Tabbert Insolvenz???

Hallo, ein Bekannter kommt gerade von der Caravan Messe in Düsseldorf zurück und berichtete, dass ihn ein Händler bei Tabbert empfohlen hatte seinen neuen Familiencaraven besser bei der Konkurenz (Bürster, TEC oder Knaus) zu bestellen, falls ihn diese Modelle genauso gut gefallen würden, da Tabbert kurz vor der Insolvenz stehen würde...????Die Händler hätten offenstehende Provisionen und Tabbert könne diese nicht mehr ausgleichen....angeblich stände man besser den WW bei einem anderen Hersteller zu kaufen,wegen der Gewärleistung ect.....mir kommt das alles recht seltsam vor. Welcher Händler steht bitte bei Tabbert und sagt potenziellen Käufern:" geht zur Konkurenz" ????
Wir hatten eigentlich vor uns einen Tabbert 540DM in den nächsten Wochen zu bestellen.....Hat jemand irgendwelche genaueren Infos? Selbst wenn Tabbert insolvent sein sollte ich kaufe doch beim Händler, der hat doch dann für Garantie und Gewärleistung gerade zu stehen ...oder??? gruß EMMA MR

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Zitat:

Original geschrieben von lumpis nachbar


entwicklungen und emotionen hin oder her! viele würden sich vielleicht ein neues auto oder einen neuen wohnwagen kaufen wollen, können sich dies mit einem mickrigen gehalt von 8 oder 9€ als facharbeiter in einer zeitarbeitsfirma einfach nicht mehr leisten! da sollten die unternehmer lieber mal umdenken, ihrer stammbelegschaft, die heute für 15€ arbeiten nochmal 10€ mehr gönnen und sich das geld für die zeitarbeitsfirma, die ja auch bezahlt werden will, sparen! doch am arbeitnehmer wird ja gespart! der arbeitnehmer soll für immer noch weniger arbeiten!

Du beschreist ganz gut die Auswirkung der Globaliesierung. Die Arbeitgeber können heute in Rumänien für unter 3 Euro Stundenlohn produzieren. In China bist Du von 3 Euro weit entfernt. Daher sind die 15 Euro einfach nicht möglich.

Aber jetzt kommt das Problem. Die Kosten sind zwar niedrig, aber es gibt bald niemand mehr, der die Produkte kaufen kann. Damit hat zwar die einzelne Firma ihre Kosten optimiert, aber in der Summe gibt es halt keine Kunden mehr.

Bloß keiner will mehr bezahlen. Einfaches Beispiel. Du kannst eine Waschmaschine (Miele), produziert in D kaufen, oder ein Billigprodukt aus Rumänien etc.

Wir sitzen heute in dieser Falle. Ich frage mich nur, was würde China machen, wenn wir nicht ihren ganzen Billigschrott kaufen?

Es ist doch alles ganz lustig. Deutsche Autofirmen beklagen die hohen Lohnnebenkosten in D (siehe OPEL) und verlagern ihre Produktion in Billiglohnländer. Gleichzietig verkaufen sie ihre Autos aber an Deutsche Rentner. Versuche doch mal einem rumänischen Rentner einen neuen Astra zu verkaufen?

Ich bin kein Gewerkschafter und auch kein Sozialist. Aber dieser Unsinn mit Leiharbeitern halte ich für menschenunwürdig. Aber wer ist Schuld? Aus meiner Sicht die Gewerkschaften. Überzogene Lohnforderungen sowie unbezahlbare Nebenkosten haben dazu geführt, dass die Arbeitgeber diesen Weg gehen. UNd was machen die tollen Gewerkschaften? Bei einem Teil der Arbeitnehmer hohe Lohnabschlüsse erkämpfen (z. B. Mercedes mit Steinkühlerpause). Was macht dann Mercedes? Ganz einfach, den Druck an die Zulieferer weitergeben. Dort dürfen dann die Menschen freiwilig 40 Stunden (unbezahlt) arbeiten und finanzieren so ihren Kollegen bei Mercedes ein schönes Leben.

Wo ist der Ausweg. Den sehe ich nirgends. Nur im Mittelstand ist der Mensch mehr als eine Nummer. Aber durch den Druck aus Fernost sowie den Unsinn mit der EU (Subventionen für Fanbriken in Rumänien, die in D zu Schließungen führen) sowie eine Profitgier von Managern bricht langsam alles zusammen. Die arbeitenden Menschen haben kein Geld mehr um zu konsumieren und eine kleine Schicht lebt in Saus und Braus.

Leider. Mir konnte noch nie jemand erklären, wieso ein Joggingschuh für 125 Euro nur in Thailland oder Malysia kostendecken produziert werden kann. Oder auch ein Handy. Wieso kann Nokia nur in Rumänien überleben? Sind die handys billiger geworden? Nein, natürlich nicht, aber Nokia halt noch reicher.

Wir werden dem nur entkommen, wenn wir unsere Gewerkschafter in diese Länder exportieren bzw. dort die Qualität schlecht ist oder dort einfach die Löhne auch steigen.

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Es ist anscheinend so weit !

Verschiedene Zeitungen melden am 09.10.:

Fuldaer Zeitung:
Für Donnerstag, 9 Uhr, sei ein Termin beim Insolvenzgericht Passau angesetzt, hieß es in Mottgers.
Link: http://www.fuldaerzeitung.de/.../art14187,703023

Frankfurter Rundschau Online:
Die schlechte Nachricht erreichte den Betriebsratsvorsitzenden Robert Stoß in Motters gestern Nachmittag. Stunden zuvor sei eine zweitägige Verhandlungsrunde der angeschlagenen Knaus-Tabbert-Group im Münchener Wirtschaftsministerium gescheitert, in der Firmenchef Thomas Dickenberger um einen Überbrückungskredit gerungen haben soll.

Heute nun soll laut Stoß ein Insolvenzantrag beim Amtsgericht Passau gestellt werden. Das Hauptwerk von Knaus-Tabbert liegt im niederbayerischen Jandelsbrunn. Dort arbeiten 800 Beschäftigte. Ein weiteres Werk steht in Ungarn.
Link: http://www.fr-online.de/.../?em_cnt=1610310

Passauer Neue Presse:
Nach der PNP vorliegenden Informationen scheint am heutigen Vormittag die Einreichung eines Insolvenzantrages beim Amtsgericht Passau unausweichlich.
. . .
Thomas Dickenberger, Vorsitzender des Vorstandes der Knaus AG und Vorsitzender der Geschäftsführung der Knaus Tabbert Group GmbH, kündigte für den heutigen Donnerstag eine Erklärung für die Presse an. Fest steht bislang nur eins: Der Betriebsrat der Knaus-Tabbert-Gruppe hat für den morgigen Freitag um 10 Uhr eine Betriebsversammlung auf dem Werksgelände in Jandelsbrunn einberufen.
Link: http://www.pnp.de/.../artikel.php?...

Heute Morgen 9 Uhr soll Insolvenzantrag beim Amtsgericht Passau gestellt werden.

http://www.fuldaerzeitung.de/.../art14187,703023

Angeblich soll die Knaus Tabbert Group 105 Millionen Euro an Verbindlichkeiten gegenüber Banken und Zulieferern haben.
Das ist eine Menge Kohle. Kein Wunder, dass die Banken da nicht noch mehr Geld reinschmeißen wollen.

http://www.camping-cars-caravans.de/magazin/index.html?meldung=1162

Grüße...

Bei allem Mitleid für die Betroffenen bei Knaus/Tabbert und deren Zulieferern interessiert mich nun vor allem folgendes:
wie werden nun die angeblich massenweise auf Halde stehenden WW und WoMos abverkauft?

Mitleid habe ich aber auch mit den Kunden, die verbindlich etwas bei Knaus/Tabbert bestellt haben, was erst noch produziert werden muß. Nach der Insolvenz eines unserer Zulieferer haben wir von dem wirklich nur noch Schrott bekommen - er wollte nun noch seine ganze B-Ware versilbern, die Arbeitsmoral und -qualität bei dem war sowieso im Keller und Garantie übernahm er ja eh keine mehr. Hoffentlich geht es den Kunden nun nicht so!

Hallo,

das zeigt auch, wie geniale Marktstrategen die Lage analysiert haben und tolle Produkte in den Markt werfen wollten, was, wie man nun unschwer sehen kann, nicht funktioniert hat. Da muss ich immer schmunzeln. Genau wie beim Dacia Logan, egal ob Stufenheck oder Kombi, dem ja auch vorrausgesagt wurde, dass der sich in Germanien nicht verkaufen wird, weil viel zu einfach und zu billig. Lach!
Wenn ich aber dann eine der zahllosen Fachzeitschriften nehme und die tollen Tests durchlese, lande ich immer bei minimum 16.000 € - Caravans oder 43.000 € - Womos. Sorry, aber wer soll sich das in diesen Preisdimensionen in Menge leisten können? Und es gibt nicht nur 55-jährige und älter in diesem Land. Wenn ich dann auf einem Zeltplatz stehe (bsp. Naturcamping Usedom) und sehe, das viele mit neuen Autos und schicken Zelten anreisen, zeigt das doch, dass Interesse am Campen besteht. Warum baut Dacia keine Wohnwagen? (P.S. ich will keine Werbung für die Kollegen machen, fahre selbst ein anderes Fabrikat)
Ich habe letztens mit den Machern von Paul und Paula telefoniert. Ich brauche einen anderen Grundriss, der aber nicht angeboten wird. Ich werde also, wenn es ins Budget passt, eine Leerkabine mit Fenstern und 100 km/h - Zulassung für unter 5000 € kaufen und das Teil mit Hilfe eines Tischlers selbst ausstatten. Das machen übrigens viele Freaks gerade, wie ich erfuhr. Ich brauche keine Luxuskutsche mit Haustechnik-Standard sondern eine schicke kleine Hütte, wo man mit zwei Kids entspannt pennen kann, nicht mehr und nicht weniger. Der Rest findet draußen statt. Warum gibt es also nichts (außer vielleicht den Deseo, nur wie gehts mit Eifelland weiter?) in der einfachsten Gangart für unter 6000,00 €, wenn eigentlich viele derartiges nutzen würden? Vielleicht sollte man mal eine Messe für Caravanherstellermanager machen, die in Gruppe einen normalen Campingplatz besuchen und am Lagerfeuer mit den Leuten debattieren dürfen. Eine Caravan-Messe mit Besucher-Durchschnittsalter 60 Jahre ist für Marktanalysen meiner Meinung nach die falsche Plattform. Ich berechne nichts pro Stunde (am Lagerfeuer) und gebe bereitwillig Auskunft, was meinem Junior (9 Jahre) und seinen Kumpels den Urlaub interessant macht. Das dürfte bares Geld wert sein...

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PASSAUER NEUE PRESSE. Wie die Passauer Neue Presse von Gewerkschaftsseite erfahren hat, hat der schwer angeschlagene Reisemobil- und Wohnwagenhersteller Knaus Tabbert aus Jandelsbrunn bei Waldkirchen beim Amtsgericht Passau den Insolvenzantrag eingereicht.

Jetzt sind sie den Bach runter ! 09.10.2008

PASSAUER NEUE PRESSE. Der schwer angeschlagene Reisemobil- und Wohnwagenhersteller Knaus Tabbert hat beim Amtsgericht Passau Insolvenz angemeldet. Von der Pleite sind insgesamt rund 1500 Beschäftigte betroffen; 760 von ihnen arbeiten am Stammsitz der Firma in Jandelsbrunn bei Waldkirchen (Lkr. Freyung-Grafenau). Als Insolvenzverwalter wurde die Münchner Kanzlei Jaffé beauftragt.

Schade, ich hoffe, dass es neben einem neuen Investor auch eine neue Geschäftsführung gibt, die mehr Weitsicht beweist. Schade auch, dass Banken mit Idioten in der Chefetage an den Tropf genommen werden, aber kleine Mittelständler (zwar auch mit Deppen im Vorstand) dagegen nun den steinigen Weg gehen müssen.

Tja, vielen Dank kann ich da nur an die Geschäftsleitung von Knaus sagen..... die Hälte unseres Umsatzes ist nun entgültig weg und somit wahrscheinlich auch mein Job..... DANKE DEM MANAGEMENT KNAUS !!!

Zitat:

Original geschrieben von achtermai


Hallo,

das zeigt auch, wie geniale Marktstrategen die Lage analysiert haben und tolle Produkte in den Markt werfen wollten, was, wie man nun unschwer sehen kann, nicht funktioniert hat. Da muss ich immer schmunzeln. Genau wie beim Dacia Logan, egal ob Stufenheck oder Kombi, dem ja auch vorrausgesagt wurde, dass der sich in Germanien nicht verkaufen wird, weil viel zu einfach und zu billig. Lach!
Wenn ich aber dann eine der zahllosen Fachzeitschriften nehme und die tollen Tests durchlese, lande ich immer bei minimum 16.000 € - Caravans oder 43.000 € - Womos. Sorry, aber wer soll sich das in diesen Preisdimensionen in Menge leisten können? Und es gibt nicht nur 55-jährige und älter in diesem Land. Wenn ich dann auf einem Zeltplatz stehe (bsp. Naturcamping Usedom) und sehe, das viele mit neuen Autos und schicken Zelten anreisen, zeigt das doch, dass Interesse am Campen besteht. Warum baut Dacia keine Wohnwagen? (P.S. ich will keine Werbung für die Kollegen machen, fahre selbst ein anderes Fabrikat)
Ich habe letztens mit den Machern von Paul und Paula telefoniert. Ich brauche einen anderen Grundriss, der aber nicht angeboten wird. Ich werde also, wenn es ins Budget passt, eine Leerkabine mit Fenstern und 100 km/h - Zulassung für unter 5000 € kaufen und das Teil mit Hilfe eines Tischlers selbst ausstatten. Das machen übrigens viele Freaks gerade, wie ich erfuhr. Ich brauche keine Luxuskutsche mit Haustechnik-Standard sondern eine schicke kleine Hütte, wo man mit zwei Kids entspannt pennen kann, nicht mehr und nicht weniger. Der Rest findet draußen statt. Warum gibt es also nichts (außer vielleicht den Deseo, nur wie gehts mit Eifelland weiter?) in der einfachsten Gangart für unter 6000,00 €, wenn eigentlich viele derartiges nutzen würden? Vielleicht sollte man mal eine Messe für Caravanherstellermanager machen, die in Gruppe einen normalen Campingplatz besuchen und am Lagerfeuer mit den Leuten debattieren dürfen. Eine Caravan-Messe mit Besucher-Durchschnittsalter 60 Jahre ist für Marktanalysen meiner Meinung nach die falsche Plattform. Ich berechne nichts pro Stunde (am Lagerfeuer) und gebe bereitwillig Auskunft, was meinem Junior (9 Jahre) und seinen Kumpels den Urlaub interessant macht. Das dürfte bares Geld wert sein...

Wenn Du einen Dacia willst, dann gehe doch nach Rumänien und arbeite und lebe dort. Bloß mit den rumänischen Löhnen wirst Du Dir nicht mal ein Zelt leisten können.

Wer Dacia kauft braucht sich nicht wundern, wenn er bald auch einen 1 Euro Job hat.

Zitat:

Original geschrieben von Belcanto


Wer Dacia kauft braucht sich nicht wundern, wenn er bald auch einen 1 Euro Job hat.

Hallo,

...und wer keinen Dacia kauft, sondern ein deutsches Fabrikat, der bekommt ein Auto das u.U. ebenfalls in einem anderen Land gebaut wurde und nur wegen dem Markennamen 10.000,-€ teurer ist.
Darf sich aber trotzdem bald über einen 1,-€ Job freuen!

Das Problem heute sind meiner Meinung nach, zum einen die Manager die sich von reiner kurzfristiger Profitgier (ver)leiten lassen und die Kunden die nicht mehr nach Qualität oder Innovation schauen und selber bewerten, sondern das kaufen wo die Ausstattungsliste am längsten oder die (oft sinnfreie) Werbung am aggressivsten ist.

Denn wenn man einmal in die Runde fragt, wer wirklich eine Dachreeling, eine Mikrowelle, einen Backofen, eine Dusche, oder , oder , oder in oder an seinem Wohnwagen benötigt, bekommt man häufig ein "ich nicht" zu hören.
Wenn es aber um den Kauf geht, dann heißt es "schau mal für den Preis habe ich das alles drin, der andere Hersteller hatte das zum gleichen Preis alles nicht drin....."
Wer von diesen "schlauen" Leuten fragt denn mal nach warum das so "billig" ist?

Knaus Tabbert beantragt Insolvenz

Unverkaufte Reisemobile von Knaus Tabbert auf dem Werksgelände in Jandelsbrunn: Der angeschlagene Reise- und Wohnmobilhersteller hat gestern Insolvenzantrag stellen müssen. Er hatte zuletzt große Absatzprobleme. (Foto: Reinhold Steiml)

Waldkirchen. Nach einem gescheiterten Rettungsversuch hat der Wohnmobilhersteller Knaus Tabbert gestern Vormittag Insolvenzantrag beim Amtsgericht Passau gestellt, teilte das Unternehmen aus Jandelsbrunn bei Waldkirchen (Landkreis Freyung-Grafenau) mit. Das Gericht hat den Sanierungsexperten Dr. Michael Jaffé zum vorläufigen Insolvenzverwalter bestellt, der Betrieb geht vorerst uneingeschränkt weiter. Bei dem nach eigenen Angaben größten Wohnmobil- und Wohnwagenhersteller Deutschlands sind insgesamt rund 1600 Mitarbeiter betroffen, davon fast 800 am Stammsitz in Jandelsbrunn. Zudem sind noch zahlreiche Arbeitsplätze bei Zulieferern von dem Unternehmen abhängig, nach Schätzungen hängen in der Region insgesamt rund 2000 Arbeitsplätze an Knaus Tabbert. Am heutigen Freitag informieren Betriebsrat und Insolvenzverwalter die Belegschaft auf einer Betriebsversammlung über das weitere Vorgehen.

Kommentare aus der Zeitung

vom 10.10.2008

KOMMENTARE
Retten, was zu retten ist

Von Reinhold Steiml
Knaus Tabbert, das ist einer der bedeutendsten Arbeitgeber für den ohnehin nicht mit Arbeitsplatzreichtum gesegneten Unteren Bayerischen Wald. Eine Firma, die derzeit knapp 800 Beschäftigten ein Auskommen und die auch zahlreichen Zulieferern Aufträge gegeben hat. Für die Bevölkerung ist diese Entwicklung rund um die Freizeitfahrzeuge mit ihren charakteristischen Schwalben als Logo und den zugehörenden Marken aus heiterem Himmel gekommen. Denn Knaus, das war für sie immer ein Herzeigebetrieb.
Wenig hatte darauf hingewiesen, dass das Unternehmen so hart am finanziellen Abgrund stand. Im Gegenteil: Bei der Händlertagung und Pressekonferenz Ende Juni gab es noch durchaus vorsichtig-optimistische Aussagen und die Vorstellung von neuen attraktiven Modellen, wenngleich auch da schon die schlechte Lage der gesamten Branche angesprochen und der mahnende Finger gehoben wurde. In Zeiten mit steigenden Treibstoffpreisen, neuen Führerscheinrichtlinien für Reisemobile, steigenden Mautgebühren, auf allen Ebenen teurer werdenden Produkten des täglichen Lebens, wo viele auf den Geldbeutel achten müssen, geht eben auch die Zahl derer zurück, die ein Reisemobil kaufen wollen oder können. Die Händler haben die Höfe voll, der Absatz stockte, der Umsatz brach ein. Eine rasante Entwicklung, die offensichtlich auch die Geschäftsführung überrollt hat. Bei der Belegschaft in Jandelsbrunn und den Zweigwerken Mottgers und Nagyoroszy/Ungarn lagen die Nerven blank, man hoffte und bangte.
Umsonst. Knaus Tabbert ist nicht mehr rechtzeitig mit Hilfe von Banken und Investoren aus der Krise gekommen. Insolvenz ist angemeldet. Eine Hiobsbotschaft für die Belegschaft, deren Familien, die Zulieferer, die Region, für die Knaus ein Name für Arbeit und Lebensqualität war. Und ist. Denn mit der Insolvenz wird so schnell keine grüne Wiese über dem Werk in Jandelsbrunn zusammenwachsen. Es wird und muss sich zeigen, wie der Insolvenzverwalter verfährt, um zu retten, was zu retten ist. Die Einschnitte werden gravierend sein. Als Hoffnung aber bleibt: Die Schwalben müssen weiter fliegen.

vom 10.10.2008

„Was sollen wir tun?“

Erschüttert und ratlos über die Entwicklung bei Knaus stehen der Jandelsbrunner Bürgermeister Hans Wegerbauer (links) und Erich Höcker, der fast 35 Jahre bei Knaus Tabbert gearbeitet hat, vor dem Verwaltungsgebäude des Konzerns. (Foto: Steiml)

Der Reisemobil- und Wohnwagenbauer Knaus Tabbert kann seine Schulden nicht mehr zahlen - ein Insolvenzverwalter will jetzt die Firma, den Standort und die Arbeitsplätze retten. Doch in der Region herrscht große Angst - mit Zulieferern sind rund 2000 Stellen in Ostbayern bedroht.

Von Reinhold Steiml, Christoph Seidl und Alexander J. Brunner
Wochenlang hat die Konzernführung der Knaus Tabbert Group versucht, den schwer angeschlagenen Hersteller von Reisemobilen und Wohnwagen wieder in die Spur zu bringen. Doch das Ringen um Überbrückungskredite, das Verhandeln mit Banken und das Hoffen auf die Politik war umsonst: Der Konzern ist nicht mehr zahlungsfähig - gestern wurde der schwere Gang zum Insolvenzrichter beim Amtsgericht Passau angetreten. „Nur in einem geordneten Insolvenzverfahren wird eine umfassende Sanierung gelingen, und zwar mit dem Ziel, ohne Altlasten den Fortbestand des Unternehmens und möglichst vieler Arbeitsplätze auf den Weg zu bringen“, sagte dazu Thomas Dickenberger, der Vorsitzende der Geschäftsführung bei Knaus Tabbert Group, nach den gescheiterten Gesprächen mit den Banken (BayernLB, HypoVereinsbank, Dresdner Bank
„Zügig ein Bild der Sachlage verschaffen“
und Commerzbank) über einen gescheiterten Überbrückungskredit von rund 12 Millionen Euro. Mit der Durchführung des Insolvenzverfahrens wurde die Münchner Kanzlei Jaffé betraut. „Zunächst geht es darum, sich zügig ein Bild der Sachlage zu verschaffen“, so Dr. Michael Jaffé. „Gemeinsames Interesse kann es nur sein, den Fortbestand von weitest-möglichen Teilen der Gruppe zu erreichen.“ Dickenberger betonte, dass es unumgänglich sei, das Unternehmen im Rahmen eines Sanierungsplans „strukturell anzupassen“. Aussagen zu einem möglichen Stellenabbau machten Jaffé und Dickenberger aber nicht. Die Kanzlei Jaffé hat sich bundesweit unter anderem durch die Insolvenzverfahren in Folge des Zusammenbruchs des internationalen Medienkonzerns von Leo Kirch ab April 2002 einen guten Ruf erworben. In der Region wurde Jaffé 2005 durch das Insolvenzverfahren der TWD GmbH in Deggendorf bekannt. Er konnte damals in den Betrieben in Deggendorf und im sächsischen Glauchau fast 1000 von ursprünglich 1300 Arbeitsplätzen sichern. So vertraut jetzt auch Werner Kneuer, IG-Metall-Sekretär der Region Donauwald, auf den guten Ruf des Insolvenzverwalters - obwohl er „sehr enttäuscht“ ist, dass das vorliegende Sanierungskonzept nicht von den Banken mitgetragen wurde. Ein großes Problem sei jetzt, wie der Insolvenzverwalter die Situation der Kurzarbeit in der Insolvenz bewertet und welche Möglichkeiten sich da seitens der Bundesagentur für Arbeit ergeben, so der Gewerkschafter zur PNP. Stellungnahmen dazu und zu anderen Problemen erhofft sich Kneuer heute auf einer Betriebsversammlung im Werk Jandelsbrunn (Beginn 10 Uhr), bei der neben dem Betriebsratsvorsitzenden
„So viele Arbeitsplätze wie möglich retten“
Anton Autengruber auch ein Vertreter der Kanzlei Jaffé über die Auswirkungen der aktuellen Situation informiert. Kneuer hofft zudem, dass Knaus Tabbert im Ganzen erhalten bleibt, sieht aber die Gefahr, dass die Gruppe filetiert werden könnte. „Das wollen wir verhindern und so viele Arbeitsplätze wie möglich retten.“
Das will auch die Kanzlei Jaffé. Ein Sprecher sagte der PNP: „Es wird keinen Schnellschuss geben, weder beim Personal, noch bei den Standorten. Bedingt durch das Insolvenzrecht gibt es jetzt erst einmal für drei Monate eine Atempause - ein Notverkauf unter Wert ist nicht erforderlich.“
Der Sprecher bestätigte Informationen der PNP, nach denen das Unternehmen im Geschäftsjahr 2007/2008 nach einem Absatzeinbruch von etwa 30 Prozent einen Umsatzrückgang um 25 Millionen
„Der schwärzeste Tag der Gemeindegeschichte“
Euro auf 306 Millionen Euro und einen Verlust von rund acht Millionen Euro hinnehmen musste. Die Bankverbindlichkeiten belaufen sich den Angaben zufolge auf rund 60 Millionen Euro. Positiv sei aber, so der Sprecher weiter, dass für einen Neuanfang jetzt schon mögliche Investoren bereitstehen. Jetzt gelte es, so schnell wie möglich „ein tragfähiges Konzept für ein dauerhaft gesichertes Unternehmen“ aufzustellen. Dennoch, die Lage vor Ort ist angespannt, die Region ist besorgt.
„Das ist der schwärzeste Tag der Gemeindegeschichte“, sagt ein sichtlich mitgenommener Hans Wegerbauer. Der Jandelsbrunner Bürgermeister ist bestürzt, dass der Ära Knaus plötzlich das Ende droht. Seit 1970 habe man in Jandelsbrunn hochwertige Fahrzeuge produziert. Er habe den Firmengründer und Ehrenbürger Helmut
„Seit 1970 Garant für gute Arbeitsplätze“
Knaus sen. noch gekannt und weiß, dass Knaus sich damals „aus dem Bauch heraus“ für den Unteren Bayerischen Wald und Jandelsbrunn entschieden habe, als er ein Gelände für sein Werk suchte. Helmut Knaus war gerne von Ochsenfurt immer wieder ins Dreiländereck gefahren, hat hier ein Ferienhäusl unmittelbar an der Grenze gehabt, hat im früheren Rektor der Lackenhäuserer Grundschule, Heinrich Pollak, einen Freund gehabt und mit dem einstigen Bürgermeister von Jandelsbrunn, Rudolf Erhart, die Weichen gesetzt für die Betriebsgründung. „Ich habe die Arbeit zu den Menschen gebracht“, war seine Meinung - auch deshalb, weil er die Bayerwaldler als genügsame und arbeitswillige Menschen kennengelernt hatte. „Seit 1970 war das Werk Garant für gute Arbeitsplätze“, sagt Wegerbauer - und jetzt werden viele den ihren verlieren. Der 63-jährige Bürgermeister hat sich stark engagiert, hat auf politischer Seite „bis oben rauf alles eingeschaltet, was einzuschalten war“. Er hat auch die so wichtige Sitzung mit den Banken in Schwaig bei München mitgemacht. Knaus habe da seiner Meinung nach ein tragfähiges Sanierungskonzept einer renommierten Wirtschaftsprüfunsgesellschaft vorgelegt. Die Gemeinde habe im Vorfeld mit einstimmigem Beschluss im Ratsgremium dem Unternehmen die Gewerbesteuer gestundet: „Das war guter Wille, ein kleiner Beitrag, den wir als Kommune geben konnten.“ Einen wesentlich
„Die ganze Region blutet“
größeren hätten die vier Banken leisten können, doch habe er das Gefühl gehabt, dass da kein Wille mehr vorhanden gewesen sei.
„Die ganze Region blutet. Ich kann nur hoffen, dass das, was jetzt folgt, sozial verträglich sein wird im Sinne der Menschen und der ganzen Region.“ Wegerbauer fürchtet um viele Arbeitsplätze - er habe in zahlreichen Gesprächen mit Zulieferern gemerkt, dass auch die nun zum Teil sogar enorme Probleme bekommen werden.
Fast von Anfang an, seit 1971, war Erich Höcker bei Knaus. Bevor er im Mai 2005 in Pension ging, war er als Leiter des Betriebsservice so etwas wie das Bindeglied zwischen dem Werk und den Händlern draußen. Für ihn ist es ein absoluter Tiefschlag, dass es soweit kommen konnte. „Hoffentlich gibt es noch Strohhalme, an die man sich klammern kann.“ Er denkt vor allem an die motivierten, guten Mitarbeiter. Viele davon seien seit langen Jahren bei Knaus Tabbert, seien treu, seien durch dick und dünn gegangen. Das sei auch schon 1981/82 so gewesen, als es schon mal so eine Situation gegeben habe. Stille Liquidation oder vorgelegter Sozialplan seien damals die Alternativen gewesen. Man habe sich damals für den Sozialplan entschieden und es sei - abgespeckt - mit 250 Leuten weitergegangen. Das zeige die tiefe Verwurzelung, die Einstellung der Mitarbeiter. Deshalb sei sein Wunsch, in dieser Situation vor allem auf die Belegschaft zu achten.
Einer, der die Sorgen der Menschen in Jandelsbrunn und der Region spürt, ist der Ortspfarrer Christian Hektor. „Ob beim Bäcker, beim Metzger, vor oder nach der Kirche. Es hat kein anderes Thema mehr gegeben“, sagt der 33-jährige Seelsorger. „Wir als Kirche beten für die, die um ihre Arbeitsplätze fürchten, und für die, die Verantwortung tragen.“ Die Verzweiflung sei groß in manchen Familien - „Was sollen wir tun? Wir kommen doch nirgendwo anders mehr unter!“
„Das wird keine einfache Sache“
Während des Gesprächs mit der PNP klingelte bei Bürgermeister Wegerbauer unentwegt das Telefon. Waldkirchens Stadtoberhaupt Josef Höppler erkundigte sich nach dem Stand der Dinge.
Kein Wunder, sind doch auch
viele Bürger seiner Stadt bei Knaus beschäftigt. Die Bürgermeister Fritz Gibis aus Haidmühle, Walter Bermann aus Neureichenau und die der umliegenden Gemeinden reagierten ebenso betroffen - aus diesen Bereichen und aus dem nördlichen Landkreis Passau kommt der Großteil der Knaus-Mannschaft.
Das weiß auch Heinrich Schmidhuber. Er ist - wie Knaus-Chef Thomas Dickenberger - Niederbayern-Botschafter und kennt als ehemaliger Waldkirchner Bürgermeister, Landtagsabgeordneter und bayerischer Sparkassenpräsident das Werk und seinen Wert für die Region. Auch er glaubt, dass die Banken schon mit vorgefertigter Meinung in das Entscheidungsgespräch gegangen seien und sich nichts mehr bewegen ließ. Andererseits dürfe man aber nicht die offensichtliche Überproduktion übersehen. Es seien erhebliche Verbindlichkeiten bei Banken und Lieferanten aufgelaufen, da habe es schließlich kein Licht mehr am Ende des Tunnels gegeben. Schmidhuber vertraut auf den erfahrenen Insolvenzverwalter, der nun versuchen werde, neue Wege zu gehen, die Verhältnisse zu ordnen, die Konkursmasse zu ermitteln und am Ende so viele Arbeitsplätze wie möglich zu retten. Aber: „Das wird keine einfache Sache.“
- Kommentar Seite 2

Folgewirkungen beginnen

Knaus-Insolvenz betrifft auch Hafen-Zweckverband
Das Foto lässt sich leider nicht kopieren.

Zehn-Jahres-Pachtvertrag für Wohnwagen-Abstellplatz - Streicher baut Montagefläche im Hafen

Carports für Knaus-Wohnwagen baute der Zweckverband. (Foto: bi)

Deggendorf. Die Insolvenz des Jandelsbrunner Wohnmobil- und Wohnwagenbauers Knaus Tabbert (siehe Seite 3) könnte auch den Zweckverband Donau-Hafen treffen. 300 000 Euro hat der Verband in seinen Wirtschaftsplan eingestellt, um sich einen langfristigen Pachtvertrag mit dem Unternehmen zu sichern. Als Voraussetzung für den Zehn-Jahres-Vertrag für eine 7000 Quadratmeter Wohnwagen-Abstellfläche musste der Zweckverband Carports für die bis zu 300 Wohnwagen errichten. Durch die Pachteinnahmen sollte sich diese Investition schnell amortisieren. Durch die Insolvenz könnte dies gefährdet sein. „Wir müssen sehen, was der Insolvenzverwalter entscheidet“, konnte Zweckverbands-Vorsitzender Landrat Christian Bernreiter gestern auf Anfrage noch nicht viel dazu sagen. Die Carports seien jedoch auch anderweitig verwendbar: „Unterstellen können wir immer was.“
Positive Nachrichten gab es dagegen in der Zweckverbandssitzung. Bernreiter und technischer Leiter Walter Rechenmacher informierten die Verbandsräte über zwei Eilentscheidungen: Der Firma Ehrlinger, Pumpf und Würfl GbR aus Regensburg wurde der Bau einer mobilen Lagerhalle im Freihafen genehmigt. In der 30 mal 24 Meter großen und sechs Meter hohen Leichtbaukonstruktion mit Kunststoffbespannung sollen Stahlprodukte gelagert werden. Ebenfalls bereits genehmigt wurde der Max Streicher & Co. KG die Anlegung eines Montageplatzes für Großbohrgeräte. Im normalen Verfahren erteilte gestern der Verbandsrat die Zustimmung zur dazugehörigen Leichtbau-Lagerhalle mit Ausmaßen von 52 mal 15 Metern bei einer Höhe von 5,40 Metern. - wet

@belcanto: Du hast nichts kapiert, weder von dem, was ich geschrieben habe, und auch nicht den Grund, warum Knaus-Tabbert nun vor Problemen steht. Aber wenn Wirtschaftskritik auf Augenhöhe mit Stammtischpolemik agiert, ist es auch kein Wunder. Ich versuche mal, Dir MEINE SICHT DER DINGE auf einfachem Level zu erklären. MEINER MEINUNG nach ist eine verfehlte Modell- und Preispolitik zum großen Teil Schuld an der Misere. Sonst wären alle anderen Hersteller auch in arger Bedrängnis. Und wenn man jetzt mal Marktprognosen der Strategen auswertet, dann dachten alle, der Germane will Luxus und kauft 50000€-Womos, währenddessen im PKW-Bereich ganz andere Trends die Richtung angeben. Deswegen machte ich den Vergleich zu Dacia mit dem Verweis, dass ich KEINEN FAHRE. Und wenn ich bei unserem Fiat Panda 100 HP oder Fiat Doblo 1.9 Multijet unter die Haube und in den Bereich Ausstattung sehe, dann erkennt selbst ein Fachschwachmat, dass selbst Opel oder Saab das gleiche Teileregal nutzen... und dabei haben wir noch nichtmal die Nebenaggregate bestaunt. Also träum weiter von DEUTSCHEN AUTOS AUS DEUTSCHLAND!!! Und in Bezug auf "Investitionen" haben wir privat in den letzten 4 Jahren 4 Neuwagen gekauft, da muss ich mir bestimmt keine Vorwürfe zum Konsumenthalt machen. Und die Investitionen in unser Geschäft erspare ich Dir in der Nennung, weil es da um Summen geht, an denen andere selbst bei 20-Jahre-Laufzeit-Eigenheimfinanzierungen in die Knie gehen. Also verkneife Dir in Zukunft solche Polemiken, wenn Du nicht weißt oder verstehst, was private Meinungen sind. Damit dürfte ich (oder wir- meine Freundin trägt den größten Teil unseres Geschäftsrisikos) nicht der typische Auslöser der 1-Euro-Job-Misere darstellen.
Allen anderen, die direkt von der Misere betroffen sind, sage ich "Kopf hoch!", es wird niemand diese renommierte Marke total sterben lassen.

@achtermai
Entschuldige, ich bin beeindruckt von Deiner Wirtschaftsstärke. Toll 4 Neuwwagen in 4 Jahren.

Das andere war leider alles zu hoch für mich. Vielleicht könntest Du es auch mit einfachen Worten erklären.

Aber eines hab ich kapiert. Ich brauche eine Freundin, die große Teile meines Geschäftsrisikos trägt. Vielleicht wird das dann auch bei mir was mit den Autos.

ZU Tabbert:
Wenn ich einen ganz bestimmten Namen in den Presseberichten lese, dann muss ich mich ganz schön fest halten. Der Mann, der das ganze Unternehmen in die Insolvenz geführt hat, gibt immer noch irgendwelche Kommentare ab.

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