E46 Kupplung sitzt fest / 1. Gang bei 120km/h

BMW 3er E46

Hallo zusammen,
also folgende Situation:

Ein Freund von mir fährt einen E46 318i Touring, wir waren gestern auf dem Rückweg von München Richtung Ingolstadt, die Autobahn dort geht immer auf und ab. Beim Bergab fahren hat mein Kollege in N geschaltet, ich hab die Situation erst nicht mitbekommen, jedenfalls ist dann wohl aufeinmal der Motor ausgegangen. Wir sind also weiter den Berg runter gerollt, er hat mehrfach versucht den Motor zu starten, ging aber nicht. Ich weiß leider nicht mehr ob er es nur im 5. oder auch in N probiert hat, aufjedenfall hat er dann, fragt nicht warum, den 1. Gang eingelegt bei getretener Kupplung und wollte es nochmal probieren. Tja soweit kam es dann aber nicht weil vermutlich, und dass ist eine meiner Fragen, die Kupplung gegriffen hat und das Auto bei 100-120km/h erstmal quer ging, er konnte das Auto einfangen und es ist auch weiter nichts passiert aber aufjedenfall war es extrem laut also vermute ich mal dass der Motor hochgedreht hatte, er selber weiß leider nicht mehr ob es der Motor oder das Getriebe war. Aber anhand der Reaktion vom Auto und dem Geräusch vermute ich wie gesagt dass die Kupplung gegriffen hat und der 1. Gang eben mal ne ordentliche Bremsung verursacht hat.
Nachdem wir auf dem Standstreifen standen konnte man die Kupplung dann zumindest gar nicht mehr treten und Gänge auch nur bei ausgeschaltetem Motor einlegen, vermutlich sitzt also die Kupplung fest.
Starten/anrollen im 1 Gang hat dort nicht funktioniert, waren aber auch 4 Leute und Gepäck im Auto, später aufm Hof beim Abschleppdienst hat der Mitarbeiter es geschafft den im 1 Gang anzulassen und auf den Hänger zu fahren, vielleicht wegen weniger Beladung? Zudem meinte der Abschlepper dass man niemals in N schalten sollte um sich rollen zu lassen bei so hoher Geschwindigkeit.

Was genau jetzt ist werden wir in den nächsten Tagen sehen, hab jetzt aber interessehalber folgende Fragen:

- Wieso ging der Motor aus wenn N eingelegt war?
- Wieso soll man nicht in N schalten bei solchen Geschwindigkeiten?
- Hat möglicherweise die Kupplung gegriffen obwohl sie getreten war?

Meine einzige Vermutung war dass die Kurbelwelle gewandert ist und somit vielleicht eine Verbindung hergestellt wurde, vielleicht auch dadurch dass er den Motor angelassen hat? Ich selber bin leider kein Kfz-Mechatroniker und weiß zwar wie ein Motor, eine Kupplung und ein Getriebe funktioniert aber bei Einzelheiten bin ich dann raus.

Wir sind aufjedenfall mit einem Schrecken davon gekommen aber es tun sich jetzt eben viele Fragen auf.
Danke schonmal für eure Antworten 🙂

11 Antworten

Die Kupplung hat sicher nicht gegriffen wenn sie getreten war. Wäre schon ein blöder Zufall.
Aber man kann/soll auch nicht den ersten Gang bei 120 km/h einlegen.
Da überdrehst du das Getriebe. Das blockiert die Räder. Mit dem Tritt auf die Kupplung trennst du Motor vom Getriebe.
Aber die Verbindung vom Getriebe zu den Rädern bleibt. Das heißt die Übersetzung von der Drehzahl vom Rad ist zu groß zum Getriebe.

Ah alles klar verstehe, was meinst du ist jetzt das Problem, bzw. was ist passiert, dass die Kupplung "klemmt" und man nur noch Gänge einlegen kann wenn der Motor aus ist?

Zitat:

- Wieso ging der Motor aus wenn N eingelegt war?

Das weiß ich nicht, hier liegt vielleicht ein anderer Fehler vor, welcher als Folge hatte, dass der Motor aus hoher Drehzahl und ggf. aus dem Schub heraus nicht eingefangen werden konnte.

Zitat:

- Wieso soll man nicht in N schalten bei solchen Geschwindigkeiten?

Mit "in N schalten" meinst du sicherlich, den Gang rauszunehmen, also den Schalthebel in die Mittel zu stellen.
Erstmal passiert dabei nichts. Aber je nach dem, was der Fahrer macht, kann beim Wiedereinlegen des Ganges und Schließen der Kupplung sowohl die Kupplung als auch der Synchronring des entsprechenden Ganges leiden. Die Drehzahl der Getriebewellen ist stark abgefallen, wenn der Gang ausgelegt war, eventuell sogar auf Leerlaufdrehzahl, wenn auch die Kupplung geschlossen wurde und der Motor im Leerlauf lief.
Wenn nun wieder ein Gang eingelegt werden soll bei höherer Geschwindigkeit, muss der Synchronring des jeweiligen Ganges eine sehr große Drehzahl überwinden. Das packt der schon, verschleißt aber stark bei so einer Aktion. Wird das häufig gemacht, gibt der irgendwann auf, darauf ist er nicht ausgelegt.
Dazu kommt, dass der Fahrer wohlmöglich die Motordrehzahl aus dem Leerlauf heraus mit der Kupplung auf die erforderliche Drehzahl hochzieht, wenn der Gang wieder eingelegt ist, z. B. auf 3.000 oder mehr Umdrehungen. Das belastet die Kupplung. Je größer die Differenzdrehzahl ist, welche die Kupplung oder der Synchronring überwinden muss, desto stärker ist deren Belastung. Auf Dauer entsteht höherer Verschleiß.

Zitat:

- Hat möglicherweise die Kupplung gegriffen obwohl sie getreten war?

Das kann sein. Sofern der Kollege tatsächlich in der Lage war, den 1. Gang bei 120 km/h reinzuprügeln, kannst du dir die Kupplungsdrehzahl jetzt ausrechnen. Im 1. Gang dreht der Motor etwa 6000 1/min bei 50 km/h. Das bedeutet eine Drehzahl von 6000/50*120 = 14400 1/min
Mit dieser Drehzahl dürfte die Berstdrehzahl des Belages schon erreicht oder überschritten worden sein, wodurch dieser sich von der Vernietung löst, dabei zerstört und radial nach außen geschleudert wird. Das kann zu Trennproblemen führen. Hier gibt's weitere Infos dazu:

https://www.schaeffler.com/.../luk_kupplung_nio_pkw.pdf

Also: Aus Spritspar- oder anderen Gründen keine Sperenzien machen und stets den Gang drin lassen, in dem gerade gefahren wird und die Kupplung nur treten, wenn der Gang gewechselt werden soll. Dann entstehen auch keine Defekte aufgrund von Bedienfehlern ;-)

MfG, Lappos

Zitat:

@lappos schrieb am 12. Mai 2025 um 15:37:32 Uhr:



Zitat:

- Wieso ging der Motor aus wenn N eingelegt war?

Das weiß ich nicht, hier liegt vielleicht ein anderer Fehler vor, welcher als Folge hatte, dass der Motor aus hoher Drehzahl und ggf. aus dem Schub heraus nicht eingefangen werden konnte.

Zitat:

@lappos schrieb am 12. Mai 2025 um 15:37:32 Uhr:



Zitat:

- Wieso soll man nicht in N schalten bei solchen Geschwindigkeiten?

Mit "in N schalten" meinst du sicherlich, den Gang rauszunehmen, also den Schalthebel in die Mittel zu stellen.
Erstmal passiert dabei nichts. Aber je nach dem, was der Fahrer macht, kann beim Wiedereinlegen des Ganges und Schließen der Kupplung sowohl die Kupplung als auch der Synchronring des entsprechenden Ganges leiden. Die Drehzahl der Getriebewellen ist stark abgefallen, wenn der Gang ausgelegt war, eventuell sogar auf Leerlaufdrehzahl, wenn auch die Kupplung geschlossen wurde und der Motor im Leerlauf lief.
Wenn nun wieder ein Gang eingelegt werden soll bei höherer Geschwindigkeit, muss der Synchronring des jeweiligen Ganges eine sehr große Drehzahl überwinden. Das packt der schon, verschleißt aber stark bei so einer Aktion. Wird das häufig gemacht, gibt der irgendwann auf, darauf ist er nicht ausgelegt.
Dazu kommt, dass der Fahrer wohlmöglich die Motordrehzahl aus dem Leerlauf heraus mit der Kupplung auf die erforderliche Drehzahl hochzieht, wenn der Gang wieder eingelegt ist, z. B. auf 3.000 oder mehr Umdrehungen. Das belastet die Kupplung. Je größer die Differenzdrehzahl ist, welche die Kupplung oder der Synchronring überwinden muss, desto stärker ist deren Belastung. Auf Dauer entsteht höherer Verschleiß.

Zitat:

@lappos schrieb am 12. Mai 2025 um 15:37:32 Uhr:



Zitat:

- Hat möglicherweise die Kupplung gegriffen obwohl sie getreten war?

Das kann sein. Sofern der Kollege tatsächlich in der Lage war, den 1. Gang bei 120 km/h reinzuprügeln, kannst du dir die Kupplungsdrehzahl jetzt ausrechnen. Im 1. Gang dreht der Motor etwa 6000 1/min bei 50 km/h. Das bedeutet eine Drehzahl von 6000/50*120 = 14400 1/min
Mit dieser Drehzahl dürfte die Berstdrehzahl des Belages schon erreicht oder überschritten worden sein, wodurch dieser sich von der Vernietung löst, dabei zerstört und radial nach außen geschleudert wird. Das kann zu Trennproblemen führen. Hier gibt's weitere Infos dazu:

https://www.schaeffler.com/.../luk_kupplung_nio_pkw.pdf

Also: Aus Spritspar- oder anderen Gründen keine Sperenzien machen und stets den Gang drin lassen, in dem gerade gefahren wird und die Kupplung nur treten, wenn der Gang gewechselt werden soll. Dann entstehen auch keine Defekte aufgrund von Bedienfehlern ;-)

MfG, Lappos

Vielen Dank für deine ausführliche Antwort, ich halte euch auf dem laufenden wenn ich neue Infos habe 🙂

Nachtrag:
Er meinte man musste die Gänge nicht reinzwingen sondern es ging ganz einfach, also war keine Sperre drin etc. Zudem meint er dass er sonst auf der Landstraße auch öfters schon Frühzeitig den 1. Gang eingelegt hat und es da nie ein Problem war. Also er meinte dass er schon öfters mit 100km/h auf ne Ampel zugerollt ist und bei getretener Kupplung den 1. Gang eingelegt hat.

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Technisch nicht ohne weiteres Möglich und wenn dann nur mit blockierenden Hinterrädern.

Mit 100kmh auf ne Ampel zurollen? Gibt es überhaupt Ampelanlage wo man 100 fahren darf/sollte ;-)

Ich frage mich, wie man auf die Idee kommt, bei noch rollendem Fahrzeug den 1. Gang einzulegen!?
Der 1. Gang ist zum anfahren da und zwar nur zum anfahren!
Der wird auch erst eingelegt, wenn das Fahrzeug steht.
Alles andere belastet die Synchronringe übermäßig, schadet dem Getriebe und kann fatale Auswirkungen haben, weil beim einkuppeln die Antriebsräder blockieren, wie ihr ja festgestellt habt. Das hätte tödlich enden können!

Korrekt, Suedseefan & woife199 - bis auf die blockierenden Räder, das war etwas heftig formuliert ;-) Ihr habt natürlich recht, die Fahrstabilität wird kurzzeitig beeinträchtigt, weil die Reifen hohe Last bekommen und es sogar zu Schlupf kommen kann. Jedoch kann die Kupplung kein beliebig hohes Moment übertragen, entsprechend lang wird die Schlupfzeit. Gepaart mit der hohen Differenzdrehzahl wird die Kupplung sehr heiß und kommt ggf. schon ins Fading. Das bedeutet, der Reibwert bricht ein und damit auch das Moment. Das entschärft die Situation etwas.

@michelvietz Dein Kollege legt "öfter mal" bei 100 den 1. Gang ein? Das mag ich aus verschiedenen Gründen kaum glauben, auch wenn der arme Synchronring das packt. Und selbst wenn er es bei 50 km/h tut, der Synchronring verschleißt dadurch stark. Keine gute Idee.

EDIT: Dieser wertvolle Mitmensch hier im Video hat genau das gemacht und sehr wahrscheinlich meinen weiter oben beschriebenen Berstschaden verursacht (Kupplungsbelag reißt von der Kupplungsscheibe ab --> kein Momentenübertrag mehr möglich)

https://www.youtube.com/shorts/e-ZLPR3KwKI

Ja also ganz sicher ist er sich nicht mehr aber er würde meinen er hat das mal gemacht.
Er fragt noch ob jemand eine Idee hat wieso die Räder erst blockiert haben als er den Motor im 1. Gang starten wollte, ich selbst kann mich ehrlich gesagt nicht dran erinnern wann die Karre ausgebrochen ist und ob es wirklich erst war als er im 1. Gang den Schlüssel gedreht hat.
Einzige Erklärung die mir da einfällt mit meinem Laien Wissen ist dass die Kurbelwelle gewandert ist und dadurch die Kupplung gegriffen hat? Vielleicht erzähle ich aber auch kompletten Quatsch.
Nach euren Erklärungen frag ich mich mittlerweile aber auch wie es überhaupt möglich war den 1. Gang einzulegen bei mind. 100km/h, eigentlich sollte nicht erst der Versuch den Motor zu starten nicht das Problem gewesen sein, bzw. der Grund wieso auf einmal die Räder blockieren.
Hätte das ganze gern auf Video gehabt dann könnte man deutlich besser analysieren 🙂

Ich denke, er hat es halt falsch in Erinnerung. Es handelt sich um eine stressige Situation, durchaus schockartig. Da kann der Zeitstrahl schon mal ein paar Knicke bekommen.

Deine Idee mit der Kurbelwelle kann ausgeschlossen werden ;-) Die Räder haben ein hohes Moment abbekommen (was wohl zu Schlupf geführt hat), als er entweder die Kupplung mit eingelegtem Gang losgelassen hat oder als die Kupplungsscheibe bzw. der Belag geborsten ist, nachdem der Gang eingelegt wurde. Vielleicht entstand der Eindruck, die Kupplung habe Moment übertragen als der Motor gestartet wurde, weil genau zu diesem Zeitpunkt der Berstschaden eintrat. Das könnte durchaus sein.

Es macht keinen Sinn in den Leerlauf zu schalten wenn man rollt. Wenn man mit eingelegtem Gang vom Gas gibt, geht das Fahrzeug in die Schubabschaltung und spritzt keinen Sprit mehr ein. Das ist dann logischerweise gut für den Spritverbrauch.

Wenn der Motor bei der hohen Drehzahl nicht auseinander geflogen sondern lediglich die Kupplung beschädigt wurde, dann würde ich mich freuen, dass ich mit einem Blauen Augen
aus dieser blöden Situation gekommen bin und die Kiste halt zerlegen und reparieren.

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