diesen Gründen zu kontaktieren oder rechtlich gegen sie vorzugehen.
Gibt es hier im Forum Mitglieder, die so etwas in der Art erlebt haben?
Vielen lieben Dank!
365 Antworten
Zitat:
@BeeKlasse schrieb am 23. April 2024 um 21:20:55 Uhr:
Das bedeutet, dass der Aufprall vom Computer nicht so stark wahrgenommen wurde, dass er die Airbags auslöste.
Der Laie neigt dazu, die Schwere eines Unfalls nach den sichtbaren Schäden zu beurteilen.
Das ist natürlich auch ein möglicher Maßstab, aber aus technischer und erst recht aus medizinischer Sicht kein sonderlich sinnvoller. Gerade weil am Auto viel kaputt geht, schützt es die Insassen. Mercedes war einer der ersten Hersteller, als er vor rund 70 Jahren angefahren hat seine Autos so zu konstruieren, dass sie sich für ihre Insassen "opfern".
Zitat:
Weiß jemand, ob dieses Auto auftretende G-Kräfte mittrackt?
ich würde fest davon ausgehen, dass das Auto einen Event-Data-Recorder hat, mindestens nach Nordamerika-Standard. Der Hersteller selbst kann natürlich auch noch viel mehr auslesen, ein qualifizierter Gutachter ggf. auch.
Aber: Wenn das Auto keinen Unfall erkannt hat, wird es auch keinen Datensatz speichern. Dafür müsste mindestens ein Gurtstraffer ausgelöst haben, oder die Kraftstoffversorgung abgeschaltet oder etwas in der Art. Sonst kann man höchstens versuchen, über andere Steuergeräte noch irgendwelche Freeze-Frame Daten auszulesen. So dürfte auf jeden Fall das Lichtsteuergerät (bzw. das für den Scheinwerfer vorne links) einen Eintrag gemacht haben, so wie der Reifen aussieht ggf. auch das für RDKS und vielleicht auch das für ESP.
Aber ob die Verzögerungswerte speichern??
Zitat:
@Melih_Uenal schrieb am 23. April 2024 um 20:03:25 Uhr:
Wir fragen uns wirklich, wie es bei einem Hersteller wie Mercedes (eine Weltmarke) es passieren kann, dass ein solches System, das als 'Assistent' bezeichnet wird, fast dazu führen konnte, dass eine ganze Familie ihr Leben verliert?
Das kann nur passieren, wenn der Fahrer (der durch den Assistenten eben keines Teils seiner Verantwortung enthoben wird!) grobe Fehler macht. Im Handbuch steht nicht umsonst ein recht langer Text über die Systemgrenzen mit einigen Warnhinweisen.
Ich fahre seit Jahren regelmäßig verschiedene PKW mit entsprechenden Assistenten und kenne auch Situationen, in denen der Assistent und ich anderer Meinung über den Fahrbahnverlauf waren. Interessant ist es, wenn er bei 200+ km/h am früheren Ausbauende einer Autobahn meint der "alten" Markierung folgen und rechts abbiegen zu müssen. Aber wenn man das Lenkrad ordentlich festhält (was ja wohl bei solchen Geschwindigkeiten absolute Pflicht ist!), dann ist auch das nicht gefährlich.
Insofern sehe ich nur zwei denkbare Unfallursachen:
Entweder, der Fahrer hat im falschen Vertrauen auf den Assistenten das Lenkrad nicht richtig festgehalten und/oder war nicht aufmerksam genug.
Oder, wie schon von anderen vermutet, eben doch Aquaplaning.
Auch, wenn es unwahrscheinlich ist, dass du etwas findest, solltest du folgende Punkte mal checken:
Unfallfahrzeug:
Schaue mal nach, ob dein wieder hergerichtetes Unfallfahrzeug ist. Bei solchen Fahrzeugen kann es vorkommen, dass Assistenzsysteme nicht einwandfrei funktionieren. Es gibt Datenbanken, in denen nicht selten solche Fahrzeuge zu finden sind, wie z.B. CARFAX.
Bereits bekannte Fehlfunktion:
Eventuell ist die Fehlfunktion, die du vermutest, ja bereits auffällig geworden. Schaue mal in der Rückrufdatenbank vom KBA Klick mich oder auch auf europäischer Ebene: Klick mich
Datenrecorder
Auch das Auslesen des hier merhfach genannten Datenrecorders ist eine Möglichkeit, mehr über die Unfallursache zu erfahren.
Auch ich kann mir kaum vorstellen, dass der aktive Spurhalte-Assistent allein für den Unfall verantwortlich ist, allerdings kann mir vorstellen, dass er die Situation verschärft hat. Es kann vorkommen, dass das Fahrzeug aus irgendwelchen Gründen unstabil wird (z.B. Aquaplaning) und man es eventuell mit der richtigen Reaktion noch in Griff bekommt. Wenn dann allerdings zusätzlich zu dem sinnvollen ESP noch ein Lenkassistent eingreift, ist es aus meiner Sicht denkbar, dass das dann kritisch wird (viele Köche verderben halt den Brei).
Das ist im Übrigen der Grund, weshalb ich alle Assistenten, die einen Lenkeingriff vornehmen, in der Regel so weit wie möglich deaktiviert habe. Ich traue der Sache nicht.
Auch wenn es mich ebenso interessant ist, empfehle ich dir, den Unfall nicht im Detail zu schildern, denn leider gibt es einige Leute hier im Forum, die das dann nutzen, um über dich als Bösen herzufallen und das unter Verwendung dazu alle Interpretationsmöglichkeiten, die sich aus deiner Unfallbeschreibung herausfantasieren lassen.
Gruß
Uwe
Zitat:
@Uwe Mettmann schrieb am 23. Apr. 2024 um 23:21:47 Uhr:
Das ist im Übrigen der Grund, weshalb ich alle Assistenten, die einen Lenkeingriff vornehmen, in der Regel so weit wie möglich deaktiviert habe. Ich traue der Sache nicht.
Geht mir ebenso. Ich kann berichten, dass ich ebenfalls bereits ziemlich massive, aber unrichtige Lenkeingriffe von Spurhalteassistenten erlebt habe, vor allem in Baustellen mit gelben provisorischen Markierungen. War aber stets ein Auto aus dem VAG Konzern. Keine Unfallautos. Neuwagen.
Ich würde das untersuchen lassen.
Ähnliche Themen
Zitat:
@Melih_Uenal schrieb am 23. April 2024 um 20:03:25 Uhr:
Ich erwäge ernsthaft, Mercedes aus diesen Gründen zu kontaktieren oder rechtlich gegen sie vorzugehen.
Ich denke mal, dass das vergebliche Mühen sind. Ich bin geneigt, mich dieser Meinung anzuschließen:
Zitat:
@hk_do schrieb am 23. April 2024 um 23:10:04 Uhr:
Zitat:
@Melih_Uenal schrieb am 23. April 2024 um 20:03:25 Uhr:
Wir fragen uns wirklich, wie es bei einem Hersteller wie Mercedes (eine Weltmarke) es passieren kann, dass ein solches System, das als 'Assistent' bezeichnet wird, fast dazu führen konnte, dass eine ganze wenn man das Lenkrad ordentlich festhält (was ja wohl bei solchen Geschwindigkeiten absolute Pflicht ist!), dann ist auch das nicht gefährlich.Insofern sehe ich nur zwei denkbare Unfallursachen:
Entweder, der Fahrer hat im falschen Vertrauen auf den Assistenten das Lenkrad nicht richtig festgehalten und/oder war nicht aufmerksam genug.
Oder, wie schon von anderen vermutet, eben doch Aquaplaning.Wahrscheinlich alles drei zusammen irgendwie ... (?)
Vermutlich war deine Geschwindigkeit zu hoch für den Fahrbahn Zustand.
Der Spurhalte-assistent rammt dich nicht in die Leitplanke, das dürfte eine unbewusst Schutzbehaupt vom TE sein.
Zitat:
@Blubber-AWD schrieb am 24. April 2024 um 07:48:00 Uhr:
Geht mir ebenso. Ich kann berichten, dass ich ebenfalls bereits ziemlich massive, aber unrichtige Lenkeingriffe von Spurhalteassistenten erlebt habe, vor allem in Baustellen mit gelben provisorischen Markierungen.
Fehleingriffe ja, massiv nein. Konnte bisher stets mit einer Hand am Lenkrad "pariert" werden, ohne dass das Auto auch nur 1 cm von der von mir gewünschten Fahrlinie abwich. Es ist ja im Prinzip nicht mehr als ein leichter Stupser am Lenkrad in die vom Auto gewünschte Richtung.
So kenne ich das auch. Auf Autobahnen mit vielen Baustellen nervt es halt, weil es pemanent im Lenkrad leicht zuckt. Die Intensität der Zuckungen variiert zwischern den Konzernen allerdings gewaltig.
Ein VW-Passat ruckelt wesentlich heftiger im Lenkrad als unser Mini Cooper Bj 2023 bei dem man kaum etwas spürt.
Was da besser ist, darüber kann man sich sicher trefflich streiten.
An und für sich neige ich auch zu der Ansicht, dass der TE sich hier falsch verhalten hat. Allerdings: bei einem Mercedes A, den ich 2019 als Neuwagen probefuhr, griff der Spurhalteassi auch einmal ein, und zwar nicht durch Drehbewgung am Lenkrad, sondern durch Bremseneingriff, als ich einmal die Mittellinie auf der Landstraße überfuhr.
Der Eingriff war wirklich ruppig und laut und völlig ungehobelt. Hab es dann nochmal probiert, und wieder ein ruppiger Bremseneingriff. Also das braucht nun wirklich kein Mensch. Bin froh, dass ich aktuell ein richtiges Auto fahre, bei dem das ganz vernänftig gelöst ist. 90% der Fahrstrecken ist das System bei mir an.
Zitat:
@Hannes1971 schrieb am 24. April 2024 um 11:40:49 Uhr:
Fehleingriffe ja, massiv nein. Konnte bisher stets mit einer Hand am Lenkrad "pariert" werden, ohne dass das Auto auch nur 1 cm von der von mir gewünschten Fahrlinie abwich. Es ist ja im Prinzip nicht mehr als ein leichter Stupser am Lenkrad in die vom Auto gewünschte Richtung.
Nur wenn man es selbst nicht erlebt hat, heißt es ja lange nicht, dass es das nicht gibt.
Ist ja auch immer eine subjektive Erfahrung.
Bisher ist mir 2x der Spurhalteassi negativ aufgefallen.
1x bei 'nem Mietwagen in Spanien, wo mich der Assi in den Straßengraben schicken wollte, da er die Mittelstriche stärker gewichtet hatte, als den unbefestigten Seitenstreifen.
War ein neuer T-Roc, wo man den Assi aber schnell ausschalten konnte
Und 1x mit 'nem neuen A6 (Mietwagen).
Der wollte mich 2x in die Leitplanke schicken und da musste ich echt mit beiden Händen massiv gegenlenken.
Das war in einer Baustelle, wo es neben den gelben Markierungen auch weiße Linien inkl. gestreiften Bereichen gab.
In Baustellen ohne diese Querstreifen war der Assi hingegen handzahm.
Auch als gestandener Fahrer kann einem sowas schon überraschen.
Wenn man ein Fahrzeug neu hat und nicht mit solchen Reaktionen rechnet, kann man schon falsch reagieren.
Ich kannte den Spurassi nur vom Astra-K meiner Schwiegermutter. Der nervt einfach nur und macht Radau, lässt sich aber einfach ignorieren bzw. man konnte da gefühlt mit einer Hand IMMER gegensteuern.
Beim Audi hingegen war es echt kritisch.
VG
Wenn man das so liest, stellt sich die Frage, wie viel Unfälle durch Spurhalteassistenten entstehen.
Ich glaube eher dass viele Unfälle entstehen weil sich die Fahrer zu sehr auf ihre ganzen Assistenten und Helferlein verlassen. Wenn genug Wasser auf der Straße ist fährt ein Auto trotz aller Assistenten eben doch nicht wie auf Schienen, auch wenn einem das, besonders durch einen Premiumhersteller mit Stern, in der Werbung ständig suggeriert wird.
Und auch dein Post beginnt mit den beiden Worten "Ich glaube".
Ich fände es charmanter, wenn bei Unfällen tatsächlich eine Blackbox ausgewertet werden könnte, die zweifelsfrei beweist, was in der Situation der Assistent machen wollte; was der Fahrer letztlich tat und was am Ende zweifelsfrei unfallursächlich war. Solange wir das nicht anstreben bzw. tun, und mal dem Spurhalteassistent und mal den Fahrer die Schuld geben, solange werden wir nicht zu einer gewissen Weisheit gelangen.
Zitat:
@BeeKlasse schrieb am 24. April 2024 um 13:08:53 Uhr:
Ich fände es charmanter, wenn bei Unfällen tatsächlich eine Blackbox ausgewertet werden könnte...
Wenn es denn die Staatsanwaltschaft es auch machen würde...
Technisch ist dies ja schon länger möglich, da ja vor allem die Premiumhersteller schon lange wissen, wie die Fahrzeuge bewegt werden. Die rücken die Daten halt nicht raus: Urheberrecht blabla...
Aber eine Art einer verpflichtende Blackbox ist in der EU ja beschlossen und kommt dieses Jahr.
Ob es alles besser wird?
Ob jetzt der Spurhalteassi oder ein Fahrfehler oder was wissen wir für den Leitplankenknutscher verantwortlich waren, ist doch Spekulation.
Ich für mich weiß nur, dass diese ganzen Helferlein auch mal über's Ziel hinausschießen können.
Wenn ich mal wieder einen Mietwagen mit den vier Ringen fahren sollte, weiß ich, wo ich aufpassen muss.
VG
"ist doch Spekulation"
Das ist es ja nur deshalb, weil es eben keine Daten gibt bzw. diese Daten nicht ausgewertet werden.
Und wenn man diese Auswertung unterlässt, werden sich die entsprechenden Assistenten auch nicht verbessern können. Da das Suchen nach Fehlern von solchen Assistenten auch gleichzeitig beweist, dass sie eben Fehler machen, wird man versuchen, diese so lange wie möglich unter einer Decke zu halten. Verständlich zwar, aber auch verwerflich! Sowohl vom Gesetzgeber, als auch von den Behörden, die die Gesetze auswerten, als auch von den Herstellern dieser Software. Verwerflich von allen dreien.