Haftpflichtfall Rechnungsposten: Corona-Desinfektionskosten
Hallo liebes Schwarmwissen,
ich wurde im Oktober unverschuldet in einen Unfall verwickelt (Parkrempler). Der Schaden belief sich laut Gutachten auf ca. 2.700€. Das ganze lasse ich über einen Anwalt abwickeln.
Die Reperaturrechnung betrug ca. 1.900,00€ (Also günstiger als Gutachten).Ich habe trotzdem nicht fiktiv abrechnen lassen, 1. war mir das Risiko von Kürzungen zu hoch, und ich will mich an der Sache auch nicht bereichern. Ich wollte nur wieder ein heiles Auto haben ohne das mir Kosten entstehen. Zumal ich sowieso die Nutzungsausfall-Entschädigung eingesackt habe.
Alle Kosten wurden von der gegnerischen Versicherung gezahlt, außer eine Position: 64,99€ für Desinfektionsmaßnahmen am Fahrzeug im Rahmen der Hygienebestimmungen (Corona). Diese ließ ich vom Anwalt reklamieren, woraufhin die Gegnerische Versicherung "Ohne Anerkennung einer Rechtspflicht bla bla bla..." pauschal nochmal 25,00€ nachschoss.
Bleiben 39,99€ offen. Mein Anwalt fragt mich jetzt wie ich weiter vorgehen soll. Da brauche ich jetzt eure Meinung! 🙂
1. Sehe ich nicht ein warum ich darauf sitzen bleiben sollte, schließlich wurde ich vollkommen unbeteiligt/Unfreiwillig in diese Situation verwickelt, warum sollte ich dadurch einen Nachteil erleiden. Die Rennerei zur Polizei etc. hat mich schon genug Zeit gekostet, da soll ich jetzt auch noch auf Kosten sitzen bleiben 😕 ist zwar kein Vermögen aber eine knappe Tankfüllung.
2. Andererseits habe ich keine große Lust mich weiter mit der Angelegenheit rumzuschlagen. Und ich möchte unsere Gerichte nicht unnötig mit Kleinkram belasten.
Nebenfakten:
Rechtsschutz ist vorhanden (150€ SB)
Rechtssprechung nicht eindeutig (Gibt Urteile in beide Richtungen)
PS: Ich finde es mal wieder Frech, da bin ich so "nett" und erspare der gegnerischen Versicherung viele hundert Euro und lasse es "Ehrlich" Reparieren obwohl ich durch eine Fiktive Abrechnung mehr Geld hätte rausschlagen können, und dann wird trotzdem gekürzt...
82 Antworten
Das Desinfektionsmittel sollte zumindest für die menschliche Haut geeignet sein. Schwere Beschädigungen durch solche Infektionsmittel kann ich mir am KFZ schwer vorstellen. Sollte es dennoch der Fall sein, dass die Werke stark "ätzende" Mittel verwendet hat, so besteht ein Haftungsanspruch.
Zitat:
@NDLimit schrieb am 8. März 2021 um 21:32:39 Uhr:
Das Desinfektionsmittel sollte zumindest für die menschliche Haut geeignet sein. Schwere Beschädigungen durch solche Infektionsmittel kann ich mir am KFZ schwer vorstellen. Sollte es dennoch der Fall sein, dass die Werke stark "ätzende" Mittel verwendet hat, so besteht ein Haftungsanspruch.
Nunja. Viele Desinfektionsmittel sind auf alkoholischer Basis, viele Alkohole sind auch gute Lösemittel und viele Kunststoffe vertragen keine Lösemittel...
Zitat:
@gast356 schrieb am 8. März 2021 um 20:29:58 Uhr:
Aber wieder zurück zu Corona... habs letztens erst wieder in einem Interview von diesem Chefvirologen (Christian Drosten) der Berliner Charité gehört, dass die Viren je nach Material & Oberfläche bis zu 2 Tage überleben können.
Und hat der auch gesagt, dass man sich so infiziert?
Sicher nicht, denn gleicher Virologe hat auch gesagt, dass man aus dem gleichen Glas im Biergarten saufen kann und die Infektionswahrscheinlichkeit nahe null geht.
Was man selbst als ekelhaft empfindet ist das eine, aber inzwischen ist der Infektionsweg doch sehr klar bekannt und das ist nicht die Schmierinfektion. Dass desinfizieren einen ernsthaften Effekt hat, behauptet heute kein Virologe mehr. Die haben auch dazu gelernt. Wo in der ersten Welle das noch Mittel der Wahl war und Masken als kontraproduktiv angesehen wurden, ist es heute anders herum.
Einmal das Auto gründlich durchzulüften dürfte viel wirksamer gegen Corona sein (auch wenn sicher auch nicht der Masterplan), als irgendwelche Oberflächen zu desinfizieren.
Und dass der Amtsschimmel das noch nicht verstanden hat, ist kein Beleg dafür, dass gewisse Dinge Sinn machen oder auch nicht.
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Zitat:
@Tom9973 schrieb am 9. März 2021 um 08:06:11 Uhr:
aber inzwischen ist der Infektionsweg doch sehr klar bekannt und das ist nicht die Schmierinfektion.
Hatte das weiter oben schonmal verlinkt, direkt vom RKI.
Der Witz an dem Ganzen war und ist sowieso, dass die meisten der verwendeten Desinfektionsmittel nicht viruzid sind.
Man sprüht das Zeug in die Gegend und auf die Finger und fühlt sich gut dabei. Der ein- oder andere meint dann noch sich damit ein goldenes Näschen verdienen zu müssen und nützen tut es: Genau garnichts.
Corona wird ganz überwiegend aerosol und durch Tröpfcheninfektion übertragen. Die Schmierinfektion ist möglich, aber die Virenlast dabei wird oft nicht so hoch sein. Es ist auf Abstand, häufiges Händewaschen und Atemschutz (Mund+Nase) zu achten. Auch das findet sich beim RKI auf der website und in den gefühlt tausenden Pressekonferenzen etc..
In der Kfz-Werkstatt arbeiten Menschen. Zur Anlieferung kommt der Kunde ohne Maske im Auto zu tragen. Die Mitarbeiter möchten bei der Fahrzeughereinnahme nicht infiziert werden. Normale Kunden möchten bei der Fahrzeugrückgabe auch nicht infiziert werden. Im Fahrzeuginnenraum können aber Aerosole rumschweben und Oberflächen mit ausgeatmeten Tröpfchen benetzt sein. Somit können die Oberflächen im Auto betroffen sein. Auch wenn man sich reinsetzt können aus der Polsterung Aufwirbelungen in die Luft gelangen. Ob das zu einer Virenlast führt, die sicher zu einer Infektion führt, ist nicht sonderlich wahrschenilich. Aber Vosicht ist schon angebracht.
Man könnte um sicher zu gehen, das Auto auch nach der Anlieferung erst 3 Tage stehen lassen und dann mit den Arbeiten anfangen. Das gleiche Prozedere dann bei der Auslieferung. Es kämen also 5-6 Tage zusätzlich zur Arbeitszeit für den Werkstattaufenthalt dazu, was oft die Mietwwagenzeit verlängern wird. Das wäre dann weder praktischer noch günstiger.
Hat denn jemand eine Idee, wie so einen 64-EUR-Desinfektion abläuft?
Ich habe mir - als das Ganze losging - einen 5l-Kanister-Desinfektionsflüssigkeit gekauft. Davon steht eine abgefüllte Sprühflasche in der Mittelkonsole des Autos. Wenn ich irgendwo war, wo ich was angefasst habe, sprühe ich die Hände, Griffe, Lenkrad, Schalhebel etc. kurz ein. Der 5 l Kanister ist noch immer 1/2 gefüllt.
Beim Zahnarzt musste ich mir das Gesicht mit einem Desinfektionstuch abwischen und irgendwas gurgeln. Vorher wurden Armlehne und Kopfstütze desinfiziert. Dafür hat er 15 EUR berechnet.
Was macht die Werkstatt anders (na ja, ihr gelingt es ja auch, den randvollen Wischbehälter aufzufüllen und ungefragt die Batterie zu laden)?
Den größten Anteil an den 64 € werden Lohn- und Gemeinkosten einnehmen, d.h., der Materialanteil wird nur marginal sein.
2 x 5 Minuten, Material vernachlässigbar.
Ich habe Verständnis für den Versicherer (und für meinen Werkstattwechsel, wenn ich es selbst bezahlen sollte).
Interessant das Dokument. Vor allem aber auch die Zeitangabe und Materialpreise.
"Im Ergebnis wurde für beide Arten der Fahrzeugdesinfektion ein aufgerundeter Arbeitswert von 3 AW
ermittelt, der sämtliche Desinfektionsarbeiten für Annahme und Rückgabe des Fahrzeugs inklusive aller
vor- und nachbereitenden Tätigkeiten umfasst."
Dazu noch 7,50€ Material, welches schon einen Sicherheitsaufschlag von 130% enthält.
Also hier ist man schon großzügig nach oben gegangen, aber selbst vor dem Hintergrund erscheinen 65€ mehr als sportlich.
Da kommt man auf ca. 50,- € brutto. Für die Erstattung an den Haftpflichtgeschädigten ist allerdings der gezahlte Betrag anzusetzen und eine Kürzung durch die HP ist gemeinhin nicht statthaft.
Zitat:
@situ schrieb am 9. März 2021 um 13:34:50 Uhr:
2 x 5 Minuten, Material vernachlässigbar.Ich habe Verständnis für den Versicherer (und für meinen Werkstattwechsel, wenn ich es selbst bezahlen sollte).
von dir war auch keine andere Antwort zu erwarten.
Nö - so wie umgekehrt von vielen anderen hier auch nicht. Jeder hat so seine langweiligen Textbausteine. Manche setzen sie täglich ein paarmal, andere nur hin und wieder.