Traggelenke

Mercedes ML W163

Hallo an alle.

Ich habe mir am Freitag zwei neue Traggelenke für vorne unten gekauft.
Mein Gesichtsausdruck war nicht schlecht als ich den Preis vom Ersatzteilhändler (Nachbau) erfuhr.
150.- pro Stk.
Ich sagte ich wäre nicht bereit den Preis zu bezahlen, es sei ja der reinste Wucher.
Nach ein wenig suchen, fand er dann einen anderen Hersteller der die Hälfte verlangte, also 150 für alle beide.

Jetzt habe ich im Internet aber gesehen, dass es die Teile auch für 22 Euronen gibt.
Was könnt ihr dazu sagen, bezüglich Qualität.

mfg Morphium

Beste Antwort im Thema

Hier nun der versprochene Bericht für die vorderen Traggelenke:

ML auf einer Freiarmbühne mit arretierter Lenkradsperre in Geradeausstellung hochgefahren. Vorderräder abschrauben (ist kein Schlagschrauber verfügbar, vor dem hochfahren die Radbolzen lösen). Unteren Querlenker abrutschsicher abstützen und die Bühne vorsichtig ablassen um dem Querlenker etwas Vorspannung zu geben (muss aber nicht unbedingt sein).

Jetzt das Traggelenk mit einem Vorschlaghammer(Fäustel) von unten aus der Pressung herausschlagen. Da der Achsträger noch vom oberen Querlenker und der Spurstange gehalten wird, wackelt er noch nicht so hin und her. Wenn das untere Ende des Traggelenks mit dem Achsträger bündig geschlagen wurde, eventuell mit einem Treibdorn oder einem passenden Stück Rohr noch ein wenig weiter schlagen, bis das Traggelenk aus der Passung frei ist. Der untere Teil des Traggelenks (da wo man gegen schlägt) ist im Durchmesser etwas kleiner als das Aufnahmeauge des Achsträgers, sodass man es nicht ganz durchschlagen muss. Geht auch gar nicht, weil es gegen die Achswelle kommen würde.

Übrigens Achswelle: Diese sollte gegen Beschädigung geschützt werden (Lappen o.ä. drum) damit sie auch später beim bewegen des Achsträgers nicht beschädigt wird. Bremsschlauchhalter vom Achsträger abschrauben und Sensorkabel ausklippsen.

Nun die Spurstangenmutter lösen und den Spurstangenkopf mit geeignetem Ausdrücker vom Achskörper trennen und hochbinden (Kabelbinder o.ä.)damit er erst einmal nicht im Weg ist. Dabei keine Gewalt ausüben, um den inneren Spurstangenkopf und die Zahnstange der Lenkung nicht zu beschädigen. Genauso den oberen Querlenker vom Achsträger trennen (Achskörper nach links oder rechts einschlagen – man kommt so besser an die Mutter und kann den Ausdrücker besser ansetzten).

Achtung!!! Jetzt wird die Sache ziemlich wackelig, weil der Achskörper ja nur noch an der Achswelle hängt und untern u.U. aus dem Traggelenk rutscht. Da der Achsträger mit Bremsscheibe und Sattel und äußerem Achswellengelenk doch ziemlich schwer ist, sollte hier ein Helfer unterstützen.

Durch vorsichtiges hin und her drehen und kippen des Achsträgers, jetzt diesen aus dem noch am unteren Querlenker festgeschraubten Traggelenk herausdrehen. Hierbei geht es ziemlich eng zu, da wenig Spielraum vorhanden ist – aber es geht!

Ist der Achsträger aus dem Traggelenk raus, diesen wieder am oberen Querlenker befestigen(anheften reicht). Den Achsträger unten etwas wegdrehen um die Mutter von Traggelenkzapfen zu lösen und den Abzieher am Traggelenk besser ansetzten zu können.
Ist das Traggelenk raus, alles gut reinigen und das Aufnahmeauge für das Traggelenk im Achsträger blank schleifen. Auch die neuen Traggelenke im Bereich der Passung eventuell blankschleifen (bei den verstärkten Meyle-Gelenken nicht unbedingt erforderlich, da diese nicht mit Schutzlack versehen sind, sondern nur brüniert). Dieses Schleifen erleichtert später das Einziehen der Gelenke mit der Mutter.

Jetzt das neue Traggelenk in den Achsträger einfädeln. Es erst am Querlenker festzuschrauben und dann in den Achsträger einzusetzen – also umgekehrt wie der Ausbau - birgt die Gefahr, dass das Gewinde beschädigt wird, da es ja recht eng zugeht. Bevor das neue Traggelenk jetzt eingezogen wird, sollte der Achsträger mit der Spurstange und stabilen Kabelbindern oder Draht am besten am unteren Querlenker fixiert werden, damit er beim einziehen nicht so wackelt. Die arretierte Lenkradsperre hilft hier auch gegen das Verdrehen.

Die Verbindungen des Oberen Querlenkers und der Spurstange noch nicht endgültig festziehen. Muss ja noch mal ab zum einfädeln des Traggelenks in den unteren Querlenker.

Vor dem Einziehen mit der Nutmutter unbedingt die Sicherungsmasse in der Mutter auskratzen. Wenn diese Masse beim Einziehen abkühlt weil man eine Pause macht, bekommt man die Nutmutter nicht mehr oder nur unter extremen Kraftaufwand bewegt.

Zum Einziehen ist der entsprechende Klauenschlüssel entweder von Mercedes W385589000700 (hat bei mir nicht geklappt – ET-Lager von Mercedes in Berlin hat gezickt und Ihn mir nicht verkauft –haftungsrechtliche Gründe etc. laber,laber,laber!) oder von Klann KL-03236-20 zu verwenden. Ohne dieses Tool ist da nichts zu machen.

Zum Einziehen des Traggelenks in die Passung ist jetzt wieder ein Helfer gefragt. Einer drückt mit kräftiger Pressung den Klauenschlüssel gegen die Nutmutter , der andere dreht mit geeigneter Verlängerung oder dem später ja eh benötigten Drehmomentschlüssel bis das neue Traggelenk sauber mit der Wulst anliegt, also komplett in die Passung heruntergezogen wurde. Jetzt die Nutmutter erst einmal wieder abdrehen.

Um den unteren Querlenker in die konischen Zapfen des Traggelenks einzufädeln, muss natürlich Spurstange und oberer Querlenker wieder ab, um den benötigten Bewegungsspielraum wieder zu erhalten.

Traggelenk mit unterem Querlenker, Achsträger mit oberem Querlenker und Spurstange verbinden und mit neuen selbstsichernden Muttern verschrauben. Die Zapfen der Gelenke mit den passenden Werkzeugen gegenhalten bis ausreichend Anpressdruck im Konus da ist, um mit entsprechendem Drehmoment die Muttern anzuziehen (Mutter oberer Querlenker A1633330172 mit 50 Nm, Mutter Spurstange N910113014000 mit 60 Nm und Mutter unterer Querlenker/Traggelenk mit 85 Nm). Die längeren Nummern sind MB Teilenummern. Es gehen aber auch entsprechende aus den freien Handel (Gewindesteigung beachten!)

Nachdem wieder alles verbunden ist, die Nutmutter mit neuer Schraubensicherung versehen und am Traggelenk mit 300 Nm festziehen.

Lappen von Achswellenmanschette und eventuell noch vorhandene Fixierungsteile entfernen, Bremsschlauchhalter anschrauben und Sensorkabel einklippsen.

Fertig!
Und die andere Seite freut sich schon auf eure nun geübten Hände.

Sicherlich gibt es auch andere Wege zum Ziel. Bei mir hat es aber so - auch mit Unterstützung durchs Forum (im speziellen Reiner) – gut geklappt. Knapp 3 Std. habe ich gebraucht – 2 für die erste und 1 für die zweite Seite.

Wer keine Freiarmbühne zur Verfügung hat, einfach mal nach Selbstschrauber-Werkstätten mit Freiarmbühnen und gut sortiertem Werkzeugsortiment googln. Gibt es bundesweit. In Berlin ab 12,-- Euro die Std.

Viel Erfolg beim Selbstwechseln und mit den ersparten 400,-- bis 500,-- Euro einen schönen Kurzurlaub finanzieren oder was auch immer.

Viele Grüße
Hans – digismarttec

PS. Eine Garantie für erfolgreiches Gelingen kann ich natürlichen nicht geben, aber vielleicht die eine oder andere Hilfestellung.

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Zitat:

Original geschrieben von Uli220D


da muss ich aber nochmal nachhaken:

Wenn der Zapfen wirklich an der Antriebswelle vorbeigeht- ist das Wechseln ( insbesondere bei bereits nachgerüsteten Traggelenken, die ja nicht so tief eingepresst sind wie die ersten) ja ein vergleichbares Kinderspiel, ähnlicher Aufwand wie z.B. beim W208/210......😕😁🙄

Hallo Uli220D,

ob ursprünglich von Mercedes oder nachgerüstete Traggelenke, beide sind gleich tief eingepresst.

Siehe meine Fotos, insbesondere Bild 16 auf dem man beide Traggelenke nebeneinander sieht.

http://www.motor-talk.de/.../...-ohne-presse-bilderserie-t3371291.html

Viele Grüße

quali

insbesondere @ Balmer:
Wie bekommt man die Tragegelenke eigentlich im eingebauten Zustand mit dem Fäustel nach oben rausgetrieben, also wie fixiert man das Radlagergehäuse?

Zitat:

Original geschrieben von Balmer


Die Gelenke lassen sich von unten nach oben mit dem Fäustel austreiben, egal ob neue oder alte Ausführung. Man muss nur den Gewindezapfen zur Seite legen und aufpassen dass man die Manschette nicht zerstört. Wenn das Gelenk lose ist und nur noch etwas im Radträger steckt kippt man diesen hin und her bis man es entnehmen kann. Der Radträger muss dazu nicht abgebaut werden.........................................................

Hallo Balmer,

bei Deiner Methode muß der Wagen aber auf eine Hebebühne. Denn man benötigt genügend Platz, um mit dem Fäustel Schwung auszuholen, um das Traggelenk herauszuschlagen.

Ist der Wagen nur mit dem Rangierwagenheber hochgehoben (u. Natürlich mit Böcken abgesichert) reicht der Platz nicht.

Viele Grüße

quali

Das ist richtig. Ich benutze für solche Reparaturen meine Montagegrube und keine Unterstellböcke auf flacher Erde.
Das ausholen des Hammers hält sich dabei in Grenzen, die Gelenke sitzen nicht sehr fest.

Ähnliche Themen

Zitat:

Original geschrieben von Balmer


Das ist richtig. Ich benutze für solche Reparaturen meine Montagegrube und keine Unterstellböcke auf flacher Erde.
Das ausholen des Hammers hält sich dabei in Grenzen, die Gelenke sitzen nicht sehr fest.

Um Deine Grube beneide ich Dich.🙂

Zitat:

Original geschrieben von Balmer


Wenn du das Gelenk und die Bohrung im Radträger blank schmirgelst sowie die Schraubensicherung aus der Nutmutter entfernst, kannst du das Teil einfach einziehen, ohne Erwärmung. Dann die Mutter wieder ab Schraubensicherung dran und mit 300 Nm fest

Hallo an alle,

bei meinem ML 270 CDI - Bj 2003 habe ich das gleiche Problem,

das Knacken bei Lastwechsel!

Stossdämpfer + Federn scheinen i.O.

Kann jemand ein Bild einstellen, wo ich die Drehstablager erkennen kann,

möchte im Vorfeld die Lager fetten/ölen - einen Versuch unternehmen, ob es von dort stammen könnte?

Im voraus schon mal D a n k e!

Gruß

Frank

Hier drin befinden sich die Drehstablager.

Drehstablager-komplett

Wo wird denn da die Vorspannung / Tiefe gemessen ( neben der Schraube rechts im Bild ?)

kann man das "Gehäuse" einfach so abschrauben oder ist das schon die Halterung die die Stäbe vorspannt ?

vielen Dank !

siehe Bild

Drehstablager-komplett

Hallo
Da ich auch noch die Traggelenke wechseln muss , überlege ich ob ich nicht die Bremsanlage von 303 mm Scheiben auf 345 mm tauschen soll. Klar Sättel müssen auch getauscht werden.
Frage: Haben die Achswellen den gleichen Durchmesser für das Radlagergehäuse , bei der 303 oder 345 mm? oder gibt es nur eine Größe?
Die 303 mm ist doch ein wenig mickrig unter den 20ér Rädern.

Hat schon jemand umgebaut?

Gruß
Doc.Gasoline

Wie baue ich das untere Traggelenk am einfachsten ein? und wo bekomme ich es günstig?

Am günstigsten bekommst du es im Handel für Nachbau! Meiner persönlichen Meinung nach sind auch die von Meyle (ich hoffe ich habs richtig geschrieben) ganz gut. Diese sind angeblich etwas robuster, bzw. verstärkt.

Lg Morphium

hallo ,
ich wollte mich bei allen beteiligten bedanken für die tollen tipss und die sensationelle photoserie. bei mir hat der austausch des rechten traggelenks ca 4,5 std gedauert, aber nur weil eine schraube von der bremsscheibe total festgegammelt war. ansonsten habe ich das alles ohne hebebühne bewerkstelligt und ich kann mich nur der allgemeinen auffassung anschließen. es ist zwar eine menge arbeit aber sie ist auch ohne abzieher und hebebühne durchaus machbar.
viele grüße andreas
Original geschrieben von morphium122
Danke für deinen Rat.

Fühle mich jetzt ein wenig besser.
Eingebaut habe ich sie heute, mit aufwendig haste recht.
Aber nur die erste Seite, wenn man es mal gemacht hat ist es ein Kinderspiel und die zweite Seite war trotz kompletter Demontage in 30 min erledigt.
Ist halt doch ein Mercedes und alle Schrauben lösen sich zur Zeit noch ohne Probleme.

Lg Morphium

Zitat:

@mercedes1003 schrieb am 5. Oktober 2012 um 20:04:30 Uhr:


hallo ,
ich wollte mich bei allen beteiligten bedanken für die tollen tipss und die sensationelle photoserie. bei mir hat der austausch des rechten traggelenks ca 4,5 std gedauert, aber nur weil eine schraube von der bremsscheibe total festgegammelt war. ansonsten habe ich das alles ohne hebebühne bewerkstelligt und ich kann mich nur der allgemeinen auffassung anschließen. es ist zwar eine menge arbeit aber sie ist auch ohne abzieher und hebebühne durchaus machbar.
viele grüße andreas
Original geschrieben von morphium122
Danke für deinen Rat.

Fühle mich jetzt ein wenig besser.
Eingebaut habe ich sie heute, mit aufwendig haste recht.
Aber nur die erste Seite, wenn man es mal gemacht hat ist es ein Kinderspiel und die zweite Seite war trotz kompletter Demontage in 30 min erledigt.
Ist halt doch ein Mercedes und alle Schrauben lösen sich zur Zeit noch ohne Probleme.

Lg Morphium
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Sehr gerne geschehen!

Viele Grüße

quali

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