Jeder in der Szene kennt das Problem
Jeder in der Szene kennt das Problem : Der 500-Watt-Bass macht keinen Muckser mehr - der Verstärker hatte aber bloß 200 Watt ! Ein Fall für die Garantie-Abteilung ? Leider nur selten !
Jawoll, im Grunde genommen ist ein Lautsprecher nichts anderes als ein sehr schnell zappelnder Bierdeckel mit elektromagnetischem Antrieb und recht armseligen Wirkungsgrad. Und dieser Wirkungsgrad beträgt gerade mal zwischen einem halben und maximal 3 (DREI !) Prozent. Das bedeutet, daß von den Anfangs erwähnten 200 Watt nur etwa 5 Watt in Schalldruck umgesetzt werden, die restlichen 195 Watt aber mächtig Wärme in der Schwingspule erzeugen. 200 Grad sind da schnell erreicht und überschritten ! Wer mal eine 100 Watt Glühbirne im Betrieb angelangt hat, weiß wovon ich spreche.
Und genau hierin liegt das Geheimnis der verbruzzelten Lautsprecher : Wärme ohne Ende bei wenig Chancen wirklichen Schalldruck zu machen ! Ja, aber die Hersteller haben doch Leistungsangaben gemacht. Sind die denn falsch ?
Abgesehen von der Tatsache, daß die Hersteller zu Werbezwecken gerne maßlos übertreiben, haben die Leistungsangaben von Verstärkern sowie die Belastbarkeits-Angaben von Lautsprechern zwar einen realen Hintergrund, wegen verschiedener Meßnormen sind sie aber nicht direkt vergleichbar. Da gibt es Begriffe wie Sinus -Leistung, Musik-Leistung, Spitzen-Leistung, Impuls- Belastbarkeit, Leistung nach RMS und.... und.... und, sehr übersichtlich, oder ?
Uns interessiert hier nur die Norm zur Messung von Lautsprechern. In der DIN 45573 ist das Meßverfahren zur Belastbarkeit von Lautsprechern geregelt. Man erzeugt ein Rauschsignal (Rosa Rauschen) mit unterschiedlich hohen Pegeln bei verschiedenen Frequenzen. Diese Verteilung entspricht der statistischen Verteilung bei normaler(!) Musik.
Der Testlautsprecher wird mit diesem Signal und der zu prüfenden Verstärkerleistung belastet. Eine Minute lang. Dann zwei Minuten Pause (zum Abkühlen). Dann wieder eine Minute Rauschsignal. Und wieder zwei Minuten Pause. Das ganze wird 300 Stunden (sind über 12 Tage) durchgezogen. Mit diesem Test wird die Nennbelastbarkeit ermittelt.
Damit ist aber nur eines erwiesen : Der Lautsprecher kann dieses spezielle Rauschsignal problemlos ertragen. Stundenlang. Tagelang. Solange er nach 1 Minute Betrieb 2 Minuten Pause bekommt. Wer hört aber schon gern "Rosa Rauschen" im 3 Minuten-Takt ?
Die heutige Musik basiert außerdem auf einer ganz anderen Energiedichte im Bassbereich ! Schwarze Bässe, speziell aufbereitet und hochkomprimiert, 120 mal pro Minute mit Maximaldruck, und das ohne Pause ! Und was die Sache noch riskanter macht : Oft werkeln hier billige "1000-Watt-möchte-gern-Verstärker" mit in Wirklichkeit viel geringerer Leistung, die völlig übersteuert reine Rechtecksignale (Clipping) liefern !
Die nächste Todesursache für Chassis ist der falsche Gebrauch der Klangregler oder gar der Loudness-Taste. Bei einer Anhebung von nur 6 dB (der übliche Regelbereich liegt bei 18 dB) muß der Verstärker in diesem Bereich etwa die doppelte Leistung abgeben, ohne daß die Lautstärke dabei spürbar zunimmt ( +3dB Schalldruck ) ! Wer den Schalldruck in einem beliebigen Frequenzbereich durch Anheben des Klangreglers verdoppeln will, verlangt von seinem Verstärker eine verZEHN-fachung der Leistung ! Da sind die Leistungsgrenzen kleiner Verstärker schnell erschöpft und das mörderische Clipping setzt ein.
Für den Laien erstaunlich aber wahr : Große Verstärker, die mehr Leistung abgeben können, als der Lautsprecher Belastbarkeit besitzt, beschädigen nur selten ein Chassis ! Solange ein Lautsprecher keine mechanischen Geräusche von sich gibt, besteht nämlich noch keine Gefahr. Ein kleiner Verstärker mit nur 20 Watt Leistung, völlig in die Übersteuerungsgrenze gefahren, kann aber durch das sogenannte Clipping sehr wohl auch Lautsprecher verbraten, die eine mehrfach höhere Belastbarkeit besitzen !
Fazit :
Um die thermische Belastbarkeit eines Lautsprechers richtig einzuschätzen, traut man lieber nicht der aufgedruckten Wattzahl, sondern man schaut auf den SCHWINGSPULEN-DURCHMESSER ! Dazu hinter der Membran die Stelle betrachten, wo Membrane und Schwingspule im Spider eingeklebt sind. Gute Werte sind bei Coax und 2-Weg-Systemen 25-37 mm Durchmesser, bei Bässen 50-100 mm Durchmesser. Je größer, desto höher liegt die zu erwartende Belastbarkeit !
Ein kräftiger, hochwertiger ( und damit leider auch teurer ) Verstärker ist die beste Investition in die Lebensdauer der Lautsprecher und ganz nebenbei in die Klangqualität einer Anlage !
20 Antworten
das wird dann aber nicht mehr als clipping bezeichnet. Das ist dann wirklich eine Rechteckspannung. naja egal. Man siehts trotzdem.
Gruß
Mike
ja, geb ich recht. ist dann einfach total über-/ausgesteuert. aber wenn es nicht ganz so krass ist, sondern halt noch ein bissl sinus angedeutet, dann haste wieder das clipping.
Aber ist schon gut so. Denke ma, so kann jeder sehen und verstehen, was gemeint ist und dadurch auch eher die konsequenzen für den sub erkennen und wie es halt zustande kommt! 😉
mfg
Frank
@PoRcUpInE:
so wie du das beschreibst, und ich glaube sogar du willst das sogar damit ausdrücken, naja, so klingt das als wäre der grund für den tod des lautsprechers "die flache stelle da oben und unten".
stimmt aber nicht.
nimm einen verstärker der genügend leistung hergibt, und begrenze das eingangssignal mittels einer soft-clipping schaltung auf umgerechnet 50% der ehrlichen verstärkerleistung.
da gibts auch ne extrem flache stelle, nur damit wirst du so schnell keinen woofer rösten!
clipping macht probleme, weil der HF anteil in den schnittpunkten heftig ist, und weil die dämpfung der endstufe ins bodenlose fällt.
was jetzt genau der grund ist kann ich nicht sagen, aber NICHT dass der lautsprecher "stehenbleibt".
das tut er nämlich garnicht wenn die spannung konstant ist, heisst das dass die beschleunigung (!) der membran konstant ist.
das ist ein doppeltes integral weit entfernt von der auslenkung!
mfg.
--hustbaer
}clipping macht probleme, weil der HF anteil in den schnittpunkten heftig ist, und weil die dämpfung der endstufe ins bodenlose fällt.{
Irre ich mich, oder deutete das auf eine mechanische Zerstoerung des Lautsprechers hin?
}das tut er nämlich garnicht wenn die spannung konstant ist, heisst das dass die beschleunigung (!) der membran konstant ist.{
Nenene, mit der Auslenkung nehmen doch die Rueckstellkraefte zu (durch Luftvolumen der Box und Aufhaengung der Membran).
Grusz
Danny
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}Nenene, mit der Auslenkung nehmen doch die Rueckstellkraefte zu (durch Luftvolumen der Box und Aufhaengung der Membran).{
äh.
nein.
es gilt den betrieb eines ls in 2 bereiche aufzuteilen.
den oberhalb der resonanzfrequenz, und den unterhalb.
unterhalb hast du schon recht, aber oberhalb der resonanzfrequenz sieht die sache anders aus.
da sind die rückstellkräfte ziemlich vernachlässigbar.
deswegen isses ja auch so schön wenn man ne sehr tiefe reso zusammenbekommt.
davon abgesehen, es ist komplett schnurze ob die spule sich durch die luft bewegt, wichtig ist nur dass die luft selber ausgetauscht wird.
wenn das nämlich nicht passiert, dann kann die spule sich bewegen soviel sie will, dann wird sie immer wieder an der selben, immer heisser werdenden, luft vorbeikommen, und überhitzen.
und dem luftaustausch macht eine kleine flachstelle nun wirklich keinen abbruch...
naja, egal, clipping ist gefährlich, darüber sind wir uns einig, nur so einfach zu erklären wieso es nun wirklich gefährlich ist, ist es eben nicht...
zumindest nicht für mich 🙂
mfg.
--hustbaer
Richtig, da war doch was, ein Schwinger ueber der Resonanzfrequenz ist ja Gegenlaeufig zur Anregung. (Sinussignal als Anregung, 2x Integriert = minus Sinus, passt)
Was man im Laufe seines Lebens so alles vergisst ist schon erstaunlich 🙁
Das mit dem "Luftaustausch" hatte ich aus so gesehen.
Vielen Dank
Danny