Heck gegen Frontantrieb

BMW M5 E12

Hallo Leute,
Ich bin letztens lange auf der Autobahngefahren so ca. 700km am Stück, es hat ein bisschen geschneit und es waren meist ca. -10C°.
Ich habe einen FrontFahrzeug und bin wirklich am maximum gefahren d.h. 150-160 mehr durfte ich nicht weil ich wirklich angst hatte irgendwo in der Kurve die Haftung zu verlieren.
Doch was ich überhaupt nicht verstehe. 80% der Autos die mich dennoch mit wirklich viel schnellerer Geschwindigkeit überholt hatten waren BMW.
Ich glaube doch dass BMWs vorher die Kontrolle verlieren als z.b. autos mit Front antrieb? Oder ist das ESP bzw. DSC schon so ausgereift das es gleich kommt? Und mit was kann man schneller in eine Kurve fahren Front oder Heck und wie schauts bei Schnee aus?

Ich werde mir jetzt in nächster Zeit ein Auto kaufen und liebe Mercedes und BMW doch das einzige was mich von diesen Fahrzeugen abschreckt ist der Heckantrieb! Doch wenn ich jetzt höre das es eh egal ist, weil die Elektronik schon darauf aufpasst dann würde ich es mir wieder anders überlegen...

Danke schonmal für eure Antworten

mfg d.sistov

Beste Antwort im Thema

Moin,

Die Antriebsachse hat einen immensen Einfluss auf die Gewichtsverteilung und greift hierrüber und insbesondere über die Massen die VOR der Vorderachse liegen mehr oder weniger Negativ in die Fahrphysik ein. Denn je mehr Masse vorne ist, desto größer ist die Tendenz des Autos zu UNTERSTEUERN, da die Masse vorne ja träge ist, und mit entsprechender Verzögerung dem Lenkbefehl gehorcht. Was diesen Effekt zusätzlich verstärkt ist der sogenannte Drehmomenttransfer, welcher Masse des Autos auf die Hinterachse transferiert. Das heißt Beschleunigung in der Kurve sorgt dafür das das Auto schlechter dem Kurvenverlauf folgt, als der Lenkeinschlag es vorhersagen täte.

Dies wird von den MEISTEN Fahrzeugführern bevorzugt, da sich ein Fahrzeug durch leichtes Gaswegnehmen sehr einfach und Problemlos wieder in eine stabile Linie bringen läßt. Auch auf Schnee gaukelt einem ein Fronttriebler auf diese Weise eine immense, überhaupt nicht gegebene Fahrsicherheit vor. Man fühlt sich im Fronttriebler also oftmals sicherer als man es eigentlich ist.

Der Hecktriebler hat dagegen eine wesentlich bessere Gewichtsverteilung, ist also prinzipiell neutraler und sauberer zu fahren. Man merkt dies auch daran, das in Sachen Fahragilität meistens Hecktriebler als angenehmer empfunden und genannt werden. In der Regel haben sie auch eine bessere Traktion als ein Fronttriebler, da bedingt durch den Drehmomenttransfer auch hier wieder die Heckachse belastet wird. Durch die Fahrwerksabstimmung wird auch ein Hecktriebler im Gegensatz zur Vergangenheit in der Regel untersteuernd ausgelegt. Das Problem ist jedoch, und das macht es insbesondere für Umsteiger und weniger Erfahrene Autofahrer Problematisch, man hat in der Lenkung des Hecktrieblers keinerlei Rückmeldung darüber wie weit man sich dem Grenzbereich genähert hat. Da jetzt die Antriebsachse ja gerichtet ist, erfolgt die Lenkung des Fahrzeuges über eine Achse, ohne eigenen Antrieb. Verliert entweder die Antriebsachse die Traktion ganz oder teilweise, indem es entweder rutschig wird, oder man zuviel Leistung auf die Antriebsräder gibt, dann versucht die Hinterachse im ersten Moment ihre Richtung beizuhalten. Da dies unter Umständen nicht geht, bricht sie aus. In diesem Moment befindet sich das Fahrzeug in einem semistabilen Fahrzustand (allg. Drift genannt). Als Fahrer hat man nun sehr wenig Zeit das Fahrzeug wieder einzufangen, danach ist das Fahrzeug in einem instabilen Schleuderzustand und nicht mehr zu kontrollieren. Reicht also beim Fronttriebler eine Korrektur der Leistung am Antriebsrad oftmals aus, ist dies beim Hecktriebler einfach schwieriger (aber nicht unmöglich!).

Gefährlicher ist das Fahren weder mit dem einen Konzept noch mit dem anderen Konzept. Das Problem ist einfach, ein Fronttriebler läßt einem lange Zeit im unklaren darüber, was noch geht, und was schon zuviel ist. Der Hecktriebler ist hier etwas ehrlicher, das wird aber von vielen bereits als "gefährlich" eingestuft.

Am sichersten bewegt man sich im Winter in jedem Fall mit einem Fahrzeug das man BEREITS kennt. Ist man also ein geübter Hecktrieblerfahrer und kennt die Grenzen des machbaren, fährt man im Winter mit diesem Fahrzeug sicherer als mit einem völlig unbekannten Fronttriebler, das selbst gilt natürlich auch umgekehrt.

Beim Allradler hat man gerade auf Schnee nicht einen Vorteil beim Fahren, sondern einen Vorteil bei der Traktion. Dadurch das sich die Antriebskräfte verteilen, ist die Chance fair, zumindest noch soviel Antriebskräfte zu haben, das das Fahrzeug in so einer Situation lenkbar bleibt. Geht der Allradler WEG, geht er genauso weg, wie alle anderen Fahrzeuge auch.

Kein Antriebskonzept ermöglicht es einem auf Schnee schneller zu fahren als ein anderes Konzept. Denn das Problem auf Schnee ist schlicht das mögliche spontane abreißen der Führungskräfte durch komplett wegfallende Kraftübertragung. Hierzu ist aber die Reibung zwischen Reifen und Boden entscheidend nicht die Antriebsachse. Also ist die QUALITÄT des Reifens entscheidender als die Antriebsachse. Ein Hecktriebler mit einem ÜBERRAGENDEN Winterreifen, wird also einem Allradler mit bescheidenen Winterreifen überlegen sein.

Derjenige der also auf Schnee fahren muss ... benötigt genau 3 Dinge ... erstens ... erfahrungen mit dem eigenen Fahrzeug ... zweitens eine gute Bereifung ... und drittens ... einen kühlen Kopf, um entsprechend angepasst zu fahren.

Gruß Kester

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Zitat:

Original geschrieben von Editor


Sind wir doch mal ehrlich.

Das Problem sitzt hinterm Steuer und nicht am Antrieb.

100% ack. Dessen muss man sich bewusst sein (auch selber) und daran arbeiten. Fahrertraining und Empathie im Straßenverkehr - Fehler macht jeder.

Gruß Bobbin.

Zitat:

Original geschrieben von gonso73


Nein es war nicht der Audi, sondern ein BMW-X3.
Binn dann ohne Probleme den Berg weiter raufgefahren.
Warscheinlich ist gerade das hohe Gewicht an der Hinterachse beim Anfahren am Berg von vorteil, hab übrigens auch kein Sperrdifferential das mir geholfen hätte und auch keine besonderen oder neuen Winterreifen.
Soviel zu THEORIE und PRAXIS!

Wäre auch sehr peinlich gewesen wenn ein 4WD X3 nicht weitergekommen wäre und der 2 WD audi schon,

man muss zugeben ein Frontantrieb auto is am berg vorwärst sehr schlecht beraten, wegen wenig gewicht auf der hinterachse, hier heißts rückwärts hoch, und man kommt soweit wie nen heckantrieb vorwärts, allerdings muss man ganz klar sagen das ein heckantrieb im stand bei extremer glätte meist seitlich wegschmiert.

Kaum verständlich ist auch warume ein Frontantrieb grundsätzlich unsicherer sein soll als ein Heckantrieb

Frontantrieb mit zu viel gas (wohlgemerkt man muss sehr viel mehr gas geben als eigentlich bei schnee fürn gesunden menschenverstand gut is) bei schnee in die Kurve schiebt geradeaus, geht man vom gas runter zieht er meist sofort wieder rein in die kurve, was auch geht, stärker einlenken und aufm gas bleiben und reinziehn, sollte man aber eher probieren wenn mehr platz is und keiner entgegenkommt.

Der Heckantrieb wenn mit zu viel gas kommt, kannt gut dosiert mit lenkeingriff durchaus ein schönes kurvenerlebnis darstellen, wenn er aber richtig kommt, dann hast nen ordentlich ausladendes heck was so leicht nicht mehr zu fangen is.

Im Winter bei Schnee gilt sowieso ned so rumheizen.

Zitat:

Original geschrieben von d.sistov


...weil ich wirklich angst hatte irgendwo in der Kurve die Haftung zu verlieren.
...doch das einzige was mich von diesen Fahrzeugen abschreckt ist der Heckantrieb!

Wenn Du mit dem Fronti Angst hast, dann gibt's nur eine Lösung: Audi Quattro (Bitte mit Torsen-Diff.)

Die BMW's haben Dich überholt, weil sie spurstabiler fahren und nahezu gleiches Gewicht auf Vorder- und Hinterachse haben.
Der Fronti muss auf einer Achse lenken und beschleunigen, das macht die Vorderachse "nervöser".
ESP nimmt dem Hecktriebler im Winter inzwischen den Schrecken. Für Alpentouren möchte ich dennoch keinen.
Aber wie bereits gesagt, ob Front oder Heck, wer zu schnell ist fliegt.
Da noch Winter ist empfehle ich Dir mal einen (echten) Allradler Probe zu fahren, Du wirst Staunen !

Gruß Vati

Zitat:

Da noch Winter ist empfehle ich Dir mal einen (echten) Allradler Probe zu fahren, Du wirst Staunen !

Das ist einfach nur g..l. 😁 Hatte früher mal nen A6 Quattro 2,5TDI

Ich glaube nicht, dass im Winter auf der verschneiten Autobahn der Art des Antriebes eine große Rolle spielt. Es ist auch Wahnsinn zu behaupten, dass Allradfahrzeuge da echte Vorteile haben. Klar haben sie die bessere Traktion und kommen überall durch, weil alle vier Räder antreiben. Das ist doch maximal einleuchtend und benötigt keine Diskussion. Nur auf der verschneiten Autobahn bei 160 oder mehr km/h leuchtet mir der Vorteil des Allrades überhaupt nicht ein. Ich glaube auch, dass der Allrad sogar von Nachteil sein kann, wenn zum Beispiel ein Rad plötzlich blockiert, dann überträgt sich der "Schlag" auf die anderen Räder. (Ich weiss, ich weiss ihr habt alle die Viscokupplung, die das verhindern soll - so zumindest der Glaube). Ich kann aber bei Schnee diese Geschwindigkeit auch mit jedem Hecktriebler erreichen, wenn ich - sagen wir es gewählt - den Mut dazu habe. Wenn ich dann aber bremsen oder in eine Kurve gehen muss dann entscheiden zwei Sachen über die stabile Weiterfahrt: die Kontaktfläche der Räder bzw. der Reifen und deren Zustand - die Kontaktfläche ist ins der Regel pro Rad kleiner als eine Postkarte und die Gewichtsverteilung des Fahrzeuges. Die optimale Gewichtsverteilung ist allerdings eher mit dem Hinterradantrieb zu realisieren, weil da ein Teil der Technik auf der Hinterachse sitzt und man den Motorblock weiter hinten Richtung Fahrzeugmitte einbauen kann. Die meisten BMW sind so gebaut, dass sie eine Gewichtsverteilung von ca. 50 : 50 haben, also gut ausbalanciert sind. Das ist bei Audi nicht der Fall. Bei Audi sitzt die Maschine meistens vor der Vorderachse und treibt die Vorderräder an, während die Hinterachse relativ leicht ist. Das mag vielleicht Vorteile bei Tiefschnee haben, auf der Autobahn aber ist es weniger sinnvoll, da das Fahrzeug "Kopflastig" ist. Und da hilft auch Quattro nichts, wenn man bremsen oder lenken muss. Die meisten Audi basieren irgendwie auf VW Konstruktionen. Wie alle Hersteller in dem unteren Preissegment setzt auch VW auf den preiswerteren Frontantrieb. Es wäre für Audi einfach zu teuer auf die einheitliche Konzernplattform (VW, Skoda, Seat) zu verzichten und auf den in der Preisklasse in der Audi die Fahrzeuge verkauft absolut üblichen Hinterradantrieb umzusteigen. Damit man aber bei leistungsstarken Motoren die Traktion in den Griff bekommt (beim Losfahren hebt sich die Fahrzeugfront und die Vorderräder gehen nach oben und verlieren am Fahrbahnkontakt bzw. Druck) propagiert man hier den Quattroantrieb, den man in die Konzernplattform quasi nachträglich einbauen kann. Mit einem solchen Auto kann man vielleicht eine Sprungschanze hochfahren, aber auf der verschneiten Autobahn.. sehe oben. Viele Hersteller haben sich mit dem Hinterradantrieb einen guten Ruf erarbeitetet und mussten dann aus Kostengründen auf den preisgünstigen Frontantrieb (ca. 20-30% billiger) umsteigen. So geschehen z.B. Alfa Romeo. In den 70'er Jahren ein Porsche-Killer, wegen schlechter Qualität (Rost) fast Pleite. Nach der Übernahme durch Fiat musste gespart werden und es folgte der Umstieg auf den preiswerten Frontantrieb. Die aktuellen Modelle werden aber wieder mit Heckantrieb angeboten. Auch der Koreaner Hyunday bringt sein neues Coupe mit Heckantrieb auf den Markt und verzichtet auf den bisherigen Frontantrieb. Bei Mazda und Toyota ist es ähnlich. Alle "billigen" Toyotas haben immer Frontantrieb nur der Lexus als Nobelmarke hat immer Heckantrieb. Da muss doch was dran sein - oder?

Nach dem verkauf meines e61 530d, habe ich in Erwägung gezogen einen A6 oder eine E-Klasse anzuschaffen.
Zum Thema Fronttriebler:
Wie mein Vorredner mußte ich auch feststellen das der A6 einfach zu kopflastig ist, was Fahrdynamisch absolut unproduktiv ist, da half auch das das Aktive S-Line Plus Paket nichts.
War ein 2,8 V6 mit Vollausstattung aus 2007 und Frontantrieb, machte an sich insgesamt einen Prima Eindruck bis eben auf die nicht eingebaute FREUDE AM FAHREN.
Und was den Benz betrifft muß ich sagen-ist halt ein BENZ.
War ein E220 aus 2005 und durfte ihn ca 3000km fahren, alles schön und gut aber insgesamt auch nix für mich, eben auch keine FREUDE AM FAHREN eingebaut.
Fazit: Hecktriebler und Freude am Fahren für mich ein muß.
Also wird es wieder ein E61.

ich dachte dass das Wort "FRONTANTRIEB" war verboten hier ...

Ihh Viskokupplunh, das ist doch kein Allrad 😉

Nur mal vorweg, zu schnell ist zu schnell. Da hilft auch kein Allrad mehr.

Aber ich habe schon oft die Erfahrung gemacht, dass sich mein Dickschiff sehr spurstabil verhält, wenn ich einfach auf dem Gas bleibe 😉 Auf einer Eisfläche bringt das nichts, aber auf Schnee.... immer schön auf dem Gas bleiben und er zieht davon, wie auf Schienen.

Das Problem beim Allrad ist, dass die Physik sehr abrupt eingreift. Sprich: Man fühlt sich sicher...sicher...sicher - ah bam und fliege aus der Kurve raus - urplötzlich - ohne Vorwarnung. Das ist gefährlich. Und beim Bremsen... ja bremsen tun sie alle gleich.

Ich pers. würde auf Allrad nicht mehr verzichten wollen. Das macht schon Sinn, auch wenn man nicht auf der Zugspitze wohnt.
Habe genug bemittleidenswerte Hecktriebler diesen Winter beobachten müssen. Allrad lebe hoch 🙂

Hab schon viele gute Zeilen in manchen Antworten gelesen.

Was aber die meisten beim Vergleich auf der Straße vergessen: Wenn ein Auto mit dem anderen Antriebskonzept als das von seinem eigenen Auto besser oder schlechter den Berg hochkommt, liegt das vermutlich zu einem hohen Anteil an der unterschiedlichen Bereifung ! Und da spielen Reifenmarke UND Reifengröße eine wichtige Rolle, denn letztere muss einfach optimal zum Fahrzeuggewicht passen.

Finde den post von Rotherbach sehr gut.

Was man machen müsste: 2 Autos miteinander vergleichen, die ein identisches Gewicht und eine identische Gewichtsverteilung haben. Das eine mit Front- das andere mit Heckantrieb, gleiche Bereifung und Motorisierung. Diese lässt man dann unterschiedliche Fahrsituationen absolvieren. Ob schnelle Kurve, Gasgeben in der Kurve, (An)fahren am Berg, all so was. DANN könnte man eine Aussage darüber machen, ob allein die eine oder die andere Antriebsart im Schnee besser ist.
Bei Vergleichen, die davon abweichen, spielen viel zu viele anderen Faktoren mit rein, um allein die eine Antriebsart vor die andere zu stellen.

Was ich nicht mehr hören kann, wenn ich mit Leuten darüber rede: "Ja, der Frontantrieb zieht doch, klar ist der besser am Berg bei Schnee" ... Ja und? Der Heckantrieb schiebt. Wo ist da physikalisch der Unterschied?

Naja, ich glaube, auf einen aussagekräftigen Vergleich kann ich leider lange warten. Ich kann jedenfalls nicht sagen, was grundsätzlich im Winter besser ist. Jede bisherige Argumentation für oder gegen das eine oder andere hat irgendwo ihren Haken 🙂

PS: Oh, und so Himmelfahrtskommandos von wegen -10° Schneefall, ich fahr mal 160 und warte was passiert - unmöglich!

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