Ohne Helm fahren - Strafe
Angenommen man fährt mit Sozius... der Fahrer trägt einen Helm, der Sozius keinen. Wer bekommt dann die Strafe für das Fahren ohne Helm ?
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@gullof schrieb am 13. Juni 2016 um 06:04:57 Uhr:
Ich schrieb ja das ich so nach meiner Logik denke...
Das ist eine interessante Diskussion, auch wenn sie mit der Frage des TE nichts mehr zu tun hat. Die war klar formuliert und einfach zu beantworten, denn die Antwort steht in § 21 (2) StVZO.
Der Fahrer wird also nicht belangt, wenn sein Sozius ohne Helm mitfährt, es sei denn, es ist ein Kind (Bis zum vollendeten 14. Lebensjahr).
Bums. Aus. Basta.
Die Helmpflicht für Klein- und Krafträder wurde 1976 eingeführt. Da bin ich schon 3 Jahre Motorrad gefahren. Zwar hatte man den Römer Vollvisierhelm immer dabei, um in Verbindung mit der Harro – Rennweste klar zu signalisieren: „Ich fahre Motorrad“, aber nicht selten baumelte der auch beim Fahren cool am Lenker, die Älteren kennen diese Bilder.
Als alle Appelle an die Vernunft nichts nützten, hat der Gesetzgeber irgendwann reagiert und den 21a geschaffen, der auch die Gurtpflicht regelte. Für Mopedfahrer (bis 40 km/h) kam die Helmpflicht 1978.
Ausgenommen Fahrzeuge, die serienmäßig noch gar keinen Sicherheitsgurt hatten und von denen waren 1976 noch einige unterwegs.
Die Österreicher haben 1979 bemerkt, dass auch das Hirn ihrer Landsleute schützenswert ist.
Nun ist es für manche logisch, wenn man den Fahrer eines Motorrades dafür belangt, wenn er einen Sozius ohne Helm mitnimmt.
Bei einem Kind, das den Imperativ eines Erwachsenen, ohne Helm aufzusitzen, eher nicht in Frage stellt, ist das klar.
Ansonsten überhaupt nicht. Aber die Position von gullof ist verständlich und nachvollziehbar, hat ein näheres Überlegen verdient und das habe ich gemacht und während des Fitnesstrainings darüber nachgedacht.
Ich möchte es aus meiner Sicht zu erklären versuchen:
Grundsätzlich hat ich der Staat so zu verhalten, dass er die Freiheit seiner Bürger möglichst wenig beeinträchtigt. (Art. 2 Abs 1 Grundgesetz)
Aus diesem Grund ist es allein auf bundesdeutschen Autobahnen erlaubt, überall so schnell zu fahren, wie man will, wo es nicht durch Verkehrszeichen geregelt ist. Das ist im Grunde purer Schwachsinn, denn es ist bekannt, dass hohe Geschwindigkeiten häufig Ursache für schwere Unfälle mit Toten und Verletzten sind.
Aus diesem Grund ist es (noch) erlaubt, ein Fahrrad ohne Helm zu fahren, die Gefährdung ist dieselbe, wenn nicht höher, als bei einem Mofa oder Moped. Das Rad ist –den entsprechenden Fahrer vorausgesetzt – schneller.
Aus diesem Grund ist Tabakkonsum erlaubt (und weil der Staat fett mit verdient) und der Verkauf von Tabakwaren an Personen über 18 Jahren erlaubt.
Dasselbe gilt für Alkohol.
Das kann man einigermaßen beliebig fortsetzen und das ist im Grunde auch richtig so.
Ein erwachsener, vernunftbegabter Mensch setzt auch beim Radfahren einen Helm auf, bügelt nicht mit 250 über die Autobahn, raucht und besäuft sich nicht. Und trägt als Sozius auf einem Moped/Motorrad einen Helm.
Ich stelle fest, dass es zahlreiche erwachsene und im Grunde vernunftbegabte Menschen gibt, die sich nicht an das halten. Ich gehöre da auch dazu.
Nun hat der Staat anhand getöteter Zweirad- und nicht angegurteter Vierradfahrer (die LKW – Fahrer eingeschlossen, da tragen viele keinen Gurt und hängen nachher tot aus der Frontscheibe) erkannt, dass das mit der Vernunft seiner Bürger so eine Sache ist.
Also beschließt man Gesetze, die der Vernunft auf die Sprünge helfen und das geht nur, wenn es irgendwo weh tut, sei es am Geldbeutel.
Die Helmpflicht für Radfahrer kommt. Derzeit ist es so, dass sich Pedelec-Piloten darüber „freuen“, dass sie im Gegensatz zu den E-Bike-Fahrern (Versicherungskennzeichen) keinen Helm aufsetzen müssen und leben das gerne. Welch ein Schwachsinn.
@gullof: Vernunft ? Logik ?
Siehst Du, mein Freund, das meine ich. Du hast mit Deiner Argumentation vollkommen Recht. Dennoch finde ich die Eigenverantwortung für individuelles Handeln ein sehr hohes Gut, in das der Staat nicht überall regelnd eingreifen muss.
Gestern mittag habe ich unter dem neuen Vordach vor meiner Werkstatt den Transalp-Krümmer lackiert. Mindestens drei oder viermal sind zwei Bengels auf einem frisierten Mofaroller vorbeigerast.
Das Ding ist für eine Person ausgelegt und darf 25 km/h laufen. Einen Luftfilter und einen Schalldämpfereinsatz scheint der Zweitakter nicht zu haben, der Krach liegt weit oberhalb jeder Schmerzgrenze. Die Variorollen sind getauscht, erst kommt der Roller nicht vom Fleck, aber wenn er mal rennt, dann gute 70 Sachen. Der jugendliche Fahrer trägt einen Helm, der Sozius hockt breit grinsend im T-Shirt ohne Helm halb auf dem Gepäckträger. Die Füße baumeln runter, Fussrasten Fehlanzeige. Diese Bilder kennt man eher aus Italien.
So rasen die wiederholt an mir vorbei. Vernunft sieht anders aus.
Jetzt wird man sagen „Die sind ja noch jung“. Die andere Frage ist, ob die sonderlich alt werden, wenn sie so weiter machen.
Nun was tun ?
An die "Vernunft" pubertierender Jungs argumentieren ? Brüller !
Die sind unverwundbar. Eine mögliche, harmlose Antwort wäre: "Mach Dir keinen Kopf, Opa."
Anhalten, Mofa beschlagnahmen, Fahrer wegen Fahren ohne Fahrerlaubnis anzeigen und den Beifahrer wegen Fahrens ohne Hut 15 Euro abnehmen ?
Alles mögliche Sanktionen.
Meinetwegen sollen die machen was sie wollen, ich habe mit derartigen Dingen nichts mehr zu tun. Ist deren Leben und deren Gesundheit.
Nur der Krach geht mir auf die Nerven. Und zwar gewaltig.
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Zitat:
@Vulkanistor schrieb am 13. Juni 2016 um 12:30:37 Uhr:
Die ganzen Motorradfahrer, die nach einem Unfall von jetzt auf gleich im besten Alter dank irreparabler Hirnschäden zu Vollpflegefällen wurden, sind einfach zu teuer geworden. Mit Helm kann man das immer noch nicht ganz verhindern (s. Michael Schuhmacher), aber die Zahl geht drastisch runter.Nennen wir es einfach Kostenminimierung.
Ich würde es mangelnde Lobbyarbeit der Motorradfahrer nennen. Jedes Jahr kommen in Deutschland rund 600 menschen bei Motorradunfällen ums Leben. Nehmen wir mal an, ohne Helmpflicht wären es doppelt so viele (was ich nicht glaube), dann wäre das immer noch ein Pipifax gemessen an den 15.000 Leuten, die in Krankenhäusern jährlich an hoch resistenten Krankenhauskeimen sterben, und von denen man viele retten würde, wenn bestimmte Hygienestandards in Krankenhäusern einfach gesetzlich vorschreiben würde.
Und Fahrradfahrer brauchen keinen Helm, weil wenn man ihnen einen vorschreiben würde, würden viele Leute lieber das Radfahren aufgegeben als einen Helm zu tragen. Im Gegensatz zum Motorradfahren gilt Radfahren allerdings als gesellschaftlich erwünscht, weswegen es für Radfahrer keine Helmpflich gibt, keine Kennzeichen- oder Versicherungspflicht und natürlich auch keine Annahme der Betriebsgefahr...
Ich glaube, wenn wir in Deutschland keine Helmpflicht hätten, dann würden vor allem in den Städten auch viele Leute ohne Helm fahren.
man kann in dieser angelegenheit bestimt mit jeweils guten gründen unterschiedlicher auffassung sein.
sowohl helm als auch gurt sind ja nicht nur eine frage von leben und tot, sondern vermutlich viel mehr eine frage des grades der verletzung/schädigung.
es gibt garantiert für beide auch beispiele, in denen der verunglückte schwerer verletzt oder gestorben ist gerade weil er einen helm oder einen gurt trug. das sind dann opfer der grossen statistik. ähnlich wie impfschäden.
für einen versicherer ist ein toter unfallgegner allemal "billiger" als ein schwerstverletzter, diese argumentation hat also deutliche schwächen.
es wird ja mit der helmpflicht in ausnahmefällen auch durchaus grosszügig seitens der ordnungshüter umgegangen. habe schon öfter bilder von parade-ausfahrten gesehen (innerhalb der stadt), die wurden von der polizei eskortiert, und da waren nicht wenige "barhäupter" dabei (bei den teilnehmern, nicht den polizisten 😉 )
ohne helm könnte schon ein kleiner rempler in der stadt bei kriechgeschwindigkeit das aus bedeuten, und ich finde es okay, das man deshalb den unfallverursacher vor den katastrophalen folgen eines vielleicht leichten fehlers versucht zu schützen.
aber wie schon erwähnt: bei dieser diskussion gibt es vermutlich kein statement, das 9 von 10 unterschreiben würden.
Zitat:
@tw125 schrieb am 13. Juni 2016 um 17:01:54 Uhr:
für einen versicherer ist ein toter unfallgegner allemal "billiger" als ein schwerstverletzter, diese argumentation hat also deutliche schwächen.
Was interessiert mich der Versicherer? Ich kann mich auch totsaufen, totrauchen, mit Fastfod umbringen oder beim Hillclimbing vom Berg fallen. Niemandem ist es verboten, sich in Gefahr zu bringen.
Nur Motorradfahrer werden per Gesetz gezwungen, Helme zu tragen. Sonst nichts. Die können mit Flipflops, Schießer Feinripp und Stringtanga auf dem Bock sitzen - nur der Helm ist gesetzlich vorgeschrieben.
Das ist von vorn bis hinten völlig unlogisch
Eine interessante Debatte, nachdem das eigentlich Thema mit dem 3. Post erledigt war.
Es macht auch genau das deutlich, was ich in meiner längeren Ausführung zu erläutern versuchte. Der Staat sollte sich -soweit es geht - aus diesen persönlichen Belangen der Bürger heraushalten. Da gebe ich dem sampleman Recht.
Gurt und Helm sind Vorschriften, mit denen der Staat, also die demokratisch gewählte Regierung, gesetzgebende Versammlung, Bundestag und Bundesrat und wie sie alle heißen, beschäftigten, vermutlich mit dem Gedanken, die Menschen zu ihrem "Glück" zu zwingen oder - anders ausgedrückt - vor ihrer Blödheit zu bewahren.
Der Gedanke, dass sich derjenige ja nur selbst schadet, stimmt aber nicht ganz, denn da ist der Standpunkt, dass die Verletzten, Versehrten, Verstümmelten und Pflegebedürftigen von der Sozialgemeinschaft aufgefangen werden (müssen) absolut vertretbar.
Dass das für Raucher, Säufer und andere ungesund Lebende genauso zutreffend ist, habe ich auch geschildert. Entsprechende Maßnahmen sind im Gange.
Interessant, wie im Bikertreff, ausnahmsweise mit Argumenten statt Polemik, eine schon politische Diskussion entfacht wird. Das ist gut. Schade, dass es außerhalb des BT kein Schwein interessiert.
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Ich gehöre ja zu der Generation, für die Gurt und Helm (fast) schon immer selbstverständlich waren.
Wie war denn eigentlich damals die Meinung der Bevölkerung dazu?
Überwiegend pro, contra oder gespalten?
Ich tippe da fast auf contra und frage mich in dem Fall, was den Gesetzgeber damals wirklich bewegt hat. Das mit der Solidargemeinschaft mag ich nicht ganz glauben, sicherlich gab es in den 70ern wesentlich mehr Vekehrstote und wohl auch Schwerverletzte (und um die geht es ja wohl, Tote belasten den Sozialstaat ja jetzt weniger...), aber fiel das wirklich dermaßen ins Gewicht um etwas gegen den Willen der breiten Masse zu erlassen?
Zumal ja auch allgemein damals wohl um einiges ungesünder oder zumindest weniger bewusst, was gesund und ungesund ist, gelebt wurde.
War es tatsächlich die große Güte, den "dummen" Kraftfahrer vor sich selbst zu schützen oder steckte da am Ende vielleicht sogar die Lobby der Gurt- und Helmhersteller dahinter?😉
Der Witz ist doch der, dass zunächst der Gedanke unterstützt wird, dass der Staat unbedingt etwas regeln müsste ... und wenn er sich dann anschickt etwas zu tun, dann wird von Regulierungswut und Polizeistaat gesprochen. Wie es ist, ist es verkehrt. Ein Fall für die Berufsopositionellen.
ich denke eher, das die lobby der versicherer hier sehr stark bei gesetzgebenden stellen interveniert hat.
für einen versicherer ist es sehr kompliziert bestimmte risiken aus dem versicherungsschutz heraus zu nehmen.
ggf wäre für die versicherer die konsequenz gewesen, motorräder grundsätzlich nicht mehr zu versichern. ich weiss aber nicht, ob versicherer evtl auf grund irgendeiner vereinbarung dazu gehalten sind bestimmte risiken auch zu versichern.....
auf jeden fall wäre das ein schlag ins kontor für die motorradhersteller gewesen.
Konvertiert einfach zum Sikhismus und die Helmtragepflicht entfällt 🙂.
Eigenverantwortung ist tatsächlich ein hohes gut. Früher, meine ich, waren die wenigeren Regeln durch mehr Polizei und im Verhältnis härtere Strafen vertreten.
Heute gibt's höhere Regelwut aber die Umsetzung unterliegt der Sparwut.
Das führt dazu das eben die Eigenverantwortung eben zu unverantwortung führt.
Spiegelt sich auch in den Statistiken wieder.
Zitat:
@kandidatnr2 schrieb am 13. Juni 2016 um 18:50:21 Uhr:
Der Witz ist doch der, dass zunächst der Gedanke unterstützt wird, dass der Staat unbedingt etwas regeln müsste ... und wenn er sich dann anschickt etwas zu tun, dann wird von Regulierungswut und Polizeistaat gesprochen. Wie es ist, ist es verkehrt. Ein Fall für die Berufsopositionellen.
Wenn es mir nur gelänge, komplizierte Sachverhalte so einfach auf den Punkt zu bringen.
Danke.
Zitat:
@Nette Hexe schrieb am 13. Juni 2016 um 19:42:24 Uhr:
Konvertiert einfach zum Sikhismus und die Helmtragepflicht entfällt 🙂.
wäre ein weg... aber wer puhlt dann die fliegen aus dem turban? 😁
Einmal über der Hefeteigschüssel den Kopf schütteln et voilà ... Rosinenbrötchen 😁
Wäre kein Weg. Die Freiheit der Religionsausübung befreit nicht von der Helmpflicht.
Muslima dürfen auch nicht mit (nur) einem Kopftuch Motorrad fahren.
Das ist etwas anderes.
Auf das Kopftuch der Muslima,den Schleier der Nonne oder der Kippa der Juden kann ja ein Hel m aufgesetzt werden.
Auf den Turban nicht.
Hab das mal im TV gesehen. Der gute Mann hat sich das Recht vor Gericht erstritten.
Edith: OK,habs gefunden http://www.badische-zeitung.de/.../...-motorrad-fahren--115176021.html . Deswegen war er wohl auch im TV weil er der einzige ist der iwie "durchgerutscht" ist.
Also bleibt bei euren Religionen.
Wäre ein Brett vorm Kopf ein medizinisches Hindernis? 😁
Zitat:
@moppedsammler schrieb am 12. Juni 2016 um 15:52:14 Uhr:
Genau.Es sei denn der Beifahrer ohne Helm ist ein Kind. Dann ist der Fahrer dran. Mit 60 Euro.
Das ist noch viel zu wenig.
Hier fahren die von der Achselfönfraktion ständig ohne Dunstkiepe rum. Sehe fast täglich min einen.