Gehts noch? - Ohne Gurt?
Da höre ich gerade bei AMS dass in einer Internetstudie nur 36% angaben immer angeschnallt zu fahren. Ein Drittel aller Verkehrstoten waren nicht angeschnallt.
Was motiviert jemanden, sich nicht anzuschnallen?
Ich fahre immer angeschnallt, ausser ich fahre die 50 Meter vom Bäcker zum Firmengelände wenn ich morgens doch mal Brötchen haben wollte.
137 Antworten
Re: Re: Re: Gehts noch? - Ohne Gurt?
Zitat:
Original geschrieben von IAN@BTCC
Nur leider werden sie von jedem Händler auf Wunsch rausprogrammiert.🙁
Zum Glück ist in Brüssel eine Gesetzesinitiative in Vorbereitung, die solche Manipulationen an der Fahrzeugelektronik in Zukunft unterbinden wird.
Es könnte auch ein Generationenproblem sein. Bei mir ist es ganz selbstverständlich, dass man angeschnallt fährt, ich kenne das gar nicht anders. Ich bin niemals unangeschnallt gefahren und würde es nicht mal für 5 Meter tun. Einfach aus Gewohnheit.
Es gibt aber Leute, die das Autofahren 1950 erlernt haben, und bekanntermaßen wurde das unangeschnallte Autofahren erst ab etwa 1980 unter Strafe gestellt. Für viele war der Gurt damals etwas vollkommen Unangenehmes. Ich habe mal in einem Buch gelesen, welche Argumente damals dagegen angebracht wurden:
- Der Gurt verursacht mehr Schaden als Nutzen! (Prellungen etc.)
- Der Gurt engt mich total ein, psychisch wie körperlich.
- Wenn der Wagen brennt, kann ich nicht schnell genug raus!
- Der Gurt ist immer so dreckig!
(Das Argument ist übrigens gar nicht so absurd, denn bis weit in die 1960er hinein hatten Sicherheitsgurte noch keine Aufrollautomatik und hingen in einer festen Länge im Fahrzeug herum, lagen deshalb oft auf dem Boden und wurden schmutzig)
- Ist doch mein Problem, ob ich mich anschnalle.
Ich kann mich noch gut an Autofahrten mit meiner Großmutter erinnern (sie hatte keinen FS und saß stets auf dem Beifahrersitz). Auf den Kommentar meines Großvaters "bitte anschnallen" nahm sie immer den Gurt, führte ihn sichtbar am Körper entlang, aber ließ ihn nicht ins Schloss schnappen. Sie hielt ihn auf der ganzen Fahrt so fest. "Damit die Polizei uns nicht anhält!" sagte sie dazu. Ich habe das nicht verstanden.
Prinzipiell ist es gar nicht so schlecht, den Autofahrer mit einer Warn- und Piepsautomatik ans Anschnallen zu erinnern, aber leider sind diese Dinger inzwischen so empfindlich geworden, dass man z.T. seine Aktentasche auf dem Beifahrersitz anschnallen muss, damit man ungestört Auto fahren kann. Das kann es ja wohl nicht sein!
Uli
Eine Aktentasche gehört auch nicht ungesichert auf den Beifahrersitz 😉
Gruß Meik
Hab das auch bei AMS TV gesehen. Hat mich auch gewundert, dass so viele ohne Gurt fahren.
Und man kann folgende These aufstellen: Je älter und schrottreifer das Auto, desto öfter wird ohne Gurt gefahren. Das kann am Gurtwarner bei neueren Autos liegen, muss aber nicht unbedingt 😉 Zumindest ist mir das mal aufgefallen, dass die meisten Gurtmuffel in alten Autos unterwegs sind.
Wenn ich mal aufm Nachhauseweg bei uns an der Bank anhalte, und von da aus 150 Meter die Straße entlang nach Haus fahr, schnall ich mich auch nicht an. Aber das ist dann schon das höchste der Gefühle.
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Zitat:
Original geschrieben von Meik´s 190er
Eine Aktentasche gehört auch nicht ungesichert auf den Beifahrersitz...
Das sehe ich genauso. Für mich und meine Frau ist es eine Selbstverständlichkeit, Ladung auf den Sitzen durch die Gurte zu sichern, wenn es schon mal nicht möglich ist, die Gegenstände im Kofferraum oder in den Beifahrerfußräumen unterzubringen.
Zitat:
Original geschrieben von Drahkke
Das sehe ich genauso. Für mich und meine Frau ist es eine Selbstverständlichkeit, Ladung auf den Sitzen durch die Gurte zu sichern, wenn es schon mal nicht möglich ist, die Gegenstände im Kofferraum oder in den Beifahrerfußräumen unterzubringen.
Ich hatte anfangs immer volle Getränkekisten auf der Rückbank.. natürlich hatte ich die nicht angeschnallt. Der Kofferaum war mit Bassbox voll. Bis ich dann mal was davon im Fernsehen gesehen habe. Dann hab ich was umgeräumt im Kofferraum und jetzt passt da auch ein Kasten rein.
Aber nen Rucksack oder so kann man schonma aufn Beifahrersitz tun wenn sonst niemand im Auto ist. Welchen Schaden bei Insassen kann der denn anrichten?
Ich bin viel im Auto unterwegs und hab auch oft Leute dabei. Meine Beobachtung dabei ist, dass gerade die Mitfahrer auf der Rückbank meinen, sich nicht anzuschnallen zu müssen (liegt vielleicht daran, dass man sich bei einem 3-Türer auf der Rückbank IMHO ziemlich abgekapselt fühlt). Bei meinen Mitfahrern achte ich immer darauf, dass jeder angeschnallt ist und wer öfters mit mir fährt, weiss das auch. Nur ab und zu hab ich so ein paar unverbesserliche, die dann meinen, sie müssten diskutieren, wenn ich sie bitte, den Gurt anzulegen. Da kommt dann aber der Gunnery Sergeant Hartman (aus Platoon) durch, und ich halte sofort an (sollte ich schon losgefahren sein und es fällt mir dann erst auf). Dann stelle ich den Uneinsichtigen vor die Wahl "love it or leave it" (besonders in strömenden Regen sehr effektiv). Ich hab schon Leute mitten in der Stadt rausgeschmissen, weil ich da einfach nicht diskutiere. Wenn einer mit Verantwortlichkeit kommen zu müssen, kürzt sich meine Argumentationskette auf: Mein Auto - Hausrecht - Mein Wort ist hier Gesetz (man erinnere sich hier an Gunny Hartman) - Anschnallen oder raus. So einfach ist das, da bin ich der totale Despot 😉
Und weils so schön zum Thema passt: Das Intro von www.insanctus.de zeigt schön, was bei Unfällen passiert, wenn man nicht angeschnallt ist...
dragon46
(der Gurt ist schon fast festgewachsen)
Zitat:
Original geschrieben von Düsentrieb77
Aber im Bus? Auf der Autobahn mag das ja noch in Ordnung gehen, aber in der Stadt wirds lächelich. Da bräuchte jeder Stadtbus Gurte. Und warum nicht gleich die Straßenbahnen auch?
Wieso ist das lächerlich? Ist die Wahrscheinlichkeit, in einem Bus einen Unfall zu haben, geringer als in einem PKW?
Natürlich muss man jetzt keine Panik schieben, weil es in Stadtbussen keine Gurte gibt, aber wenn im Reisebus welche vorhanden sind, sollte man die auch nutzen. Alles andere ist eine Doppelmoral.
Re: Re: Re: Re: Gehts noch? - Ohne Gurt?
Zitat:
Original geschrieben von Drahkke
Zum Glück ist in Brüssel eine Gesetzesinitiative in Vorbereitung, die solche Manipulationen an der Fahrzeugelektronik in Zukunft unterbinden wird.
Ja?
AFAIK wird nur über eine generelle Pflicht von Gurtwarnern in allen Neuwagen beraten --- die dann (wie bisher) "manipulierbar" wären.
Diese Gurtwarner sind ohnehin eine zweischneidige Sache. Wenn man sich ohnehin immer anschnallt, wenn es nötig ist (d.h. oberhalb von Schrittempo), dann braucht man sie nicht --- wird aber genervt durch den Piepton beim Rangieren oder Rückwärtsfahren. Aus diesem Grunde ist es sinnvoll, so etwas deaktivieren zu können.
Die Lösung wäre ein Gurtwarner, der erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit (sagen wir 20 km/h) aktiv wird --- vielleicht wird es ja auch darauf hinauslaufen.
Zitat:
Original geschrieben von Beethoven
- Der Gurt engt mich total ein, psychisch wie körperlich.(...)
- Wenn der Wagen brennt, kann ich nicht schnell genug raus!
- Der Gurt ist immer so dreckig!
(Das Argument ist übrigens gar nicht so absurd, denn bis weit in die 1960er hinein hatten Sicherheitsgurte noch keine Aufrollautomatik und hingen in einer festen Länge im Fahrzeug herum, lagen deshalb oft auf dem Boden und wurden schmutzig)
Diese beiden Probleme waren bei den genannten Statikgurten in der Tat relevant. Diese Gurte wurden übrigens bis in die 70er Jahre (vorne) bzw. 80er Jahre (hinten) verbaut. (Unser alter Toyota, Baujahr 1980, hatte hinten noch Statikgurte.)
Ein weiteres Problem war, daß sie für jede Person neu eingestellt werden mußten, was oft nicht einfach war.
Aber da heute wohl die allermeisten Autos zumindest auf vier Plätzen Automatikgurte haben dürften, sollte das alles keine Rolle spielen.
Zitat:
Ich kann mich noch gut an Autofahrten mit meiner Großmutter erinnern (sie hatte keinen FS und saß stets auf dem Beifahrersitz). Auf den Kommentar meines Großvaters "bitte anschnallen" nahm sie immer den Gurt, führte ihn sichtbar am Körper entlang, aber ließ ihn nicht ins Schloss schnappen. Sie hielt ihn auf der ganzen Fahrt so fest. "Damit die Polizei uns nicht anhält!" sagte sie dazu. Ich habe das nicht verstanden.
Ja, an solche Sachen kann ich mich auch erinnern.
Auch das Thema "Kindersicherung" war damals noch nicht allzu weit verbreitet.
Zitat:
Original geschrieben von Beethoven
Es gibt aber Leute, die das Autofahren 1950 erlernt haben, und bekanntermaßen wurde das unangeschnallte Autofahren erst ab etwa 1980 unter Strafe gestellt. Für viele war der Gurt damals etwas vollkommen Unangenehmes.
Die ersten Gurte waren auch alles andere als angenehm,das waren noch nicht die heutigen Gurte die bei jeder Bewegung mitgehen sondern noch statische mit denen man sich wirklich festschnallte und dann nicht mehr viel Bewegungsfreiheit hatte.
Allerdings dürfte der größte Teil der Gurtmuffel die gar nicht mehr gekannt haben.Ein großer Teil der Muffel ist eher zwischen 18 und 40 als über 60 und somit haben die Meisten das Anschnallen in der Fahrschule erlernen können.
Wer auch nur einmal gesehen hat wie sich die Haube auffaltet und das Lenkrad immer näher kommt und dann im letzen Moment vom Gurt davon abgehalten wird ins Lenkrad zu beißen stellt sich die Frage anschnallen oder nicht in der Regel nicht mehr.Er weiss warum es den Gurt gibt.
Was vielleicht auch noch bei manchen Gurtmuffeln eine Rolle spielt: Sie denken, mit Airbag wäre der Gurt entbehrlich.
Re: Re: Re: Re: Re: Gehts noch? - Ohne Gurt?
Zitat:
Original geschrieben von ubc
Die Lösung wäre ein Gurtwarner, der erst ab einer bestimmten Geschwindigkeit (sagen wir 20 km/h) aktiv wird --- vielleicht wird es ja auch darauf hinauslaufen.
Das wäre ja schon mal ein Riesenschritt nach vorn.
Es gibt auch Menschen, die damals ein abschaltbares ABS gefordert haben. Die sind dann immer ohne ABS gefahren und wollten es erst in letzter Sekunde einschalten, wenn es benötigt wird.
Als die Gurte für Straßen-PKW noch Zukunftsmusik waren, gab es bei MB sogar Ingenieure, die eigenhändig einen PKW mit Tempo 30 in den Crashtest fahren wollten, um vorzuführen, wie gut sie sich bei dem Tempo noch abstützen können. Erst ein Eingreifen des Entwicklungsvorstands (Barényi) hat diese waghalsigen Experimente verhindert.
Es liegt wohl in der Natur des Menschen, die Kräfte der Natur zu unterschätzen.
[quote=Meik]Eine Aktentasche gehört auch nicht ungesichert auf den BeifahrersitzBei einem Koffer gebe ich Dir vollkommen Recht. Bei einem ledernen Aktenmäpple, in dem sich ein paar Zettel befinden, sehe ich das anders. Aber sei's drum.
Ein anderes Beispiel: Ich habe mal ein paar Bierflaschen vom Einkaufen nach Hause transportiert (Rückbank) und musste im Stadtverkehr etwas heftiger bremsen. Eine Flasche ist dabei an der Rückenlehne meines Fahrersitzes zerschellt. War eine Riesensauerei. Seitdem habe ich großen Respekt vor umher fliegenden Gegenständen im Auto.
Zitat:
- Ist doch mein Problem, ob ich mich anschnalle.
Das sind die Leute, die noch nie etwas vom volkswirtschaftlichen Schaden gehört haben.
Meiner Freundin musste ich auch erst mal erklären warum ich im Urlaub immer gesagt hatte: "Hoffentlich ist das kein deutsches Kind, das da gerade einen üblen Sonnenbrand bekommt!"