Kurvengeschwindigkeiten und Sicht

Hi,
schreibe den Thread weil ich mit dem Gedanken spiele mich von meinem Mopedfahrer "Freundeskreis" zu trennen.
Anlass dazu war der Unfall im Namlostal vor ein paar Tagen. Ein Biker ist am Kurvenausgang gestürzt, in der Zeit danach sind mehrere nachfolgende Maschinen auf den Verunfallten daufgefahren.

Ich fahre in der Regel Solo deutlich langsamer als in der Gruppe. Nennenswerte Schräglage erreiche ich nur in Kurven deren Ausgang und Bodenbelag ich einsehen kann.

Meine "Crew" fährt eher nach dem Stil "120 in jede Kurve". Natürlich aber nur auf Strecken die sie bereits kennen und somit den Kurvenverlauf sauber kennen. Insofern ist das Tempo zwar relativ hoch, aber dem Straßenverlauf ,der ja bekannt ist, angepasst.

Zurückdenkend an den oben beschriebenen Unfall war ich mit ziemlich sicher dass ich in der Situation alleine definitiv hätte ausweichen können in der Gruppe aber definitiv nicht.

Bin ich dann auf diversen Paßstraßen unterwegs, bin ich zwar schneller als alle Autos, aber werde gefühlt von 70% der Mopedfahrer überholt. Sind die alle Irre oder bin ich hier der Angsthase?

LG Haasinger

Beste Antwort im Thema

Ich sehe das so: Jede Kurve hat zwei Höchstgeschwindigkeiten, eine nach Straße und eine nach Sicht. Die nach Sicht ist fast immer deutlich geringer. Wer wie Dein Freundeskreis nach Straße fährt, der spielt russisches Roulette.

Klar, es verliert nur ab und zu jemand, aber ich habe keine Lust dieser Verlierer zu sein. Ich fahre nach Sicht. Sollen mich andere für einen Angsthasen halten, das ist mir egal. Ich komme dafür mit größerer Wahrscheinlichkeit gesund nach Hause.

Gruß Michael

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Ich sehe das so: Jede Kurve hat zwei Höchstgeschwindigkeiten, eine nach Straße und eine nach Sicht. Die nach Sicht ist fast immer deutlich geringer. Wer wie Dein Freundeskreis nach Straße fährt, der spielt russisches Roulette.

Klar, es verliert nur ab und zu jemand, aber ich habe keine Lust dieser Verlierer zu sein. Ich fahre nach Sicht. Sollen mich andere für einen Angsthasen halten, das ist mir egal. Ich komme dafür mit größerer Wahrscheinlichkeit gesund nach Hause.

Gruß Michael

Wenn du dich in der Gruppe nicht mehr wohlfühlst, fahre alleine oder vielleicht mit zwei/drei Teilnehmern aus der Gruppe, die genauso denken. Sind vielleicht die, die ziemlich am Schluss fahren.

Zitat:

@cng-lpg schrieb am 4. September 2018 um 19:18:15 Uhr:


Jede Kurve hat zwei Höchstgeschwindigkeiten, eine nach Straße und eine nach Sicht.
[...] Ich fahre nach Sicht. Sollen mich andere für einen Angsthasen halten, das ist mir egal. Ich komme dafür mit größerer Wahrscheinlichkeit gesund nach Hause.

Genauso ist es - das verstehen aber wohl viele nicht. Ich fahre auch lieber auf Sicht, statt unter dem nächsten Trecker zu landen - und das würde ich jedem empfehlen. Wenn Deine Crew nicht so fährt, würde ich in Zukunft alleine fahren.

Ich hab mal eine Alpentour in einer großen Truppe gemacht. Die wurde dann geteilt - in einer Gruppe waren die langsamen Fahrer, in der anderen die schnellen.
Auf einer sehr schmalen, unübersichtlichen Bergstraße haben wir (die Langsamen) die Schnellen dann eingeholt. Es stand in Fiat ganz rechts, fast alle waren vorbei gekommen. Nur ein Teilnehmer hatte sich erschreckt, überbremst und lang gelegt.
Ob deshalb in den Alpen so viele Schilder stehen mit "Gib deinem Schutzengel eine Chance"???

Fahren auf Sicht ist immer die bessere, weil sicherere Alternative. Aber selbst die hat ihre Tücken. Neuestes Beispiel - erst vor 14 Tagen persönlich erlebt: Ich überhole in einer gut übersichtlichen langgezogenen Rechtskurve einen LKW. Auf gleicher Höhe mit dem LKW - ich habe bereits freien Blick auf die Straße vor dem LKW - zieht ein Traktor mit Anhänger ohne Rücksicht auf den fließenden Verkehr von rechts aus einem Feldweg auf die Bundesstraße. Ich bin dem LKW-Fahrer vermutzewig dankbar, dass er "geschaltet" hat - sprich: mich gesehen und sein Fahrzeug abgebremst hat. Wenn er nach links ausgewichen wäre, hätte ich sehr schnell ein großes Problem gehabt.... Den Traktorfahrer hätte ich gerne geohrfeigt.......Will sagen: Selbst fahren "auf Sicht" ist nicht ganz ohne Risiko.... Aber wer Motorrad fahren will, muss dieses Risiko wohl in Kauf nehmen.

Zitat:

@PeterBH schrieb am 4. September 2018 um 19:35:37 Uhr:


Wenn du dich in der Gruppe nicht mehr wohlfühlst, fahre alleine oder vielleicht mit zwei/drei Teilnehmern aus der Gruppe, die genauso denken. Sind vielleicht die, die ziemlich am Schluss fahren.

Seh ich genau so.
Ich lass mir doch nicht einen Fahrstil aufzwingen bei dem ich mich nicht mehr Wohl fühl. Mal kurz Angasen ist ja ok, aber auf Dauer ..nee!

Mach ich auch ganz gerne. Kommt in den Bergen eine ach so schnelle, schon drängelnde Truppe von hinten an - ein paar 100 m Stoff und die dann großzügig vorbei winken.

Das Problem in der Gruppe ist der ausreichende Sicherheitsabstand. Das liegt daran, dass häufig die Rangordnung so ist, dass hinten die Schnelleren fahren. Das ist falsch. Die Schnellen müssen vorne weg fahren und ggf. auf die anderen warten. Und jeder sollte die Möglichkeit haben, seinen eigenen Stil zu fahren ohne irgendwelchen Gruppendruck. Etappenziel ausmachen und jeder fährt wie er will.

genau so!

Ich kenne das Namlostal wirklich ganz gut und bezeichne mich nicht unbedingt als Nasenbohrer - aber was dort teilweise abgeht, spottet jeder Beschreibung. Diese "schnellen Jungs" sollte man einfach ziehen lassen. Bei geschätzt jeder 5 Tour hat sich da einer gewürfelt, auf der Strecke Linderhof-Plansee habe ich drei Unfälle als traurigen Rekord eingesammelt.

Man sollte sich tunlichst davor hüten, im Gruppenzwang über seine Grenzen zu gehen. Es muss einfach Spaß machen und die Geschwindigkeit muss im eigenen Wohlfühlbereich liegen.

Zitat:

@kandidatnr2 schrieb am 4. September 2018 um 20:50:50 Uhr:


Das Problem in der Gruppe ist der ausreichende Sicherheitsabstand. Das liegt daran, dass häufig die Rangordnung so ist, dass hinten die Schnelleren fahren. Das ist falsch. Die Schnellen müssen vorne weg fahren und ggf. auf die anderen warten. Und jeder sollte die Möglichkeit haben, seinen eigenen Stil zu fahren ohne irgendwelchen Gruppendruck. Etappenziel ausmachen und jeder fährt wie er will.

Was die Fachliteratur (Bücher, Foren, Vlogs) dazu gebetsmühlenartig wiederholt:

  • Ganz vorne der sogenannte Road Captain. Er kennt den Weg, ihm fährt man nach.
  • An zweiter Position (bzw. in der Gruppe direkt nach dem RC): Die langsamen Fahrer. Sie geben die Geschwindigkeit vor.
  • An dritter Position (bzw. in der Gruppe nach den langsamen Fahrern): Die schnellen Fahrer. Sie passen sich der Gruppe an.

Das klappt vermutlich bei Autobahnfahrten, schnurgeraden Landstraßen in norddeutschen Tiefebenen und bei riesigen Gruppen.

Wo es nicht klappt: Bei stark befahrenen Straßen die von vielen Motorradfahrern frequentiert werden - und bei denen die schnelle Fraktion aus dem Verbund vorneweg fahren will.
_____

Meine Erfahrung mit der "Konfiguration":

Subjektiv: Es wurde nicht auf mich geachtet. Ich war zu langsam, wurde vom RC "gezogen" und von den Schnellen "gehetzt". Das haben sie sicherlich nicht mutwillig getan, es war meine ganz persönliche Wahrnehmung.

Was habe ich getan? Mich ziehen und hetzen lassen. Der Tag war für mich kein schöner Tag. Zumal dann immer wieder relativ lange Pausen dabei waren. Rauchen, Essen, Rauchen, Tanken mit Rauchen und Essen, ...

Was mir bei meinen Fahrten (alleine) immer wieder auffällt: Mich überholen immer wieder die gleichen Gruppen/Einzelfahrer. Sie sind zwar auf kurzen Etappen schneller, machen aber entweder öfter Pause oder fahren einfach "ruckartig" - und ich überhole sie dann auf der Bahn mit meinen möglichst konstanten 120-130 km/h.

Wenn mich jemand zwischen Rosenheim bis kurz vor Stuttgart 6x überholt hat er entweder einen verdammt kleinen Tank, eine verdamt kleine Blase, ein Problem mit Nikotinmangel oder einen sehr digitalen Fahrstil. Anders kann ich es mir nicht erklären. 😉

Konsequenz für mich: Nach dem Erlebnis in der größeren Gruppe bin ich nur noch zu zweit oder maximal zu dritt gefahren. War deutlich entspannter als in einer Gruppe mit 8 Personen.

Und: Primär bin ich alleine unterwegs. Dann kann ich auch anhalten wann ich will, die Landschaft, Kühe am Straßenrand oder auch die Wolken fotograpixeln wenn ich es will. So komme ich evtl. sogar entspannter an als die "digitalen Fahrer"?

Grüße, Martin

Wenn man solo langsamer fährt als in der Gruppe, dann passt das nicht. Umgekehrt kann man sich anpassen.
Btw: Ich habe nichts gegen Geselligkeit, finde es aber erschreckend wie viele Motorradkolonnen mit mehr als 10 Fahrzeugen sich auf klassischen Motorradstrecken tummeln. Als Autofahrer hat man 0 Cahnce diese Bummelveranstaltungen zu überholen und als Motorradfahrer nicht viel mehr. Ich verstehe nicht, warum man sich da nicht in Teilgruppen aufspaltet und dann gemeinesame Ziele anfährt.
Würde bei einer so großen Gruppe der RC ein Tempo anschlagen, dass auch nur einigermaßen etwas mit Motorradfahren zu tun hat, ist der letzte immer auf 110 %. Und deshalb fahren diese Kolonnen urgemütlich und gerne mit fragwürdigen Abständen durch die Gegend - mit genau den absehbaren Folgen für andere Verkehrsteilnehmer.

Ist die Frage ob diese Gruppen wirklich zusammengehören oder ob sie sich "zufällig finden".

Ich rutsche manchmal ja auch in solche Verbände mit rein - gehöre aber nicht dazu. Winke sie gerne eifrig vorbei oder suche mir dann eine Haltemöglichkeit (Bushaltestelle, etc.) um sie passieren zu lassen.

Bringt aber auf stark frequentierten Strecken am Wochenende nichts - denn die nächste Gruppe lauert schon hinter einem. 😁

Darum bin ich lieber werktags gefahren... Das geht nun leider nicht mehr bei mir. 🙁

Grüße, Martin

Zitat:

@Haasinger schrieb am 4. September 2018 um 17:57:41 Uhr:


...
Bin ich dann auf diversen Paßstraßen unterwegs, bin ich zwar schneller als alle Autos, aber werde gefühlt von 70% der Mopedfahrer überholt. Sind die alle Irre oder bin ich hier der Angsthase?
...

Zum Thema Sicht und Kurven ist ja alles gesagt.

Kleine Anmerkung zu dem Punkt, dass "alle" einen überholen:
Naturgemäs trifft man unterwegs nur die, die entweder langsamer oder schneller fahren. Die mit ungefähr der gleichen Geschwindigkeit bleiben mehr oder weniger im gleichen Abstand zu Dir. Du wirst denen also nicht begegnen können.

Auch daher kommt manchmal der Eindruck, dass mal wieder nur Raser oder Schnarchsäcke unterwegs sind.

Daher ist es doch besser in kleineren Gruppen zu fahren. Wir fahren max. mit 5-6 Moopeds, oft aber auch nur zu dritt.

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