KV-"Risikogruppe" Motorradfahrer?
Hatten wir das Thema hier schon mal?
Habe gesucht, aber nichts gefunden, und da diese Diskussion im Bekanntenkreis (alles keine Moppedisten) letztens aufkam, wollte ich mal nachhaken.
Als ich das letzte Mal die KV wechselte (von der gesetzlichen zurück in die private), stellte mir der nette Vertreter natürlich viele, viele Fragen. Ob ich rauche, ob ich übermäßig Alkohol trinke, ob ich Erbkrankheiten hätte, und so weiter und so fort.
Dann fragte er nach Sportarten, die ich betreibe. Da ich zu dem Zeitpunkt noch ein relativ leistungsstarkes Möpp zugelassen hatte, fragte er, ob ich damit auf die Rennstrecke gehe. Das wäre offensichtlich beitragsrelevant gewesen.
Als Hobbyfahrer ist man hingegen wohl nicht einem erhöhten Risiko ausgesetzt.
Fand ich sehr interessant.
Gibt es eine Statistik darüber, wie viele Hobbymoppedisten jährlich im Straßenverkehr verunglücken (prozentual) und wie viele Hobbyrennfahrer auf der Rennstrecke?
Ich bin der Meinung, dass die Prozentzahl der Rennstreckenfahrer geringer ist als die der Straßenfahrer.
Und müssten dann nicht alle Fahrzeugtreiber einen Sensorenchip eingepflanzt bekommen, und jedesmal, wenn sie im Straßenverkehr über 200 fahren, rutschen sie eine Beitragsstufe höher?
Müssten dann nicht alle Skifahrer und Tennisspieler und generell alle Leistungssportler einen erhöhten Beitrag zahlen?
Viele Bekannte sind der Meinung, als Motorradfahrer setze man sich bewusst einem erhöhten Unfall- und Verletzungsrisiko aus, das man bittesehr auch bezahlen solle.
Wie seht ihr das?
(meine bisher einzige aus einem Moppedunfall resultierende Verletzung musste die gegnerische Seite finanzieren, da ich als Moppedistin nicht schuld war - wie in statistisch belegten 75% aller Motorradunfälle)
19 Antworten
Hallo
Ein Motorradfahrer legt sich im Schnitt vielleicht einmal lang, dabei verletzt er sich mehr oder weniger.
Im Fußball ist mit 30 wohl min. jeder Dritte ein Halber Invalide. Wohl kaum einer an dem nicht min. 1 mal dran rumgeschnippelt wurde.
Ebend. Amateurfussballer sind mit 45 alle Halbinvaliden.
Regelm. Rennstreckenfahrern stürzen alle. Die fahren am Limit und da ist das Limit auch schnell mal überschritten. Meist das des Reifens. Durch die Gegebenheiten auf dem Track gehen stürze aber meist glimpflich aus. Daraus würde ich als private KV auch ein höheres Risiko ableiten.
Die frage ist, wenn ich das mit "nein" beantworte und 1 Jahr später doch mal auf einer Rennstrecke beim Perfektionstraining verunglücke. Könnte ein Problem werden oder?
Hallo
Ich glaube nicht das die Motorradfahrer, welche mehr oder weniger häufig auf einer Rennstrecke unterwegs sind Krankenkassemäßig statistisch relevant sind?
Wenn Du erst nach Versicherungsabschluss anfängst auf die Renne zu gehen, dann musst Du das Deiner Versicherung mitteielen. So steht es zumindest in den meisten Verträgen, die ich kenne. Änderungen sind dem Versicherer bekannt zu machen.
Aber wir dürfen hier nicht die Dinge vermischen: Der Vericherung ist es egal, ob etwas passiert oder nicht. Nicht egal ist ihr, ob sie zahlen muss, oder nicht. Das ist ein Unterschied. Eine Versicherung hat ein Interesse daran, dass der Versicherungsnehmer den Schaden nicht verursacht. Im Strasseverkehr ist es bei Motorradunfällen sehr häufig der Fall, dass der Zweirädler nicht schuld ist. Insofern deckt die gegnerische Versicherung den Schaden. Auf dem Kringel ist der Moppedfahrer meist der Verursacher, somit muss die eigene Versicherung aufkommen und das Risiko ist halt hier auch höher (siehe Post von Lew). Deshalb der Unterschied 😉
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Man findet es immer ungerecht, wenn man mit anderen in einen Topf geworfen wird. Das ist verständlich und geht mir genauso.
Versicherungen arbeiten aber naturgemäss mit grossen Zahlen und machen Statistiken. Dazu werfen sie Gruppen von Menschen in einen Topf und bewerten sie. Richtig bewusst wird einem das, wenn man eine Berufsunfähigkeits Versicherung abschliesst. Und siehe da, gewisse Risikogruppen sind ausgeschlossen oder müssen erhöhte Beiträge zahlen. Da wären Rennfahrer oder auch Berufstaucher. Natürlich wird jetzt jeder von sich behaupten, er fährt vernünftig und solche Verallgemeinerungen sing ungerecht. Schaut man sich aber Motorradunfälle an, dann sieht man, dass häufig Knochenbrüche (teuer) oder auch anschliessend Querschnittslähmungen (berufsunfähig) die Folge sind.
Jetzt wird's makaber: Todesfälle sind für Krankenversicherungen positiv, da für sie keine Kosten anfallen und ein bisheriger Bruttobeitragszahler nicht in das Alter kommt, in dem er mehr kostet als zahlt.
80% aller Krankenkosten verursacht ein Mensch in seinen beiden letzten Lebensjahren. Und das ist unabhängig davon, wie alt er ist wenn er stirbt.
Der Knackpunkt ist nur herauszufinden, wann die 2 Jahre anfangen,😉
Zitat:
Original geschrieben von Lewellyn
80% aller Krankenkosten verursacht ein Mensch in seinen beiden letzten Lebensjahren. Und das ist unabhängig davon, wie alt er ist wenn er stirbt.Der Knackpunkt ist nur herauszufinden, wann die 2 Jahre anfangen,😉
Jein,
Moppedfahrer überleben einen Unfall mehr oder minder gut oder versterben relativ schnell 🙁 Nun ja, bis auf die Komapatienten 😰
Zitat:
Original geschrieben von Fischmanni
Hallo
Ich glaube nicht das die Motorradfahrer, welche mehr oder weniger häufig auf einer Rennstrecke unterwegs sind Krankenkassemäßig statistisch relevant sind?
Das glaube ich ehrlich gesagt auch nicht, da m.M. solche Unfälle mit schwerwiegenden Folgen auf den Rennstrecken wohl nicht so häufig vorkommen wie im öffentlichen Verkehrsraum.
Zum einen dürfte das an den baulichen Gegebenheiten der Rennstrecke liegen, zum anderen wohl auch daran, dass zum überwiegenden Teil die Leute auf die Renne fahren, die sich des erhöhten Risikos bewusst sind.
So alte Säcke wie ich sind auf der Renne fehl am Platz...dafür sind dann Sicherheitstrainings eindeutig die bessere Wahl.😁😉
Zitat:
Original geschrieben von volvosilke
(meine bisher einzige aus einem Moppedunfall resultierende Verletzung musste die gegnerische Seite finanzieren, da ich als Moppedistin nicht schuld war - wie in statistisch belegten 75% aller Motorradunfälle)
Hallo,
das ist so eine Aussage gegen die ich kämpfe, denn hier werden nur die Unfälle zusammen ausgewertet, die zwischen Auto und Motorrad passieren. Die Unfälle bei denen ein Moppedfahrer alleine 'abfliegt' sind hier nicht erfasst.
@Vulkanistor: die Aussage von Dir unterstreiche ich NICHT
Zitat:
Original geschrieben von jogie63
[...]denn hier werden nur die Unfälle zusammen ausgewertet, die zwischen Auto und Motorrad passieren. Die Unfälle bei denen ein Moppedfahrer alleine 'abfliegt' sind hier nicht erfasst. [...]
Stimmt, das hatte ich gar nicht bedacht.
Der KV wird es wohl hauptsächlich um Sport gehen. Sowas wie am Gummiseil sinnlos über ne Klippe springen, mit Nylongewebe an Seilen aus Flugzeugen springen oder einfach nur Motorsport.
Bei den meisten Assekuranzen geht es nicht um den Besuch der Rennstrecke an sich, sondern um Teilnahme an Rennen - sehr oft "Veranstaltung zur Erzielung von Höchstgeschwindigkeiten" bezeichnet. Aus diesem Grund wird bei einem Teil der Veranstalter das fröhliche Kringelheizen ausdrücklich als "Prüf- und Einstellungsfahrt" deklariert.
Grundsätzlich finde ich schon richtig, dass jeder für sein eigenes Risiko aufkommt, weil IMHO nicht einzusehen ist, wieso ein Stubenhocker für die Sportverletzungen von irgendwelchen Spinnern aufkommen soll. Soweit die Theorie. Praktisch ist es nun mal so, dass gewisse Risiken vergemeinschaftet werden, darunter eben auch das Motorradfahren. IMHO ist dabei irrelevant, ob das Verletzungsrisiko dabei signifikant höher ist als anderswo, es ist einfach ein vermeidbares Risiko.
Solange aber die Gemeinschaft auch für Raucher und Alkoholiker aufkommen muss (etwas, was definitiv unnötig ist - mit dem Motorrad kommt man ja wenigstens noch von A nach B!), habe ich als Motorradfahrer eigentlich kaum ein schlechtes Gewissen in Bezug auf die Vergemeinschaftung meines Risikos.
Da stimme ich dir zu, das Problem ist nur, dass die meisten Unfälle im Haushalt passieren und den kann man nicht so einfach "vermeiden", um das Risiko zu senken. Der Sesselfurzer ist also nicht weniger unfallträchtig, als der Motorradfahrer.
Aber ansonsten volle Zustimmung, solange Alkohol und Zigaretten in Deutschland legal sind, braucht man sich über das Motorradfahren keine Gedanken machen. Im letzten Jahr sind alleine 15.000 Menschen an alkoholbedingten Ursachen gestorben, gegenüber 3.600 Menschen im gesamten Straßenverkehr und davon wohl nur wenige hundert Motorradfahrer (hat jemand die genaue 2011er Zahl schon?). Wenn man sich in den einschlägigen Rennstreckenforen umschaut, sterben dort pro Jahr i.d.R. 1-2 Fahrer. Für mich steht völlig außer Frage, dass das Motorradfahren auf der Landstraße um ein vielfaches gefährlicher ist, als das Fahren auf einer Rennstrecke. Es ist einfach, Rennstreckenfahrer als Risikogruppe einzustufen, sachlich haltbar ist das aber nicht, gerade wenn man bedenkt, dass man auf der Rennstrecke ganz anders als im öffentlichen Straßenverkehr niemand mit Schlappen, Shorts, T-Shirt und Braincap fahren sieht. Wenn solche Leute selbst einem Unfall verursachen, sollte man ihnen einen deutlichen Teil der Behandlungskosten in Rechnung stellen. Und da braucht mir auch keine mit dem Argument kommen, wer richtige Motorradkleidung definieren will - dass T-Shirt und Shorts ganz sicher keine richtige Bekleidung sind, steht wohl außer Frage.
In der Krankenkasse war die Rennstrecke für mich bisher im Übrigen kein Thema, wohl aber in der Unfallversicherung, die mir gezielt auch die Absicherung auf der Rennstrecke bestätigt hat.