Fiasko mit der Lichtmaschine/Generator

Mercedes E-Klasse W124

Hallo,

ich erlebe gerade ein teilweise selbstverschuldetes Fiasko mit der Elektrik meines 230E (also M102 mit Kat, Automatik und Klima aus 1990, MOPF1).

Wer die lange Geschichte (unten) nicht lesen möchte, es läuft auf die Fragestellung hinaus, welche Bosch Kompakt-Lichtmaschinen in mein Fahrzeug passen würden, verbaut ist momentan die 70 A Version.

Da fast nur Kurzstrecken gefahren werden, würde aber gerne auf 90 A wechseln oder passt sogar eine 115 A Version, die gerade im unteren Drehzahlbereich (Stadtverkehr, 30er Zonen) vermutlich mehr leisten würde?

Könnte ich auch im Lichtmaschinen Gebrauchtangebot für andere Modellreihen (z. B. W201, W202 oder W210) suchen und diese ggf. problemlos verbauen?

Müsste ich eine an den 90 A Generatoren häufig anzutreffende 48 mm Rolle auf 56 mm umbauen?

Vielen Dank für hilfreiche Antworten!
Juergen

Hier nun die lange Version mit allen Hintergrundinformationen:
Mir ist schon vor 10 Jahren aufgefallen, dass die Spannung der Lichtmaschine (Bosch Kompakt-LM 70 A) praktisch nie die nominalen 14(.4) V erreichte, es waren immer eher um die 13,6 V, daher hatte ich bereits vor Jahren nach dem Kauf einer 72 A Banner Vollcalcium (Ca/Ca) Batterie, die eine höhere Ladespannung benötigt, auf einen Beru Lichtmaschinen-Regler (GER014) gewechselt, der 14,5 V versprach – hat aber leider nicht wirklich viel gebracht.

Nun bin ich vor einigen Wochen überraschend zum ersten Mal mit dem Wagen liegengeblieben, die Batterie war leer und der freundliche ADAC Mitarbeiter meinte, dass es vermutlich an der Lichtmaschine liegen würde. Tage zuvor war das Fahrzeug in der Werkstatt, daher will ich nicht ausschließen, dass dort die Batterie teilentladen wurde und ich fahre eben auch fast nur Kurzstrecken, was schnell zulasten der Batterieladung geht. Nachdem die Batterie ohne Probleme am Ladegerät wieder aufgeladen war, ging meine nächste Tour trotzdem zum Teilehändler, der mir aber keine neue Batterie verkaufen wollte, da die alte noch intakt sei – diese Ehrlichkeit rechne ich ihm hoch an, aber damit war der Fehler wieder offen.

Also habe ich neuerlich angefangen zu messen und zu prüfen. Dabei habe ich festgestellt, dass die Spannung nach dem ersten Starten langsam aber kontinuierlich sinkt. Nach dem Kaltstart waren es noch 14,2 V, dann gibt es eine längere Phase um die 13,7 V, die aber von zunehmenden Schwankungen bis unter 13 V unterbrochen werden und das selbst während der Fahrt ohne besondere Verbraucher. Das geht kurzzeitig sogar fast hinunter bis zur Batterie Leerlaufspannung (um 12,6 V). Wobei der Generator durchaus in der Lage ist Leistung zu liefern, selbst in den 13 V Phasen. Wenn ich im Motor-Leerlauf Verbraucher zuschalte, habe ich bis zu 47 A an der LM gemessen, wobei die Spannung dann etwas weiter einbricht, was an der Belastungsgrenze aber auch zu erwarten sein dürfte.

Ich erkenne da einen direkten Zusammenhang mit der Temperatur im Motorraum bzw. der Temperatur der LM, da die Spannung nach dem Kaltstart maximal ist und ein Öffnen der Haube oder ein Abstellen des Fahrzeugs die Spannung wieder ansteigen lässt. Ein gewisser Temperaturgang der LM-Regler soll ja wohl normal sein, sodass ich in Forenbeiträgen keine rechte Einigkeit gefunden habe, ob eine Spannung um 13,7 V schon zu niedrig ist. Der Regler soll damit vermutlich zwischen Überhitzung und auch Winterbetrieb (höhere Ladespannung) unterscheiden, aber da die Batterie im W124 ziemlich abgeschottet verbaut ist, sehe ich das eher als kontraproduktiv an.
Ich halte es inzwischen auch fast für einen Konstruktionsfehler, dass MB die Lichtmaschine (+ Regler) so dicht (zwei Finger Entfernung) und ungeschützt am 300° heißen Krümmer des M102 platziert hat. Auf jeden Fall wird der hintere Teil der LM schnell bis über 100° heiß, was m. E. nicht gerade optimal ist.

Dann ist mir noch aufgefallen, dass ich keinen Spannungsanstieg beobachten konnte, wenn der Motor 60° erreicht, dann sollte sich ja die Saugrohrvorwärmung abschalten, die um die 20 A zieht. Also geprüft und tatsächlich ist der Temperaturschalter defekt (hat immer Durchgang), sodass ich vermutlich schon seit vielen Jahren eine zusätzliche 20 A Grundlast im System hatte – dürfte auch einiges an Benzin gekostet haben und es macht es für mich fast zu einem Wunder, dass die Batterie überhaupt ausreichend geladen werden konnte.

Nun ergab sich ohne die zugeschaltete Saugrohrvorwärmung (dazu provisorisch die Sicherung 11 entfernt) eine um gut 0,2 V höhere Spannungslage, d. h. er startete jetzt mit 14,4 V, aber die unter 13 V Phasen sind damit leider nicht behoben. Im Motor Leerlauf (ohne bewusst eingeschaltete Verbraucher) schwankt die Grundlast an der LM selbst ohne Innenraumlüfter immer noch um 20 A (zwischen 16 und 22 A) – ist das für einen M102 mit KE-Jetronic normal?

Obwohl ich sämtliche Plus- und Massekabel auf Übergangswiderstände geprüft hatte, ist mir erst später aufgefallen, dass die Mutter des LM B+ Anschlusses unter der Abdeckkappe des Kabels total verrostet ist. Für mich unerklärlich, da das Fahrzeug immer in einer geheizten Garage steht und ansonsten wirklich rostfrei ist, hinzu kommen ja noch die hohen Temperaturen in diesem Bereich. Also habe ich versucht die B+ Mutter zu lösen, dazu mehrfach mit Rostlöser eingesprüht und einen Tag gewartet. Ich gebe gerne zu, dass mir Schrauber Erfahrung fehlt – im Ergebnis hat sich trotz eines m. E. relativ geringen Krafteinsatzes (erst etwas geklopft, dann kleiner Schraubenschlüssel mit der Hand) die B+ Anschluss-Schraube im Generator gelöst, sie dreht sich nun mit und wackelt. Minimal Spiel hatte sie allerdings bereits zuvor – merkwürdig.
Die Mutter mit der Ringöse sitzt nach wie vor fest und die hintere Kunststoff-Abdeckkappe der LM ist nun auch noch eingerissen, da es nicht vorgesehen ist, dass sich die Schraube des B+ Pols mit der Ringöse frei dreht – Katastrophe.
Damit hatte ich eigentlich erwartet, dass der Kontakt der B+ Schraube endgültig hinüber ist und ich das Fahrzeug nicht mehr starten kann, da die LM ohne Last gekillt würde. Ich hatte aber tags zuvor den Widerstand nach Masse gemessen, der sich kaum verändert hatte und einen Wackelkontakt konnte ich auch nicht feststellen, daher habe ich eine Ausfahrt riskiert, die wieder bei 14,4V startete. Allerdings habe ich zum Ende der Fahrt festgestellt, dass die Stromaufnahme sehr schwankte und dass der Motor kurzzeitig von der Batterie mitversorgt wurde, da die LM dann nur noch um die 5 A lieferte, um dann im schnellen Wechsel wieder auf 30 A zu springen. Da ist nun wohl doch mehr hinüber gegangen.
Jetzt bin ich in einer üblen Situation, ohne das festgerostete Kabel lösen zu können, bekomme ich die LM noch nicht einmal zerstörungsfrei ausgebaut – ich müsste wohl das Kabel an der Ringöse kappen. Damit kann ich auch keinen neuen LM-Regler ausprobieren, der bereits hier herumliegt.
Um den B+ Pol wieder zu reparieren, müsste ich vermutlich die Diodenplatte tauschen (kann das jemand bestätigen?) und gibt es die passende Diodenplatte überhaupt noch zu kaufen?
Wenn man eine aufgearbeitete Austausch-Lichtmaschine kaufen möchte, zahlt man teils ein immenses Pfand und meine vermurkste LM dürfte nicht als Rückgabe akzeptiert werden, insbesondere wenn ich ein stärkeres 90 A Modell kaufe.
Erschwerend bei der LM Suche kommt für mich hinzu, dass viele der angebotenen LM wirklich schlimm vergammelt aussehen und diese nicht zum Fahrzeug (geplant: H-Kennzeichen) passen würden. Putzen würde ich ja, aber wenn das Alu überall blüht, müsste man vermutlich mit Glasperlen strahlen lassen und zuvor die LM zerlegen – viel Aufwand und nochmal Kosten. Das andere Extrem wäre zum Boschdienst zu fahren und eine neue LM einbauen zu lassen, irgendwie habe ich aber noch die Hoffnung, dass es einen finanziell vernünftigen Kompromiss geben könnte.

Ich freue mich über Ratschläge und bedanke mich herzlich auch für das Lesen bis hierhin!

Beste Antwort im Thema

Bau doch einfach die ein die du hattest und gut ist.
Wenn sie dir neu zu teuer ist, kauf dir auf EBay ne gebrauchte.

Die Autos haben in der Regel auch im Kurzstreckenbetrieb kein Stromproblem, vor allem ohne Standheizung und Sitzheizung sowieso nicht...

Manche Rentnerkunden haben mit ihren 124ern das Dorf schon seit Jahren nicht mehr verlassen und die Autos laufen auch ohne dass ich wegen ner leeren Batterie los muss... (Allerdings kriegen die alle 5 Jahre ne neue Batterie bevor sie kaputt ist).

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Bei Bosch selber nachgefragt (oder habe ich dies übersehen, sorry):

http://www.bosch-classic.com/.../wartungsarbeiten_fahrzeugsuche.html

Sie können uns per E-Mail an classic@bosch.com oder per Telefon unter +49 (0)721 942-1660 kontaktieren.

wenn die Schleifringe so aussehen halten neue Kohlen nicht lange

eine neue 70€ Lichtmaschine tut schon 10.000 Km ihren Dienst

https://abload.de/img/20180501_190742z5ud7.jpg

ÜSR

Gib uns deine FIN nummer und wir suchen dir etwas heraus was paßt. dann mußt du nur noch sagen mit wieviel leistung.

ppuluio hat mir bei der Auswahl sehr geholfen, wenn ich die neue Lichtmaschine eingebaut habe, schreibe ich hier einen kurzen Erfahrungsbericht.

Vielen Dank für die Hilfe!
Juergen

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