Mercedes W123 als Alltags- und einziges Auto - Machbar oder Wunschdenken?
Hallo an alle W123 Experten.
Ich bin auf der Suche nach einem neuen Alltagsauto, gezwungenermaßen, da mein W202, aufgrund von etlichen Mängeln, deren Reparatur sich finanziell nicht rechnet, demnächst stillgelegt wird.
Das Fahrzeug sollte robust, zuverlässig und (regelmässige Pflege
vorausgesetzt) langlebig (20 - 30 Jahre) sein, bei überschaubaren Kosten
und einfachem Wartungsaufwand. Ideal wäre es, wenn das Fahrzeug bereits
komplett gegen Rost geschützt ist (z.B. durch "Flutung" mit MIKE Sanders
Korrosionsschutzfett), damit evtl. zukünftiger Rost kein Thema mehr ist.
Da mir besonders "klassische" Mercedes Modelle, besonders der W123, evtl. auch W124 und W201, gefallen, wüßte ich gerne, ob das "Rostproblem" beim W123 irgendwie in den Griff zu bekommen ist, damit ich mir evtl. doch ein solches Auto ohne schlechtes Gewissen kaufen kann?
Ich fahre etwa 10km zur Arbeitsstelle (dort habe ich einen Garagenstellplatz), ansonsten 10-20km in die Stadt, selten längere Strecken (bis zu 400km Gesamtstrecke).
Zu Hause würde das Fahrzeug im Freien stehen, da ich keine Garage o.ä. besitze.
Vor längerer Zeit hatte ich einmal einen W123 besichtigt, welcher bis zum Anschlag mit Korrosionsschutz von Mike Sander behandelt war, praktisch überall wo es "gefährlich" werden könnte. Der sah aus wie neu und hält wahrscheinlich "ewig". Aber so ein Auto habe ich niemals mehr zum Verkauf angeboten gesehen ... .
Ich freue mich auf hilfreiche Antworten!
24 Antworten
Zitat:
@TobiKopp schrieb am 22. April 2021 um 19:02:18 Uhr:
....
Dann noch folgende Frage:
Wieviel denkt ihr muss man für einen gut erhaltenen W124 Kombi zahlen? Es gibt ja schon Modelle für 10k bei denen es scheint als sei alles gemacht (inkl. Hohlraum-Versiegelung). Oder man findet ein Modell für 5k und dann... böse Überraschungen wahrscheinlich?Bzw. welche Motorisierungen sind empfehlenswert?
Zu den Preisen von W124 verweise ich meine Antwort, die ich bereits oben machte:
Zitat:
@Volvoluder schrieb am 19. April 2021 um 19:59:26 Uhr:
Die jüngsten W124 bringen es auch bereits auf knapp 24 Jahre. Auch hier gilt, dass gut erhaltene und noch immer robuste, d.h. noch für 4-6 Jahre HU gute Exemplare, im Zustand 2-3 in Buchhalterausstattung so ab 6-7k € gehandelt werden. In meiner Famiie wurde vor 6 Monaten ein restaurierter 320 TE Sportline von 1996 mit 240tkm ohne jeden Wartungsstau für knapp 10k € verkauft. Der erste Kaufinteressent, der vorbei kam, schlug nach der Probefahrt gleich zu.
Der 320TE Sportline ist eines der gesuchtesten W124-Modelle. Der oben erwähnte hatte Automatik und war in einem Zustand 3+. Er war nicht unfallfrei und war auch nicht mit einer Hohlraumversiegelung nachbehandelt worden. In den letzten 5 Jahren vor dem Verkauf wurden für Verschleißteile und allfällige Reparaturen ca. 6k € investiert. Bei Verkauf waren HU/ASU neu.
Empfehlenswert bei den Motoren ist neben dem 320 insbesondere der 300 mit dem R6-Zylindersaugbenziner (M103). Den habe ich mit 179 PS (Kat-Version) in meinem 300 SL (R107) und er läuft bisher absolut problemlos. Lediglich die Gleitschienen wurden vor ein paar Jahren vorsorglich erneuert und die Steuerkette mit neuem Spanner versehen. Auch benötigt der Motor offenbar alle 30-50tkm eine neue Verteilerkappe. Ich habe letztes Jahr bei knapp 150tkm die 3. Kappe ersetzt.
Wenn der Wagen eine Wandlerautomatik hat, sollte man sich beim Daily-Einsatz darüber im klaren sein, dass im Mischbetrieb ca. 11-12 l/100 km bei den W124 6-Zylinderbenzinern durch die Einspritzdüsen rauschen. 3000 oder 3200 ccm3 sind auch in der Kfz-Steuer mit Euro 2 bzw. 3 Einstufung kein Preisschnapper. Dafür sind die Kfz-Versicherungsprämien relativ preiswert.
Wichtig ist es auch, sofern man nicht selber schraubt und keinen befreundeten Schreiber kennt, eine kompetente freie Werkstatt in der Nähe zu haben, die sich mit MB-Fahrzeugen aus den 90gern auskennt.
Fährt man nämlich zu Benzens in die Werkstatt, ist man schon für eine große Inspektion, ohne dass Zusatzarbeiten notwendig waren, 600-700 € an der Kasse los.
Größter Feind der W124 ist der Rost, wobei die Fahrzeuge der letzen Baujahre nicht nur jünger, sondern auch bereits ab Werk mit besserem Schutz gegen die braune Pest versehen wurden.
Hier ein interessantes YouTube Video zum Thema W124 und Rostbefall:
Ich hätte ja noch einen 320TE Mopf1 in schwarzblaumetallic mit Leder, Klima, SD etc.
Durchrepariert, steht nur fast 2J. seit Revision und Tüv - und braucht nun neue Spritpumpen.
Allerdings wollte ich den wenigsten mal kurz fahren bevor ich ganz bei meinen Dieseln bleibe.
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@ Volvoluder
In deinem Schlusssatz hast du wohl einen Dreher drin.
Beim W124 gilt: Je jünger das Baujahr, desto schlechter der Rostschutz ab Werk.Jüngere Fahrzeuge haben unter anderem weniger Wachs in den Hohlräumen.
Die Fahrzeuge aus den 80ern waren besser versiegelt.
Zudem kam in den 90ern der Wasserlack.
Mopf 2 Fahrzeuge haben allgemein den Ruf, mehr zu gammeln.
Aber heutzutage hängt das auch vom individuellen Pflegezustand ab.
Der W124 rostet von außen durch, nicht von innen nach außen wie viele andere Fahrzeuge.
@Hutchison123
Nee, kein Verdreher. Das meine isch schon so, wie es da steht.
Dabei ist nur vom W124 die Rede. Der wurde schon im Laufe seiner knapp 13 jährigen Bauzeit von Modellpflege zu Modellpflege besser gegen Rost geschützt.
Die Lackverfahren bei der Einführung des W124 im Herbst 1984 waren grundsätzlich noch deutlich schlechter als gut 10 Jahre später. Die Episode mit den schlechten wasserbasierten Lacken wehrte nur bis zum MJ 1995 und betraf nicht die Kernsubstanz der Fahrzeuge, sondern es zeigten sich nach ein paar Jahren Lackflecken bzw. der Lack sprang ab und es bildete sich bei Nichtnachlackierung betroffener Stellen dann eben Außenrost.
Bei der Hohlaumversiegelung konnte eventuell deshalb etwas gespart werden, weil die elektrochemischen Verfahren zur Tauchgrundierung der Grundkarosserie auch noch nach der Modellpflege 1 (1990) noch besser wurden und die Fahrzeuge später auch mit Innenkotflügeln ausgestattet wurden.
Danke für die detaillierten Infos!
Ich muss zugeben: Das höre ich zum allerersten Mal.
Was den ersten Modellen natürlich in die Karten spielt sind die fehlenden Verkleidungen, daher kein Gammel durch Kompostansammlung.
Zitat:
@Hutchison123 schrieb am 22. April 2021 um 21:48:38 Uhr:
Danke für die detaillierten Infos!Ich muss zugeben: Das höre ich zum allerersten Mal.
......
Ich habe dieses Infos von meinem Schrauberspezl, der meine beiden SL-Cabrios seit über 20 Jahren betreut. Er machte in den 80ger Jahren bei einem großen MB-Autohaus zunächst eine Lehre und erwarb später auch noch den Kfz-Meisterbrief. Er selbst fuhr privat mehrere W124.
Die ersten 124er gesammelten von innen nach außen... dann gab es eine bessere hohlraum Konservierung mit Einführung des wasserlack rosteten die dann von außen nach innen, einzigee Vorteil man konnte es früher sehen 😉
Ach und 123er und spritzig ist nicht klar könnte man ein 250 oder ähnliches nehmen aber will man damit schnell sein?
Ich krauche übrigens mit 55ps durch den Alltag hatte auch noch keine Probleme... klar gibt es Dinge die mal ersetzt werden müssen aber die haben alle Autos und nennen sich Verschleißteile...
Ein 250 und schnell? Der Tank ist schnell leer, das ist auch alles. Keiner meiner ganzen US-Cars hat soviel gesoffen wie mein 250.
Gut, der war nicht ganz in Ordnung, aber trinkfest ist er auch so.