Kleine Hommage an das Polfett

Opel Corsa B

Guten Tag,

meine Freundin fährt einen B Corsa BJ 2000. Bisher verrichtet er mehr oder minder treu seine Dienste... wäre da nicht das leidige Problem, dass der Wagen ständig Starthilfe braucht. Irgendwann wurde es mir zu dumm. Ich habe die Batteriekontakte abgeschliffen, die Kontakte mit Polfett eingeschmiert und die Schrauben ordentlich angezogen. Lange Zeit war Ruhe. Den ganzen Winter über startete der Wagen problemlos. Heute gerade noch gefahren sprang er auf einmal nicht mehr an. Ich durfte wiedermal Starthilfe geben. Und was sahen meine Äuglein: Der Vater, der den Kurbelwellensensor getauscht hatte, war wohl von dem komischen Zeug auf den Kontakten irritiert und hatte es heruntergewaschen.

Wenn ich mal wieder eine Schrottbatterie für 10 Euro kaufe, ist Polfett das erste, was auf die Kontakte kommt... und ich habe absolut noch nie Probleme mit den Kontakten gehabt. Nur diejenigen, die meinen, darauf verzichten zu können, stehen regelmäßig blöd dar, und brauchen Hilfe.

Eigentlich traurig, dass scheinbar sogar Werkstätten von dem Zeug abraten... allerdings auch kein Wunder, denn so kann man dem dummen Kunden gleich eine neue Batterie einbauen und dem nächsten dummen Kunden die vormals eigene als kostengünstigen Austausch anbieten. Dass es in der Produktion von Autos nicht mehr eingesetzt wird, liegt wohl am Gebatze, aber doch bitte nicht aus Faulheit an sowas einfachem und effektiven Sparen ;-)

Beste Antwort im Thema

Zitat:

Original geschrieben von Ronson001


bitte?

Naja ist doch ganz einfach. Bei alten Batterien traten Schwefelsäuredämpfe aus, die zusammen mit dem Blei der Kontakte das nicht-leitende Blei(II)sulfat gebildet haben (Pb + SO4(2-) -> PbSO4 + 2e-). Das tritt ja - angeblich - bei wartungsfreien Akkumulatoren nicht mehr auf. Leider gibt es aber nach wie vor die Luftfeuchtigkeit, welche überall vorhanden ist. Hier geht das CO2, SO2 sowie O2 mit in der Luft gelöstem H20 eigene Verbindungen ein, nämlich das H2CO3 sowie H2SO3. Diese Stoffe stellen ein Elektrolyt dar, welches mit den unterschiedlichen Metallen der Kontakte (Blei und Eisen) vereinfacht eine Batterie bilden - ein sogenanntes Lokalelement.

Jetzt passiert am Kontakt genau das Gleiche wie in einer Batterie auch: Das Metall mit dem niedrigeren Standard-Elektrodenpotential wird zur Anode, das Metall mit dem höheren Potential wird zur Kathode. Nun findet ein Ladungsträgertransport statt, welcher eines der Metalle oxidiert, sowie das zweite Metall reduziert. Ich habe jetzt keine Lust die genauen Potentialwerte nachzulesen, es entsteht aber entweder Bleioxid oder Eisenoxid. Beides sind Nichtleiter und erzeugen damit einen steigenden Übergangswiderstand welcher zu einem Spannungsabfall und damit einem "Schlapp machen" der Batterie führen.

Weiterhin gibt es auch noch die Sauerstoffkorrosion, die dann eintritt, wenn Sauerstoff und Wasser mit Metallen in Berührung kommen. Beides ist natürlich der Fall bei den Kontakten der Autobatterie. Dabei schlägt sich Luftfeuchtigkeit am Kontakt nieder. Auf Grund des Sauerstoff-Konzentrationsgefälles der Luft zum Kondensat erfolgt eine Diffusion von Sauerstoffmolekülen in das Wasser hinein. Da der Sauerstoffzugang am frei zugänglichen Teil der Kontakte höher ist, als in jenen, die von der Klammer umschlossen werden, ergibt sich ein Konzentrationsgefälle des Sauerstoff innerhalb des kondensierten Wassers. Dieses Konzentrationsgefälle erzeugt somit selbst ein Lokalelement (siehe oben) da die vergleichsweise hoch angereicherten Bereiche die Kathode, die schwach angereicherten Bereiche die Anode bilden. Es kommt zu einer Oxidation der umliegenden Metalle, welche in der elektrochemischen Spannungsreihe nachvollzogen werden können.

Langer rede, kurzer Sinn: Auch wenn keine Säuredämpfe austreten kommt es zwar zu einer vergleichsweise langsamen, aber dennoch vorhandenen und fortschreitenden Oxidation. Und dagegen hilft auch das beste Einpacken der Batterie nichts, da diese nicht Gas- und Diffusionsdicht verpackt werden.

Ist doch also ganz einfach: Auch heute noch macht Polfett Sinn!

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Zitat:

Original geschrieben von Sir Nails


Dass es in der Produktion von Autos nicht mehr eingesetzt wird, liegt wohl am Gebatze ...

Moin,

hääh, an was?
Ansonsten verstehe ich auch nicht ganz, warum das Polfett nicht mehr verwendet wird, aber vielleicht kann uns hier ein Werkstatt-User aufklären.

Gruß, Erik.

Zitat:

Original geschrieben von Projekt X 1/4



Zitat:

Original geschrieben von Sir Nails


Dass es in der Produktion von Autos nicht mehr eingesetzt wird, liegt wohl am Gebatze ...
Moin,

hääh, an was?
Ansonsten verstehe ich auch nicht ganz, warum das Polfett nicht mehr verwendet wird, aber vielleicht kann uns hier ein Werkstatt-User aufklären.

Gruß, Erik.

Da kam der Bayer durch 🙂 Das gesuchte Wort heißt geschmiere.

http://forum.gute-fahrt.de/showpost.php?p=100357&postcount=14

Beim Corsa B ist die Batterie unter den Lüftungsschlitzen, direkt dem Regen oder Spritzwasser ausgesetzt. Daher von den Fachwerkstätten absolut fahrlässig, die nicht mit Polfett zu versehen. Es ist mir schleierhaft und beim Corsa B einer der störendsten Punkte, wie die Batterie situiert ist. 1. der Nässe ausgesetzt und 2. beim Wechsel müssen die Lüftungslamellen demontiert werden, damit man die Batterie raus und wieder reinbekommt.

Polfett hilft übrigens auch beim Fahrrad, bei Scheinwerfer und Rücklicht, deren Kontakte auch der Korrosion ausgesetzt sind.

Zitat:

Original geschrieben von Ronson001


http://forum.gute-fahrt.de/showpost.php?p=100357&postcount=14
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Zitat:

Original geschrieben von Ronson001


http://forum.gute-fahrt.de/showpost.php?p=100357&postcount=14

Und die Luftfeuchtigkeit wurde wohl auch auch inzwischen abgeschafft, oder? ;-)

bitte?

Zitat:

Original geschrieben von Ronson001


bitte?

Naja ist doch ganz einfach. Bei alten Batterien traten Schwefelsäuredämpfe aus, die zusammen mit dem Blei der Kontakte das nicht-leitende Blei(II)sulfat gebildet haben (Pb + SO4(2-) -> PbSO4 + 2e-). Das tritt ja - angeblich - bei wartungsfreien Akkumulatoren nicht mehr auf. Leider gibt es aber nach wie vor die Luftfeuchtigkeit, welche überall vorhanden ist. Hier geht das CO2, SO2 sowie O2 mit in der Luft gelöstem H20 eigene Verbindungen ein, nämlich das H2CO3 sowie H2SO3. Diese Stoffe stellen ein Elektrolyt dar, welches mit den unterschiedlichen Metallen der Kontakte (Blei und Eisen) vereinfacht eine Batterie bilden - ein sogenanntes Lokalelement.

Jetzt passiert am Kontakt genau das Gleiche wie in einer Batterie auch: Das Metall mit dem niedrigeren Standard-Elektrodenpotential wird zur Anode, das Metall mit dem höheren Potential wird zur Kathode. Nun findet ein Ladungsträgertransport statt, welcher eines der Metalle oxidiert, sowie das zweite Metall reduziert. Ich habe jetzt keine Lust die genauen Potentialwerte nachzulesen, es entsteht aber entweder Bleioxid oder Eisenoxid. Beides sind Nichtleiter und erzeugen damit einen steigenden Übergangswiderstand welcher zu einem Spannungsabfall und damit einem "Schlapp machen" der Batterie führen.

Weiterhin gibt es auch noch die Sauerstoffkorrosion, die dann eintritt, wenn Sauerstoff und Wasser mit Metallen in Berührung kommen. Beides ist natürlich der Fall bei den Kontakten der Autobatterie. Dabei schlägt sich Luftfeuchtigkeit am Kontakt nieder. Auf Grund des Sauerstoff-Konzentrationsgefälles der Luft zum Kondensat erfolgt eine Diffusion von Sauerstoffmolekülen in das Wasser hinein. Da der Sauerstoffzugang am frei zugänglichen Teil der Kontakte höher ist, als in jenen, die von der Klammer umschlossen werden, ergibt sich ein Konzentrationsgefälle des Sauerstoff innerhalb des kondensierten Wassers. Dieses Konzentrationsgefälle erzeugt somit selbst ein Lokalelement (siehe oben) da die vergleichsweise hoch angereicherten Bereiche die Kathode, die schwach angereicherten Bereiche die Anode bilden. Es kommt zu einer Oxidation der umliegenden Metalle, welche in der elektrochemischen Spannungsreihe nachvollzogen werden können.

Langer rede, kurzer Sinn: Auch wenn keine Säuredämpfe austreten kommt es zwar zu einer vergleichsweise langsamen, aber dennoch vorhandenen und fortschreitenden Oxidation. Und dagegen hilft auch das beste Einpacken der Batterie nichts, da diese nicht Gas- und Diffusionsdicht verpackt werden.

Ist doch also ganz einfach: Auch heute noch macht Polfett Sinn!

Hat auch keiner bestritten.

Du denkst aber nicht wirtschaftlich.
-Polfett: Kostenfaktor.
-Weiterhin würde damit die geplante Obsoleszenz nach hinten verschoben werden, wodurch man weniger AUtobatterien verkaufen würde.
Du denkst zu Kundenorientiert. 😉

Ist doch also ganz einfach: Mehr Polfett, weniger Umsatz.

Bist du Verkäufer von Pol Fett?
Meine Batteriepole haben noch nie Fett abbekommen und laufen immer noch.
Wenn mal eine die Biege macht liegt das mit Sicherheit nicht am fehlenedem Fett.
Sauerstoff.

Zitat:

Original geschrieben von rentner wagen


Bist du Verkäufer von Pol Fett?
Meine Batteriepole haben noch nie Fett abbekommen und laufen immer noch.
Wenn mal eine die Biege macht liegt das mit Sicherheit nicht am fehlenedem Fett.
Sauerstoff.

Es kommt immer darauf an ob da ne kappe drauf ist und ob wo das auto auch steht. den unterschied sieht man doch sehr gut. mein corsa hatte 2jahre lang keine plusabdeckung und stand draussen. folglich batteriepol komplett korrodiert. jetzt ist fett drauf und da korrodiert nix mehr da die gegebenheit nicht mehr gegeben ist. aber das auto steht jetzt auch in der garage

Eben. Gerade beim Corsa, der 2qm Platz im Motorraum hätte, ist die Batterie ausgerechnet unter dem Regenablauf der Windschutzscheibe montiert. Im Anbetracht dessen ist es sogar eher ein Wunder, dass es so lange funktionierte. Es stellt ja auch niemand seine Waschmaschine in einen Kübel Wasser.

Wenn die Batterie weniger exponiert ist, zudem ein intakter Unterbodenschutz auch das Eindringen von Spritzwasser verhindert, dann leidet man halt nicht so häufig und oft unter dem Problem.

Je nach Motor kannst du im Corsa froh sein irgendwo noch die Hand irgendwo dazwischen bekommst.

Zitat:

Original geschrieben von mgase


Je nach Motor kannst du im Corsa froh sein irgendwo noch die Hand irgendwo dazwischen bekommst.

Vom x10 passen 2 rein.😁

Na wo zur Not nen V6 reingeht müssen ja auch zwei Dreizylinder passen, ist ja nur logisch😁
Ich dachte da aber mehr Richtung X14/16XE, da bekommen sogar Fliegen Klaustrophobie im Motorraum.

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