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Meine Erfahrungen mit "China-Radios"

Themenstarteram 13. September 2023 um 16:36

Hallo zusammen,

ich habe die letzten zwei Monate damit verbracht, ein Multimedia-Radio für mein Auto zu finden und einzubauen und wollte nun, da ich den Prozess endlich abgeschlossen habe, mal ein paar meiner Erfahrungen damit teilen, die ja für den ein oder anderen, der noch überlegt, ganz interessant sein könnten. Alles hat damit angefangen, dass sich meine Freundin ein neues Auto zugelegt hat und ich darauf gewissermaßen so neidisch war, dass ich auch etwas neues brauchte. Nun ist renovieren günstiger als umziehen, deshalb hab ich mich dazu entschlossen, den Innenraum meines Autos mal deutlich aufzuwerten.

Ich fahre einen knuffigen Opel Corsa E in der "Comfort"-Ausstattung, was übersetzt heißt, dass er außer vorwärts- und rückwärts fahren eigentlich nicht viel mehr kann. Immerhin war ein bluetooth-fähiges Radio verbaut, womit ich auch lange Zeit sehr zufrieden war, weil mir das für meine simplen Zwecke gereicht hat. Aber so ein Handy oder Navi-Gerät über irgendwelche Halter an Lüftungen und Scheiben zu klemmen sieht halt einfach nicht so knorke aus, deshalb wollte ich endlich ein Radio mit Touchscreen und Konnektivität wie Android Auto. Zunächst gab es die Möglichkeit, sich das von Opel für das Auto vorgesehene Multimediasystem Intellilink 4 einzubauen. Wenn man eine Werkstatt findet, die das machen sollte, sind die Kosten dafür natürlich jenseits von gut und böse. Aber auch der Eigeneinbau ist mit happigen Kosten verbunden, muss man sich das Gerät doch erst aus Großbritannien importieren, neue Verkleidungsstücke für das Amaturenbrett besorgen und die Unterkonstruktion des selbigen passend zurecht flexen, sodass man insgesamt auch auf ca. 900-1000€ kommt - für ein Radio, das 7 Jahre alt, Handykonnektivität nur mit Kabel anbietet und dessen Versorgung mit Kartenmaterial schon 2018 eingestellt wurde.

Die viel zitierten China-Radios aus der Bucht und ähnlichen Plattformen sind da nicht nur preislich deutlich attraktiver, sondern versprechen durch ihr Betriebssystem und ihren Leistungsumfang praktisch unendliche Möglichkeiten. Der schlechte Ruf dieser Gerät kommt nicht unbedingt aus dem nichts und daher gilt grundsätzlich, solche Geräte nur über Quellen zu beziehen, die Retouren und eine gewisse Kundensicherheit gewährleisten - namentlich Amazon oder Ebay. Da die Verkäufer und / oder Hersteller die Qualität der eigenen Produkte oft ganz genau kennen, ist der Rückgabezeitraum von einem Monat i.d.R. auch das einzige Zeitfenster, in dem man auf Support und Rückantworten hoffen kann. Denn ist das Geld erstmal nicht mehr erstattbar, ist der Verkäufer über den Berg. Das muss natürlich nicht für alle gelten, aber gerade Shops mit auf den ersten Blick herausragenden Bewertungen von 99% und mehr tendieren zu diesen Verhaltensmustern - wenn man sieht, dass eigentlich all diese Bewertungen entweder nur Artikel unter 5€ erstanden haben oder alles darüber retourniert haben, weiß man auch wieso. Während die Endgeräte sich zwar immer ziemlich ähnlich sehen, macht die Marke deshalb durchaus einen bedeutenden Unterschied, gibt es doch gravierende Differenzen sowohl in der Software als auch beim Support.

Prinzipiell muss man sich im klaren darüber sein, dass man die 300-800€, die man durch ein Android-Gerät aus China einspart, wieder an Lebenszeit investiert, um Probleme zu beheben und nach Lösungen zu recherchieren. Da ich noch Student bin, ist meine Lebenszeit auf jedenfall günstiger als dieser Betrag, und mit der Zeit macht die Bastelei sogar ein wenig Spaß. Inzwischen bin ich ein kleiner Profi geworden, was Verkabelungen und den Aufbau meines Autos angeht und sämtliche Verkleidungselemente könnte ich im Schlaf abnehmen.

Nach einiger Recherche habe ich A-Sure für mich entdeckt und mir ein Radio mit 2GB Ram und 32GB Speicher bestellt. Um den vollen Funktionsumfang und insbesondere auch die Lenkradsteuerung nutzen zu können, braucht man für den Einbau aller Radios ein auf das Auto zugeschnittenes Einbauset mit Canbus-Adapter und angepassten Kabelbäumen bzw. Steckeradaptern sowie neuen Zierblenden. Das alles war für den Gesamtpreis von nur 200€ ein echt gutes Angebot und ich habe zugeschlagen. Geht man komplett ohne Vorerfahrung an den Einbau des Radios, ist es ein Albtraum. Die Geräte kommen - wenn überhaupt - nur mit einer Bedienungsanleitung für die eigentliche Nutzeroberfläche, die jedoch auch jeder von sich aus bedienen könnte, der schonmal ein Handy in der Hand gehalten hat. Eine Erklärung zur (fahrzeugspezifischen) Installation gibt es eigentlich nirgends und muss sich in Eigenregie erarbeitet und zusammenrecherchiert werden. Das hier ansässige spezifische Corsa-E-Forum kann ich dafür jedenfalls nicht empfehlen, wenn man anstatt Lösungsvorschlägen und Tipps als Gefahr für sich und spätere Käufer des Autos betitelt wird, sobald man das Wort Android-Radio in den Mund nimmt. Hat man den Trick aber erst einmal raus, ähnelt sich die Installation vergleichbarer Geräte aber enorm. Für mich war in dem Zusammenhang auch noch die Erkenntnis interessant, dass die oft mitgelieferten kleinen Plastiklautsprecher, die man gerne als einen ähnlich schlechten Scherz abschreibt wie die Billigmikrofone der Freisprechanlage, durchaus relevant sind, um die Signaltöne des Autos nach Ausbau des OEM-Gerätes noch wiedergeben zu können. Nach erfolgreicher Installation des A-Sure Gerätes war ich auch erstmal zufrieden, konnte aber schon nach wenigen Tagen über ein paar entscheidende Mankos nicht mehr hinwegsehen: Mit 2GB Ram war das Gerät technisch unterdimensioniert, was zu Verzögerungen in der Bedienung und vor allem zu einer instabilen Bluetooth-Verbindung führte, die durch häufige Störgeräusche gekennzeichnet war. Eine stabile und klanglich gute Verbindung mit Android-Auto war nur kabelgestützt möglich - da das Gerät aber wie die meisten nur über einen USB-OTG-Anschluss verfügte, disqualifizierte dies die gleichzeitige Nutzung des Handys und von DAB+, das über einen Stick und Scheibenantenne empfangen wurde.

Ich habe mein Glück also bei einem anderen Gerät vom Hersteller Joyx versucht, das mit 4GB Ram und 64GB Speicher deutlich potenter konfiguriert war. Hier habe ich das erste Mal auch mit einem nicht vorhandenen Kundendienst die Erfahrung gemacht, der die sofortige Rücksendung des Gerätes wohl auch einfach gewohnt war. Insbesondere der UKW-Empfang war unterirdisch, obwohl ich Adapter mit Phantomeinspeisung verwendete, und ich schickte das Gerät deshalb zurück - im Nachhinein betrachtet gab ich vielleicht zu früh auf, da mir der Phantomadapter 4x defekt und erst beim 5. Mal funktionabel zugeschickt wurde und die Schuld vielleicht gar nicht beim Radio lag. Um das Asure trotzdem noch zu ersetzen, habe ich mir darauf hin ein gleich ausgestattetes Gerät vom Hersteller Hikity bestellt. Bei der Installation klappte hier überhaupt nichts, die Vorschläge des Kundenservice waren Quatsch mit Soße und vor allem die Oberfläche des Betriebssystems sah so gruselig billig aus, dass man meinen könnte, es wäre ein Aufkleber auf einem 1€-Spielehandy aus Plastik gewesen. Ein Blick in die softwareseitigen Geräteinformationen ergab, dass das Radio auch weder über die angebenene Android-Version noch die angebene Hardware verfügte. Sofern der Hersteller nicht clever genug ist, diese Android-Maske durch eine programmierte Fake-Seite zu ersetzen, ist das die zuverlässigste Möglichkeit, um nachzukontrollieren, ob man auch erhalten hat, was man bestellt hatte. Ich bin mir auch ziemlich sicher, dass ich mich von sämtlichen Google-Konten hätte verabschieden können, wenn ich mich mit meinen Accountdaten in einer dieser schlecht gefälschten Apps eingeloggt hätte.

Nach diesen Enttäuschen war ich bereit, auch mal einem namenhaften Hersteller eine Chance zu geben. Das Pioneer SPH-DA360DAB versprach da noch das beste Verhältnis aus Leistung und gerade noch zu verschmerzenden Kosten. Als ich das Gerät aber erstmal in den Händen hielt, war ich maßlos enttäuscht. Wie die meisten Geräte auch anderer Hersteller wie Sony und Kenwood war das Display von 7" so winzig klein, dass ich auch gleich wieder mein Handy hätte verwenden können und Android Auto praktisch nur aus Menüleisten bestand. Die Bildschirmqualität lag um Welten unter dem heutigen Standard (und dem der Chinaradios), die Benutzeroberfläche lies vermuten, dass der letzte Designer der Firma irgendwann um 2005 herum gefeuert worden sein musste, und für einen Gesamtpreis von 600€ war das System erstaunlich langsam und ruckelig. Wie auch beim OEM-System stand der Preis für die gebotene Leistung einfach in keinem Verhältnis und ich hasse es, der Gnade von Google ausgeliefert zu sein, welche Apps in irgendeiner abgespeckten Version fürs Auto zugelassen werden.

Eigentlich hatte ich mich schon damit abgefunden, bei meinem Asure-Gerät zu bleiben. Es hatte sich zumindest besser als alle seine Nachfolger erwiesen und irgendwann akzeptierte ich, dass man bei Chinaradios immer irgendwas hat, was nicht funktioniert. Personalisierter Werbung sei Dank startete ich aber noch einen letzten Versuch mit dem V1 Pro von Junsun mit 6GB RAM und 128GB Speicher. Worauf dieser ganze, unsäglich lange Artikel hingearbeitet hat, ist die Erkenntnis, dass es eben auch gute Radios aus China geben kann, die tatsächlich 100% von dem, was sie versprechen, auch erfüllen können. Mit seinen 6GB RAM und 8-Kern-Prozessor läuft das Ding so flüssig wie mein Samsung-Tablet, dass das 4-fache gekostet hat. Junsun hat dazu im Gegensatz zu anderen Firmen auch tatsächlich eine eigene Software mit stimmigem Gesamtdesign entwickelt, die über das Vorinstallieren verschiedenster unbrauchbarer Billigapps hinausgeht. Es hat genug Anschlüsse, dass DAB+ und eine Kabelverbindung gleichzeitig möglich sind, was es aber auch gar nicht braucht, da Bluetooth zum ersten Mal vollkommen flüssig und in Top-Qualität läuft. Ich habe mehr Soundeinstellungen als ich jemals verstehen werde und die Canbus-Integration übersteigt die der anderen um Dimensionen, sodass sich selbst die Klimaanlage steuern lässt, die Lenkradtasten durch unterschiedlich langes Drücken differenziert belegt werden können und die Leitstreifen der Rückfahrkamera dynamisch an den vom Lenkrad eingeschlagenen Winkel angepasst werden. Natürlich lief die Installation auch hier nicht von Anfang an reibungslos ab, aber der Kundensupport war schnell und vor allem auch kompetent, sodass sich alle Fragen in nur 2 Tagen klären ließen.

Was ist nun also die Moral von diesem viel zu langen Text? Nur weil etwas billig ist, ist es nicht schlecht, und erst recht nicht schlechter als Markenprodukte und OEM-Geräte. Mit dem niedrigen Preis macht man also nicht unbedingt Abstriche bei der Qualität, sondern eher noch beim Service und - je nach Bestellort - bei der Rechtssicherheit. Mit ausreichend Geduld habe ich mit der Marke Junsun das perfekte Gerät für mein Auto gefunden, das kann bei einer anderen Automarke und einem anderen Baujahr schon wieder ganz anders aussehen. In diesem Sinne: Viel Glück bei der Suche und gebt nicht all zu schnell auf, denn ich hätte mich auch in den Hintern gebissen, wenn ich es nicht bis zum Ende durchgezogen hätte.

Cockpit nach Navi-Einbau
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18 Antworten
Themenstarteram 4. Januar 2024 um 11:00

Nochmal ein kleiner Nachtrag zu der Eingangsgeschichte, den ich erwähnenswert finde, da außergewöhnlich: Ich habe mir nach einiger Zeit auch eine SIM-Karte in mein Autoradio eingebaut, um es unabhängig vom Handy nutzen zu können. Die Internetverbindung hat aber wohl dafür gesorgt, dass irgendein Prozess nun immer aktualisiert wurde und im Laufe dessen sich das Radio kurz nach Start aufhängte und jedes Mal neustartete. An sich kein großes Problem, aber etwas nervig, da sich die Startzeit des Radios (1 Sekunde nach Umdrehen des Schlüssels) so merklich verlängert hat.

Ich habe daraufhin beschlossen, mein Glück zu testen und den Verkäufer auf Ebay angeschrieben. Innerhalb von 10 Minuten gab es eine Antwort, ein Firmwareupdate samt Installationsanleitung und die erfolgreiche Lösung meines Anliegens. Und das nun gute 6 Monate nach Ablauf der einmonatigen Rückgabefrist. Das hat mich wirklich überrascht, da andere Noname-Hersteller im Gegensatz zu Junsun diesen einen Monat als einzigen Zeitraum ansehen, indem sie zu Support verpflichtet sind und danach den Kontakt abbrechen. Anhaltender Support war bisher eigentlich nur bei Markenherstellern eine Selbstverständlichkeit, für die man dann ja eben auch deutlich draufzahlte. Ich war wirklich positiv überrascht.

..Danke fürs update.

Ähnliche Erfahrung habe ich auch mit den chinesischen Verkäufer gemacht.....

Manche sind echt auf "zack" und helfen schnell..andere, die melden sich einfach nicht

mehr, oder aber, die email ist "falsch". :(

Weiß jemand ob man mit dem bestehenden DAB+ Kabel vom Opel aus direkt an das android Navi anschließen kann oder ist man gezwungen den USB Adapter für zirka 30 Euro zu kaufen? Das original Radio hat dab+. Danke

Weiß zudem jemand ob die original Kamera funktioniert?

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