Umstieg von Diesel zu Elektro? Oder Erdgas? Oder doch nicht?
Hallo zusammen,
nach Jahren des mitlesens (vielen Dank an dieser Stelle für viele gute Infos und Threads), habe ich mich nun entschlossen ein Konto zu erstellen, da sich meine Frage für mich aktuell im Kopf dreht ;-)
Kurzer Nachtrag: sorry, ich dachte nicht dass mein Beitrag gleich so lang wird! Wer nicht alles lesen will: ich habe unten meine Kernfragen nochmal zusammengefasst. Danke!
Zu mir: ich bin jemand der sehr gerne autofährt, aber dennoch keinen großen Wert auf Schnelligkeit, Sportlichkeit oder viel PS legt. Ich bin allerdings recht groß (ü 1,90m), so dass manche Fahrzeuge für mich schlicht nicht fahrbar sind (z. B. in einem Renault C5 passen die Knie nicht am Lenkrad vorbei 😁). Worauf ich unbedingt Wert lege sind Tempomat und Klimaanlage, aber das hat heute ja sowieso fast jedes Fahrzeug. Aller andere Schnickschnack kann - muss aber nicht.
In letzter Zeit plagt mich zusätzlich zunehmend ein gewisses Umdenken bzgl. Klimakrise.
Ich fahre im Schnitt (schwankt aktuell mit Homeoffice etc.) folgende Strecken:
- 1x/Woche ca. 85km einfach hin- und zurück (90%AB, 10%Landstraße)
- 1x/Woche ca. 80km einfach hin- und zurück (50%AB, 40%Landstraße, 10% Stadtverkehr)
- 1x/Woche 40km einfach hin- und zurück (100% Landstraße)
Die erste Strecke könnte bei Ende des Homeoffices auch noch auf 3x/Woche anwachsen. Vor Corona bin ich ca. 42.000km/Jahr gefahren, mit Corona jetzt ca. die Hälfte. Ich denke auf Sicht wird es sich irgendwo dazwischen abspielen. Ich arbeite mit Termin d. h. ich brauche ein Fahrzeug, welches mich so selten wie irgend möglich unterwegs im Stich lässt.
Strecke (1) könnte ich ggf. durch Zug ersetzen, benötigt allerdings die doppelte Zeit. Strecke (2) ließe sich (fast) ohne Zeitverlust durch die Bahn ersetzen, Strecke (3) geht nur mit Auto. Wieso ich das erzähle? Sehen Sie gleich ;-)
Aktuell fahre ich einen scheckheftgepflegten Opel Insignia Bj. 2015 mit 2L 120 PS, Euro 5 Diesel. Meine Reisegeschwindigkeit liegt auf der AB meist bei 120-130 km/h so dass ich ihn auf guten 5L/100km fahre. Ich liebe die lange Übersetzung des 6. Gangs, da lässt sich einfach gemütlich hinrollen. Ich bin nun bei 100.000km angekommen und überlege der Zuverlässigkeit wegen den Umstieg auf ein anderes Fahrzeug. Man liest ja oft dass dann bald AGR-Ventil und ähnliche Geschichten kommen. Gekauft hatte ich den Insignia mit knapp 3 Jahren/30.000km für knapp 13.000 €.
Entschlossen habe ich mich, dass ich bei Neuanschaffung auf jeden Fall ein Kriterium auf Klimafreundlichkeit setzen möchte. Das definiere ich für mich so, dass ich keinen Benziner, Diesel oder Autogaser kaufen möchte. Möglichkeiten wären also:
- Elektrofahrzeug
- Erdgasfahrzeug
- Gar kein Fahrzeug (Umstieg auf die Bahn)
- Den Insignia erstmal weiterfahren
Zu (1): Lademöglichkeiten an meinen Fahrtzielen sind mittlerweile überall vorhanden. Wohl fühlen würde ich mich, wenn ich die Hin- und Rückfahrt ohne Zwischenladen fahren könnte, falls mal die Ladesäule belegt, kaputt o.ä. ist. 130 km/h auf der AB sollten möglich sein, schneller brauche ich nicht. Ein Ladepunkt zuhause müsste noch geschaffen und entsprechend mit einkalkuliert werden. Hinsichtlich e-Fahrzeug befürchte ich allerdings, dass ein heute gekauftes Auto in 3-5 Jahren schon nicht mehr up-to-date ist und damit einem deutlichen Wertverlust unterliegt. Dazu kommt, dass bei kaputten Batterien die Frage ist, wer das wie oder ob überhaupt reparieren kann oder ein wirtschaftlicher Totalschaden droht.
Zu (2): Bio-Erdgastankstellen wären an allen Fahrtzielen vorhanden. Teilweise aber nur eine Tankstelle im Ort. Ich gehe davon aus, dass Erdgas (leider) wohl eher auf dem absteigenden Ast sitzt, d. h. evtl. werden das in den nächsten Jahren eher weniger Tankstellen. Da diese allerdings alle in größeren Städten liegen, könnte man hoffen, dass das erstmal nicht passiert. Manko: an meinem Wohnort gibt es im 30km Umkreis keine. Die Tankrevision sollte ja erst nach 10-15 Jahren je nach Fahrzeug von Bedeutung sein, bis dahin hätte ich es vermutlich sowieso wieder verkauft. Bleibt dann noch die Frage nach dem Wertverlust.
Zu (3): Auch eine Möglichkeit?! Bei der km-Zahl vermutlich günstiger. Ich habe meist schon Gepäck dabei, das sollte aber im Zug transportierbar sein. Es bliebe dann ein deutlich höherer Zeitaufwand und man ist natürlich auch von der Bahn abhängig. Für meine Strecke (3), s.o. könnte ich mir von der Familie vermutlich einen alten Ford Focus günstig holen. Wie zuverlässig der dann ist, ist allerdings fraglich... Ich bin mir bewusst dass diese Entscheidung vermutlich höchst subjektiv ist. Aktuell tendiere ich dazu, dass das wahrscheinlich eher nicht in Frage kommt.
Zu (4): Ich merke, dass der Markt bzgl. Mobilität, gerade sehr im Umbruch ist. Es ist also die Frage, ob man den Insignia nicht einfach behält und abwartet. Aber ob sich das in 1? 2? 3? Jahren ändert? Bin ich ebenfalls skeptisch.
Die Kernfragen an euch:- Wenn Umstieg weg von fossilen Ressourcen, dann Elektro oder Erdgas? Wenn ja, welches Fahrzeug?
- Wie ist die Zuverlässigkeit meines aktuellen Fahrzeugs einzuschätzen? Wie viel km kann ich da noch rausholen ohne ständig am Straßenrand zu stehen?
Budget wären zusätzlich zum Verkaufswert meines Insignias etwa 5.000 bis max 10.000 €. Ich kaufe gerne 2-3 Jahre alte gebrauchte mit Händlergarantie, da sollte der akute Wertverlust schon durch sein.
Ich freue mich auf eure Meinungen und Tipps,
Grüße!
34 Antworten
Ich habe mich auch lange mit dem Umweltgedanken auseinander gesetzt und wollte ebenfalls auf ein E-Auto umsteigen.
Schlussendlich ist es auch aus ökologischer Sicht am sinnvollsten, das jetzige noch technisch völlig funktionierende Auto weiter zu fahren, selbst wenn es ein Verbrenner ist. Bei Verkauf verschwindet es ja nicht sondern wird von jemand anderem gefahren. Besonders bei Neukauf eines E Autos sorgt deine Bestellung für ein zusätzliches Fahrzeug mitsamt dem großen Energieaufwand auf der Welt.
Selbst wenn dein jetziges beim Käufer gegen ein noch älteres ersetzt wird, landet das letzte dann ersetzte Auto schlussendlich in Afrika oder Osteuropa und fährt dort zusätzlich durch die Gegend. Nicht nur aus meiner Sicht die ökologisch schlechteste Lösung.
Das ist korrekt, aber wenns juckt dann hilft nichts mehr, dann muss man durch und wenn er diesen Weg einschlagen möchte, dann können wir ihm auch da weiterhelfen.
Allerdings müsst er mehr drauflegen und was NEUES kaufen.
Wenn er den Insignia weiterfährt, ist es im Grunde die allergünstigste Variante.
Zitat:
@Seewolf schrieb am 24. Januar 2022 um 22:12:54 Uhr:
Ich habe mich auch lange mit dem Umweltgedanken auseinander gesetzt und wollte ebenfalls auf ein E-Auto umsteigen.
Schlussendlich ist es auch aus ökologischer Sicht am sinnvollsten, das jetzige noch technisch völlig funktionierende Auto weiter zu fahren, selbst wenn es ein Verbrenner ist. Bei Verkauf verschwindet es ja nicht sondern wird von jemand anderem gefahren. Besonders bei Neukauf eines E Autos sorgt deine Bestellung für ein zusätzliches Fahrzeug mitsamt dem großen Energieaufwand auf der Welt.
Selbst wenn dein jetziges beim Käufer gegen ein noch älteres ersetzt wird, landet das letzte dann ersetzte Auto schlussendlich in Afrika oder Osteuropa und fährt dort zusätzlich durch die Gegend. Nicht nur aus meiner Sicht die ökologisch schlechteste Lösung.
Wieso die schlexhteste Lösung? Was wäre die alternative und wäre dies ökologisch eine bessere lösung als in Afrika weitergefahren zu werden?
Zitat:
@born_hard schrieb am 24. Januar 2022 um 22:17:15 Uhr:
Zitat:
@Seewolf schrieb am 24. Januar 2022 um 22:12:54 Uhr:
Ich habe mich auch lange mit dem Umweltgedanken auseinander gesetzt und wollte ebenfalls auf ein E-Auto umsteigen.
Schlussendlich ist es auch aus ökologischer Sicht am sinnvollsten, das jetzige noch technisch völlig funktionierende Auto weiter zu fahren, selbst wenn es ein Verbrenner ist. Bei Verkauf verschwindet es ja nicht sondern wird von jemand anderem gefahren. Besonders bei Neukauf eines E Autos sorgt deine Bestellung für ein zusätzliches Fahrzeug mitsamt dem großen Energieaufwand auf der Welt.
Selbst wenn dein jetziges beim Käufer gegen ein noch älteres ersetzt wird, landet das letzte dann ersetzte Auto schlussendlich in Afrika oder Osteuropa und fährt dort zusätzlich durch die Gegend. Nicht nur aus meiner Sicht die ökologisch schlechteste Lösung.Wieso die schlexhteste Lösung? Was wäre die alternative und wäre dies ökologisch eine bessere lösung als in Afrika weitergefahren zu werden?
Vielleicht habe ich mich etwas umständlich ausgedrückt. Ein E-Auto Neukauf ist Stand heute (alter Verbrenner noch technisch einwandfrei) die ökologisch schlechteste Lösung. Ein Tausch gegen gebrauchtes E-Auto ist in Summe auch keine Verbesserung. Am sinnvollsten wäre das weiterfahren.
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So siehts aus, das stimmt.
Zitat:
@born_hard schrieb am 24. Januar 2022 um 20:00:57 Uhr:
Für wieviel kannst du deinen Insignia verkaufen?
Vermutlich tatsächlich für relativ viel. 7k scheinen möglich zu sein. Der Händler meines Vertrauens hätte auch Insignias in meinem Gebrauchtspektrum für 18k oder Astras für 15k. Das hatte ich erst überlegt, ob ich quasi einfach ein Upgrade nach neuer und weniger km mache. Aber ich würde eben lieber - wenn überhaupt - gleich den Sprung weg von Diesel oder Benzin machen. Das scheint aber zumindest finanziell Quatsch zu sein, was ich hier herauslese ^^
Da ich den Insignia damals relativ günstig gekauft habe, scheint es tatsächlich naheliegend ihn so lange er zuverlässig bleibt zu fahren. Ich finde es grundsätzlich schwierig zu entscheiden wann man ein Fahrzeug ersetzt. Ich hatte mir eben so die 100.000km Marke überlegt, das ist aber relativ willkürlich.
Danke euch weiter für die vielen Ratschläge 🙂
Laut Autobild solide.... LED (1900 EUR laut Autobild) können zicken, und die Ölsuppe beim Übergang des Getriebes kann Kopfzerbrechen verursachen. Der Rest scheint soweit teilweise klapprig, aber lange nutzbar zu sein.
Schau doch mal im Markenforum, was es zu dem Wagen zu wissen gibt, was es zu beachten gibt, um eine Abschätzung zu finden, wann Du ihn abstoßen solltest.
Wenn er JETZT i.O. ist, wäre es bei der derzeit unsicheren Lage ungeschickt.
Der Hinweis vieler Antworten, dass BIO-CNG fossil sein soll ist falsch. BIO-CNG wird aus Resten der Landwirtschaft gewonnen und wird an aktuell 80% der Tankstellen statt fossilem Erdgas angeboten. Ich fahre bereits seit 7 Jahren klimaneutral mit BIO-CNG. Die Angst, dass die Tankstelleninfrastruktur zurückgehen wird habe ich nicht, da im Schwerlastverkehr die Tendenz dahin geht von Diesel auf CNG umzusteigen. Dann wird die Tankstelleninfrastruktur eher aufgebaut. Das passiert derzeit massiv beispielsweise in Frankreich.
Schön wenn man in Frankreich wohnt.
Zitat:
@Wojcie schrieb am 28. Januar 2022 um 11:23:57 Uhr:
Der Hinweis vieler Antworten, dass BIO-CNG fossil sein soll ist falsch.
Wer hat das denn behauptet?
Zitat:
@ixtra schrieb am 28. Januar 2022 um 12:19:35 Uhr:
Zitat:
@Wojcie schrieb am 28. Januar 2022 um 11:23:57 Uhr:
Der Hinweis vieler Antworten, dass BIO-CNG fossil sein soll ist falsch.Wer hat das denn behauptet?
Dr. Shiwago beispielsweise sagt beispielsweise, dass Erdgas fossil ist, was an sich auch korrekt ist. Damit unterschlägt er aber die Tatsache, dass "Erdgas"-Fahrzeuge, die eigentlich CNG tanken, zum größten Teil nicht-fossil unterwegs sind und somit schon noch eine ernsthafte Option sind.
Zitat:
@Wojcie schrieb am 28. Januar 2022 um 12:31:16 Uhr:
Dr. Shiwago beispielsweise sagt beispielsweise, dass Erdgas fossil ist, was an sich auch korrekt ist. Damit unterschlägt er aber die Tatsache, dass "Erdgas"-Fahrzeuge, die eigentlich CNG tanken, zum größten Teil nicht-fossil unterwegs sind und somit schon noch eine ernsthafte Option sind.
Wie Du selber sagst, ist die Aussage "Erdgas = fossil" korrekt.
Damit ist keine Aussage über die Verhältnisse aus Bio-CNG und Erdgas an den Tankstellen getroffen, die im Übrigen auch regional unterschiedlich sein dürfte.
Wenn also jemand BIO-CNG tanken möchte um von den fossilen wegzukommen, wird ihm da niemand widersprechen - sondern allenfalls auf andere Einschränkungen dieser Technologie hinweisen.
Zitat:
@ixtra schrieb am 28. Januar 2022 um 12:33:26 Uhr:
Zitat:
@Wojcie schrieb am 28. Januar 2022 um 12:31:16 Uhr:
Dr. Shiwago beispielsweise sagt beispielsweise, dass Erdgas fossil ist, was an sich auch korrekt ist. Damit unterschlägt er aber die Tatsache, dass "Erdgas"-Fahrzeuge, die eigentlich CNG tanken, zum größten Teil nicht-fossil unterwegs sind und somit schon noch eine ernsthafte Option sind.Wie Du selber sagst, ist die Aussage "Erdgas = fossil" korrekt.
Damit ist keine Aussage über die Verhältnisse aus Bio-CNG und Erdgas an den Tankstellen getroffen, die im Übrigen auch regional unterschiedlich sein dürfte.
Wenn also jemand BIO-CNG tanken möchte um von den fossilen wegzukommen, wird ihm da niemand widersprechen - sondern allenfalls auf andere Einschränkungen dieser Technologie hinweisen.
Einschränkungen hat derzeit jede Technologie. Solange jeder verantwortungsvoll darüber nachdenkt wie er seinen eigenen Umwelt-Fingerprint so gering wie möglich halten kann ist deren Entscheidung zu respektieren. Daher fand ich die ursprüngliche Fragestellung mit Überlegungen zu den möglichen Optionen wirklich - top!
Zitat:
@Wojcie schrieb am 28. Januar 2022 um 13:05:32 Uhr:
Einschränkungen hat derzeit jede Technologie. Solange jeder verantwortungsvoll darüber nachdenkt wie er seinen eigenen Umwelt-Fingerprint so gering wie möglich halten kann ist deren Entscheidung zu respektieren. Daher fand ich die ursprüngliche Fragestellung mit Überlegungen zu den möglichen Optionen wirklich - top!
Absolute Zustimmung.
Fahr deinen Insignia weiter bis es bessere Akkus gibt und Deutschland weniger Strom aus Braunkohle erzeugt.