Einfahren ist sehr wichtig

In verschiedenen Diskussionsbeträgen habe ich einige gute Ansätze über das Einfahren gelesen. Durch meine jahrelange Arbeit im tribologischen Bereich möchte ich etwas zur Aufklärung beitragen.
Trotz technologischer Fortschritte hinsichtlich der Maßhaltigkeit und Oberflächengüten ist ein "Anpassen" der Maschinenelemente zueinander unumgänglich.
Beim Einlauf werden sowohl die Rauhigkeitsspitzen abgetragen als auch durch chemische Raektion und physikalische Adsorption (siehe Additive) als Verschleißschutzschicht aktiviert. Dazu brauchen die Rauhigkeitsspitzen und die Additive einen bestimmten Druck und eine bestimmte Temperatur. Diese Verschleißschutzschicht beträgt etwa 0,02 bis 0,05 nm (nanometer). Diese Verschleißschutzschicht ist wichtig für den Kaltlauf, stoßende Belastungen oder kurzzeitig mangelhafte Schmierung.
Verschleißschutzschichten werden beim brutalen Einfahren immer wieder im Aufbau behindert oder zerstört. Deshalb sind mittlere Belastungen sinnvoll.
Ein Einlaufdiagramm hat gezeigt, dass der Einlaufverschleiß bis ca. 6 h sehr hoch ist. Das bedeutet, dass in dieser Zeit der Verschleiß höher als der Schutz ist und es noch viele höhere Rauhigkeitsspitzen gibt. Ab 7 bis 10 h flacht der Verschleiß langsam ab. Ab etwa 15 h ist nur noch ein geringer Verschleiß sichtbar.
Für die Praxis heißt das, wenn man einen Durchschnitt von 60 km Fahrstrecke pro Stunde ansetzt:
Die ersten 600 km (10 h) mit möglichst niedriger Belastung (auch vermeiden von untertourig) im Drehzahlbereich mit 1/4 bis 2/3 Gaspedalstellung fahren. Ab 600 bis 1000 km ruhig mal für 2 bis 3 Sekunden im 2. und 3. Gang den Motor bis ca. 1000 U/min unter der Nenndrehzahl laufen lassen.
Der Motor muss drehen lernen. Bei hohen Drehzahlen sind die Massenkräfte im Kurbeltrieb höher als die Gaskräfte. Dadurch werden z.B. die Kolbenringe im oberen und unteren Totpunkt weiter rausgetragen als normal und damit die Verschleißmarken erweitert. Auch die Verlagerungsbahn der Kurbelwellen aus der gedachten Mitte ist anders. Der Motor wird dann drehfreudiger.
Ab ca. 1000 km sollte man auf die Autobahn gehen, Radio aus, das Gehöhr am Motor und die Geschwindigkeit steigern. Dies so lange, wie der Motor das bei leichtem Gasfuß mit macht.
Beim Erreichen von etwa 20 bis 30 km/h unter der maximal möglichen Geschwindigkeit wenigstens 40 bis 50 km fahren (noch mehr ist besser).

Durch dieses Einfahren hatten meine Motoren einen ruhigen Lauf, wenig Ölverbrauch und einen geringeren Kraftstoffverbrauch als die von Bekannten.

(auch Getriebe müssen eingefahren werden)

Gruß

Beste Antwort im Thema

In verschiedenen Diskussionsbeträgen habe ich einige gute Ansätze über das Einfahren gelesen. Durch meine jahrelange Arbeit im tribologischen Bereich möchte ich etwas zur Aufklärung beitragen.
Trotz technologischer Fortschritte hinsichtlich der Maßhaltigkeit und Oberflächengüten ist ein "Anpassen" der Maschinenelemente zueinander unumgänglich.
Beim Einlauf werden sowohl die Rauhigkeitsspitzen abgetragen als auch durch chemische Raektion und physikalische Adsorption (siehe Additive) als Verschleißschutzschicht aktiviert. Dazu brauchen die Rauhigkeitsspitzen und die Additive einen bestimmten Druck und eine bestimmte Temperatur. Diese Verschleißschutzschicht beträgt etwa 0,02 bis 0,05 nm (nanometer). Diese Verschleißschutzschicht ist wichtig für den Kaltlauf, stoßende Belastungen oder kurzzeitig mangelhafte Schmierung.
Verschleißschutzschichten werden beim brutalen Einfahren immer wieder im Aufbau behindert oder zerstört. Deshalb sind mittlere Belastungen sinnvoll.
Ein Einlaufdiagramm hat gezeigt, dass der Einlaufverschleiß bis ca. 6 h sehr hoch ist. Das bedeutet, dass in dieser Zeit der Verschleiß höher als der Schutz ist und es noch viele höhere Rauhigkeitsspitzen gibt. Ab 7 bis 10 h flacht der Verschleiß langsam ab. Ab etwa 15 h ist nur noch ein geringer Verschleiß sichtbar.
Für die Praxis heißt das, wenn man einen Durchschnitt von 60 km Fahrstrecke pro Stunde ansetzt:
Die ersten 600 km (10 h) mit möglichst niedriger Belastung (auch vermeiden von untertourig) im Drehzahlbereich mit 1/4 bis 2/3 Gaspedalstellung fahren. Ab 600 bis 1000 km ruhig mal für 2 bis 3 Sekunden im 2. und 3. Gang den Motor bis ca. 1000 U/min unter der Nenndrehzahl laufen lassen.
Der Motor muss drehen lernen. Bei hohen Drehzahlen sind die Massenkräfte im Kurbeltrieb höher als die Gaskräfte. Dadurch werden z.B. die Kolbenringe im oberen und unteren Totpunkt weiter rausgetragen als normal und damit die Verschleißmarken erweitert. Auch die Verlagerungsbahn der Kurbelwellen aus der gedachten Mitte ist anders. Der Motor wird dann drehfreudiger.
Ab ca. 1000 km sollte man auf die Autobahn gehen, Radio aus, das Gehöhr am Motor und die Geschwindigkeit steigern. Dies so lange, wie der Motor das bei leichtem Gasfuß mit macht.
Beim Erreichen von etwa 20 bis 30 km/h unter der maximal möglichen Geschwindigkeit wenigstens 40 bis 50 km fahren (noch mehr ist besser).

Durch dieses Einfahren hatten meine Motoren einen ruhigen Lauf, wenig Ölverbrauch und einen geringeren Kraftstoffverbrauch als die von Bekannten.

(auch Getriebe müssen eingefahren werden)

Gruß

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Zitat:

@sigma_H schrieb am 8. Januar 2017 um 15:51:16 Uhr:


Wenn bei einem Sportwagen ein frisches Hinterachsgetriebe ohne Einlaufvorgang auf den ersten paar hundert Kilometern abartig gequält wird, dann kann das u.U. zu einem Getriebeschaden führen (Verreiben der Hypoidverzahnung oder der Kegelrollenlager)

---------

Das ist der springende Punkt!

Nicht unbedingt der Motor aber auf alle Fälle das HA- Getriebe muss eingefahren werden.
Bis 1000 km keine Volllast/V-max. und keine Bremsschaltungen.
Das gilt für alle Fahrzeuge, nicht nur für Sportwagen.
Wenn nicht eingerollt wird, dann kann das Mittelstück zum Heuler werden oder wie geschrieben kaputt gehen.

Die Gründe wurden von sigma_H genau richtig beschrieben

Schön, dass ihr meine Meinung bestätigt. Wie ich bei der Themeneröffnung zum Schluss geschrieben ahtte, gilt der Einlauf auch für Getriebe. Das wird leider zu oft übersehen.

Gruß

@Rentner15

Die Firma Liqui Moly macht doch seit Jahrzehnten Werbung u.a. für ihre MoS2-haltigen Zusätze für Motorenöle und auch für Getriebe. Einlaufverschleiß und das gesamte Betriebsverhalten sollen günstiger verlaufen. Was ist davon tribologisch zu halten??

Hi,
auch wir haben unser Fzg eingefahren. Ebenso fahren wir es immer warm und kalt.
MfG
Super-TEC

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Ich selbst (und die Pkw meiner Familie und Bekannten) benutze seit über 20 Jahre ein bestimmtes Additiv auf chemischer Basis, also ohne MoS2 oder andere Feststoffe.
Im Datenblatt des Additivs wird ein Ersteinsatz ab 20.000 km empfohlen, was auch logisch ist. Der Motor sollte top eingefahren sein. Aus Neugier habe ich bei einem neun Diesel das Additiv aber schon bei bereits ca. 4.000 km eingefüllt.
Ergebnis: Obwohl der Haupteinlauf von Motoren bereits mit ca. 1.000 km schon recht gut vorangeschritten ist und dem Motor nicht mehr viel passieren kann, ist der komplette Einlauf erst mit ca. 20.000 km abgeschlossen (bei üblicher Fahrweise). Durch den frühzeitigen Einsatz vom Additiv mit stark verschleißmindernden Zusätzen hat sich bei meinem Motor der endgültige Einlauf bis auf ca. 40.000 km erweitert. Der Motor lief aber sahnemäßig.

Also bitte folgendes machen: Nach dem Motorstart wird mit moderater Belastung warm gefahren. Das Öl muß zur stärkeren Belastung mindestens 60°C wegen der Benetzungsfähigkeit haben. Die Konstruktionsteile müssen die vorgesehene Form haben. Die volle Leistung erzielen heutige Motoren in der Regel zwischen 15.000 und 20.000 km (Abweichungen sind möglich). Danach können Additive durchaus nützlich sein, machen aber bei Langstreckenläufer kaum was aus.
Festkörperadditive wie MoS2, hBN oder Teflon habe ich bisher nicht eingesetzt, weil die Vorteile im Zylinder durchaus gut nachvollziehbar sind. Aber was passiert in den teilweise kleinen Ölbohrungen (z.B. Absetzungen) oder im Kurbelwellenlager. Es ist bekannt, dass die Gleitlagerschalen aus mehreren Schichten bestehen. Es muss zum Schutz der Kurbelwelle eine bestimmte Aufnahme von Partikeln zugelassen werden. Was passiert aber, wenn ich die gleich in den Motor reinschütte? Darüber habe ich jedenfalls noch keine Aussage gefunden.
Mein chemisches Additiv habe ich eingesetzt,wenn der Motor kein "Ölfresser" ist, also maximal 0,5 l/10.000 km. Damit gibt s keine Probleme mit Rußpartikelfilter oder Kat.

Noch einen kleinen Hinweis: Die Öltemperatur eilt der Wassertemperatur (auch mit Wärmetauscher) hinterher. Also ist nicht die Anzeige der Wassertemperatur als Maßstab anzusehen.

Gruß

@Rentner15
interessante Ausführung zum Einfahren!

Was hält der Fachmann von der These, daß untertouriges Warmfahren unter Last, z.B. bergauf schädlich für den Motor ist.

Doch lieber höhere Dehzahlen bei kaltem Motor als 80% Pedalwert und nur 1000 1/min?

Wie siehst du den Einsatz vom Ölzusatz LiquiMoly-Ceratec im neuen 2.0 TDI von Anfang an?

@Rentner15
Vielleicht schreibst du auch mal hier mit:
http://www.motor-talk.de/.../welches-motoroel-t230315.html?...

Hallo Fanes,
bitte kein untertouriges Warmfahren! Denke bitte daran, dass die Ölbenetzung erst ab ca. 60°C oder höher gut ist.
Es ist ja nun mal bekannt, dass ein kalter Motor einen recht hohen Verschleiß hat. Kommt dann noch durch das untertourige Fahren mit gringer Kolbengeschwindigkeit ein höherer Gasdruck durch das Beschleunigen hinzu, steigt der Verschleiß noch stärker.
Lass den Motor in der Warmlaufphase wenigstens 300 U/min höher laufen als im warmen Zustand.

Gruß

Hallo AEO1a,
ich hatte schon mal überlegt, ob ich als Themenstarter allgemeine Infos für Motoröl geben sollte. In den bisherigen Foren sind leider zu oft Stückwerke drin, die nur auf ein bestimmtes Öl hinweisen. Dabei werden dann zu oft wichtige Fakten zur Auswahl unterschlagen.
Ich überlege es mir noch.

Gruß

Undertourig warmfahren :
Ich fahr (so sagen zumindest viele) immer zu untertourig, kalt und warm. Fahren geht bei mir ab 1.000/min los und geht bis 3.000/min = 130 km/h . . . mehr braucht's nicht (oder nur selten, für Zwischenspurts). Frag mich jetzt nur, warum der trotzdem schon 590.000 km geschafft hat . . . kann's soo verkehrt ja offensichtlich auch wieder nicht sein ;-)

Motoröl :
Ok, dann beurteil doch mal meine Motoröl-Auswahl/-Varianten ;-)
http://www.motor-talk.de/.../...el-fuer-den-318i-m40-t3331196.html?...
http://www.motor-talk.de/.../...roel-gelagert-werden-t5720548.html?...

Sorry Fanes,
ich habe fast deine 2. Frage übersehen.
LiquiMoly Ceratec ist ein Festkörperschmierstoff, der als hexagonales Bornitrid einen ähnlichen Schichtaufbau wie Graphit oder MoS2 hat. Bei diesen Festkörpern beruht die Wirkung darauf, dass sich unter Druck die Schichten mit einem kleinen Widerstand verschieben lassen.
Festkörperschmierung habe ich im Motor noch nicht eingesetzt.
Grundsätzlich sollte der Motor vor dem Zusatz mit jeglichen Additiven eingelaufen sein. Und das ist in der Regel ab ca. 20.000 km. Das ist kein Widerspruch zu meiner Aussage mit zügigem Fahren ab ca. 1.000 km, weil da der Einlaufverschleiß in den kleinen Bereich über geht und eine bestimmte Charakteristik mitgibt.
Werden Additive zu früh eingesetzt, wird der Sollzustand erst viel später erreicht. Habe ich selbst mal ausprobiert, weil ich neugierig war und die Verschleißminderung erproben wollte. Die Einlaufzeit hat sich mehr als verdoppelt.
Sieh bitte beim Einlaufen nicht nur die Rauhigkeit. Bisherige Zylinder werden teilweise bei der Montage von Kopf und Anbauteilen leider bis zu 1,5 zehntel mm verformt. Diese Verformungen müssen auch erst "glattgebügelt" werden. Es gibt aber schon viel versprechende Ansätze, die Zylinder durch "Formhonen" so zu bearbeiten, dass die Zylinder unter Betriebsbedingungen kreisrund und gerade sind. Dann wird der Einlaufprozess weiter verkürzt, der Motor nimmt noch weniger Öl und die Gasdichtheit wird weiter verbessert.

Gruß

Zitat:

@OO--II--OO schrieb am 11. Januar 2017 um 20:27:29 Uhr:


Undertourig warmfahren :
Ich fahr (so sagen zumindest viele) immer zu untertourig, kalt und warm. Fahren geht bei mir ab 1.000/min los und geht bis 3.000/min = 130 km/h . . . mehr braucht's nicht (oder nur selten, für Zwischenspurts). Frag mich jetzt nur, warum der trotzdem schon 590.000 km geschafft hat . . . kann's soo verkehrt ja offensichtlich auch wieder nicht sein ;-)

Motoröl :
Ok, dann beurteil doch mal meine Motoröl-Auswahl/-Varianten ;-)
http://www.motor-talk.de/.../...el-fuer-den-318i-m40-t3331196.html?...
http://www.motor-talk.de/.../...roel-gelagert-werden-t5720548.html?...

Es ist schon erstaunlich, wie man Motoren mißhandeln kann. Du weißt aber nicht, was du durch diese Mißhandlung aus dem Tank in Form von Kraftstoff geholt hast.
Weiterhin viel Glück.

Gruß

Zitat:

@Rentner15 schrieb am 11. Januar 2017 um 20:16:45 Uhr:



Lass den Motor in der Warmlaufphase wenigstens 300 U/min höher laufen als im warmen Zustand.

Gruß

Da kommt mir aber der Drehzahl Begrenzer dazwischen ;-)
Und jetzt schnell ducken und weg...

Ach, Mißhandlung meinen immer nur die anderen. Da's aber funktioniert, hab ich trotzdem mal fest die Million km angepeilt, ääährlich ! Und was ich mir irgendwie wo reingeholt hab, ist eh nicht so wichtig, wird ja irgendwann auch wieder rausgeblasen.
Höchstens mal die Kolbenringe tauschen und die Schlepphebel umrüsten auf welche mit weniger Reibung.

Wie ist das denn mit Einfahren bei Automatikgetriebe? Die Drehzahlen sollten da ja immer im optimalen Bereich sein, sodass Einfahren lediglich Behutsamkeit beim Gasgeben erfordert - oder übersehe ich da etwas?

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