Marderbiss oder nicht Marderbiss... oder: wie man Kunden für dumm verkauft!
Hallo Leute,
Vor 2 Wochen ging meine Leidensgeschichte los. Ich habe mich für den 16.07.2018 für einen B1-Service gemeldet. Auf der Fahrt dorthin geriet der Wagen plötzlich in den Notlauf. MKL an, mehr als 120 war nicht mehr drin und die erreichte man auch nur mühsam.
Den Meister gleich in die Spur geschickt und am Nachmittag dann die Diagnose:
Marderbiss am Kabel für den Stellmotor der EKAS (Einlasskanalabschaltung). Da ich (IDIOT) keine freie Werkstattwahl hatte, musste der Wagen in eine von der Versicherung gewählte Werkstatt. Eine Karosseriewerkstatt nahm sich dem Fall an... da wurde ich schon stutzig. Also Inspektion erledigt (erfreuliche 313€) und den Wagen nach Hause gefahren, da die Herren nicht so weit fahren wollten um meinen Wagen bei MB abzuholen. Womit kommen sie an? Einen T5 mit Pritsche... Der Fahrer: "Watt wiegt'n der?". Ich: "2.000kg!"... Er lachte lauthals und meinte: "Der kann nur 1,6..." Er setzte sich rein und fuhr meinen Wagen auf die Pritsche. Dabei hob sich das Fahrerhaus bereits bedenklich. Mulmiges Bauchgefühl...
Am nächsten Tag rief mich die Werkstatt an. Da ging das Spiel los. Erst der Vorwurf, ich hätte mit dem Cuttermesser manipuliert, dann wechselte man die Meinung und sagte... nee, Mercedes hat da sicher manipuliert. Das sei man gewöhnt! Bitte was??? Ich gab den Hinweis das das gerade der Vorwurf einer Straftat war. Es sei egal... hier liegt Versicherungsbetrug vor.
Also schickt die Versicherung einen Sachverständigen. Ich habe derweil Mercedes über den Vorwurf informiert, man war "not amused"! Der Sachverständige meint: Kabelbruch! Hää? Fragezeichen!
Das Kabel kommt vorn am Motor hoch, geht dann gerade zwischen den Zylinderbänken nach hinten. In der Mitte dieser Geraden war der "Kabelbruch". Das habe ich bisher noch nie erlebt das ein Kabel an einer nicht vorhandenen Scheuerstelle aufscheuert, sowohl die Textil- als auch die Kabelummantelung dabei zerstört. Das Ganze mit minimalen Bissspuren.
Da die Versicherung sich nun querstellte und die Karosseriefirma immer frecher wurde, indem sie sogar meinem langjährigen Freund und Versicherungsvertreter erzählten, ich würde mir das Ganze nur ausdenken und der Vorwurf der Manipulation wäre erfunden, habe ich mich entschlossen hin zu fahren und mein Auto zu holen. Man händigte mir zwar meinen Schlüssel und die Papiere aus, wollte aber das Fahrzeug hinter mir nicht wegfahren: "es könne ja was passieren!". Unter Androhung mit Polizei, wurde dann endlich der Weg frei gemacht. Da war es inzwischen Freitag. Mein Auto ging zu MB und wurde nun bis heute repariert. 1.600€ hat der Spaß gekostet. Witzig ist, dass die Versicherung für den Sachverständigen 600€ gelöhnt hat.
Sowas habe ich noch nicht erlebt! Konsequenz ist: Versicherung gewechselt, freie Werkstattwahl und nie wieder zu dieser Karosseriefirma!
Habt ihr mal Ähnliches erlebt? Was versprechen sich solche Figuren von solch einem Verhalten?
PS: Ich werde dagegen nicht mit einem Anwalt oder eine Anzeige vorgehen. Das ist mir die Mühe nicht wert und ich sehe geringe Chancen da überhaupt Erfolg zu haben!
Beste Antwort im Thema
So! Termin ist durch. Der Gutachter ist 100%ig davon überzeugt, dass hier ein Marderbiss vorliegt. Er hat Fotos gemacht, Maße genommen (bzgl Zugänglichkeit für Marder) und ein sehr detailiertes Protokoll erstellt.
Er meinte auch, der Sachverständige der Versicherung wurde mit Sicherheit von der Werkstatt bequatscht, denn es sei offensichtlich wie der Schaden entstand. Er hatte sogar ein Mustergebiss aus Plastik dabei, dass exakt auf die Spuren passte.
Nun kümmert sich mein Anwalt darum und schickt das Gutachten mit einem netten Brief zur Versicherung. Da ich ja keine freie Werkstattwahl hatte, müsste ich theoretisch eine erhöhte Selbstbeteiligung zahlen (150€ SB + 500€ Gebühr). Die will mein Anwalt anfechten und auch die Rechnung vom Gutachter über 400€ werden wir in Rechnung stellen. Es bleibt also spannend.
29 Antworten
So! Termin ist durch. Der Gutachter ist 100%ig davon überzeugt, dass hier ein Marderbiss vorliegt. Er hat Fotos gemacht, Maße genommen (bzgl Zugänglichkeit für Marder) und ein sehr detailiertes Protokoll erstellt.
Er meinte auch, der Sachverständige der Versicherung wurde mit Sicherheit von der Werkstatt bequatscht, denn es sei offensichtlich wie der Schaden entstand. Er hatte sogar ein Mustergebiss aus Plastik dabei, dass exakt auf die Spuren passte.
Nun kümmert sich mein Anwalt darum und schickt das Gutachten mit einem netten Brief zur Versicherung. Da ich ja keine freie Werkstattwahl hatte, müsste ich theoretisch eine erhöhte Selbstbeteiligung zahlen (150€ SB + 500€ Gebühr). Die will mein Anwalt anfechten und auch die Rechnung vom Gutachter über 400€ werden wir in Rechnung stellen. Es bleibt also spannend.
Ich habe nun heute mit dem Leiter der Schadensregulierung gesprochen. Hat anscheinend Wirkung wenn man einen hochrangigen Anwalt vorschickt. 🙂
Das Angebot dagegen war sehr frech. Man würde mir 300€ anbieten, die sofort überwiesen werden. Mehr geht nicht, man sei ja rechtlich eh auf der sicheren Seite. Ich habe ganz kurz lachen müssen und ihn nach seiner direkten Durchwahl gefragt, da ich mich rechtlich nicht so gut auskenne und mein Anwalt dann das Gespräch übernehmen würde. Kurze Stille am Telefon und er gab mir die Nummer. 1 Stunde habe ich nix gehört... dann rief mein Anwalt an und sagte mir, es würde jetzt doch nochmal intern geprüft. Der Leiter der Schadensregulierung wäre jetzt nicht mehr so sicher ob nicht doch ein interner Fehler unterlaufen sei.
Also weiterhin spannend, die Geschichte. Der Druck scheint aber Wirkung zu zeigen.
.. da bin ich ja froh in Österreich zu Hause zu sein und die VK von MB zu haben.
Da ist sogar eine Klausel im Vertrag, wenn ich zu MB fahre, dass ich nur den halben SB bezahlen muss. Bei mir anstatt Euro 600.- nur Euro 300.-.
Ich würde normalerweise nie auf die Idee kommen, mit meinem Benz in eine freie Hinterhofbude oder ZB. zu VW oder Toyota zu fahren.
PS: Leider ist eine Rechtsschutzversicherung in diesen Zeiten unumgänglich, um nicht bei jeder Gelgenheit über den Tisch gezogen zu werden.
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Zitat:
@Nico21784 schrieb am 1. August 2018 um 10:27:30 Uhr:
Also weiterhin spannend, die Geschichte. Der Druck scheint aber Wirkung zu zeigen.
So spannend wird das evt. gar nicht werden. Sobald die merken, dass Du mit dem Anwalt nicht nur drohst sondern den auch beauftragt hast wird das vermutlich ganz schnell gehen.
War bei mir bisher immer so. (mehrere Unfälle, immer eindeutige Schuldfrage, gegnerische Versicherungen hat Kürzungen ohne Ende vorgenommen, wurden dann von meinem Anwalt immer schnell auf Normalmaß eingedampft. Eine Klage habe ich noch nie benötigt.)
Gruß
Hagelschaden
Ja, du hattest Recht. Das ging jetzt ganz schnell. Man hätte die Fotos vom Gutachter gar nicht bemerkt (das ich nicht lache) und da sei ja offensichtlich, wie der Schaden entstand.
Ich bekomme den vollen Werkstattbetrag erstattet plus Gutachterkosten. Ich muss keine SB zahlen, man übernimmt das als Entschuldigung. Die Überweisung wird noch heute angewiesen und sollte diese Woche auf meinem Konto landen.
Es ist traurig das man erst mit Anwalt drohen muss. Das ist denen im Endeffekt teurer gekommen als einfach zu regulieren. Wie hier aber schon festgestellt wurde: Es klappt halt bei den Meisten. Nun hat sich mal wieder Einer gewehrt und der gesparte Budget-Topf wird nur um einen Bruchteil reduziert. Tick in the box!
Freut mich für dich, sogar ohne SB 😎
Sie probieren es immer wieder, schön wenn die mal wieder nicht damit durch kamen. Ich möchte nicht wissen wie oft sie damit durch kommen.
Alles Verbrecher, vom Gegenteil muss mich erst einer überzeugen............
Auch wenn hier vielleicht zurecht auf die Versicherung geschimpft wird, aber ist es auch nicht Aufgabe der Versicherung, Schadensfälle zu hinterfragen und zu prüfen, ob man mit dem Geld aller Beitragszahler den Schaden reguliert? Und nein, ich bin kein Angestellter einer Versicherung oder habe mit denen sonst was zu tun.
Ich möchte nicht wissen, wenn die Versicherungen jeden Schadensfall ungeprüft regulieren würde, wie hoch dann die Beiträge wären. Doppelt so hoch? Wir alle zahlen in den Versicherungstopf ein und haben ein Recht darauf, dass die Versicherung mit den Beiträgen gut wirtschaftet. Dazu gehört auch, dass der ein oder andere Schadenfall hinterfragt wird. Ob das in diesem Fall berechtigt war, kann ich natürlich in keinster Weise beurteilen. So wie das geschildert wurde, hat wohl die Versicherung hier "überreagiert". Trotzdem finde ich es gut, dass die Versicherung die Schadensfälle prüft. Schlimmer wäre es, sie würden alles ungeprüft bezahlen.
Da musst du dir keine Gedanken machen, Vers prüfen nahezu jeden Schadenfall.
Bei den Schäden die über Kooperationspartner abgewickelt werden sind etwas entspannter, weil sie eine kritische Betrachtung des Schaden, von diesen erwarten.
Was man ja deutlich in diesem Fall sehen könnte. Aber auch diese haben keine Narrenfreiheit und im Zweifel gibt es Konsorten wie ControlExpert und Co.
Es ist ja auch korrekt, dass eine Versicherung den Schadensfall prüft. Aber es drängt sich leider immer mehr der Eindruck auf, dass Versicherungen ihrer Regulierungspflicht immer öfter mit zum Teil fadenscheinigen Begründungen entkommen wollen! Es findet sich immer wieder ein "Dummer" der seine Rechte nicht kennt oder wahrnimmt und eingeschüchtert wird... Das betrifft ja nicht nur die KFZ Versicherungsbranche!
Diese Verzögerungstaktiken sorgen leider auch dafür, dass mindestens eine Seite immer öfter einen Anwalt einschalten will und muss! So wird auch wieder am Ende die Allgemeinheit mit höheren Beiträgen gestraft, weil auch der Anwalt bezahlt werden will.
Leider selbst erlebt bei einem Bagatellschaden.... Ohne Anwalt war da nichts zu machen!
Hallo ins Forum,
gut, dass es für den TE so ausgegangen ist. Leider muss man den Versicherungen immer mal wieder Beine machen.
Werkstattbindung hab' ich aus gutem Grund nicht drin und trotzdem hat's die Versicherung probiert. Bei einem WSS-Schaden (Steinschlag mit Rissbildung, also klassischer TK-Schaden) wollten die mich partout zur Partner-Glaswerkstatt, die nur eine OEM-Scheibe und keine Originalscheibe verbauen, schicken und haben sich erdreistet, mir anzukündigen, dass sie Kosten einer Vertragswerkstatt kürzen werden. Mein Hinweis auf die freie Werkstattwahl wurde mit den AGB gekontert, sie könnten Vorschriften bei Kaskoschäden machen. Dies stimmt zwar, aber garantiert nicht in Bezug auf Werkstatt, wenn man freie Werkstattwahl hat.
Ich bin dann zum Freundlichen, um die Originalscheibe zu bekommen und damit auch keinen Ärger mit Kamera und Sensoren zu riskieren. Dort das Thema vorgetragen und der reagierte entspannt, da er nach Rahmenvertrag abrechnet und daher die Versicherungen eh nix motzen. Es wurde dann auch einwandfrei alles bezahlt. Beschwerde über den örtlichen Kundendienst gab's trotzdem, die mir übrigens bestätigt haben, dass freie Werkstattwahl nicht über die AGB ausgehöhlt wird. Eine entschuldigende Antwort für die falsche Behandlung durch Schadenshotline gab's dann auch noch.
Geht also auch ohne Anwalt, aber leider viel zu selten.
Viele Grüße
Peter
Zitat:
@Monochromatic schrieb am 1. August 2018 um 15:01:02 Uhr:
Und wer bezahlt den Anwalt?
Meine Freundschaft! Er hatte bis jetzt ja keinen Stress. Eine E-Mail, ein Telefonat... das macht er für mich kostenfrei. Wenn es ernst wird, dann kennt er meine Versicherungsnummer für die Rechtsschutz.
Ich kann verstehen wenn Versicherungen ihren Gutachtern und Werkstätten vertrauen. Aber hier bestand der Vorwurf einer Straftat und damit sollte die Versicherung nicht so leichtfertig umgehen. Die Werkstatt nagt damit auch an der Reputation der Versicherung.
Ich hätte den Sachverständigen dann auch nicht in diese Werkstatt geschickt, sondern den Wagen an neutralere Stelle begutachten lassen. Unweit war eine Dekra-stelle, dort hätte er sich austoben können.
Ich mag es nicht mit Anwälten zu drohen, das hebt solch lapidare Themen immer auf eine unnötige Eskalationsstufe. Aber hier waren MB und ich felsenfest überzeugt und damit musste es sein.
Hallo,
ich denke, die bei den Versicherungen wissen nicht was sie tun.
Ich bin im Vorjahr an einen Mazda-5 hinter mir beim Ausparken etwas angestoßen.
Beim Maza war nichts zu sehen, außer einige alte Schrammen und Steinschläge am Stoßfänger.
An meinem hinteren Stoßfänger war der Abdruck des Kennzeichens vom Mazda. Nach dem Polieren blieb lediglich eine kleine "Verformung", die kaum sichtbar war, zurück.
Ich habe sofort mit dem Handy Bilder der beiden Autos gemacht und bei der Versicherungsmeldung beigefügt.
Als die mir dann mitgeteilt haben, dass der Schaden ca. Euro 2.500.- beim Mazda ausgemacht hat, habe ich da angefragt was da alles gemacht wurde. Die haben mir die Bilder geschickt und siehe da, die Front des Mazda sah aus als wäre der gegen eine wand gefahren, ein Riss im Stoßfänger, das Nummernschil hing einsitig runter und die Abdeckungen für die Abschleppösen fehlten an beiden Seiten. Die Front wurde komplett erneuert.
Meine Fotos haben die offen abr gar nicht angeschaut und ohne weitere Fragen bezahlt.
Damit es sich für meine Versicherung auch auszahlt, habe ich mir dann auch den hinteren Stoßfänger komplett erneuern lassen. Hat ja dann bei MB nur den halben Selbstbehalt minus euro 100.- Rabatt für mich gekostet (Euro 150.-).
Für die Beiträge der Kunden zahlen die offenbar ohne viel Nachfrage alles.