Etwas Physik - Achslast Golf 3 (44kw)

VW Golf 3 (1H)

Guten Morgen, liebes Forum,

beim Studieren des Benutzerhandbuches unseres 3er Golf bin ich gestern über die verschiedenen Achslasten der einzelnen Modelle gestolpert. Hierbei ist mir aufgefallen, dass unser "kleiner" Golf auf der Vorderachse eine zulässige Achslast von deutlich unter 800kg hat, der nur 45kg schwere 1.6 jedoch eine Achslast von deutlich über 800kg. Meine Frage - wie kommen solche unterschiedlichen Achslasten zustande? Der Motor kann ja maximal 45kg schwerer sein, oder handelt es sich um eine andere Achskonstruktion, die weniger belastbar ist? Der kleine 1.4er ist auch der einzige Golf, der vorne und hinten mit demselben Reifendruck gefahren werden soll, alle anderen brauchen vorne mehr als hinten. Kann mir diese Zusammenhänge vielleicht jemand erklären?

Herzlichen Dank! Und genießt den Frühling ;-)

MfG

Jablonski

10 Antworten

Auf dem 1.4 darf man imho sehr kleine Reifen fahren, also auch welche die niedrigere Traglasten haben wie die die bei grösseren Motoren gefahren werden müssen.
Zudem hat der 1.4 keinen Stabilisator, höheren Gewicht könnte da Einfluss auf die Fahrstabilität haben.

Zudem haben die 1.4 andere Federn und ich denke auch Dämpfer.

Je nach Baujahr hat der 1.4er auch keine Servolenkung. Ein weiterer Grund...

Kann auch an den Bremsen liegen, kleinere Bremse, weniger Bremslast. Geht nach Scheibendurchmesser und Dicke der Scheibe, da größere und dickere mehr Wärme verbraten können.

Wichtiger ist die Achslast aber hinten, wegen Kofferraum. Vorne packst Du ja nicht so viel drauf.
Oder gibt es Dachträger für die Motorhaube???

Hallo,

danke soweit schonmal für eure Aufklärungsarbeit ;-)

Zitat:

Wichtiger ist die Achslast aber hinten, wegen Kofferraum. Vorne packst Du ja nicht so viel drauf.

Oder gibt es Dachträger für die Motorhaube???

Es gibt mir garnicht so sehr darum, wie stark ich die Vorderachse belasten darf, sondern vielmehr darum, die Zahlen im Handbuch richtig zu verstehen und zu deuten. Die Frage, die sich mir jetzt vor allem noch stellt, ist die, warum beispielsweise der 1.6er Golf (im Vergleich zum 1.4er) vorne einen um 0,3 Bar erhöhten Reifendruck haben soll, obwohl ja nur die maximale Achslast höher ist, das tatsächliche die Vorderachse belastende Last jedoch nur unwesentlich höher!?

Nochmals Danke!

MfG

Jablonski

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...eine letzte Frage hätte ich noch: Wie siehts beim 1,4er denn ungefähr mit der Gewichtsverteilung bzw. der realen Achslast aus? Laut Fahrzeugschein hat der Wagen 960kg Leergewicht - hat der Golf eine 60:40 Verteilung, kommt das hin? Danke!

MfG

Jablonski

Die maximal zulässige Achslast hängt von mehreren Faktoren ab, von denen einige sicher etwas mit der Gewichtsverteilung und den Bremsen zu tun haben. Hauptfaktor ist aber die jeweils verwendete Feder, denn diese Trägt die Last auf dem Rad.

Eine Feder hat eine Federkonstante, die ihre Dehnbarkeit/Zähigkeit/Elastizität beschreibt. Diese muss hoch genug sein, um bei einer gewissen Masse einen guten Kompromiss zwischen Federweg und Einfederung zu gewährleisten. Mehr Gewicht = stärkeres Einfedern = weniger Federweg beim Einfedern. Würde die Achse zu stark belastet könnte die Feder nicht mehr richtig einfedern, sondern würde auf den Anschlagdämpfern aufliegen.

Alle anderen Faktoren (Bremse, Stabi etc.) spielen eine wesentlich geringere Rolle in der Dynamik des Fahrzeuges.

Zitat:

warum beispielsweise der 1.6er Golf (im Vergleich zum 1.4er) vorne einen um 0,3 Bar erhöhten Reifendruck haben soll, obwohl ja nur die maximale Achslast höher ist, das tatsächliche die Vorderachse belastende Last jedoch nur unwesentlich höher!?

Du darfst nicht nur an die Achslast im Stand denken. Auch beim Bremsen und Anfahren wird eine dynamisch übertragene Aufladung der Achse geschehen. Gerade beim Bremsen sieht man sehr gut, dass die Vorderachse sehr tief einfedert. Dies entspricht einem höheren Gewicht auf der Vorderachse. Damit diese nicht über belastet wird, muss die maximale Achslast demnach höher sein, wenn die erreichbaren Höchstgeschwindigkeiten höher sind.

Zitat:

...eine letzte Frage hätte ich noch: Wie siehts beim 1,4er denn ungefähr mit der Gewichtsverteilung bzw. der realen Achslast aus? Laut Fahrzeugschein hat der Wagen 960kg Leergewicht - hat der Golf eine 60:40 Verteilung, kommt das hin? Danke!

Die Verteilung sollte so sein, dass bei voller Beladung (4 Personen + Restgewicht als Ladung) sich die Achslast gleichmäßig verteilt. Das heißt aber auch, dass ein Fahrzeug nur mit Fahrer, aber mehreren Säcken Zement im Kofferraum, selbst bei nicht erreichtem maximalen Gesamtgewicht, überladen sein kann, weil die zulässige Achslast überschritten ist.

Leer sollte daher der Wagen eine 5:4 Verteilung haben (nur ein Beispiel): 930kg Leergewicht, 1400kg zl. Gesamtmasse => 70kg Fahrersitz verteilt sich gleichmäßig; 400kg Zuladung => 2/3 Hinterachse. Sind 165kg zusätzlich vorne, 295kg zusätzlich hinten. Bei 700kg vorne und hinten wäre dann die Verteilung leer: Vorne 535kg, Hinten 405kg.

Der Reifendruck im Bordbuch bezieht sich immer auf die Standart Bereifung bei Drucklegung. Das heißt, wenn der Wagen mit 175/70R13 ausgeliefert wurde, dann steht da 2,3 Bar drin. Das bessere Modell hatte aber schon als Standart 185/60R14, mit 2,5 oder 2,6 Bar. Der Unterschied liegt da einzig und alleine im Modell des Pneus. Wird ein anderer Reifen aufgezogen, sind die Reifendrücke des Reifenherstellers zu beachten, nicht des Fahrzeugherstellers!

Guten Morgen Ovaskerri,

ganz herzlichen Dank für deine ausführliche und sehr informative Antwort! Wie schon geschrieben, versuche ich eben gerade, die physikalischen Grundlagen, die beispielsweise hinter den Achslast- und Reifendruckangaben liegen, zu verstehen - dein Beitrag konnte diesbezüglich wirklich weiterhelfen. VW gibt für unseren Golf einen Reifendruck von 1,8/1,8 an, Dunlop 1,9/1,8, Vredestein 2,3/2,4 und Falken 2,3/2,5 (die letzten beiden jeweils nur Vollastdrücke). Gemäß einer Formel, über die ich gestolpert bin (maximaler Reifendruck des Reifens : maximale Traglast des Reifens x halbe reale Achslast = optimaler Reifendruck) müsste der Golf an der Vorderachse mindestens 2,3 oder 2,4 bar fahren. Ich habe jetzt mal einen Mittelwert genommen - gefahren wird mit 2,1 vorne und 2,0 hinten und dann werde ich mich mal an den Optimalwert herantasten. Mal sehen...

MfG

Jablonski

Zitat:

Original geschrieben von jablonski2010


...eine letzte Frage hätte ich noch: Wie siehts beim 1,4er denn ungefähr mit der Gewichtsverteilung bzw. der realen Achslast aus? Laut Fahrzeugschein hat der Wagen 960kg Leergewicht - hat der Golf eine 60:40 Verteilung, kommt das hin? Danke!

Eine 60/40 - Verteilung ist bei Fahrzeugen mit quer installiertem Frontmotor und - antrieb üblich, ja. Die Extreme bewegen sich im Bereich zwischen 65/35 und 55/45, jeweils vorne / hinten.

Zitat:

Eine 60/40 - Verteilung ist bei Fahrzeugen mit quer installiertem Frontmotor und - antrieb üblich, ja. Die Extreme bewegen sich im Bereich zwischen 65/35 und 55/45, jeweils vorne / hinten.

Danke für die Info. Ich habe in den vergangenen Tagen mal ein wenig mit verschiedenen Reifendrücken herumexperimentiert - die hier im Forum teilweise empfohlenen 2,3 bar kommen mir doch arg hart vor. Im Moment scheinen mir 2,1 vorne und 2,0 hinten (also der von Dunlop empfohlene Druck + 0,2 bar) ein ganz guter Kompromiss.

MfG

Jablonski

Als einfache Regel gilt:
Reifendruck des Herstellers (Reifen) vor Reifendruck des Herstellers (PKW)

Um Sprit zu sparen: +10% bis +20%
Bei starker Beladung: Belastete Achse +20%

Niemals unter den Druck des Reifenherstellers. Nach oben geht immer, nach unten nimmer...

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