Mercedes-Benz w205 stilllegen und langfristig einlagern
Hallo zusammen,
ich möchte meinen w205 C200, Bj. 2016, Motor M 274 DE 20 AL mit Schaltgetriebe, für längere Zeit einlagern, geplant ca. 10 Jahre. Das Fz hat 27.500 km gelaufen, letzter Service war ein Service B im Mai 2022. Bis auf eine defekte Lambda-sonde gab es keine außerplanmäßigen Reparaturen, seit 27.11.2024 ist das Fz abgemeldet.
Threads zum Thema Einlagern gibt es bereits hier https://www.motor-talk.de/forum/auto-stillegen-was-beachten-t4779902.html (Toyota Bj. 1992 für 2 Jahre) hier https://www.motor-talk.de/forum/auto-stillegen-was-beachten-t4779902.html (X-Type Bj. unbekannt für 5 Jahre) und hier https://www.motor-talk.de/forum/auto-fuer-mehrere-jahre-einlagern-tipps-t5737164.html (Range Rover P38 4.6 Bj. unbekannt für mehrere Jahre). Aus den bisherigen Beiträgen entnehme ich übereinstimmend:
- Öl- mit Filterwechsel, Batterie raus, ölgetränkte Lappen in Auspuff und Ansaugung
- Reifendruck 3,0 bar (hält der 10 Jahre?)
- waschen, wachsen, Innenraumreinigung, Matten raus
Ich möchte das Thema nochmals für "modernere" Autos aufgreifen und freue mich über eure Meinungen, dabei haben sich mir aus den vorhandenen Threads mehrere Fragen gestellt:
Motor: Gemeinhin wird Fogging-Oil zur Konservierung der Brennräume empfohlen. Lt. Wiki bestehen beim w205 Block und Zylinderkopf aus einer Aluminiumlegierung, zur Beschichtung der Laufbuchsen habe ich nichts gefunden, evtl. "klassisches" Nikasil (?)
- Ist bei einem "modernen" Motor Kontakt-/Korrosion z.B. Kolbenringe noch ein Thema?
- Ist es tatsächlich empfehlenswert, den Motor "ab und zu" von Hand durchzudrehen?
- Ist bei der erwähnten Aluminiumlegierung Korrosion auch eine Gefahr im Kühlmittelkreislauf des Motors?
Kraftstoffanlage: Tankanzeige ist auf "Reserve", genaue Restmenge unbekannt. Meines Wissens hat das Auto einen Kunststofftank, also kein Rostproblem, aber in 10 Jahren wird der jetzt schon nicht mehr frische Kraftstoff sich wohl zersetzt haben.
- Kann der Rest im Tank verbleiben, evtl. Stabilisator dazugeben, ohne bei der Wiederinbetriebnahme Schaden anzurichten? Alternativ wäre, den Tank im Standgas zu leeren, jedoch habe ich wo anders gelesen, das man den Motor nicht mehr gestartet bekommt, wenn die Kraftstoffpumpe mal trockengelaufen war…
- Was ist mit dem Kraftstoff, der im Förderweg bis zum Injektor verbleibt? Hat der schädlichen Effekt, kann man da etwas vorsehen?
Klimaanlage: Kältemittel ist R134a (Baujahre bis Ende 2016). Gemeinhin liest und hört man, dass die Klimaanlage bei alten oder wiederbelebten Autos nicht mehr in Funktion gebracht werden kann, evtl. wegen Undichtigkeiten (?). Bei neueren Autos (Bj. ab ca. 2000) läuft die Klima auch ohne Kühlfunktion immer mit, damit das Schmiermittel im Kältemittel stets umläuft und Schäden an Kompressor, Ventilen etc. vermieden werden.
- Ist es für eine lange Standzeit empfehlenswert, das Kühlmittel vollständig aus der Anlage zu entfernen?
- Oder Kompressoröl ein- oder nachzufüllen, evtl. ohne Kältemittel?
Elektrik/Elektronik:
- Gibt es im w205 außer der Starterbatterie noch weitere "versteckte" Batterien, z.B. im Armaturenbrett z.B. für bestimmte Steuergeräte, oder im KI, die ausgebaut werden sollten?
- Sollte/kann man Bauteile der Elektrik (Steuergeräte, o.ä.) davor schützen, dass sie während der Lagerzeit "von selbst" kaputt gehen?
P.S. falls der Beitrag nicht an der richtigen Stelle ist, bitte ich einen Moderator um Verschiebung...
30 Antworten
Zitat:
@benprettig schrieb am 19. August 2025 um 09:07:52 Uhr:
Bremsflüssigkeit würde ich auch erst nach 6 Jahren wechseln. Die ist ja keinen großen Temperaturschwankungen ausgesetzt, um Wasser durch Ausdehnung/Dehnung zu ziehen.
Es dreht sich nicht um Atmung, es dreht sich um Duffusion durch Kunststoffe.
Ich dachte, die Temperaturschwankungen und die Bewegung des Kolbens in der Manschette, sowie den Schläuchen fördert das?
Ändert aber nichts daran, dass ich es NICHT alle 2 Jahre wechseln würde. Ausser die Bewegungsfahrten beinhalten Gebirgsfahrten, Pässe.
@Gale-B:
- vielen Dank für den Überblick. Kann man den S100 Korrosionsschutz auch anwenden, wenn das Auto ab und zu gefahren wird? oder ist das ein Öl, dass die Bremswirkung aufhebt und normal nicht an Bremsscheiben darf?
Nein, das verwende ich seit vielen Jahren auf den Scheiben und hab keine Probleme.
Ähnliche Themen
Zitat:
@Handschweiß schrieb am 18. August 2025 um 18:19:23 Uhr:
Wer weiß schon, was der in 10 Jahren an Steuer kostet.
Man braucht nur die UN Sustainable Goals 2030 anzuschauen, die D unterschrieben hat, dort steht auf 1000 Einwohner nur 10 Autos, das wäre eine Reduktion von 75% für uns.
Wäre möglich das man das Auto in 10 Jahren nicht mehr zu gelassen bekommt.
Es gibt zig US YT Kanäle die alte Autos wieder beleben, da kann man sich anschauen wo die Probleme dann sind. Fast immer Tank/Benzinleitung..
Zitat:
@benprettig schrieb am 19. August 2025 um 09:42:13 Uhr:
Ich dachte, die Temperaturschwankungen und die Bewegung des Kolbens in der Manschette, sowie den Schläuchen fördert das?
Manschetten und Schläuche sind woraus? 😉
Mir ging es um die Bewegung in diesen Bereichen. Hätte erwartet, dass im Stand da weniger passiert. Eben weil keine Druck- sowie Temperaturänderungen.
Zitat:
@benprettig schrieb am 20. August 2025 um 11:39:38 Uhr:
Mir ging es um die Bewegung in diesen Bereichen. Hätte erwartet, dass im Stand da weniger passiert. Eben weil keine Druck- sowie Temperaturänderungen.
Einfach Regel: Je wärmer dest mehr Diffusion.
Ob die Druckspreizung auf der Bremselitung (Schläuche) da einen Einfluß hat weiß ich nicht, ich denke aber weniger, da ein Auto so 95% ungebremst dahinaltert.
Dann ist meine Vermutung ja doch richtig?
Da die Karre steht und die Bremse, insbesondere der Bremssattel nicht warm werden, habe ich weniger Diffusion und kann den Wechsel hinauszögern. Zusätzlich dachte ich, das die Diffusion begünstigt wird, wenn ich bremse und sich die Flüssikeit bewegt.
Woher kommen eigentlich die 2 Jahre Intervall?
Die Nutzung von Fahrzeugen ist so unterschiedlich. Denke mit den 2 Jahren ist man immer auf der sicheren Seite. Ich habe noch nie gelesen, dass wenn man in den Alpen wohnt, doch bitte jährlich wechseln sollte. Ergo könnte man ableiten, ein Fahrzeug, was im platten Land wenig fährt, kann den Wechsel hinauszögern...
Jedenfalls würde ich bei dem eingelagerten Wagen die Flüssikeit nicht alle 2 Jahre wechseln.
Wenn die Bremsflüssigkeit Wasser zieht, wird es eh erst zum Problem, wenn es so heiß wird, so das sich Dampfblasen bilden. Im Normalbetrieb habe ich noch nicht mehr wie knapp 50 Grad C gemessen. Bei Berg- oder digitaler Autobahnfahrt, dürfte das natürlich anders aussehen.
Weiter muss man natürlich bedenken, dass der Wassereintrag Teile korrodieren lässt, wie eben die Kolben und wir sind wieder beim Thema festgammeln der Bremse.
Wahrscheinlich kann man ne Doktorarbeit über das Thema schreiben. Es gibt auch diese Bremsflüssigkeitstester. Nur im Behälter habe ich nicht die Flüssikeit, die sich im Bremssattel und Leitungen befindet. Es gibt leider keinen Rücklauf.
So sehe ich das auch. Im Betrieb wird die Bremsflüssigkeit am Rad „vor Ort“ natürlich wesentlich mehr gestresst als im Ausgleichsbehälter. Bei Standzeiten dürfte es aber keinen Unterschied geben - im Gegenteil. Da kann durch das Entlüftungsloch im Verschluss des Behälters Luftfeuchtigkeit eindringen. Das Loch dient zum Ausgleich von Luftdruckschwankungen. Ich weiß allerdings nicht, wie das bei dem Mercedes angeordnet ist. Bei meinem 1969er Volvo kann ich es mit Isolierband für die Winterpause abkleben.
Daher halte ich bei ganz überwiegenden Standzeiten eine Messung der Behälterflüssigkeit aussagekräftig fürs ganze System.
Zitat:
@benprettig schrieb am 21. August 2025 um 09:38:50 Uhr:
Da die Karre steht und die Bremse, insbesondere der Bremssattel nicht warm werden, habe ich weniger Diffusion und kann den Wechsel hinauszögern.
Hängt von den Aufstellbedingungen ab. Steht das Auto dauerhaft bei >13 °C (= ca. Jahresmitteltemperatur), wird mehr Feuchte durch den Kunststoff Diffundieren wie unter Außenbedingungen.
Zusätzlich dachte ich, das die Diffusion begünstigt wird, wenn ich bremse und sich die Flüssikeit bewegt.
Der Kolben hat ha eine Mantellänge im Zentimeterbereich - also von Luft bis zum Kolbenraum. Bei der eigentlichen Bremstätigkeit wird der sich zw. Druck und Entlastung aber nur im 1/10-Bereich bewegen.
Wie gut da was über den langen aber sehr geringen Splatmaß zw. zylinder Kolbenwand "diffundieren" kann mag ich nicht einschätzen. Ich denke das meiste geht direkt durch die Kunststoffmantelung durch.
Woher kommen eigentlich die 2 Jahre Intervall?
man wird bestimt mal, vor urlanger Zeit, Fahrzeuge im Feld beprobt haben. Sicherlich mit einer großen Streuung. Da wird man sich am ehsten an der kritischten Meßwerten/zeiträumen orientiert haben. Vllt. noch ein jahr Sicherheitsabschlag gerechnet.
Jedenfalls würde ich bei dem eingelagerten Wagen die Flüssikeit nicht alle 2 Jahre wechseln.
Wenn die Bremsflüssigkeit Wasser zieht, wird es eh erst zum Problem, wenn es so heiß wird, so das sich Dampfblasen bilden.
bei einem chillig zu fahrenden Schönwetterhobel würde ich das vermutlich auch nicht machen, wenn ich keine Hochpasstraßen fahren würde. Eine normale Vollbremsung auf der Landstraße von 100 auf 0 wird den Kolben sicherlich nicht sehr deutlich über 100 °C bringen.
Im Normalbetrieb habe ich noch nicht mehr wie knapp 50 Grad C gemessen. Bei Berg- oder digitaler Autobahnfahrt, dürfte das natürlich anders aussehen.
Eben. Digital wäre dann aber auch wie ein verrückte beschleunigen und tuiefer verzögern ... und das bei entsprechender Motorleistung. Alle paar Minuten mal etwas zügiger bremsen macht den Sattel ja nicht dauerheiß. Die Frage ist vllt. wie heiß der wird wenn man von 200+ bis zum Stand runter muß.
Weiter muss man natürlich bedenken, dass der Wassereintrag Teile korrodieren lässt, wie eben die Kolben und wir sind wieder beim Thema festgammeln der Bremse.
typischerweise rosten die kolben aber an der Luftseite auf den ersten Millimetern. Das würden sie auch wenn Du durchspülst.
Wahrscheinlich kann man ne Doktorarbeit über das Thema schreiben
Auf solche Fragestellungen wird es schon irgendwas an Abschluß/Promo-arbeiten gegeben haben. Habe aber keine Lust zu suchen ;)
Es gibt auch diese Bremsflüssigkeitstester. Nur im Behälter habe ich nicht die Flüssikeit, die sich im Bremssattel und Leitungen befindet. Es gibt leider keinen Rücklauf.
Eben. Weshalb es dann auch unsinnig ist wenn Spezie meinen nur oben abzusaugen und wieder neu auffülllen zu müssen. Auf dem langen Weg zum Sattel steht die alte Suppe weiterhin.
Es ist jetzt ausführlich dargelegt und der TE kann entscheiden, wie er es macht. So schlecht finde ich die Ausführungen nicht, zumal er explizit auch die Bremsflüssigkeit ansprach.
@Motorkult und @benprettig
vielen Dank für eure umfassende Bewertung und die wertvollen Tips. Mit diesem Ausblick kann ich sicher auch den Aufwand in Grenzen halten.
@Volvoluder:
vielen Dank, freue mich über deinen Beitrag sehr, ein lebendiges Beispiel für Fahrspaß, bei dem der Unterhalt nicht völlig ausufert und gleichzeitig den langfristigen Erhalt sichert, also genau was ich suche…
Das Thema mit der Ladung ohne Stromanschluss muss ich mir nochmal gesondert vornehmen, vielen Dank für den Tip.
vielen Dank an alle, die noch fleißig mitdiskutiert haben. Ich nehme mit, dass ein gesundes Maß an Bewegung und regelmäßige wenn auch minimale Wartung vor dem "einrosten" schützt. Ich werde das Auto wieder zulassen und freue mich bald über die letzte Bewegungsfahrt im Spätsommer….
wünsche euch allzeit gute Fahrt