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BMW M5 F90 4.4 V8 xDrive Test

27.11.2020 12:04    |   Bericht erstellt von starcourse

Testfahrzeug BMW M5 F90 4.4 V8 xDrive
Leistung 600 PS / 441 Kw
Hubraum 4395
HSN 7909
TSN ABW
Aufbauart Limousine
Kilometerstand 5900 km
Getriebeart Automatikschaltung
Erstzulassung 5/2020
Nutzungssituation Probefahrt
Testdauer ein Wochenende
Gesamtnote von starcourse 4.5 von 5
weitere Tests zu BMW M5 F90 anzeigen Gesamtwertung BMW M5 F90 (seit 2018) 4.5 von 5
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Einleitung

Da unser E 63 im Februar nächsten Jahres ausläuft, war es an der Zeit nach einem Nachfolger zu suchen. Dies ist der Bericht zu einer Probefahrt, die Strecke betrug etwa 250 km. Leider ist es noch ein Bericht zu Pre-LCI- Version, auf die mögliche Probefahrt im aktuellen Modell wollte ich nicht solange warten, dies wird aber nach Verfügbarkeit nachgeholt. Das Wetter hat leider nicht so mitgespielt wie erhofft, es war über weite Strecke doch regnerisch, die Fahrdynamik konnte daher nur eingeschränkt getestet werden.

Karosserie

4.5 von 5

Der aktuelle 5er war noch nie ein Raumwunder. Er sitzt wie ein enger Maßanzug, wenn er wie der Testwagen auch noch innen komplett schwarz ausstaffiert ist, verstärkt sich dieser Eindruck auch noch. Gleichwohl wäre es übertrieben zu behaupten, das Platzangebot vorne wie hinten sei zu knapp. Selbst unser Sohn mit seinen 1,96 m findet noch ausreichend Platz auf der Rückbank und auch nach oben ist durchaus noch Luft.

Nicht ganz so prickelnd ist der Kofferraum, flach und lang, nicht sehr gut ausgeleuchtet, stellt er insbesondere die weibliche Abteilung der Familie vor die Qual der Wahl, was denn noch mitgenommen werden darf und was eher nicht.

Bei den heutigen Autos von übersichtlich zu reden, ist verwegen. Kompensiert wird dies durch eine Armada von Kameras, die das Rangieren erleichtern, immer in der Hoffnung die Technik funktioniert auch. Dafür hat das Auto - endlich mal einer - sehr schön große Rückspiegel, die tatsächlich das meiste auffangen.

Das Auto ist insgesamt sehr gut verarbeitet, es knackt und knistert nichts, die Spaltmaße stimmen, das Leder macht einen soliden Eindruck, das Klavierlackambiente ist zwar ein Staubfänger aber längst nicht so empfindlich wie bei der Konkurrenz. Taster, Schalter und Touchflächen haben eine guten haptischen Eindruck und bieten einwandfreie Rückmeldung. Einziger Wermutstropfen ist die Kunststoffunterseite des Armaturenbretts, das sieht ziemlich "sparsam" aus und ist es wohl auch.

Über den Unsinn eine Sitzverstellung an die untere Außenseite eines Sitzes zu platzieren haben schon Äonen von Journalisten geschrieben, es ist und bleibt eine unschöne Lösung.

Testkriterien
Platzangebot vorn: eng geräumig
Platzangebot hinten: eng geräumig
Kofferraum: klein groß
Übersichtlichkeit: schlecht gut
Qualitätseindruck: minderwertig hochwertig
Fazit - Karosserie
  • + gut verarbeitet
  • - etwas eng "geschnitten"

Antrieb

5.0 von 5

Kommen wir zum Motor:

Der macht einfach Spaß! Wüsste man es nicht besser, man würde ihn für einen Sauger halten. Druckvoll, sehr lineares hochdrehen, keine Turbolöcher, Herz was willst Du mehr. Im Vergleich zum E 63 ist er kein Beißer, das Explosionsartige geht ihm völlig ab. Dafür lässt er sich einfach besser fahren, weil die Leistungsabgabe viel leichter zu kontrollieren ist. Zeitgenossen, die eher digital fahren, werden ihn nicht so mögen, wer einen runden, fließenden Fahrstil mag, wird ihn lieben.

Hinzu kommt das Getriebe. Im Gegensatz zum9G-Getriebe des E 63 zeigt es keinerlei Ruckeln, auch nicht bei Langsamfahrten oder Stau. Immer verschliffen, kaum spürbare Gangwechsel und auch kein unnötiges Zurückschalten. Unter sportlichem Einsatz allerdings merkt man, das der M5 mehr für den Alltag gebaut wurde, der Benz schaltet einfach schneller und präziser. Aber wir reden hier über Nuancen.

Oftmals wird ja den OPF-Versionen mangelnder Klang vorgeworfen. Für Freunde laut röhrender, sprotzelnder Klangerlebnisse ist das Auto vermutlich wirklich zu leise. Innen klingt er bassig, mit steigender Drehzahl mehr grummelnd und ganz oben ein heiseres Brüllen. Lässt man es langsam angehen, ist er selbst in Sport+ relativ leise, in Efficient sehr leise. Auch von außen ist es ein schönes, bassiges Brummeln, macht man die Klappen auf und dreht ein bisschen, brüllt es immer noch gut und, wie es sich für einen solchen Motor gehört, auch schön metallisch.

Fürs Protokoll: der AMG ist in jeder Hinsicht kerniger was aber auf langen Strecken auch ganz schön auf die Nerven gehen kann.

Der Verbrauch ist bei einem V8 dieser Leistungsklasse eigentlich kein Thema, wo man Meriten verdienen kann. Die Spanne reicht von 10 - 19 Liter/100km, das gesunde Mittelmaß waren 15 so man der Verbrauchsanzeige trauen darf. Damit ist er weder besser noch schlechter als die wohlfeile Konkurrenz, ich find es für die gebotene Leistung völlig in Ordnung. Der 68 Liter Tank ist dagegen eher ein schlechter Scherz, noch mehr warum es keinen größeren zum Aufpreis zu bestellen gibt.

Testkriterien
Motorleistung: schwach stark
Durchzug: unelastisch elastisch
Drehfreude: zäh agil
Getriebe/Schaltverhalten: schlecht gut
Verbrauch: durstig effizient
Reichweite: gering hoch
Fazit - Antrieb
  • + einfach ein richtig guter Motor
  • - die Reichweite ist eher dürftig

Fahrdynamik

4.5 von 5

Also wirklich ausprobieren, war bei der Witterung und dem Verkehr nicht drin. Aber so ist das manchmal mit Probefahrten. Wendekreis ist bei diesen Autos kein wirkliches Thema.

Die Lenkung ist für mich einsame Spitze, wobei man eben zugegebenermaßen nicht abschließend beurteilen kann, wie es unter Last und beim Umsetzen funktioniert.

Das Auto hatte Stahlbremsen, mit angenehmem Druckpunkt, kräftiger Verzögerung, keinerlei Dröhngeräuschen bei hohen Belastungen. Er bleibt erfreulich stabil beim Lastwechsel, auch das von früheren BMW bekannte Schwänzeln beim Bremsen verkneift er sich.

Durchaus präzise zu fahren, wenig Wankneigung, schön in eine flüssige Linie zu bringen, all das kann der M5 gut. Trotz allem, er fühlt sich nach einem großen, schweren Wagen an, je schneller und sportlicher man fährt, um so mehr merkt man das ja tatsächlich auch vorhandene Gewicht. Das kann der AMG in den Sportstufen deutlich besser, bei dem man das Gefühl hat, er legt mal eben 500kg ab.

Die Beschleunigung ist über jeden Zweifel erhaben, er fühlt sich nach 3,5 s auf 100 km/h an und dürfte die auch unproblematisch unter guten Bedingungen bringen. Auch der Durchzug ist schön gleichmäßig, der sich nicht so fährt.

Testkriterien
Wendekreis: groß klein
Beschleunigung: langsam schnell
Lenkung: schwammig direkt
Bremsen: schwach standfest
Fahrverhalten: unausgeglichen ausgeglichen
Kurvenverhalten: unsicher sicher
Wendigkeit: träge agil
Fazit - Fahrdynamik
  • + gut
  • - Nix wirklich

Komfort

4.0 von 5

Tatsächlich kann der normale M5 auch anständig komfortabel sein. Keine Sänfte, ein schlechte Straße bleibt eine schlechte Straße aber er tritt einem auch nicht ins Kreuz. Ich finde die Abstimmung für ein Auto mit sportlichem Charakter durchaus gelungen, die Spreizung zwischen Sport und Komfort ist bei der Konkurrenz jedenfalls deutlich kleiner und eher hart als gut.

Die M-Sitze sehen martialisch aus, sind aber erstaunlich komfortabel und auch für Personen mit etwas breiterer Körperstatur noch angenehm. Die Langzeittauglichkeit konnten wir natürlich nicht testen aber es spricht nach dem ersten Eindruck nicht dafür, dass es unangenehm werden könnte.

Hinten sitzt man leider zu hoch und zu steil, wenn man die 1,80 m überschreitet.

Über die Heizung in Klimatisierung gab es in der Forenlandschaft schon viel Gemecker - können wir auf der kurzen Strecke nicht überprüfen aber in Anbetracht der Mehrheit gehen wir mal davon aus, das es eher suboptimal konstruiert ist. Ein in der Familie gefahrener 6er GT jedenfalls hat da auch seine Schwächen.

Der M5 ist weder laut noch leise aber akustisch deutlich angenehmer als ein AMG oder RS6. Mir reicht das gebotene Klangbild jedenfalls völlig aus, wer mal mit einem AMG Langstrecke selbst in der Comfort-Stellung gefahren ist, wird wissen, dass akustische Zurückhaltung auch eine Wohltat sein kann.

Bleibt noch die Bedienung: Ok, deutlich besser als die Konkurrenz aus Stuttgart oder Ingolstadt.

Aber wirklich erfreulich ist die Tendenz zu immer mehr Untermenues und Verschachtelungen nicht. Das Head-Up hat zudem eine ziemlich unangenehme beige Farbgebung in der Anzeige, man hat das Gefühl irgendwas ist schmutzig, es ist zudem nicht wirklich richtig scharf. Wer wissen will wie es richtig perfekt aussieht möge einfach mal in einem 213er Mercedes schauen.

Warum zudem die Sound-Systeme (hier Harman-Kardon) immer schlechter werden, verstehe bis heute nicht. Selbst der Griff zum B&W (aus dem oben erwähnten 6er) löst das nicht wirklich zudem es einfach viel zu teuer für das Gebotene ist. Frequenzweichen nachrüsten ist natürlich machbar aber das bei einem Auto jenseits der 100.000 EUR ist schon peinlich. Zumal das bei den Stückzahlen ja einfach Cent-Artikel sind.

So ist der Klang jedenfalls ziemlich mau. Das Schicksal teilt der M5 aber mit der ebenfalls in diesem Punkt lausigen Konkurrenz.

Testkriterien
Federung (einstellbar): schlecht abgestimmt gut abgestimmt
Sitze vorn: unbequem bequem
Sitze hinten: unbequem bequem
Innengeräusche: laut leise
Bedienung: kompliziert intuitiv
Heizung/Klimatisierung: schwach wirkungsvoll
Fazit - Komfort
  • + gute Spreizung zwischen Komfort und Sport
  • - das Soundsystem ist unterirdisch

Emotion

4.5 von 5

Das Design ist immer eine Frage des Geschmacks. Ich finde den G30 zusammen mit dem Jaguar XF immer noch die schönste Limousine. Der M5 hat das Rabaukenimage seines Vorgängers endlich abgelegt, er ist wieder mehr das, was das Urprinzip des ersten M5 ausgemacht hat.

Er hat immer noch Zähne, er ist immer noch mehr Sportsmann denn Limousine ohne das Angebergehabe vorheriger Ausgaben.

Das Kaltstartgesprotzel ist immer noch ziemlich halbseiden und warum man bei BMW allen Zierrat inklusive Felgen mit Schwarz und Matt "verschönern" muss, ist jetzt nicht wirklich nachvollziehbar.

Wenigstens die Niere und die Fensterrahmen haben sie ihm in Chrom gelassen.

Ein Wolf im Schafspelz wieder erste M5 kann man aber leider immer noch nicht aus ihm machen.

Testkriterien
Design: langweilig attraktiv
Temperament (sportlich): ausbaufähig realisiert
Image: negativ positiv
Fazit - Emotion
  • + schön ist er
  • - aber weniger schwarz wäre besser

Gesamtfazit zum Test

Aus diesen Gründen kann ich den empfehlen:

Er macht einfach Spaß, er ist schnell und kann auch Komfort.

Aus diesen Gründen kann ich den nicht empfehlen:

Tja da gibt es den Alpina B5 und der ist viel mehr der originale M5 als der Nachfolger selbst.

Gesamtwertung: 4.5 von 5
Das Testfahrzeug erhielt im Test durchschnittlich 4.5 von 5 möglichen Sternen
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