Mit Erdgas nach Lappland
Mit dem Erdgasauto nach Lappland…..
...geht das überhaupt?
Diese Frage stellte ich mir im Herbst 2006. Durch Zufall bin ich nämlich beim Stöbern (neudeutsch: surfen) im Internet auf VOMAC (Volvo Owners Meeting at the Arctic Circle/www.vomac.org) gestoßen.
Das Programm fand ich auf Anhieb interessant, die Fotos vom Meeting 2006 schon sehr eindrucksvoll.
Aber meine Bedenken:
· ist die Erdgastechnik für so einen Trip robust genug?
· kann man im hohen Norden CNG tanken?
· sind 4.500km in 4 Tagen zu bewältigen?
Hier war schon Rat vom Fachmann gefragt. Also habe ich kurzerhand meinen freundlichen Volvo-Partner in Hannover (E.R.B. Autozentrum) ins Boot geholt.
Dort hat man mir meinen V70 BiFuel (MJ2006) auf die zu erwartenden –30°C, die in der Nähe des Polarkreises im Februar herrschen sollten, vorbereitet. Kulanterweise hat man dies nicht in Rechnung gestellt, sondern sah es als besonderen Service am Kunden (mir) an. Zusätzlich habe ich dann noch eine elektrische Motorvorwärmung einbauen lassen. Außerdem stellte E.R.B. mir zwei Winterreifen und Ersatzteile kostenfrei zur Verfügung.
Parallel zu den Fahrzeugvorbereitungen habe ich mich im Internet über die Tankmöglichkeiten in Nordschweden informiert. Laut E.ON Schweden ist die letzte Tankmöglichkeit in Uppsala. Nur leider sind bis zum Ziel noch mindestens 300 km, also was tun?
Da von VOMAC ein Hotel angegeben war, habe ich also im „Hotel Kramm“ in Kramfors angerufen. Dort konnte man mir mit einer Tankstelle 10 schwedische Meilen südlich weiterhelfen. Da mein Auto eine Reichweite von 400 bis 500 km (je nach Gasqualität) hat, also kein Problem. Hierzu ist noch zu erwähnen, das mein Serien V70 BiFuel um einen zusätzlichen Tank im Kofferraum erweitert wurde und so eine Tankmenge von bis zu 32 kg möglich ist.
Da so eine Tour allein aber zu langweilig bzw. auch gefährlich (Fahrzeit) ist, habe ich meinen Bruder für die Tour gewinnen können.
Los ging es dann am Donnerstag, den 15. Februar gegen 13 Uhr. Zu bewältigen waren 1.900 km. Ankunft in Kramfors war am 16. Februar gegen Mittag geplant. Also 1.900 km in 24 Stunden!
Alle Tanks, Benzin und CNG, waren gefüllt. Es konnte losgehen.
Erster Tankstopp nach ca. 400km in Oldenburg/Holstein. 27kg H-Gas gebunkert und weiter ging´s.
Wir haben uns für die Fährverbindung von Puttgarden nach Rodby entschieden und sind dann weiter über die Öresundbrücke nach Schweden eingereist.
Der nächste Tankstopp war dann fällig in Helsingborg. Die CNG-Tanks waren zwar noch nicht leer, aber man kann ja nicht wissen...
Also haben wir hier noch mal ca. 14 kg BioGas nachgetankt. In Helsingborg kann man rund um die Uhr mit EC-Karte oder mit Kreditkarte bezahlen. Die Tankstelle hat auch ordentlich Druck, sodass die Tanks auch voll werden.
Anschließend ging es weiter bis nach Norrköping. Jetzt war es schon der 16. Februar geworden und recht kalt. Die QStar Tanlstelle (EC- und Kreditkarte) hat mir nach ca. 430 km auf Gasbetrieb ca. 23 kg BioGas in die Tanks gedrückt.
Mitten in der Nacht ging es dann weiter bis nach Uppsala. In Uppsala haben wir dann eine längere Pause (2h) gemacht, um wieder ein wenig zu Kräften zu kommen. Gegen 8 Uhr haben wir am Busdepot von Uppsala getankt. Dies ist normalerweise keine öffentliche Tankstelle und es wird eine spezielle Tankkarte benötigt, die wir natürlich nicht hatten. Aber die Mitarbeiter des Busdepot waren so freundlich uns dort tanken zu lassen. Das Beste daran war, dass wir das Gas auf Rechnung (!) bekommen haben. Der Mitarbeiter des Busdepots hat sich lediglich meine Anschrift und mein Kennzeichen aufgeschrieben. Ich bekäme dann eine Rechnung hieß es.
Nächste Etappe hieß dann Kramfors, d.h. ca 300km Landstraße!
Aber auch die haben wir bewältigt und sind dann nach insgesamt 24h in Kramfors angekommen. Hier verließ uns leider unser Glück, denn wir erfuhren, dass wir an der Tankstelle in Sundvall vorbeigefahren waren ohne es zu merken. Erst jetzt stellte sich leider heraus, dass 10 schwedische Meilen ca. 100km sind! Naja, zurückgefahren sind wir dann nicht.
So mussten wir leider einen großen Teil des VOMAC mit Benzin fahren, ca. 500km. War aber nicht so tragisch, da der V70 BiFuel auch im Benzinbetrieb sparsam ist und mit 7 bis 8 Liter auskommt.
Am Sonntag gegen 15 Uhr ging es dann zurück Richtung Süden. Da die CNG-Tankstelle nur von Montag bis Freitag zwischen 8 und 14 Uhr geöffnet hat mussten wir bis Stockholm auf Benzin fahren (muss nächstes Mal besser geplant werden).
Die nächste zu erreichende öffentliche Tankstelle sollte am Stockholmer Flughafen sein. War sie auch, nur leider außer Betrieb. So mussten wir also bis Stockholm in die Stadt rein. Hier gibt es mehrere Tankstellen. Wir haben an einer Shell-Tankstelle die Tanks voll machen wollen. Nur leider war bei der Hälfte Schluss. Auf Nachfrage beim Tankwart hieß es dann, mehr hätten sie leider nicht (!?!).
So haben wir schon in Linköping wieder tanken müssen. Hier war dann aber wieder alles so wie es sein sollte. Voller Druck und 25kg Gas in den Tanks.
Letzter Tankstopp in Schweden war der gleiche wir zu Beginn, in Helsingborg. Hier gab´s die volle Dröhnung: 31,5 kg BioGas.
Abschluss war dann in Oldenburg, ebenfalls wie auf der Hinfahrt.
Fazit:
Es ist tatsächlich möglich bis Nordschweden mit Erdgas zu fahren. Jetzt, wo ich die Tankstelle in Sundvall kenne und auch die Öffnungszeiten werde ich das nächste Mal auf Benzin verzichten können.
Erfreut habe ich bei dieser Tour festgestellt, dass der Volvo V70 BiFuel technisch ausgereift ist und sehr guten Komfort bietet.
Auch die hin und wieder belächelte Erdgastechnologie hat sich als robust erwiesen. Vor allem wenn man bedenkt, dass der V70 auf dem Hin-. bzw. Rückweg jeweils 24h ununterbrochen gelaufen ist und nur Pausen beim Tanken hatte.
Was die Tour an sich betrifft, ist das schon ein „Höllenritt“ gewesen. 4.500km in 4 Tagen!!!
Gruß vom
SparFuches
9 Antworten
Gratuliere für diese sportliche Ausdauerleistung.
Allerdings sind hier einige Serienferne Bedingungen enthalten
1. fährt kaum ein Schwede nach Lappland, geschweige denn ein Bochumer Pendler
2. fährt kaum ein Volvo mit zwei der Riesentanks rum
3. ist das kein normales Fahren, eher ein "Hangeln" von Tanke zu Tanke trotz des Umbaus
4. Ist ein großer Teil der Tour auf Benzin zurückgelegt worden (Wochenende-Rücktour, eine Tanke verpaßt)
5. War es bestimmt nicht billig (hoher Verbrauch, dazu große Strecken auf Benzin)
Insgesamt wurde damit eher der Nachweis erbracht, daß man selbst eine ausgefeilt geplante (also besser, als hier beschriebene) Urlaubstour eher nicht auf CNG machen kann.
Was soll ich mit einem schlafmützigen V70 (schwer, knapp über 100PS), wenn ich nur eine Zahnbürste und ein Kissen mitnehmen kann? (zweiter CNG-Tank)
Zudem ist der Verbrauch von 6,75kg (äq 10,25lBenzin) auf schwedischen Winterstraßen für den V70 eher ein Armutszeugnis. Mit der "Saufziege" A6 (6Zyl.größer, schwerer, Automatik, fast doppelte Leistung) komme ich mit 10l LPGas in Tschechien oder Kroatien aus (etwa 8l Benzin).
Allerdings muß ich dort öfter bremsen, weil dort auch noch andere Autos unterwegs sind.
Zudem kann ich wirklich "normal" Tanken, also an Tankstellen. Klar hab ich auch ein Tankstellenverzeichnis bei.
Aber ich uß meine Touren nicht entlang der Tanken planen, 500km auf Gas schaffe ich eben auch ohne Kofferraumverlust.
Umweltfreundlich sind diese Touren nun wirklich nicht, meine zwar auch nur bedingt, aber ich fahre ja meist beruflich (also irgendwie sinnvoll) rum, sonst würd ich mir LPG wohl auch nicht angetan haben.
Zitat:
Original geschrieben von Audi-gibt-Omega
Zudem ist der Verbrauch von 6,75kg (äq 10,25lBenzin)
Was mich hier wundert, 6,75 Kg Gas/100km, aber dann "nur" 7-8L Benzin/100km. Irgendwie komisch.
Zitat:
Original geschrieben von Audi-gibt-Omega
fast doppelte Leistung
ich dachte der 2.4 A6 hat "nur" 177PS, also 37PS mehr als der Volvo. Oder bezieht sich das darauf das der volvo zwar 140PS auf benzin abernur noch 100PS auf Gas hat?
Audi-gibt-Omega:
...erlich gesagt habe ich hier mit keiner anderen Reaktion gerechnet.
Aber wenn man keine Ahnung hat ist das wohl so.
Zur Zahnbürste: wir hatten Gepäck für zwei Erwachsene dabei, diverse Ersatzeile, 2 zusätzliche Winterräder etc, alles im Kofferraum. Auf dem Rücksitz lagen lediglich zwei Skianzüge.
zu1: Lappland ist in Schweden, um Bochumer Pendler gehts hier nicht
zu2: der BiFuel hat 3 Unterflurtank und einen zusätzlichen im Kofferraum
zu3: Benzin-PKW´s haben auch keine größere Reichweite als 500km
zu4: von 4.500km wurden 500km auf Benzin zurückgelegt
zu5: "war bestimmt nicht billig" ist wohl nur eine Mutmaßung (6,75kg = 5,4€)
Die 6,75kg sind der Durchsschnittsverbrauch über 50.000km.
Werksangabe liegt bei ca. 7kg.
8L Benzin sind bei einer Geschwindigkeitsbegrenzung zw. 90 und 110 eher normal.
Ein A6 mit 8l Benzin zu fahren halte ich eher für unwahrscheinlich, ebenso 10l LPG
Ob das umweltfreundlich ist oder nicht stand hier gar nicht zur Debatte. Die Fahrt fand statt anläßlich eine Meetings in Lappland. Ging es Um umweltfreunclichkeit würden wir wohl alle Fahrrad fahren.
Mein Volvo hat im Gas- und Benzinbetrieb immer 140PS, bei Nachrüstbastelarbeiten ist das sicher anders.
Halbwissen ist eben immer gefährlich.
Zunächst herzlichen Glückwunsch zur Tour.
4.500 km in vier Tagen sind ein ganz schöner Parforce-Ritt, aber bei zwei wechselnden Fahrern und mit Fährpause vermutlich zu verantworten.
Solche Streckenfahrten mit niedriger Drehzahl sind für Motoren doch ideal. So bringt man locker 500.000 km und mehr auf eine Maschine. Gasmotoren (CNG & LPG) lieben das und danken das mit besonders hohen Motorleistungen.
Zur Kälte:
Was beheizt die Motorvorwärmung alles?
Andere Batterie eingebaut?
Zur Reichweite:
500 km sind nach meiner Meinung absolut o.k..
32 kg CNG sind eine Menge Holz: knapp 200 Liter.
Wieviel kg sind serienmässig?
Zum Vergleich:
Mit meinen 80 Litern LPG-Füllmenge (Automat, V6, 142 kw) kam ich letztes Wochenende mit Tempomat 130 auf 730 km.
Mit Tempo 90 bis 110 dürften es deutlich über 800 km werden.
Der Durchschnittsverbrauch bei viel Stadtverkehr und schneller Autobahn liegt bei 14,4 Liter (Excelmittelwert über 60.000 km) oder ~ 560 km Reichweite (typischer Tankstopp).
Viel Spass noch mit dem Volvo.
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@spar-Fuchs
ich kenne einige V70, mit Kessel hinter der Sitzbank.
Selbst beim 140PS Motor wird in den Zylinder nun mal sehr viel mehr Gas (Erdgasbetrieb) geblasen, was die maximale Gasmenge begrenzt. Nur beim Turbomotor kann man das einigermaßen ausgleichen, also an die 140PS trau ich ma zunächst wie einer normalen "Werksangabe" aber sei es drum.
Den A6 kann (zumindest ich, schon gar nicht mit dem, was drin ist) in DE sicher nicht mit 10l Gas fahren. Aber in Berlin hab ich nicht mehr als 14l Gas, in Tchechien, Polen, Ungarn (80...130) hab ich auch nicht mehr als 10Liter, das klappt auch mit 8l Benzin, wenn er (guter cw) eben mal rollt 😉
Mit dem Gepäck hast du mir sogar Recht gegeben, du hattest außer den Skianzügen keins 😉
Mir geht es sicher nicht darum, eure Leistung zu schmälern, erst recht nicht gegen CNG, sondern darum, was ich geschrieben habe:
1.Gratulation für diese sportlich Leistung
2. ist CNG für den Überlandverkehr in Schweden (eigentlich auch in D) noch lange nicht fit.
Im Regionalverkehr ist das ganz anders.
Da reichen oft die 250 km Reichweite völlig und man kann auf überdimensionierte Tanks verzichten.
Zum Thema Preis: Ist klar, daß normalerweise CNG billiger ist
Aber diese 5,4€/100km sind mit den 5,5 € /100km für Cesky Plin (LPG) jedoch durchaus vergleichbar, hier bezahl ich allerdings 7,8€/100km.
@madcruiser:
Zur Kälte:
Was beheizt die Motorvorwärmung alles?
--> beheizt wird der Motorblock und das Hauptwasserrohr
Andere Batterie eingebaut?
--> nein, Standardbatterie
Zur Reichweite:
500 km sind nach meiner Meinung absolut o.k..
32 kg CNG sind eine Menge Holz: knapp 200 Liter.
Wieviel kg sind serienmässig?
--> 17 kg
Gruß vom
SparFuches
@Audi-gibt-Omega
ich kenne einige V70, mit Kessel hinter der Sitzbank.
Selbst beim 140PS Motor wird in den Zylinder nun mal sehr viel mehr Gas (Erdgasbetrieb) geblasen, was die maximale Gasmenge begrenzt. Nur beim Turbomotor kann man das einigermaßen ausgleichen, also an die 140PS trau ich ma zunächst wie einer normalen "Werksangabe" aber sei es drum.
--> bei den V70 mit der Flasche hinter der Rückbank handelt es sich um die ersten BiFuel-Modelle. Bei V70 II BiFuel kommt ein anderer Motor zum Einsatz. Die beiden Motoren sind nicht miteinander vergleichbar.
Den gleichen Motor habe ich im S60 schon gefahren als Nur-Benziner, das Fahrverhalten war nahezu identisch.
Mit dem Gepäck hast du mir sogar Recht gegeben, du hattest außer den Skianzügen keins 😉
--> kein Kommentar
Mir geht es sicher nicht darum, eure Leistung zu schmälern, erst recht nicht gegen CNG, sondern darum, was ich geschrieben habe:
1.Gratulation für diese sportlich Leistung
2. ist CNG für den Überlandverkehr in Schweden (eigentlich auch in D) noch lange nicht fit.
--> in Süd- u. Mittelschweden schon
Zum Thema Preis: Ist klar, daß normalerweise CNG billiger ist
Aber diese 5,4€/100km sind mit den 5,5 € /100km für Cesky Plin (LPG) jedoch durchaus vergleichbar, hier bezahl ich allerdings 7,8€/100km.
--> die 5,4€ ist gesehen auf alle gefahrenen KM im Inland und Ausland (Italien,Östreich, Schweiz,Schweden), wenn du ehrlich bist kann man in DE nicht die gleichen KM auf LPG fahren
Gruß vom
SparFuches
Respekt ... ich habe gerade mal geschaut, wie die Situation mit Autogas ausgesehen hätte ... auch nicht besser ... 🙁
Gruß, Frank
Vielen Dank für den schönen und ausführlichen Bericht, Sparfuchs!
Am liebsten wäre ich dabei gewesen, denn Skandinavien ist meine Leidenschaft! Leider ist es dort mit der LPG-Versorgung eher schlecht bestellt....
Der Volvo V70 Bi-Fuel ist ein prima Auto, ein Bekannter hat den und ich durfte schon mal damit fahren.