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Sind die F1-Fahrer nur noch Marionetten

Themenstarteram 17. Dezember 2004 um 16:15

Hallo leute,

ich habe auf meiner favorisierten f1-news seite einen bericht gelesen den ich euch nicht vorenthalten will.

ich kann zu dem bericht nur sagen 100%ige übereinstimmung.

Hier mal der bericht. (ist etwas lang aber es lohnt sich zu lesen)

 

Zitat:

„Piloten ist nichts verboten. Gib Vollgas und flieg um die Welt“, heißt es in dem Song „Flieger“, den die Gruppen „Extrabreit“ und „Blümchen Blau“ vor rund zwanzig Jahren im Rahmen der „Neuen Deutschen Welle“ zum Besten gaben. Zwar geht es in dem Stück nicht um Formel 1-Piloten, doch das Image des selbstbestimmten und vogelfreien Rebellen passte damals noch vorzüglich zu dem Berufsbild des Rennfahrers.

Rennfahrer galten zu dieser Zeit als „wilde Hunde“ oder gar „Verrückte“, die bei jedem Training ihr Leben aufs Spiel setzten, deshalb einen Heldenstatus innehatten, bewundert wurden und sich daher Dinge erlauben konnten, von denen andere nicht einmal zu träumen gewagt haben. Ihr Handwerk war dank solcher Details wie Zwischengas und Knüppelschaltung schwer zu erlernen, den Aufstieg mussten sich die meisten mit ihrem Können erarbeiten. Zu zählen gab es für die Teambosse damals eher die Resultate der Fahrer in den Nachwuchsserien als die Summe, die deren Sponsoren zu zahlen bereit sind...

Das ist natürlich ganz und gar nichts Neues, ein alter Hut sozusagen. Die Entwicklung des Rennfahrers vom Helden und Star zum vertragsgeknebelten Angestellten und Sponsorentürklinkenputzer ist ja in aller Munde. Doch diese Tendenz verstärkt sich von Tag zu Tag. Mittlerweile ist es so weit, dass achtjährige Buben deshalb kein Rennfahrer werden wollen, weil die sich so viel bieten lassen müssen...

Wie sieht sie denn aus, die Traumkarriere Rennfahrer? Zunächst braucht man Geld, um überhaupt mit dem Kartsport beginnen zu können. Und man braucht Eltern, die den Spaß bezahlen. Wartet man auf das erste selbst verdiente Gehalt, ist man schlicht zu alt. Danach geht es ab in den Formelsport. Dieser ist sauteuer und schon hat man die erste Sponsorentürklinke in der Hand, außer man hat Glück und findet einen Manager, der einen nicht ausbeutet und zudem auch noch über Kompetenz verfügt. Gefahren wird relativ selten, im Vergleich zu den unzähligen Stunden im Fitnessstudio. Ist man schnell, erzielt man Resultate - heißt das noch lange nichts. Denn jedes Jahr muss man das nötige „Kleingeld“ aufbringen, um weitermachen zu können. Schafft man es dann tatsächlich, eine Serie zu gewinnen, beispielsweise die Formel 3000, die bislang als Sprungbrett in die Formel 1 galt, hat das immer noch rein gar nichts zu bedeuten.

Da kann es einem dann ergehen wie Björn Wirdheim, Justin Wilson oder Sebastien Bourdais – man testet den ein oder anderen Formel 1-Boliden, fährt vielleicht sogar eine halbe Saison, doch dann passt irgendetwas nicht und der große Traum der Formel 1 zerplatzt wie eine Seifenblase. Jahre hat man auf dieses Ziel hin gearbeitet, oft sogar ein ganzes Leben lang, doch dann kommt jemand mit dem dicken Geldkoffer und setzt sich frech in ein Cockpit, das ihm eigentlich eine Nummer zu groß ist...

Gewichtskontrolle einmal anders – bei Ron Dennis auf der Waage?

Apropos Cockpit und reinpassen. Ein Juan Pablo Montoya, immerhin einer der wenigen Mehrfach-Sieger in der aktuellen Formel 1, muss sich eine öffentliche Diskussion über seine Körperproportionen gefallen lassen, denn das Cockpit des neuen McLaren ist eben sehr eng konzipiert worden und so muss der gute Mann artig versprechen, dass er bis zum Jahresende weitere drei oder vier Pfündchen abnehmen wird. Angeblich soll Big Boss Ron Dennis seinem neuen „Star“ geflüstert haben, dass er dessen Rundungen unvorteilhaft findet – das ist zwar nicht belegt, verwundern würde es jedoch nicht...

Dennis scheint überhaupt ein Meister im guten Umgang mit seinen Piloten zu sein. Alexander Wurz wird, vielleicht in ein paar Jahren, ein Liedchen davon singen können. Einerseits lässt man ihn, dem das Racing, das Rennen fahren, abgeht, nicht ziehen, wie im letzten Jahr im Fall Jaguar – andererseits wird einfach mitgeteilt, dass der neue MP4-20 halt so eng gebaut ist, dass Wurz eben nicht oder nur schwer gekrümmt seiner Testarbeit nachgehen kann. Wenn ein Alex Wurz dann öffentlich erklärt, er werde halt zunächst im alten Auto fahren und er sei sich nicht sicher, ob man nach den ersten Prototypen auch Exemplare bauen werde, in die er auch wirklich reinpasst, spricht das doch Bände über die Wertschätzung, die unsere Piloten heutzutage genießen...

Wenn dann McLaren-Mercedes im kommenden Jahr an den GP-Freitagen ein drittes Auto einsetzen sollte und es sitzt Pedro de la Rosa oder sonst jemand in dem Auto, würde das auch niemanden wirklich verwundern. Wurz hat schon einmal an seine Chance, dass er es wie Olivier Panis vom Tester zum Rennfahrer zurückschaffen kann, geglaubt. Und dann saß Kimi Räikkönen im Auto...

Jener Kimi Räikkönen, der von Nick Heidfeld bei Sauber eindeutig in den Schatten gestellt wurde. Doch was hat es „Quick Nick“ genützt? Gar nichts – der Mönchengladbacher wurde als Mercedes-Junior fallen gelassen, musste froh sein, in diesem Jahr ein Cockpit bei Jordan erhalten zu haben. Jetzt hofft er auf die große Chance bei Williams. Die hätte er schon im Sommer wahrnehmen können, wäre er nicht zum Spielball der Formel 1-Politik zwischen dem ums Überleben kämpfenden Eddie Jordan und dem wohlgenährten Williams-Team geworden. Heidfeld hat bei den Williams-Tests gute Zeiten geliefert, doch darauf zu wetten, dass er im kommenden Jahr im weiß-blauen Auto sitzt, wäre fatal. Denn Antonio Pizzonia ist auch nicht langsam – und: Er hat Sponsormillionen an der Hand...

Ersatzbankprinzip: Höchste Motivation gesichert!

Für die Teams ist es oft sehr schwer, eine Fahrerentscheidung zu treffen. Doch hier gibt es neue Perspektiven für die Menschen an den Kommandobrücken. Red Bull könnte ein Wegbereiter sein für eine völlig neue Fahrerpolitik. Man verpflichtet den Fahrer nicht für ein volles Jahr, sondern man gibt ihm das Cockpit nur Rennen für Rennen und setzt ihm einen Kollegen auf die Ersatzbank, der beim kleinsten Fehler beim nächsten Grand Prix das Cockpit übernimmt. So hat man stets höchst motivierte Piloten...

Die Angst im Nacken – das hat schon längst nichts mit Verletzungen oder gar dem Tod zu tun – es ist die Angst um die Karriere, welche die Formel 1-Piloten der Zukunft antreibt. Sicher sträuben sich die Fahrer gegen eine solche „Ersatzbank“-Methode, klar suchen sie eine gewisse Geborgenheit – doch dafür scheint in der modernen Formel 1 nicht der geringste Platz zu sein. Auch ein Ex-Weltmeister ist heute nicht davor gefeit, wie eine heiße Kartoffel fallen gelassen zu werden – ein Jacques Villeneuve, der gekränkt das letzte Saisonrennen absagt und sich zurückzieht. Ein trauriges Bild...

Vor allem, weil es noch dazu der letzte Ex-Weltmeister war – neben Michael Schumacher. Vielleicht ist es nicht nur das viele Geld und die Konzernpolitik, welche die Fahrer, die ja eigentlich die Show liefern, so entwertet und zum Teil regelrecht entwürdigt. Vielleicht ist es auch diese einzigartige Überlegenheit eines Michael Schumacher – der mit seinen sieben Weltmeistertiteln die sechsfachen GP-Sieger wie Mickey Mäuse aussehen lässt? Michael Schumacher hat nämlich immer noch alle Macht der Welt – niemand wagt es, dem Kerpener zweimal die selbe Frage zu stellen, denn das verbittet sich der Ausnahmekönner - wird eine Frage zweimal gestellt, gibt es einfach keine Antwort. Basta.

Ebenfalls bezeichnend für die gegenwärtige Situation: Jarno Trulli hat in der abgelaufenen Saison nach fünf erdrückenden Seriensiegen des mittlerweile siebenfachen Weltmeisters den Klassiker in Monte Carlo gewonnen – Schumacher hat im Anschluss weitere unglaubliche sieben Seriensiege feiern können. Doch was geschah? Trulli passierte ein zugegebenermaßen peinlicher Fehler, er verlor in der letzten Kurve des Frankreich-GP einen dritten Platz. Doch was sich Trulli dann über die Medien von seinen Vorgesetzten sagen lassen musste, ist im Angesicht dessen, dass er zu diesem Zeitpunkt der einzige Bezwinger des Dominators war, gelinde gesagt ein Witz. Danach hat Trulli, der bis dahin in neun von zehn Rennen Punkte erobern konnte, keinen einzigen WM-Zähler mehr an Land holen können. Er sprach davon, dass sich sein Wagen seither seltsam benommen habe, später nahm er diese Feststellung zurück, um sie danach, als er bei Toyota unterschrieben hat, wieder in den Raum zu stellen. Fast schon könnte man dazu verleitet werden, zu sagen: Spurt der Formel 1-Pilot nicht, wird er - mit minderem Material - bestraft...

Wilde Eskapaden in der Freizeit? Karriereende!

Ganz schlimme Formel 1-Piloten können ihre Königsklassen-Karriere sowieso gleich mal in den Wind schreiben. Ein Tomas Scheckter galt als großes Talent – doch als man ihn im Privat-Auto mit einem Freudenmädchen erwischte, war Scheckter seinen F1-Testpilotenjob bei Jaguar los. Von dem Tschechen Tomas Enge wird man in der Formel 1 kein Sterbenswörtchen mehr hören, hat er doch in einer Diskothek Haschisch konsumiert. Und hätte Peter Sauber nicht Jacques Villeneuve verpflichtet, hätten wir wieder ein Feld mit keinem einzigen Weltmeister neben Schumacher. Ein Pilot, der zu jedem zweiten GP mit einer anderen Haarfarbe antanzt, taugt eben nichts für die vielen PR-Aktionen. Lieber wollen die Vorstandsvorsitzenden da schon einen Felipe Massa sehen, der in einer Pressekonferenz mehr als zehnmal brav und artig versichert: „I have learned a lot!“

Viel mehr kann der gute Mann aber auch gar nicht sagen, denn jedes Detail in Richtung Technik oder Teamarbeit unterliegt der Schweigepflicht. Und was soll man sonst erzählen, wenn man den ganzen Tag im Fitnessstudio, im Cockpit oder in der Box verbringt? Bernie Ecclestone wünscht sich mehr „Charakterköpfe“ – doch wie soll das funktionieren, wenn diese zugleich als pflegleichte Werbeträger für Familien-PKWs herhalten müssen?

Man könnte seine Meinung zum aktuellen Formel 1-Reglement zum Besten geben. Doch nein – auf diesem Gebiet haben die Fahrer ja auch kein Wort mitzureden. Für die Erstellung des Regelwerks werden nebst den Technikern und FIA-Verantwortlichen sogar TV-Stationen und Sponsoren herangezogen, die mit der Materie an sich relativ wenig zu tun haben – nur die Piloten werden nicht gefragt...

Piloten sind nur Piloten. Alles andere ist verboten...

Das Berufsbild des heutigen Formel 1-Fahrers könnte also folgendermaßen beschrieben werden: Piloten sind nur Piloten, alles andere ist verboten. Keine Technikdetails. Keine Meinung zur Formel 1-Politik. Kein Alkohol, keine Exzesse, keine Frauengeschichten außer der Ehe, kein gewagtes Outfit. Einfach nur schnell sein und mit den Technikern sorgsam das Auto abstimmen. Und natürlich pünktlich zu den PR-Aktionen erscheinen! Ach ja – und Winken, wenn man am LKW steht. Das Publikum zahlt immerhin viel Geld für die Show.

Die Lösung des Problems? Falls es denn eines ist – denn es gibt immer noch Fans, die mit dem Status Quo der Formel 1 rundum zufrieden sind. Für die Unzufriedenen könnte die Lösung folgendermaßen aussehen: Aufstieg in die Königsklasse nur mit Leistungsnachweis respektive entsprechenden Ergebnissen in den Nachwuchsformeln – per Reglement verankert. Eine Leistungspyramide, die den gesamten Motorsport erfasst. Verbot von Fahrer-Sponsorgeldern respektive das Ende der Paydriver. Einsatz von mindestens 1400 PS starken Autos, welche ohne alle Fahrerhilfen zu steuern sind, mit fetten Slicks, eingeschränkter Aerodynamik, dafür Öffnung des Reglements auf anderen Gebieten wie beispielsweise der Form und den Maßen der Boliden oder dem Antrieb, Stichwort Motorenvielfalt.

Kurz gesagt: Es müsste derart schwer sein, in die Formel 1 überhaupt aufzusteigen und es müsste auch derart schwer sein, diese Biester zu fahren, dass hier nur noch die Besten antreten – und diese wiederum würden derart rar sein und könnten daher auftreten wie sie wollen und auch sagen was sie wollen. Jene Rennfahrer, die etwas auf sich halten, würden ein solches oder ein ähnliches Regelwerk vielleicht sogar mit Freudentränen begrüßen...

verfasser

Michael Noir Trawniczek

quelle: f1-welt

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3 Antworten

Netter Text!

Kurz was dazu:

Das die Technik sich entwickelt hat - ist einfach normal. Klar früher waren die Fahrer noch Helden, und Mutig heute ham sie es ja fast schon "leicht" - aber so ist es eben!

Das mit den Sponsoren ist eh Schwachsinn. Aber hier kann man ein Satz einfach sagen:

"Geld regiert die Welt"

Alle müssen se sparen (vorallem die Kleinen) da kommt so ne Spritze doch gut!

Kollege Wurz kann einem ja schon leid tun - ... bauen ein Auto in das er kaum passt und er muss den alten testen ...! Wow ... Da wär ich glücklich.

beim Team 'Red Bull' und die 3-Fahrer-Taktik... hmm - weiß nicht - hört sich veilleicht gut an. aber finde ich trotzdem irgendwie nicht so das wahre.

Da stehen die zwei Fahrer so unter Druck - das sie entweder saugut fahren oder eben eher abfliegen weil sie eben das beste wollen. Aber man wird ja sehen wies dann dort wird.

mit dem Sachen wie "Von dem Tschechen Tomas Enge wird man in der Formel 1 kein Sterbenswörtchen mehr hören, hat er doch in einer Diskothek Haschisch konsumiert" - Ist es aber auch fraglich ob so jmd wirklich in die Formel 1 soll. Würde selbst ein großes Talent dann nicht nehmen wenn ich wüsste das er was mit Drogen zu tun hat/hatte.

 

"Ach ja – und Winken, wenn man am LKW steht. Das Publikum zahlt immerhin viel Geld für die Show.! - sehr schöner Spruch! So eine gut bezahlte Arbeit hät ich auch mal gern! Ich wink auch 8 Stunden am Tag wenns sein muss!

Aber wie schon die Ideen - bringt es wohl eh nichts. Denn ich tippe eh das es mit den neuen Regeln eher noch langweiliger wird. Da waren dei alten Zeiten noch richtig richtig geil (hab vor paar Tagen ein Video gesehn - da ham zwei 6-7 Runden gekämpft und wirklich der eine vorn der andre vorn - sowas sieht man eben kaum noch - leider) ...

Aber der Text ist wirklich sehr sehr gut geschrieben. Und leider stimmt das meiste davon auch noch :/

Gruß Micha

Super Text,dem is nix hinzuzufügen.

am 19. Dezember 2004 um 21:14

Von wegen "Charakterköpfe": Ich glaube hier im Forum gabs mal nen Thread über Kimi Räikkönen, der besoffen auf ner Party war (?). Und den Rest besorgte ja vor kurzem Stefan Raab mit "Porno-Ralle". ;)

Naja wie auch immer... Vielleicht ist die Forderung nach "Charakterköpfen" deshalb so goß, weil die Action auf der Strecke nicht stimmt. Mir wäre es lieber wenn z.B. ein Montoya & Co. privat schön artig im Karo-Hämdchen rumrennt, dann aber auf der Strecke mit Herz und Seele (bzw. Technik - die entscheidet ja in der F1 alles) dabei sein kann.

Würde man guten unterhaltsamen Rennsport sehen, würde es keinen jucken, ob die Fahrer jetzt artige Ja-Sager/Langweiler wie sie größtenteils sind oder nicht!

Es liegt nämlich in meinen Augen nicht daran, wie die Fahrer heutzutage privat drauf sind, dass die F1 so langweilig geworden ist! Schließlich schauen wir uns ja jeden Sonntag mit der F1 "Rennsport" an und nicht ne Talk-Show oder BigBrother... ;)

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