Technische Frage: Wie funktioniert die Traktionskontrolle?

Audi A4 B8/8K

Hallo.

Gestern war es bei uns sehr glatt und rutschig auf der Straße.
Ich musste einen Berg hoch und am Ende sogar eine schmale Auffahrt mit starkem Anstieg.

Also erster Gang rein, Schwung geholt und hoch...
Ging ganz gut bis es zu glatt und zu steil wurde. Dann regelte die Traktionskontrolle wild blinkend bis ich nicht mehr weiter kam.

Nun meine Frage:
Was macht die Traktionskontrolle da eigentlich?
Nimmt sie Gas weg? Bremst sie Räder?
Und ganz interessant: Was macht sie wenn die Geschwindigkeit gegen Null geht? Wird dann die Kupplung automatisch betätigt?

Rein aus Interesse mal interessant...

Danke und frohes Rutschen.... 🙂

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von daran0815


Ein rollendes Rad ohne Schlupf hat näherungsweise Haftreibung gegenüber dem Untergrund. Mit zunehmendem Schlupf geht das Rad dann in Gleitreibung über.

Das stimmt so nicht. Wie willst Du das denn trennen? Haftreibung ist keine Kraft, sondern eine Ungleichung. Das ist das Vermögen eines Körpers, bis zu einer gewissen Kraft haften zu bleiben.

Rollt ein Reifen kraftfrei, hat er keinen Schlupf. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit "Haften". Wird das kleinste bißchen Moment übertragen, schlupft der Reifen augenblicklich. Das Vermögen, Kraft zu übertragen, steigt bei einem Reifen mit weiterem Schlupf an. Bei 20% Schlupf erreicht die übertragbare Kraft ein Maximum, fällt dann wieder ab. Deswegen regeln ABS-Systeme auch einen festen Schlupf ein, aus Stabilitätsgründen (der Regelung) allerdings nicht 20%, sondern weniger.

Der Fahrbahn-Reifen-Kontakt ist sehr kompliziert und nicht mit Dingen wie Haft- und Gleitreibung zu beschreiben.

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Zitat:

Original geschrieben von senderlisteffm



Zitat:

Original geschrieben von der_Öns


Ich meine Gleitreibung ist schlechter als Haftreibung und ob der Schneekeil so viel hilft?
Beim Rad haftet nix, das dreht sich nämlich und hat Schlupf.

Das ist so pauschal falscher als die Aussage die Du anmäkelst. Ein rollendes Rad ohne Schlupf hat näherungsweise Haftreibung gegenüber dem Untergrund. Mit zunehmendem Schlupf geht das Rad dann in Gleitreibung über. Das hat allerdings nix mit der Frage nach dem Anhäufen von Schnee/Kies vor dem Rad zu tun. Letzteres ist meines Wissens aber auch nicht mehr sonderlich ausschlaggebend weil ein modernes ABS unter einer gewissen Mindestgeschwindigkeit das Rad blockieren lässt.

Ich frage mich gerade wie bei allrad ASR funkioniert? Wenn alle 4 raeder gleichmaessig schlupf haben "merkt" die elektronik doch garnichts?

Zitat:

Original geschrieben von daran0815


Ein rollendes Rad ohne Schlupf hat näherungsweise Haftreibung gegenüber dem Untergrund

Oh, hier sind ja die Superphysiker unterwegs.

Ein rollendes (Friktions)-Rad ohne Schlupf überträgt die Kraft von 0 N.

Haftreibung hast Du beim Rad exakt dann, wenn die Räder blockiert sind, und Du versuchst, das Fahrzeug zu schieben. Alleine durch den Walkprozess hast Du beim Pneu immer Gleitreibung.

Zitat:

Original geschrieben von senderlisteffm



Zitat:

Original geschrieben von daran0815


Ein rollendes Rad ohne Schlupf hat näherungsweise Haftreibung gegenüber dem Untergrund
Oh, hier sind ja die Superphysiker unterwegs.

Danke für die Blumen.

Zitat:

Ein rollendes (Friktions)-Rad ohne Schlupf überträgt die Kraft von 0 N.

Das habe ich auch nicht bestritten. Aber nix für ungut, wird Dir vermutlich auch klar, wenn Du das nochmal liest

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Zitat:

Original geschrieben von benutzer0815


Ich frage mich gerade wie bei allrad ASR funkioniert? Wenn alle 4 raeder gleichmaessig schlupf haben "merkt" die elektronik doch garnichts?

Dazu müssten die voll synchron durchdrehen. Theoretisch sicher möglich, sofern da kein Beschleunigungssensor verbaut ist. Praktisch könnte das aber völlig ladde sein.

Zitat:

Original geschrieben von daran0815


Ein rollendes Rad ohne Schlupf hat näherungsweise Haftreibung gegenüber dem Untergrund. Mit zunehmendem Schlupf geht das Rad dann in Gleitreibung über.

Das stimmt so nicht. Wie willst Du das denn trennen? Haftreibung ist keine Kraft, sondern eine Ungleichung. Das ist das Vermögen eines Körpers, bis zu einer gewissen Kraft haften zu bleiben.

Rollt ein Reifen kraftfrei, hat er keinen Schlupf. Das ist aber nicht gleichbedeutend mit "Haften". Wird das kleinste bißchen Moment übertragen, schlupft der Reifen augenblicklich. Das Vermögen, Kraft zu übertragen, steigt bei einem Reifen mit weiterem Schlupf an. Bei 20% Schlupf erreicht die übertragbare Kraft ein Maximum, fällt dann wieder ab. Deswegen regeln ABS-Systeme auch einen festen Schlupf ein, aus Stabilitätsgründen (der Regelung) allerdings nicht 20%, sondern weniger.

Der Fahrbahn-Reifen-Kontakt ist sehr kompliziert und nicht mit Dingen wie Haft- und Gleitreibung zu beschreiben.

Zitat:

Original geschrieben von Dudenhoeffer


Bei 20% Schlupf erreicht die übertragbare Kraft ein Maximum, fällt dann wieder ab. Deswegen regeln ABS-Systeme auch einen festen Schlupf ein, aus Stabilitätsgründen (der Regelung) allerdings nicht 20%, sondern weniger.

Danke, direkt mal was gelernt. Und das bei MT🙂

Zitat:

Der Fahrbahn-Reifen-Kontakt ist sehr kompliziert und nicht mit Dingen wie Haft- und Gleitreibung zu beschreiben.

Aus Sicht eines Physikers der sich die Dynamik des Übergangs vom Rad zur Strasse anschaut sicher nicht. Aus Sicht eines Fahrers schon. Letztlich interessiert den doch nicht, warum ein Rad gewisse Fahreigenschaften hat, sondern nur welche das sind. Und da ist die wichtigste Näherung, die mir bekannt ist, durch den

Kammschen Kreis

beschrieben. Der stellt eben gerade den Übergang eines Rades von der Haft- zur Gleitreibung dar. Natürlich als Näherung, aber im Kontext des Autofahrens (und nicht der Rad- und Reifenkonstruktion) ist das wohl genau genug.

Und richtig,

Zitat:

Ein rollendes (Friktions)-Rad ohne Schlupf überträgt die Kraft von 0 N.

nur ist das hier eine irrelevante Aussage. Einen Fahrer interessiert ja nicht, wie viel Kraft ein Rad in einer bestimmten Fahrsituation tatsächlich überträgt, was ja uA extrem von der Lastdynamik abhängt, sondern ob es noch Reserve hat und wie man die am besten nutzt.

PS: jetzt darfst Du mich einen Klugscheisser nennen, aber das gilt dann wohl für uns beide😉

Zitat:

Original geschrieben von daran0815


nur ist das hier eine irrelevante Aussage.

Du scheinst hier irgendwie die Bedeutung von NULL nicht zu verstehen!

Zitat:

Original geschrieben von senderlisteffm



Zitat:

Original geschrieben von daran0815


nur ist das hier eine irrelevante Aussage.
Du scheinst hier irgendwie die Bedeutung von NULL nicht zu verstehen!

(void*)0? Whiskey, Tango?

Ich glaube so 100%ig wurde die Frage vom Themenstarter hier noch nicht beantwortet ;-)

Das Thema Schlupf taucht hier immer wieder auf, doch das hat zum Thema Traktionskontrolle im Moment hier nichts zu suchen, da diese Parameter nicht herangezogen, geschweige denn gemessen werden.
Schlupf ist nur die Stauchung des Reifengummis, und tritt bei einem fahrenden Auto immer auf. Aber das ist ein anderes Thema.

Für die Traktionskontrolle werden alle 4 Raddrehzahlsensoren im Millisekundentakt abgefragt. Die 4 Werte kann man man sich auch mit dem Laptop und einer Diagnosesoftware ansehen.
Wenn dann bspw. die vorderen Räder einen Wert von 5% mehr anzeigen als an den hinteren Räder, so wird elektronisch Gas weg genommen (ein elektronisches Gaspedal ist auch nur ein Potentiometer).

Das ist das ganze Geheimnis. Beim ABS funktioniert es genau umgekehrt, da werden auch die Raddrehzahlsensoren zur Hilfe genommen.

PS: Umso verwirrender ist der Knopf von VAG der da heißt: ASR (Anti Schlupf Regelung) -> bös böse Ingenieure... pfui.

Zitat:

Original geschrieben von das-markus


Wenn dann bspw. die vorderen Räder einen Wert von 5% mehr anzeigen als an den hinteren Räder, so wird elektronisch Gas weg genommen.

Werden auch ggf. die Räder abgebremst oder findet das nur bei ESP (also beim Schleudern) statt?

Gruß DVE

Zitat:

Original geschrieben von DVE



Zitat:

Original geschrieben von das-markus


Wenn dann bspw. die vorderen Räder einen Wert von 5% mehr anzeigen als an den hinteren Räder, so wird elektronisch Gas weg genommen.
Werden auch ggf. die Räder abgebremst oder findet das nur bei ESP (also beim Schleudern) statt?

Gruß DVE

Genau, das ist dann die Funktion des ESPs. Die Traktionskontrolle nimmt wirklich nur Gas weg, weil das die einfachste und billigste Methode ist. Bei modernen Oberklasseautos könnte das anders aussehen.

Bei BMW mit Heckantrieb gibts daher auch oft Probleme mit den Hinterradbremsen, weil die Antriebsachse (hinten) während des Gas gebens auch aktiv gebremst wird. Aber da steckt schon etwas mehr Logik dahinter als bei den herkömlichen Traktionskontrollen.

Zitat:

Original geschrieben von das-markus



Zitat:

Original geschrieben von DVE


Werden auch ggf. die Räder abgebremst oder findet das nur bei ESP (also beim Schleudern) statt?

Gruß DVE

Genau, das ist dann die Funktion des ESPs. Die Traktionskontrolle nimmt wirklich nur Gas weg, weil das die einfachste und billigste Methode ist. Bei modernen Oberklasseautos könnte das anders aussehen.
...

Wenn die Traktionskontrolle arbeitet werden bei Audi auch einzelne Räder gezielt abgebremst, wenn ein Rad durchdreht.

Es wird einmal die Motorleistung gedrosselt und es wird durch die Elektronik das entsprechende Rad abgebremst. Das nennt sich dann elektronisches Sperrdifferential. Die Systeme sind nie ganz voneinander zu trennen. Es arbeiten stets alle zusammen.

Wie aber schon geschrieben wurde ist es beim Berg hoch fahren oft besser die ESP Taste zu drücken und das ASR, ESP und die elektronische Differentialsperre auszuschalten.

3 Anmerkungen zum Thema:

Ja, es hat mal eine "ABS-aus" Taste gegeben. Hatte ich beim Audi 80 B4 Bj. 92

Ja, das ESP kann man ganz ausschalten ohne die Sicherung zu ziehen. Man muß nur länger als 6 sek. auf der Taste bleiben.

ASR heißt nicht Anti Schlupf.. sondern Antriebsschlupfregelung

*klugscheissmodus aus*

Danke für die Info, du hast recht.

In der Wikipedia hab ich gerade erfahren das Mercedes das verbrochen hat ;-)

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