Erfahrungen von Bikern mit einem Verkehrspsychologe/in?

Ich würde mal gerne wissen, ob hier Motorradfahrer mitlesen, die schon mal wegen einem Problem mit dem Einhalten von Geschwindigkeitsbegrenzungen (Volksmund: Raserei) bei einer Verkehrspsychologischen Beratung waren und was es ihm oder ihr gebracht hat.

Es geht mir weniger daran eine MPU zu "schaffen", sondern eher darum, welche Mittel und Strategien hilfreich sind, das zu schnell fahren (Volksmund: Raserei) nachhaltig in den Griff zu bekommen oder zumindest zu verbessern.

Ich habe im Fahreignungsregister null Punkte und mit dem Töff bisher auch noch keinen Strafzettel kassiert. Das ist aber reiner Zufall. Liegt einererseits daran, dass ich bewusst die bekannten Motorradstrecken meide, andererseits dass ich innerorts oder an unübersichtlichen Stellen, also da wo die Polizei häufig steht und lasert, selten rase - umbringen will ich mich ja nicht. Die Limitierungen von 100 auf 60 oder 70 haben meistens einen Grund - Einmündungen, Unübersichtlichkeit etc. Problematisch sind bei mir meist die unlimitierten (100 Km/h) Landstraßen oder Beschränkungen vor Kurven oder in Pässen etc. Vielleicht lohnt sich dort das Lasern abseits der Motorradstrecken ja auch einfach nicht. Dazu dann noch ein Blitzerwarner, aufmerksame andere Verkehrsteilnehmer die einen warnen und schlussendlich weites Vorausschauen haben sehr oft dazu beigetragen, dass ich vorher schon wusste, wenn einer stand und Laserte.

Ich fahre als Pendler sehr viel Motorrad, in den letzten Jahren im Schnitt 20.000 Km im Jahr, für mich ist das mein größtes und wichtigstes Hobby. Mein PKW habe ich vor ein paar Jahren verkauft, seit dem mache ich für die Fahrten, für die ich ein Auto brauche Car Sharing. Ein Auto löst bei mir keinerlei Emotion aus, für mich ist das ein reines Fortbewegungsmittel.

Ganz anders das Mopped, mit dem fahre ich das ganze Jahr bei fast jedem Wetter und es ist für mich jedes mal die pure Freude. Die Sache hat nur einen Haken - ich fahre außerorts häufig zu schnell. Seit einer Weile versuche ich das Problem in den Griff zu bekommen, aber es gelingt mir einfach nicht wirklich. Es bereitet mir offen gesagt oft einfach keine Freude, das zu fahren, was an den Schildern steht. Für mich ist das dynamische Fahren, das satt in die Kurven legen, satt herusbeschleunigen, mit dem Töff zu "arbeiten" der Teil, der das Mopped fahren für mich so einmalig macht. Meiner Meinung nach mit einem Auto schlichtweg nicht erreichbar. Halte ich mich an die Regeln, artet es schnell in Frust aus. Dann sagt mir mein kleines Teufelchen, "Dann kannst auch gleich Roller fahren oder Auto". Oder "Ich fahr mir doch nicht die Reifen eckig, nur weil da XX km/h steht damit auch noch ein 50 Jahre alter Opel General mit ortsfremdem Opa oder einem Fahranfänger noch sicher um die Ecke kommen" oder auch "Es ist dein einziges Hobby, scheiß drauf" oder "Reine Kirchturmpolitik dieses Limit hier wieder" alternativ auch "Du fährst jetzt seit 20 Jahren unfallfrei und machst zwei mal im Jahr Training" etc. pp. Lauter solche Ausreden, die man sich selbst sagt.

Mein Engelchen kommt dann mit Argumenten wie "Denk dran, was passieren kann!" oder "willst du dein Hobby aufs Spiel setzen?". Oder "Versuch mal die Natur zu genießen" oder Ähnliches Vernünftiges. Das zieht aber zu selten oder nur für eine Weile. Am hilfreichsten hat sich noch erwiesen, mir permanent den Bußgeldkatalog vor Augen zu halten und mir selbst zu sagen, so schnell wie du jetzt fährst heisst das soudsoviel punkte, soundsoviel Monate ...." Aber wenn's dann eine ganz besonders schöne Strecke ist, wenig Verkehr, das Wetter gut, man ist fit, dann ist das wie morgens den Wecker auf Snooze zu drücken. Ich blende alles aus und konzentriere mich nur noch auf's fahren, um mich dann hinterher darüber zu ärgern.

Jetzt bin ich am überlegen, einfach mal so zu einem Verkehrspsychologen zu gehen um das Thema mal anzusprechen. Ich würde gerne wissen, welche Erfahrugen ihr damit gemacht habt und wie viele Sitzungen ihr gebraucht habt. Da ich damit rechne, dass mich eine ordentliche Beratung mit rund 10 Stunden eine vierstellige Summe kostet, würde ich gerne vorher wissen, was man davon erwarten kann. Meine Erwartungshaltung ist ja nicht, am Ende "nur" bei einer MPU einen vernünftigen Eindruck machen zu können oder was vorweisen zu können. Andererseits bin ich natürlich dankbar für Tips, insofern sie bei euch geholfen haben.

Beste Antwort im Thema

Da du offenbar schon dein Grundproblem ziemlich genau erkannt hast und offenbar nicht gewillt bist, genau das zu ändern, und der Psycho auch nichts anderes kann, ist der Besuch dessen rausgeworfenes Geld.

Lasse dir die FE gerichtlich entziehen oder gib sie freiwillig ab.

Alles eine Frage des Geldes und der Eier in der Hose.

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Zitat:

@jojo1956 schrieb am 28. September 2017 um 22:01:00 Uhr:


Wenn Du genau hingeschaut hättest .... die XT 600 ist eine Enduro.
Damit fährt man ganz anders als mit einem Supersportler.

Abgesehen davon sitzt man auf der Enduro aufrecht und schnell fahren ist nicht die Stärke einer Enduro.

Das sind aber keine Gründe, dass er sich mit so einem Motorrad nicht auch umbringen könnte.
Die Problemlösung liegt in seinem Kopf. Da nützt es nichts, sich ein paar PS weniger zu ,,gönnen,,.

Zitat:

@Gleiterfahrer schrieb am 29. September 2017 um 06:20:07 Uhr:



Zitat:

@jojo1956 schrieb am 28. September 2017 um 22:01:00 Uhr:


Wenn Du genau hingeschaut hättest .... die XT 600 ist eine Enduro.
Damit fährt man ganz anders als mit einem Supersportler.

Abgesehen davon sitzt man auf der Enduro aufrecht und schnell fahren ist nicht die Stärke einer Enduro.

Das sind aber keine Gründe, dass er sich mit so einem Motorrad nicht auch umbringen könnte.
Die Problemlösung liegt in seinem Kopf. Da nützt es nichts, sich ein paar PS weniger zu ,,gönnen,,.

Wenn er schon selber zugibt, das die Synapsen im Kopf je nach Maschine auf Spass schalten und die Vernuft ausgeblendet wird, kann es sehr wohl Sinn machen auf ein schwächeres Mopped zu wechseln ...

Man darf da nicht immer von sich selber ausgehen, wir sind alle verschieden ... der TE hat sein Problem erkannt. Das ist das gemeine an den Supersportlern, die können einen Art Rausch auslösen, wie Drogen auch, bei einem wirkt es so beim anderen so ....

@Bochumer81 Wann war das den? 80 PS ist heute praktisch Einsteigerklasse ... klingt für mich das du eher älter bist?

Versetze dich einfach mal in deine jungen 20er und stell dir dich auf einer Supersportler mit ~200 PS vor, das ist nochmal ein ganz andere Hausnummer, als so ein 80 PS Cruiser😁.
Mit 80 PS kommste übrigens heutzutage auch nicht mehr so easy an stark motorisierten PKW vorbei, wie vor ein paar Jahren (Jahrzehnten😁)...

Leider schreibst du nicht wie alt du bist, wie lange du also schon mit diesem Fahrstil unterwegs bist.
Man braucht kein Hellseher zu sein, um zu prognostizieren, dass es dich bei diesem risikoreichen Fahrstil irgendwann mal zerlegt. Wenn du Glück hast, kommst du mit ein paar Blessuren davon. Dann hast du vermutlich gelernt, wofür Verkehrsregeln gut sind.
Im schlimmsten Fall hast du dazu dann keine Gelegenheit mehr. Die Einsicht, dass vielleicht sogar ein anderer offiziell "Schuld" war, weil z.B. ein Autofahrer dein Tempo unterschätzt hat, macht dich dann auch nicht mehr lebendig.
Eigentlich bist du ja in deiner Selbsterkenntnis schon sehr fortgeschritten, aber offensichtlich inzwischen ein Adrenalin-Junkie.
Ich würde mir die benötigten Adrenalin-Schübe bei einer Sportart suchen und nicht im öffentlichen Straßenverkehr. Dann gefährdest du nur dich selbst gefährdest, aber nicht andere und stehst nicht regelmäßig mit einem Bein im Gefängnis!
Wie wäre es z.B. mit Wildwasser-Kajak in einer geeigneten Gruppe? Es gibt da natürlich auch noch viele andere derartige Sportmöglichkeiten. Solche (etwas risikobetonten) Natursportarten haben ja auch noch den angenehmen Effekt, dass sie gut für Körper und Geist sind.

Wie schon erwähnt wurde, ist die Gabe zur Selbstreflektion offensichtlich stark ausgeprägt. Grundsätzlich vermute ich, dass Du keinen Psychologen brauchst. 😉

Ich bike zwar nicht, möchte Dir aber dennoch kurz erzählen, was mich eingebremst hat. Vielleicht hilft es dir.

Bedingt durch meine enorme Kilometerleistung im Außendienst und den gemachten Erfahrungen, bin ich im Alltag generell eher "normal" unterwegs. Die Wahrscheinlichkeit, dass etwas passiert, steigt eben mit den gefahrenen Kilometern exponentiell an. Wenn man da permanent am Limit fährt, geht das nicht lange gut.

Nun aber zu den Schlüsselerlebnissen. Ich hatte mir mit Mitte 30 einen Golf 2 hergerichtet um damit ein wenig herumzufahren wenn am Wochenende mal Zeit ist. Da das Auto vorrangig auf Straßenlage und Motorleistung optimiert war, wollte man das freilich auch nutzen. Und wo macht(e) das am meisten Spaß? Richtig, auf der Landstraße! Nun war es so, dass nicht nur der kleine Mann im Kopf das Problem war, sondern auch die Umstände. Kaum war mal ein Stück kurvige Landstraße gut einzusehen, Gas rann! Nur wie lange.., hier ein Radler in Sicht, dort ein Traktor. Gegenverkehr, langsamere Verkehrsteilnehmer. Im Sommer Maisfelder - keine Sicht. Im Herbst Landmaschinen und Dreck auf der Straße. Es war also kaum möglich das Auto so auszufahren, wie ich mir das vorstellte. In dieser Zeit reifte dann der Gedanke, eine Rennstrecke aufzusuchen weil ich einfach die Nase voll hatte permanent aus den oben genannten Umständen heraus das Tempo zu reduzieren.

Das Auto wurde also umgebaut. PU-Buchsen, Bilstein PSS 9 (Härteverstellbar), Semislicks, Käfig, andere Bremse etc. Da der Wagen noch eine Zulassung hatte bin ich als alles fertig war, zu einer Probefahrt aufgebrochen. Nicht zum rasen sondern nur um zu sehen, ob alles passt. Ich fuhr also eine etwas größere Runde und bemerkte recht schnell, dass das Auto eine hervorragende Straßenlage hatte. Um irgendeine Reaktion des Autos herbeizuführen, hätte ich weit über dem fahren müssen, was zulässig ist. Als ich dann durch ein Waldstück fuhr und mir dachte, mei, um des Eck da vorne würde ich jetzt schon gerne rumblasen..., kam der kleine Mann im Kopf der mahnte, das besser zu lassen denn die Kurvengeschwindigkeit wäre enorm gewesen. Also gelassen, rum ums Eck und siehe da.., ein Radfahrer. Mitten auf der Straße. Die Kurve wäre sicher locker mit 170 gegangen aber dann hätte ich nicht den Funken einer Chance gehabt, anzuhalten oder auszuweichen. Am Limit eben.

14 Tage später, dann das erste mal auf den Salzburgring. Was dann passierte, hätte ich in der Form nicht gedacht. Als das Wochenende vorbei war habe ich mich am Sonntag Abend beim Bier gefragt, was ich eigentlich die letzten fast 20 Jahre auf der Straße gemacht habe. Ich hatte auf einen Schlag das Interesse am Landstraßenheizen vollständig und nachhaltig verloren. Am folgenden Montag bin ich auf die Zulassungsstelle gegangen und habe das Auto endgültig stillgelegt. Keine Lust mehr.

Was ich damit sagen will ist, vielleicht hilft es ja wenn Du einmal auf eine Rennstrecke gehst. Ich vermute, es stellt sich ein ähnlicher "aha" Effekt ein. Man hat vernünftig Grip, keinen Gegenverkehr, keine Polizei, keine Traktoren etc. und vor allem wollen alle das Gleiche: Spaß haben!

Ich fahre nach wie vor gerne zügig, insbesondere auf Autobahnen. Aber der richtige Spaß am fahren, den erlebe ich nur auf der Rundstrecke. Das Auto ist wie ausgewechselt und man kann praktisch permanent am Limit fahren. So wie es eben am meisten Spaß macht. 😎

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