Iveco Daily 35S16V - Automatikgetriebe gibt selbständig Schub - fährt weiter - lebensgefährlich!
Hallo Allerseits,
Am 25. Oktober 18 (kurz vor meinem Urlaub) hatte ich mir bei einer Autovermietung einen Iveco Daily
35S16V mit 8-Gang-Automatikgetriebe ausgeliehen - mit Vollkasko. Bereits bei der Abfahrt muckte
das Getriebe etwas rum und schaltete bei der Fahrstellung "D" erst sehr spät / erst bei einer Dreh-
zahl von über 2500 Touren in den zweiten Gang hoch.
Zunächst wollte ich daher umkehren und das Problem reklamieren. Da ich dann aber zu spät zur
Verabredung gekommen wäre und das Getriebe nach der ersten Ampel (etwa 400 m nach dem
Start) dann doch noch problemlos in den dritten und vierten Gang hochschaltete, setzte ich meine
Fahrt fort und fuhr auf die Autobahn... fuhr hier problemlos ca. 25 km im 8.Gang bei Tempo 110 -
120 km/h. Motor und Getriebe ist also auf normalen Drehzahlen warm gelaufen. Bei der Abfahrt passierte es aber dann...
Ich liess den Transporter normal ausrollen / das Getriebe runterschalten. Als ich etwa 5 m hinter
einem Lkw nahezu zum Stillstand gekommen war (Fahrstufe war nach wie vor D ... das Display zeigte
den 1. Gang an), beschleunigte das Getriebe eigenständig, obwohl ich auf der Bremse stand, und
schob mich unweigerlich vorwärts auf den vor mir auf die Ampelgrünphase wartenden Lkw zu.
Da es auch nicht half, mit beiden Beinen auf die Bremse zu treten, zog ich in letzter Sekunde noch
nach links, so dass ich zwar den Lkw mit den Scheinwerfer rammte, aber zumindest nicht selbst
frontal in den Lkw rein gedrückt wurde und sicherlich nicht unverletzt davon gekommen wäre.
Im Moment des Auffahrens konnte ich glücklicherweise den Motor ausmachen, so dass nicht noch
die komplette Flanke des Transporters aufgerissen wurde. der Transporter stack etwa 10 cm
im Lkw fest.
Da es ja "nur" ein Auffahrunfall sei, lehnte die Polizei übrigens ein Kommen ab. Um die Stelle für
den Verkehr frei zu geben fuhren wir danach hinter der Ampel auf den geschotterten Seitenstreifen.
Auch hier dann nahezu das gleiche Spiel... obwohl ich bereits stand und sogar die Handbremse gezogen hatte (!!!), wollte das Getriebe erneut selbständig beschleunigen / drehten die Reifen
durch. Musste den Motor ausmachen... durch die gezogene Handbremse war ein deutlicher Brandgeruch zu vernehmen.
Bei der Schadensabteilung der AV wurde mir eine 90-minütige Wartezeit angekündigt... da also
Hilfe nicht absehbar war und ich den Termin nicht verschieben konnte, setzte ich mit äußerster
Vorsicht und mulmigen Gefühl die Fahrt fort und den beabsichtigten Transport durch... Stets
bereit, den Motor sofort aus zu machen.
Erstaunlicherweise zeigte der Motor und das Getriebe bis zu meiner Ankunft zuhause keinerlei
weitere Macken. Als ich allerdings vor dem Haus stand und beim Ziehen der Handbremse war,
erneut das gleiche Spiel... er gab erneut alleine Schub / die Reifen drehten durch... es
half wieder nur, den Motor abzustellen.
Die sache wurde mir nun eindeutig zu heiss - liess den Transporter durch die AV abholen.
Hier typischer Vorführeffekt: bei der Rückführung gab es - außer anfänglichen Problemen
beim Hochschalten - keine Probleme.
Ich frage mich nun, ob jemand mit diesem Fahrzeugtyp / diesem Automatikgetriebe ähnliche
Erfahrungen gemacht hat oder sagen kann, was das gewesen sein könnte. Das ist ja absolut
lebensgefährlich und hätte mich Kopf und Kragen kosten können!
Die Werkstatt meines vertrauens kennt sich mit diesem Typ leider nicht aus.
Habe / Musste daher die AV um eine Prüfung des Getriebes und Aufklärung gebeten. Hoffe,
dass man nicht einfach nur den Scheinwerfer und den Kotflügel austauscht und dann wieder
weiter vermietet... und so doch noch jemand zu Schaden kommt.
Im Netz konnte ich zwar Beiträge finden, die ähnliche Probleme mit A-Getrieben beschrieben... allerdings nur bei kaltem Motor/Getriebe. Beides war hier ja warm gefahren.
Zu meiner Person: ich bin 54 Jahre und fahre seit 1983 zwischen 50.000 und 75.000km/Jahr -
bislang unfallfrei - seit 1988 auch Automatikgetriebe - habe also reichlich Erfahrung und auch
den Lkw-Führerschein.
Nach dem Urlaub bin ich nun am Überlegen, ob ich gerichtlich dagegen vorgehen soll - schnell
hätte ja auch Schlimmeres passieren können - oder es doch "nur" bei einem entsprechenden
Hinweis an Iveco Magirus in Ulm oder Prüfstellen belasse. Der AV habe ich den Sachverhalt
jedenfalls detailliert geschildert.
Freue mich auf Eure Feedbacks. Gruß
Beste Antwort im Thema
Zitat:
@Schimner schrieb am 7. November 2018 um 23:47:32 Uhr:
Da es auch nicht half, mit beiden Beinen auf die Bremse zu treten, ...
Die Betriebsbremse hält ein KFZ immer auch gegen Vollgas in einer beliebigen Fahrstufe. Anders ausgedrückt: Wenn das Bremspedal auf dem Bodenblech ist und die Bremse keinen Defekt aufweist, kann sich ein Fahrzeug nicht in Bewegung setzen. Die Betriebsbremse leistet ein Vielfaches der Motorleistung. Also irgendwas stimmt an der Geschichte nicht.
Gruß
Achim
25 Antworten
Wird wohl am defekt en Turbo gelegen haben.Er hat dann zu viel Öl mit in den Ansaug hineingedrückt,was sich dann selbst entzündet hat.Daher die unkontrollierte Weiterfahrt.
Passiert auch oft wenn der Ölstand im Motor zu hoch ist.
Zitat:
@Montage-Paps schrieb am 3. März 2019 um 10:16:19 Uhr:
Ich finde es nicht richtig diesen Bericht als Fake bzw. verarsche zu bezeichnen. Wie ich oben schon beschrieb, hatte ich ähnliches erlebt. Mir war auch kurz sehr mulmig zumute, mit meinem voll beladenem 3,5t Anhänger dran, im Berufsverkehr mittlerer Ring in München. Den wahren Grund für diesen "Aussetzer" werde ich wohl nie erfahren. :-(
Das ein Motor in exotischen Fehlerfällen ungewollt hochdreht hat ja auch keiner bestritten!
Ich bestreite nur, dass eine funktionierende Betriebsbremse das Auto dann nicht halten kann!
Zitat:
@Schimner schrieb am 7. November 2018 um 23:47:32 Uhr:
....Als ich etwa 5 m hinter einem Lkw nahezu zum Stillstand gekommen war (Fahrstufe war nach wie vor D ... das Display zeigte den 1. Gang an), beschleunigte das Getriebe eigenständig, obwohl ich auf der Bremse stand, und schob mich unweigerlich vorwärts auf den vor mir auf die Ampelgrünphase wartenden Lkw zu. Da es auch nicht half, mit beiden Beinen auf die Bremse zu treten, zog ich in letzter Sekunde noch nach links, ...
Und genau
dasist der Fake, den uns der Threadersteller hier verkaufen wollte.
Hallo Allerseits und Sorry, dass ich mich jetzt erst wieder melde - Hatte sehr viel um die Ohren und war viel geschäftlich auf Reisen - aber auch ein wenig enttäuscht, dass schnell gemutmasst wurde, an der geschichte
würde etwas nicht stimmen. Wollte daher auch erst einmal abwarten, was die Autovermietung bei der Untersuchung herausfindet. Leider hat es ziemlich gedauert, bis hier etwas kam.
An dieser Stelle möchte ich nochmals betonen, dass ich NICHT geflunkert habe, um der SB zu entgehen. Die
ist längst bezahlt. Es hat sich Alles wie eingangs berichtet zugetragen!
Nach dem ersten feedbacks - vor allem von Bitboy bin ich gleich zur Polizei, dem TÜV als auch zur zulassungs-
stelle gegangen. Allerdings waren diese Gänge sehr ernüchternd. Die Polizei lehnte eine Anzeige unter dem Hinweis ab, dass der Unfall ja nicht aufgenommen worden wäre... man hätte darauf beharren sollen, dass eine Streife den Unfall aufnimmt.. und riet mir, ich möge den Vermieter schriftlich auf den Mangel hinweisen und zur Besserung auffordern, bzw. mich an das Straßenverkehrsamt wenden. Beim Straßenverkehrsamt aber die gleiche Info... da das Fahrzeug ja angemeldet wäre, könne man nichts machen - ich solle den Vermieter den Mangel mitteilen und um Besserung bitten. Beim TÜV hieß es nur, man könne da gar nichts machen. Immerhin teilte mir die Autovermietung von sich aus mit, dass von Vor- bzw. Folgemietern keine derartigen Meldungen vorliegen würden.
Wie ich erfahren habe, wurde der iveco Mitte November jedenfalls begutachtet. Da dem Gutachter aber nichts über den Unfallhergang mitgeteilt wurde, nahm dieser zunächst nur die Karosserieschäden auf.
Auf mein Bitten hin, wurde der Bus daher nochmals einem Gutachter vorgestellt - gemäß dem Prüfbericht prüfte man aber nur die Bremsanlage, bei der sich keine Auffälligkeiten ergab. Ich habe daher nochmals Iveco direkt
angeschrieben, den Vorfall geschildert und um Prüfung des Fahrzeugs - insbesondere der getriebesteuerung gebeten.
Aber nun zu den Einwendungen:
Im normalen fahrbetrieb schalte ich nur bei längerer warte-/Standzeit auf P, bzw. N. Ich rollte aber noch ein wenig, als das Fahrzeug wieder von sich aus beschleunigte. In diesem Moment ist man erst mal nur geschockt und trittst nur auf die bremse... ich bin mir dabei aber 100%-ig sicher, dass ich NUR die Bremse getreten habe und nicht das Gaspedal.
Während des ersten"Vorfalls" habe ich nicht auf den Drehzahlmesser geschaut. Von der Erinnerung an den
geräuschpegel her würde ich aber sagen, dass es schon über 3000 Touren waren. Beim 2ten und 3ten
Vorfall drehte er dann jedenfalls höher auf über 4000... hier hat die Bremse das fahrzeug aber auch gehalten... beim 2ten beschleunigen/Vorfall war Brandgeruch an der Hinterachse zu vernehmen.
Auch ein Mitarbeiter von ATE hat mir übrigens die Info von Achim bestätigt, dass die Bremse eigentlich stärker sein sollte, als das Getriebe. Beim 2ten (auf dem Schotter des Seitenstreifens) und 3ten Vorfall (auf Asphalt)
war dies auch der fall (die Reifen drehten durch - das Fahrzeug bewegte sich nicht spürbar) - aber leider nicht
beim Ersten Vorfall / Unfall. Das Auffahren auf den ca. 5 m vor mir wartenden Lkw dauerte geschätzte
2 sekunden. Wenn man die Reaktionszeit zum Treten der Bremse berücksichtigt, bleibt nicht viel Zeit, dass
sich genügend Bremsdruck aufbaut.
Auf Grund der hohen Drehzahlen mutmasste ein befreundeter Schrauber vor kurzem, dass es evtl. auch nur
ein Problem mit dem Federzug am Gaspedal gewesen sein könnte - evtl. in Verbindung mit einer schadhaften Getriebesteuerung...
Da erst einmal nichts finden konnte, wird das Fahrzeug mit der ID-Nr. ...209242 wird wohl weiterhin vermietet. Ich kann nur hoffen, dass das "Problem" nicht wieder auftritt und keine Menschen zu Schaden kommen.
Auch wenn der Motor, warum auch immer, von alleine Hochgedreht hat. Das hat nichts mit der Getriebesteuerung zu tun.
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Und die Bremse muss das Auto immer noch festhalten. Da dürfen auch keine Reifen durchdrehen, wenn man voll auf der Bremse steht.
Gruß
Achim
Zitat:
@general1977 schrieb am 28. März 2019 um 22:19:20 Uhr:
Und die Bremse muss das Auto immer noch festhalten. Da dürfen auch keine Reifen durchdrehen, wenn man voll auf der Bremse steht.
Ich habe es so verstanden, dass die (vorderen) Antriebsreifen durchgedreht haben, während die Hinterreifen über die Handbremse blockiert waren - die Betriebsbremse wurde in dem Fall nicht benutzt, wenn ich es richtig verstanden habe.
Das mit dem Ölansaugen ist tatsächlich die ganz böse Möglichkeit! Hatte ich an einem geliehenen Golf Diesel der ersten Generation auch mal. Gott sei Dank saß ich drin und konnte reaktionsschnell den mit der Betriebsbremse abwürgen, und die Kupplung hat auch mitgemacht. Nach kurzer Standzeit und Ölkontrolle ging es weiter. Nach anruf in der Werkstatt wunderten die sich das der Motor noch ganz ist ! Dann kam die Aussage da gibt es eine Ölwannenentlüftung zum nachrüsten, eingebaut nie mehr ein Problem. Hinweisen auf sowas machen die nicht - Neuer Motor macht mehr Umsatz.
Bei Youtube gibt es schöne Aufnahmen vom BMW 3er der alleine hochdreht bis Exitus.
Der saugt sich das Öl in die Brennräume und dreht alleine bis Öl alle oder Tod.
So wird es gewesen sein. Aber beweise das mal ohne solche Kenntnisse.
Zitat:
@Käfer1500 schrieb am 3. April 2019 um 09:08:27 Uhr:
@general1977 [url=https://www.motor-talk.de/.../...-daily-35s16v-automatikgetriebe-gibt-
Ich habe es so verstanden, dass die (vorderen) Antriebsreifen durchgedreht haben, während die Hinterreifen über die Handbremse blockiert waren - die Betriebsbremse wurde in dem Fall nicht benutzt, wenn ich es richtig verstanden habe.
Der Daily hat Heckantrieb.
Hallo an Alle und Danke für Eure Beiträge! Die AV wurde übrigens nochmals tätig und teilte mir mit,
man hätte nun den Fehlerspeicher nochmals auslesen lassen. Es wären allerdings keine Unregelmäßigkeiten
zu erkennen gewesen...?!
@ Zoker: Ja, in den anderen Beiträgen kam ja bereits heraus, dass es das Getriebe, bzw. die
G-Steuerung alleine ohne Mitwirkung des antreibenden Motors nicht gewesen sein kann.
Aber es hat oder könnte wohl falsche Befehle an die Motorsteuerung gegeben haben.
@ General 1977 und Käfer 1500: Wie Zoker erwähnt, hat der Iveco einen Heckantrieb.
Beim 1ten Vorfall/dem Auffahren hatte ich, da ich fast zum Stand gekommen war, zunächst
etwas Druck von der Fuss-/Betriebsbremse genommen. Die Handbremse war nicht gezogen.
Als der Bus nun von allein wieder beschleunigte, vermute ich, das die Fussbremse den Bus mangels
genügendem Bremsdruck auf den 5m wohl nicht halten konnte.
Beim 2ten Vorfall auf dem geschotterten Seitenstreifen hatte ich die Handbremse gerade
zusätzlich gezogen, als kurz nach dem Ziehen die Hinterräder durchdrehten. Hier hielt wohl
die vordere Betriebsbremse (nun hatte ich keinen Druck weg genommen) endlich den Iveco.
Die Hinterräder drehten dabei schätzungsweise an die 10 Sekunden lang (auf dem Schotter!)
durch, während ich versuchte, die etwa 10 m vor mir haltende Lkw-Fahrerin herbei zu rufen
und auf das Durchdrehen der Räder aufmerksam zu machen. Sie hörte mich aber leider nicht,
weswegen ich den Motor ausmachte. Immerhin konnte sie mir kurz danach den sehr deutlichen
Brandgeruch von der Hinterachse bestätigen.
Beim 3ten Vorfall vor meinem Haus wollte ich die Handbremse gerade ziehen, als auch hier die
Räder durchdrehten. der Bus ruckelte stark - hier hielt ihn die Betriebsbremse. Meine Frau
bekam diesen 3. Vorfall live mit - daher stoppte ich den Motor sehr zügig.
@mein Schöner und Bitboy: Sorry! Das mit dem möglicherweise defekten Turbolader hatte ich
wohl versehentlich überlesen. Das Video habe ich gesehen. Ist ganz schön beängstigend !
Das betrifft wohl aber eher ältere Fahrzeuge? Der Motor ist hier noch recht neu, knapp ein Jahr alt.
Werde es aber gerne an die AV mit der Bitte um Prüfung weitergeben.
Das hätte man doch auf Schotter gut sehen müssen, hast du dort keine Bilder gemacht?
Hallo zusammen,
bei meinem E61 525d VFL hab ich Mal ein ähnliches Phänomen beobachtet.
Besonders beim Rückwärtsfahren beschleunigte der Wagen gering weiter bzw. reagierte verzögert auf das Loslassen des Gaspedals.
Ich stellte fest, das 2 Injektoren defekt waren. Nach dem Tausch war das Problem sofort weg.
Vielleicht hilft das weiter.
VG
David