Frage an Fachleute vom Straßenbau
Moin zusammen ,
evtl liest hier jemand vom Straßenbau mit.
Mich würde interessieren warum es 2 Jahre dauern soll um eine Strecke von 7km zu erneuern.
Laut Bricht aus der örtlichen Presse sind es 3 abschnitte und gebaut werden soll unter wechselseitiger sperrung .
Es geht mir um das Verstehen der Arbeitsvorgänge und eben deren dauer .
Beste Antwort im Thema
Leider ist es im Straßen- und Brückenbau so, dass jeder, der einen Führerschein sein eigen nennt, alles weiß bzw. besser weiß, als die, die das gelernt oder studiert haben. Ich rede, einem Arzt auch nicht rein, wie er eine OP zu planen und durchzuführen hat. Wenn alles nur von Fachleuten abhängig wäre, wäre es viel zu einfach. In der Vorbereitung sind Kommunen, Landkreise, Länder/Bund, je nach Straßenkategorie, zu beteiligen. Hinzu kommen Umwelt- und Naturschutzverbände, Grundstückseigentümer, Anlieger, Gewerbe usw. Je nach örtlichen Gegebenheiten kommen noch Versorgungsträger dazu. Allein die Vorbereitungen können Jahre in Anspruch nehmen, incl. Klageverfahren. Dann kommt die Ausschreibung, die je nach Umfang der Maßnahme auch gerne europaweit erfolgen muss. Die Vergabe ist ein weiterer Knackpunkt, der zu jahrelangen Verzögerungen, incl. Gerichtsverfahren führen kann. Im Rahmen der unmittelbaren Baudurchführung ist dann nochmals die vorgesehene Sperrung abzustimmen. Zum Schluß kommen dann auch mal Varianten raus, die sich dem gemeinen Verkehrsteilnehmer nicht auf Anhieb erschließen. Auch die Technologien auf der Baustelle, der Personaleinsatz der Baubetriebe u.ä. sind nicht immer nachvollziehbar. Man sollte aber immer davon ausgehen, dass sowohl in Baubetrieben, als auch in den Straßenbauverwaltungen, nicht, wie oftmals fälschlicherweise angenommen, nur Deppen arbeiten.
108 Antworten
Ich arbeite im Logistik bereich bei der Eisenbahn ( nicht DB sondern Privat EVU ) und es ist beängstigend wie sich die fehlenden Fachkräfte auswirken.
Falls den Thread hier welche aus Östereich bzw. Schweiz lesen , wie ist bei euch?
Zitat:
@gast356 schrieb am 6. Dezember 2019 um 21:13:06 Uhr:
...aha, das typische & übliche Ablenkungsmanöver, wenn Argumente und die gebetsmühlenartig gewälzte Stammtischparolen /-Behauptungen ausgegangen sind.
Du kannst die Hochbaubranche nicht mit dem Straßenbau vergleichen. Im (öffentlichen) Straßenbau arbeiten zertifizierte Fachfirmen mit einem Grundstock an bzw. ausschließlich Facharbeitern sowie Meistern/Polieren. Und es wird sich regelmäßig fortgebildet. Daß es überall trotz Berufsausbildung und Fortbildung auch Flöten gibt, ist schon klar. Aber es können dort keine internationalen Tagelöhner oder Wanderkolonnen eingesetzt werden (auch wenn die nach Deiner Ansicht viel besser arbeiten, als einheimische Facharbeiter).
Die Stammtischparole schiebe ich wegen Deiner Aussagen wieder zu Dir rüber 😎.
Zitat:
@SuedschwedeV70 schrieb am 7. Dezember 2019 um 03:05:43 Uhr:
[...] Ich Danke @Mischkolino der hier als Einziger vom Fach ist für seine Antwort.🙂🙂 [...]
Na, der Einzige offensichtlich nicht.
Leider ist es im Straßen- und Brückenbau so, dass jeder, der einen Führerschein sein eigen nennt, alles weiß bzw. besser weiß, als die, die das gelernt oder studiert haben. Ich rede, einem Arzt auch nicht rein, wie er eine OP zu planen und durchzuführen hat. Wenn alles nur von Fachleuten abhängig wäre, wäre es viel zu einfach. In der Vorbereitung sind Kommunen, Landkreise, Länder/Bund, je nach Straßenkategorie, zu beteiligen. Hinzu kommen Umwelt- und Naturschutzverbände, Grundstückseigentümer, Anlieger, Gewerbe usw. Je nach örtlichen Gegebenheiten kommen noch Versorgungsträger dazu. Allein die Vorbereitungen können Jahre in Anspruch nehmen, incl. Klageverfahren. Dann kommt die Ausschreibung, die je nach Umfang der Maßnahme auch gerne europaweit erfolgen muss. Die Vergabe ist ein weiterer Knackpunkt, der zu jahrelangen Verzögerungen, incl. Gerichtsverfahren führen kann. Im Rahmen der unmittelbaren Baudurchführung ist dann nochmals die vorgesehene Sperrung abzustimmen. Zum Schluß kommen dann auch mal Varianten raus, die sich dem gemeinen Verkehrsteilnehmer nicht auf Anhieb erschließen. Auch die Technologien auf der Baustelle, der Personaleinsatz der Baubetriebe u.ä. sind nicht immer nachvollziehbar. Man sollte aber immer davon ausgehen, dass sowohl in Baubetrieben, als auch in den Straßenbauverwaltungen, nicht, wie oftmals fälschlicherweise angenommen, nur Deppen arbeiten.
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Da kann ich meinem Vorredner nur zustimmen. Oft ist ja die Baumaßnahme selbst gar nicht die Schwierigkeit, sondern das aufwendige Planfeststellungsverfahren (i.d.R. bei größeren Maßnahmen). Danach können z. B. dann alleine die Kampfmittelfreimachung und archäologische Untersuchungen schon sehr viel Zeit in Anspruch nehmen und der außenstehende Laie hat dann schnell das Gefühl, dass auf einer Baustelle gar nichts passiert.
Was die Planung anbelangt, da hat sich der Lankreis Stade grad ne richtige Klatsche vor Gericht geholt . Stichwort Autobahn zubringer A26 Buxtehude.
Beim Bau der A26 wurde auch ein Belastungsdamm aus Tausenden Tonnen Kies aufgefahren um den Boden zu verdichten , Ich glaube 3-4 Jahre hat das pro Abschnitt gedauert.
Als die A1 zwischen HH-HB auf 6 Spuren ausgebaut wurde , da hat das ja ein Privat Unternehmen in PPP gebaut.
Die haben das ganze in 4 Jahren geschafft. Quelle
Also es geht wenn man will.
Naja.
Das priv. Unternehmen muss kein Vergaberecht einhalten. Bei diesen Summen wären europaweite Ausschreibungen notwendig und die ziehen sich.
Zitat:
@Holgernilsson schrieb am 2. Dezember 2019 um 15:55:01 Uhr:
Es könnte sich aber auch einfach um die Frage der Finanzierung drehen. Die Etats sind nicht unendlich und da heißt es eben, die Kosten unter Umständen auf verschiedene Jahre zu verteilen, damit der Etat nicht in einem Jahr überzogen und im nächsten Jahr nicht ausgeschöpft wird.
Erstens das und zweitens kommen oft auch Zuschüsse von übergeordneten Stellen ins Spiel, die erst in bestimmten Zeitabständen freigegeben werden.
Außerdem hatten wir hier am Ort auch schon den Fall, dass die Straßenbaufirma die Arbeiten nur in Zeiten ausführte, in denen sie sonst wenig bis nichts zu tun hatte. Dieser Umstand war auch Teil des Angebots, welches im geheiligten Namen der Sparsamkeit den Zuschlag erhalten hatte. Dem öffentlichen Auftraggeber ist das endlose Verkehrschaos ziemlich egal, wenn er dabei ein paar Euro sparen kann.
Wenn dann noch unvorhergesehene Wetter- und Haushaltsprobleme auftreten kann es passieren, dass Arbeiten die man in drei Monaten erledigen KÖNNTE, für zwei Jahre projektiert werden und tatsächlich drei Jahre dauern.
Zitat:
@ktown schrieb am 9. Dezember 2019 um 07:19:44 Uhr:
Naja.
Das priv. Unternehmen muss kein Vergaberecht einhalten. Bei diesen Summen wären europaweite Ausschreibungen notwendig und die ziehen sich.
Bei PPP oder ÖPP wäre ich mir da nicht so sicher, das kann alles in den Verträgen festgelegt werden. Diese Maßnahmen sind mir aus anderem Grund suspekt: Sie finden außerhalb der jeweiligen Bundes- und Länderhaushalte statt. Während die regulären Maßnahmen nur insoweit durchgeführt werden können, wie Geld vorhanden ist, wird hier auf Pump gebaut, weil die Kosten in die Zukunft verlagert werden, von keinem Parlament kontrolliert werden, nur von großen Konsorten gebaut werden und auf lange Sicht teurer werden, weil die Privaten, im Gegensatz zum Staat, daran verdienen wollen. Das Risiko liegt sowieso beim Staat.
Zitat:
@Bloedbaer schrieb am 9. Dezember 2019 um 08:33:27 Uhr:
Zitat:
Dem öffentlichen Auftraggeber ist das endlose Verkehrschaos ziemlich egal, wenn er dabei ein paar Euro sparen kann.
Dem öffentlichen AG ist das garantiert nicht egal, er hat nur kaum Spielraum. Laut Vergaberecht hat der Zuschlag auf das wirtschaftlichste Angebot zu erfolgen, das ist nicht zwangsläufig das billigste. ABER: Sobald nicht der Erste - der Billigste - den Zuschlag erhält, wird ein zeitlich aufwändiger und teurer Prozess in Gang gesetzt. Vergabekammer, OLG und sogar noch weiter. Kann man dann nach Monaten oder Jahren den Zuschlag erteilen, liegt schon vor Baubeginn der erste Nachtrag auf dem Tisch, weil sich ja die Kalkulationsgrundlage geändert hat. Es ist verständlich, dass die Vergabestellen so etwas vermeiden wollen.
Zitat:
@SuedschwedeV70 schrieb am 9. Dezember 2019 um 00:19:19 Uhr:
Als die A1 zwischen HH-HB auf 6 Spuren ausgebaut wurde , da hat das ja ein Privat Unternehmen in PPP gebaut.
Die haben das ganze in 4 Jahren geschafft. Quelle
Die A5, die zwischen Karlsruhe und Offenburg privat auf 3 Spuren erweitert und 2011 (?) freigegeben wurde, musste dieses Jahr bereits teilweise wieder saniert werden...
Zitat:
@SuedschwedeV70 schrieb am 9. Dezember 2019 um 00:19:19 Uhr:
Als die A1 zwischen HH-HB auf 6 Spuren ausgebaut wurde , da hat das ja ein Privat Unternehmen in PPP gebaut. Die haben das ganze in 4 Jahren geschafft.
Ein denkbar schlechtes Beispiel in Sachen Bauqualität, Verkehrssicherheit und Kosten.
Zitat:
@U.Korsch schrieb am 9. Dezember 2019 um 10:22:09 Uhr:
Ein denkbar schlechtes Beispiel in Sachen Bauqualität, Verkehrssicherheit und Kosten.Zitat:
@SuedschwedeV70 schrieb am 9. Dezember 2019 um 00:19:19 Uhr:
Als die A1 zwischen HH-HB auf 6 Spuren ausgebaut wurde , da hat das ja ein Privat Unternehmen in PPP gebaut. Die haben das ganze in 4 Jahren geschafft.
Warum ?
Ich wollte mit diesem Bsp. nur zeigen das es geht. Der Betreiber hat hat ja auch gegen das Land/Bund geklagt das die Mautgebühren zu niedrig seien und er mehr möchte, Klage wurde abgewiesen.
Es kann auch mal deutlich schneller gehen, wenn alles paßt, guggsDu :
"Wie eine Autobahn in 88 Stunden neu asphaltiert wurde"
https://www.faz.net/.../...den-neu-asphaltiert-wurde-16783809.html?...