OT (Thema Depression)
Durch den Zwangsabsturz des Airbus, ist das Thema Depression und die negativen Folgen, verstärkt in das Bewusstsein der Öffentlichkeit gerückt.
Es wird darüber spekuliert, wer alles versagt hat, was in dem Kopf des Piloten vor sich ging, warum die Angehörigen und Freunde die Warnzeichen nicht erkannt haben.
Aber, ist es so einfach, zu erkennen, wie es in einem Menschen vorgeht, wie er denkt, wie er fühlt, welche Ängste er durchsteht?
Für einige ist es nur eine Phase, die schnell nerven mag, für andere kurzzeitiger Stress. Man stürzt sich in mehr Arbeit, braucht dann aber viel Ruhe und Erholung und fällt immer tiefer in dieses Loch.
Dann reicht eine kleine Reihe von unglücklichen Geschehen aus und man ist ganz unten und fällt doch tiefer und tiefer.
Man ertrinkt in seinen eigenen Ängsten und Depressionen, die Medikamente, der Psychologe, ja selbst die Familie kann da nicht mehr heraus helfen.
Wenn sich denn noch Menschen hinstellen und behaupten, das ist eine feine Art Urlaub zu machen oder einem die Hilfe verweigern, einen plötzlich liegen lassen, stellt man seine eigene Existenz in Frage.
Man hat Glücksmomente, wenn es voran geht, und so schnell, wie diese kommen, können sie auch verschwinden. Man ist froh, wenn nicht nur Nahestende Verständnis zeigen, sondern auch Kollegen und die Chefs, wenn sie einem die Hand hinhalten und vor dem Ertrinken bewahren wollen.
Ich habe keine Ahnung, wie lange so eine Depression anhalten kann, ob der Drang, alles zu vergessen, alles hinter sich zu lassen, irgendwann so stark wird, das man den Freitod wählt, sich vielleicht auch nicht mehr bewusst ist, wen man damit alles mit reißt.
……
Beste Antwort im Thema
Genau! "Krieg mal den Arsch hoch!" ist so mit das Letzte, was man einem Depressiven sagen sollte. Hat bei mir (leider) auch sehr lange gedauert, bis ich das begriffen und verinnerlicht hatte.
Einem Querschnittgelähmten sagt man auch nicht, "Steh auf, wenn Du am Boden bist". Sorry für das krasse Beispiel, aber es verhält sich wirklich ähnlich.
117 Antworten
Zitat:
@Lewellyn schrieb am 7. April 2015 um 11:21:58 Uhr:
Deswegen Berufsverbote für Depressive zu fordern, da sind wir im Grunde bei so Dingen wie gepanzerten Cockpittüren. Hilft vieleicht im Einzelfall, taugt aber nicht zur Regel...
Und genau da sehe ich das Problem bei der derzeitigen öffentlichen Diskussion: Der eine oder andere Politiker versucht jetzt, in blindem Aktionismus eine Lösung für ein Problem zu finden, welches so überhaupt nicht existiert. Da wird über die Aufweichung der ärztlichen Schweigepflicht schwadroniert und dabei leider eines komplett übersehen: Wenn sich jemand umbringen möchte und dabei noch andere mitnehmen möchte, dann gibt es davor keinen hundertprozentigen Schutz.
Da hilft nur, das man den Menschen Hilfe anbittet, sie unterstützt.
Aber nicht wegsperrt und ihnen sagt, sie sind ab jetzt "Berufsverbrecher/-kranke".
Zitat:
@andi_sco schrieb am 7. April 2015 um 11:53:48 Uhr:
Da hilft nur, das man den Menschen Hilfe anbittet, sie unterstützt.
Aber nicht wegsperrt und ihnen sagt, sie sind ab jetzt "Berufsverbrecher/-kranke".
Genauso ist es.
...und bei dem Flugzeugabsturz ist ja noch nicht mal sicher, ob es wirklich daran gelegen hat...was aber definitiv jetzt nicht hier hingehört...
Weiß nicht, ob es in der Psychiatrie nicht auch so etwas wie einen risk score gibt, der Wahrscheinlichkeiten eines Ereignisses errechnet - und dann kommt ein Betroffener eben für eine Zeit mal nicht ins Cockpit bis die Erkrankung erneut evaluiert wird. Wäre doch für alle Beteiligten die eleganteste Lösung. Es wird niemand kategorisch ausgesperrt und man kann an einer langfristigen Prognose arbeiten, ohne dass blinder Aktionismus die Oberhand gewinnt.
Z.B. ist das bei Berufskraftfahrer mit Herz- Kreislauferkrankungen schon seit längerer Zeit Gang und Gäbe, wobei diese Form der Erkrankungen schon sehr gut zu kategorisieren ist.
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Das Problem dürfte sein, dass Depressionen nicht wirklich messbar sind. Bei einer akuten Depression ist der Betroffene in der Regel eh nicht arbeitsfähig und sollte eine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung erhalten. Das könnte dann insofern ausgeweitet werden, dass das bei bestimmten Berufen meldepflichtig wird...wobei wir dann schon wieder bei der Stigmatisierung wären...
Es ist m.E. (bin aber auch kein Fachmann) nicht so einfach, da eine - für alle Seiten - vernünftige Lösung zu finden.
Dafür gibt es z.B. den BDI (Beck-Depressions-Inventar). Wieweit sich das in Zahlen fassen lässt...dafür gibts die Ärzte.
Zitat:
@andi_sco schrieb am 7. April 2015 um 15:58:47 Uhr:
Dafür gibt es z.B. den BDI (Beck-Depressions-Inventar). Wieweit sich das in Zahlen fassen lässt...dafür gibts die Ärzte.
Ist halt schon sehr subjektiv und lässt sich vom Patienten leicht manipulieren.
Ich gehe mal davon aus, das der Patient in dem Moment ehrlich zu sich selber ist.
Immer Positiv denken!!!
Zitat:
@andi_sco schrieb am 7. April 2015 um 16:13:48 Uhr:
Ich gehe mal davon aus, das der Patient in dem Moment ehrlich zu sich selber ist.
Immer Positiv denken!!!
Wenn der Patient ehrlich ist, geht er auch nicht arbeiten, wenn er eine AU hat 😉
Für Betroffene ist es sehr wichtig, dass sie die für sie richtige Hilfe erhalten. Nicht jeder Therapeut und nicht jede Klinik ist für jeden Patienten geeignet. Da muss man sich leider als Betroffener selbst mit auseinandersetzen, auch wenn es schwerfällt. Und wenn man dann doch beim falschen Therapeuten gelandet ist, wo z.B. die Chemie nicht stimmt, sollte man auch nicht zögern, einen neuen zu suchen.
Ich möchte auch mal das Umfeld erwähnen. Auch die haben es nicht leicht klar zu kommen. Plötzliche Ausraster, persönliche Beleidigungen unterste Schublade und alle sind immer an allem Schuld. Das Umfeld hat es nicht einfach. Und der wenn der Kranke dann noch von sich sagt "ich darf das" dann weis ich auch nicht. ...
Beleidigungen gehören da trotzdem nicht hin. Das man mit anderen Dingen schneller überfordert ist und damit zu Ausrastern führt, will man nicht leugnen.
Zitat:
@andi_sco schrieb am 7. April 2015 um 15:58:47 Uhr:
Dafür gibt es z.B. den BDI (Beck-Depressions-Inventar). Wieweit sich das in Zahlen fassen lässt...dafür gibts die Ärzte.
Das ist doch nur ein Diagnostik Tool oder? Dachte eher an Leitlinienempfehlungen oder so.