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Selbsttragende Karrosserie

Moin,

bin begeisterter Anfängerschrauber, mit sehr gutem technisch-physikalischem Vorwissen. Aber eben nicht am KfZ :-)
Hab mir das Ausbildungsbuch "Kraftfahrzeugtechnik" zugelegt. Besonders interessiert mich halt der Rohbau der Karrosserie, dort wird nur recht wenig beschrieben.

Sehe ich das richtig, daß der ursprüngliche Tragrahmen, der wie eine Leiter aussieht mit Längs und Querträgern, durch die selbsttragende Karrosserie "nachgeahmt" ist ?

Sind deshalb auch die Schweller und Schwellerspitzen(=Schwellerköpfe ?) deswegen so wichtig und der TÜV schaut dort besonders genau hin ?

Hatten die ersten PKWs, also so um das Jahr 1900 rum, noch tatsächlich einen Leiterrahmen und dann einfach eine Fahrgastzelle obendraufgeschraubt ?

Würde mich gerne zu diesem Thema noch weiter einlesen, aber auf leicht verständlichen anschaulichen Webseiten.

19 Antworten

Hallo,
ich empfehle dir, in ein Oldtimermuseum zu gehen und dir die Ausstellungsstücke genau anzusehen und ev. Fragen dort zu stellen. Auch Oldtimermessen sind ein Garant für viele nette Gespräche mit kundigen Schraubern.

Leiterrahmen gibt es nach meinem Wissen auch noch bei aktuellen Fahrzeugen (z.B. beim Jimny).

Gruss

Zitat:

@osix schrieb am 16. Aug. 2024 um 19:52:30 Uhr:


Hatten die ersten PKWs, also so um das Jahr 1900 rum, noch tatsächlich einen Leiterrahmen und dann einfach eine Fahrgastzelle obendraufgeschraubt ?

Haben LKW und manche Geländewagen und Zugpferde ( Silverado, Tahoe, Sierra, F250) heute noch.

Vielen Dank, dass ist eine gute Idee...

Der Jimny hat einen Leiterrahmen, sogar verstärkt durch eine X-Konstruktion, grad gegoogelt...

Ha. Fühle mich durch die konsequente Auslassung des Zentralrohrrahmens diskriminiert! 🙂

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Bei üblichen, speziell europäischen PKWs hat die Industrie das Prinzip der selbsttragenden Karosserie um die Zeit des ersten VW Golf als sinnvoll erkannt, und seither nicht mehr zurückgeschaut. Leiterrahmen findet man hier seither im wesentlichen nur noch bei Nutzfahrzeugen, oder Autos, die sich für welche halten: Pickups z.B., oder die rustikaleren Vertreter der Gattung SUV.

Der Iveco Massiv (Geländewagen, aber nie in freier Wildbahn gesehen) hatte glaube ich auch Leiterrahmen.
Der Daily mWn auch.

Zitat:

@Timmerings Jan schrieb am 17. August 2024 um 16:00:38 Uhr:


Leiterrahmen findet man hier seither im wesentlichen nur noch bei Nutzfahrzeugen, oder Autos, die sich für welche halten: Pickups z.B. [...]

Weshalb sollte ein Pickup konventioneller Bauart kein Nutzfahrzeug sein? Zulassungsrechtlich gelten diese als LKW, oder irre ich?

Im Bereich des Personentransports wurde die Niederflurtechnik beim Stadtbus oder die Existenz eines "vernünftigen" Gepäckraums beim Überland- und Reisebus erst durch selbsttragende Konstruktionen möglich, - was ab Anfang der 1950er zum Akronym und zugleich Markennamen "SETRA" (für "selbsttragend"😉 geführt hat.

Zitat:

Weshalb sollte ein Pickup konventioneller Bauart kein Nutzfahrzeug sein?

Ein leiterrahmen ist deutlich stabiler und bei Reparatur deutlich einfacher.

Die Ladefläche ist defekt?
Kein Problem paar schrauben lösen und man kann die Ladefläche einfach tauschen.

Der Pickup lag auf dem Dach?
Kein Problem neues Fahrerhaus aufsetzen und der Pickup läuft wieder.

Wieder was gelernt - woher der Markenname Setra kommt. Wusste ich nicht... 😮:

Zitat:

@Rigero schrieb am 17. August 2024 um 19:53:53 Uhr:



Zitat:

@Timmerings Jan schrieb am 17. August 2024 um 16:00:38 Uhr:


Leiterrahmen findet man hier seither im wesentlichen nur noch bei Nutzfahrzeugen, oder Autos, die sich für welche halten: Pickups z.B. [...]

Weshalb sollte ein Pickup konventioneller Bauart kein Nutzfahrzeug sein?

Ursprünglich waren es Nutzfahrzeuge. Dann kam die (vor allem in den USA durch misslungene Abgasgesetzgebung massiv vorangetriebene) SUV-Schwemme, und heute sind sehr viele, wenn nicht die meisten verkauften Pickups in den USA schlicht Angeber-PKWs.

Zitat:

Zulassungsrechtlich gelten diese als LKW, oder irre ich?

Kommt drauf an. Das hängt neben der Frage, ob er von Privat oder einer Firma zugelassen wird, u.a. von der Länge der Ladefläche im Verhältnis zur Passagierkabine ab. Double-Cab ist in der Regel ein PKW, Single-CAB ein Nutzfahrzeug. Dadurch sind einige Käufer des VW Amarok ziemlich fies reingefallen: ein als Nutzfahrzeug zugelassener Amarok gilt, wenn er einen Anhänger zieht, tatsächlich ausreichend strikt als LKW, und dass er unter das LKW-Sonntagsfahrverbot fällt. Da ist so mancher selbsternannter Cowboy samt Pferdeanhänger von der Autobahn rausgezogen worden.

Zitat:

Dadurch sind einige Käufer des VW Amarok ziemlich fies reingefallen: ein als Nutzfahrzeug zugelassener Amarok gilt, wenn er einen Anhänger zieht, tatsächlich ausreichend strikt als LKW, und dass er unter das LKW-Sonntagsfahrverbot fällt. Da ist so mancher selbsternannter Cowboy samt Pferdeanhänger von der Autobahn rausgezogen worden.

Das hat sich jetzt auch geändert.
Früher gab es da mal Probleme wegen Sonntagsfahrverbot

Heute ist das Unterscheidungsmerkmal gewerblich/nicht gewerblich

Moin Moin !

Zitat:

Bei üblichen, speziell europäischen PKWs hat die Industrie das Prinzip der selbsttragenden Karosserie um die Zeit des ersten VW Golf als sinnvoll erkannt, und seither nicht mehr zurückgeschaut

Selten so gelacht!

VW war so etwa der einzige Hersteller, der eine selbsttragende Karosserie nicht für sinnvoll erachtete, sondern sich mit seit über 50 Jahren veralteter Technik herumplagte.

Damit gings los:

https://de.wikipedia.org/wiki/Lancia_Lambda

In den 30er Jahren stellten dann zumindestens auf dem Kontinent alle wesentlichen Hersteller bei Grosserienfzgen auf selbsttragende Karossen um, Opel 1935 mit dem Olympia , Citroen ab 1934.

Ab Anfang der 50er Jahre waren praktisch alle Neukonstruktionen selbsttragend, was dann auch das Ende der klassischen Karosseriere bedeutete.

Nur in England war man wie immer etwas rückständiger und in den USA sowieso. Auch einige Japaner bauten noch Fzge im amerikanischen Stil, zumindestens die grösseren Limos. Da war der Rahmen noch bis weit in den 70er Jahren üblich.

MfG volker

Ford Crown Victoria hatte auch noch einen Leiterrahmen, gebaut bis 2011!
https://de.wikipedia.org/wiki/Ford_Crown_Victoria

Zitat:

@osix schrieb am 16. August 2024 um 19:52:30 Uhr:


Hatten die ersten PKWs, also so um das Jahr 1900 rum, noch tatsächlich einen Leiterrahmen und dann einfach eine Fahrgastzelle obendraufgeschraubt ?

Das war teilweise wie heute bei den Wohnmobilen. Beim Fahrzeughersteller wird nur Rahmen/Basis gekauft und eine eigene Karosserie draufgesetzt. Zu der Zeit waren die Rahmen vielfach auch noch aus Holz und nicht wie später die Leiterrahmen nur noch aus Metall.

Wobei die Bauformen eher fließend ineinander übergehen. Selbsttragende Karosserien mit rahmenähnlichen Strukturen, mit Hilfsrahmen, "Space-Frame" von Audi, Gitterrohrrahmen bei Sportwagen, Rennwagen mit Käfig sind ja im Grunde auch selbsttragende Karosserien die mit einem Gitterrohrrahmen verstärkt wurden und aufhören tut es irgendwo bei Carbon-Monocoques wie man es bei Supersportwagen findet.

Je nach Einsatzzweck haben alle Bauformen ihre Vor- und Nachteile. Im PKW sind die Rahmen aufgrund von Nachteilen bei Gewicht und Deformationsverhalten beim Crash verschwunden. Ein Leiterrahmen ist stabil und knickt bei Überlast dann irgendwann zusammen, das ist in Punkto Energieaufnahme beim Crash eher suboptimal. Dafür können sie sich gut verwinden und sind bei hohen Belastungen deutlich stabiler, daher hat es die bei Nutz- oder Geländefahrzeugen sehr viel. Zumal man bei Nutzfahrzeugen dann sehr einfach die verschiedensten Aufbauten montieren kann.

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