EU - Berufskraftfahrer
Hallo zusammen!
Bei einer Gefahrgutschulung am letzten Wochenende kam unter den ganzen LKW - Fahrern auf einmal das Thema EU-BKF zur Sprache. Wie das dann immer so ist: Alle wollen was sagen - keiner weiß Bescheid.
Also hab ich mich mal auf die Suche nach Infos gemacht und bin bei einer guten Übersicht unter EU-BKF fündig geworden. In einer recht anschaulichen Gliederung werden dort die Anforderungen an Berufskraftfahrer dargestellt.
Entscheidend, ob man eine Grundqualifikation oder eine beschleunigte Grundqualifikation erbringen muss, ist der Erhalt der Fahrerlaubnis. Wer seinen Lappen nach dem 09.2008 (Bus-Fahrer) oder 09.2009 (LKW-Fahrer) macht muss auf jeden Fall eine solche Qualifikation nachweisen, bevor er als Fahrer arbeiten kann.
Was der genaue Inhalt einer solchen Qualifikation ist, schildere ich, unter Verweis auf den Link, nicht mehr.
Für die meisten unter uns sollte dies jedoch nicht zutreffend sein, da wir wahrscheinlich alle schon die Pappe haben. Trotzdem hat man auch uns mit einigen Auflagen bedacht.
Wer seinen Führerschein vor den oben genannten Terminen gemacht hat muss sich auf jeden Fall weiterbilden - sofern er kein ausgebildeter Berufskraftfahrer ist. Die erste Weiterbildung ist für alle Busfahrer bis spätestens 2013 und für alle Lkw-Fahrer bis spätestens 2014 zu absolvieren.
Diese Weiterbildung findet in 5 Einheiten á 7 Stunden statt und kann zum Beispiel auch durch Teilnahme an einem Fahrsicherheitstraining oder einem ADR-Seminar absolviert werden. Ausserdem ist die Schulung alle 5 Jahre zu wiederholen.
Diese Schulungen sind natürlich nicht umsonst, sondern müssen wieder teuer bezahlt werden und kosten darüber hinaus auch noch Arbeitszeit. Wer jedoch nicht an einer solchen Weiterbildung teilnimmt, verliert seine Fahrerlaubnis.
Also Beispiel: Jemand hat vor 15 Jahren seinen Führerschein Klasse 2 gemacht und fährt seither in einer Spedition. Er erledigt jeden Tag sicher und zuverlässig seine Arbeit. Wenn so jemand keine Fortbildung wie oben beschrieben hinter sich bringt, verliert er seinen Führerschein und somit auch seinen Job!
Interessant ist auch ein weiteres Detail: Die viel gescholtenen polnischen Fahrer haben bereits den EU-BKF in der Tasche. Polen hat auf Grund seines Beitritts in die EU den BKF direkt zur Pflicht für alle LKW-Fahrer gemacht.
Was sagt ihr zu dem Thema?
Bin gespannt auf eure Meinungen!
Gruß
de Kölsche
34 Antworten
Zitat:
Original geschrieben von ScaniaChris
Da stellt sich auch die Frage: Wer soll das bezahlen?!? Viele Firmen bilden weder zum BKF aus, noch fördern sie die Qualifizierung von Willigen.
Diese Firmen werden lernen müssen, daß es qualifiziertes Personal nicht zum Nulltarif gibt, wenn sie in Zukunft weiter am Markt bestehen wollen.
Auf meine gestrige Anfrage bei der IHK Saarland hier in Saarbrücken, ab wann denn die Prüfung zur Berufskraftfahrerqualifikation (= EU-BKF) abgelegt werden kann, teilte mir der zuständige Sachbearbeiter mit, dass dies für den Güterverkehr frühestens im September 2009 soweit wäre.
Auf meine Rückfrage hin, begründete er den späten Termin folgendermaßen:
1. Das Ding wird etwa 8.000,- Euro kosten!
2. Jeder der das jetzt nicht macht, braucht nur die Weiterbildung ohne Prüfung und das frühestens ab 2014
3. Es gibt alternative Qualifizierungsmaßnahmen über die IHK, mit der sich ein Kraftfahrer auf den Lohnwettbewerb in Europa vorbereiten kann.
Wenn ich das nun also richtig sehe, dann kann ein gewöhnlicher Kraftfahrer diese 8.000,- Euro, selbst als Kredit nicht aufbringen. Wovon soll er die Annutität leisten? Er verdient doch nichts.
Für die Unternehmen wird es zukünftig günstiger werden, echte Berufskaftfahrer auszubilden. Bei der BKrFQ müssen sie zahlen, ohne dass der Fahrer Produktivität bringt, beim richtigen BKF haben sie Produktivität und geringer Kosten.
Wie wirkt sich das auf die Kraftfahrer ohne nachweisliche Qualifikation aus?
Ein Teil wird schon in den nächsten Jahren in die Arbeitslosigkeit wandern, der andere Teil kann noch ein paar Jahr arbeiten. Gegen den BKF kann er auch nicht mit einer Qualifizierung anstinken. Ausnahme: Dumping-Job zu den ungünstigsten Bedingungen!
Einerseits ist es gut, dass wir kontinuierlich mehr Qualität auf die Straße bringen. Das hat sich ja schon in den letzten beiden Jahrzehnten drastisch verbessert! Dennoch meine ich, sollten wir damit nicht Generationen von Kraftfahrer ins Aus befördern. Immerhin trägt die Gesellschaft ja auch ein Teil der Schuld, da es ja sehr lange überhaupt gar kein ordentliches Berufsbild dafür gab. Ob man nun die Gesellschaft die Schuld tragen lässt, indem sie das Arbeitslosengeld bezahlt, mag ich als richtige Konsequenz anzweifeln. Auch für einen Staat, in dem jeder Einzelne auf die Zukunftsfähigkeit seiner Existenz in hohem Maße vertrauen konnte, zeugt das nicht von einem Meisterwerk. Fairerweise müssten wir dann alle Besitzstandsrechte kippen, wenn wir uns erlauben, einem Großteil der Arbeitnehmer einer Branche, ihre berufliche Existenz zu nehmen.
Zitat:
Original geschrieben von ScaniaChris
Ob man nun die Gesellschaft die Schuld tragen lässt, indem sie das Arbeitslosengeld bezahlt...
Da wäre es für die Gesellschaft wohl günstiger, wenn sie den Betroffenen die benötigte Ausbildung im Wert von 8.000,- EUR bezahlt.
Das wird nach ein paar Monaten Arbeitslosigkeit wohl auch nicht anders sein.
Hier in Saarbrücken, weiß ich, dass für dieses Jahr - damit meine ich das gesamte Jahr - für den Beruf des Kraftfahrers gerade mal 20 (!) Förderungen einkalkuliert sind. Das wird nicht reichen, um den Berg zu versetzen, der da versetzt werden will/soll!
Die paar Monate Arbeitslosigkeit kosten ja dann auch noch, weil ja nicht gleich jeder gefördert wird. Und die 8.000,- Euro sind nur das Prüfungsgeld, der Unterhalt und alles andere wird ja dann auch noch bezahlt werden müssen.
Wie wird das mit den Quer-Einsteigern sein, was brachenbedingt immer einen hohen Anteil ausmachen wird? Wer träumt schon als pubertierender Jugendlicher davon, Berufskraftfahrer zu werden? Ich meine mit allen Vor- und vielmehr noch den ganzen Nachteilen, die sich aus dieser Sicht ergeben? Große Bereiche der Anwendungen können nur deshalb mit Kraftfahrern abgedeckt werden, weil es Leute in diesen Berufsstand schaffen, die diese Aufgabe als Herzenangelegenheit ansehen und nicht um reich zu werden.
Der Berufskraftfahrer wird kein Beruf mehr sein, für den man sich nur entscheidet, sondern er wird - sofern keine andere Finanzierungslösung geschaffen wird - nur den Leuten offen sein, die entweder selbst das Geld haben (wie attraktiv wird das dann für den sein, bei dem Hungerlohn und den Arbeitsbedingungen?) oder einen Arbeitgeber finden, der sich jenseits der heutigen Lethargie befindet. Die meisten Transportunternehmen verweigern ja sogar, jemand eine Einstellung zu versprechen, obwohl sie nicht mit Kosten für die Ausbildung belastet werden. Die Hauptbegründung lautet: Schlechte Erfahrungen in der Vergangenheit.
Der Bedarf an Kraftfahrern wird wachsen, weil einerseits das Transportaufkommen drastig steigen wird und andererseits ein großer Teil von Kraftfahrern in den verdienten Ruhestand wechseln wird. Wie soll die Nachfrage befriedigt werden?
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Moin.
Wie die Nachfrage zu einem passenden Angebot kommt? - Ist beim Berufskraftfahrer ganz einfach: Indem ich die Qualifikationsanforderungen herunterschraube oder gar nicht erst prüfe. Beispiel: Ladungssicherungsausbildung nach VDI 2700a. 16 Stunden Ausbildung. Prüfung?-Keine. Beispiel BKF. Da macht jede IHK was sie will. Die Prüfer sind oft selber Dozenten und sorgen in der Prüfung dafür, dass ihr "Lehrerfolg" deutlich wird. Die Verlogenheit kommt von unseren Politikern. Es soll eine angebliche Qualifizierung der Lkw-Fahrer vorgetäuscht werden, um das Wählerstimmvieh zu beruhigen. So war das mit der ADR-Ausbildung vor 25 Jahren auch schon. Kosten soll es nichts und bewirken auch nichts, denn der Transportunternehmer möchte keine qualifizierten Fahrer, es sei denn, die Arbeitsagentur gibt die Schulung aus. Ich kenne IHK-Prüfer, die können selber weder einen Sattelauflieger mit der Zugmaschine kuppeln noch einen Drehschemelanhänger an die Rampe drücken. Aber prüfen dürfen die. Also wird die Stümperei in der Fahrerausbildung wie gehabt weiter gehen.
gruß f