E-Autos - Die Lösung all unserer Probleme??
Da es hier in diversen Threads immer wieder zu regen Diskussionen zum Thema E-Mobilität kommt, habe ich mich entschlossen mal einen eigenen Thread für das Thema zu eröffnen.
Wer bin ich? Was mache ich?
Ich bin selber Elektrotechnikermeister und im Handwerk tätig. Wir installieren regelmäßig Wallboxen für verschiedene Fahrzeuge, bauen Lastmanagmentsysteme ein, programmieren diese und verlegen alle notwendigen Leitungen lt. aktuellen Anforderungen der Energieversorger ab dem bzw. nach dem Hausanschluss. Das ganze sowohl im Privathaushalt als auch in gewerblichen Objekten.
Wir sind geschult und zertifiziert lt. aktuellen Vorschriften. Eine Wallbox ist aufgrund ihrer Leistung ein sogenanntes "zulassungspflichtiges Gerät nach TAB", d.h. es muss beim örtlichen Energieversorger von einer eingetragenen Elektrofachkraft angemeldet werden. Dieser muss die Nutzung erlauben. Wenn ich hier immer wieder von manchen Leuten lese, dass es kein Problem sei die notwendige Leistung zur Verfügung zu stellen, dann frag ich mich woher die ihre Informationen beziehen. Es war in der Vergangenheit jetzt schon mehrfach der Fall, das die benötigte Anschlussleistung am Anlagenstandort einfach nicht zur Verfügung stand. Das ist im Privathaushalt selten ein Problem, im gewerblichen kommt es dagegen öfters vor.
Wir sollten in einem speziellen Fall auf einem Uni Parkplatz 5 Ladestationen installieren, die Aussage des Versorgers eher ernüchternd. Mit den vorhandenen Leitungen nicht möglich, Querschnitt zu gering. Man hätte vom KVS (Kabelverteilerschrank) an der Straße eine neue Leitung ins Grundstück legen müssen. Kosten dafür lagen bei 11.700,-€
Aktuell ist es im Privathaushalt einfach. Nur vereinzelt gibt es Leute mit E-Fahrzeugen. Je mehr dazu kommen umso mehr Leistung muss aber über die Leitungen fließen. In den Großstädten kein so großes Problem. Hier sind es eher die Parkplätze. Wenn man in der Innenstadt wohnt hat man nicht automatisch einen Parkplatz vor der Haustür.
Wenn in einem kleinen Dorf mit 20 Haushalten sich 20 Haushalte ein E-Fahrzeug kaufen und alle gleichzeitig am Abend mit 11kW oder mehr laden möchten, dann ist das möglich. Wenn im Nachbardorf aber auch noch passiert, dann wird es langsam schwierig. Natürlich hat das Versorgungsnetz Reserven, mit solche Lasten hat allerdings in den 70er Jahren beim planen der Leitungen keiner nicht gerechnet.
Wir stehen im engen Kontakt mit unseren örtlichen Energieversorgern und Herstellern von Ladesystemen. Die Probleme haben nicht nur wir sondern auch andere Installateure. Das hier geschriebene sind keine Behauptungen sondern Tatsachen aus der täglichen Praxis.
Wenn jemand von euch eine Ladestation bei sich installieren möchte und hierzu technische Fragen hat, helfe ich gerne. Prinzipiell bin ich kein Gegner von E-Fahrzeugen. Ich bin mir nur nicht sicher ob das all unsere Probleme löst. Ich denke es entstehen einfach an andere Stelle neue.
Angenehmes und höfliches diskutieren wünsche ich.
Gruß Rob
Beste Antwort im Thema
Wirklich eine interessante Diskussion!
Um für mich die Ausgangsfrage vorweg zu beantworten: nein, es ist nicht die Lösung aller Probleme.
Bei mir hat das Auto primär einen praktischen Nutzen, als dass ich als Spaß sehe. Ich bin Vielfahrer und verbringe sehr viel Zeit im Auto und anderen Verkehrsmitteln wie dem Flugzeug. Zu 95% rein geschäftlich.
Was kann ich der Debatte abgewinnen?
Ich finde es zunächst mal positiv, dass darüber gesprochen wird, und dass sich doch recht viele Menschen mit denen ich zu tun habe, angesprochen fühlen.
Was kann ich der Debatte nicht abgewinnen?
Ich will mal etwas weiter ausholen. Ich bin mittleren Alters und stamme aus einer Generation, in der sich Fleiß und viel Arbeit noch an gewissen Stellen zu Wohlstand (für mich =/ Reichtum) geführt hat. Bis vor einiger Zeit hat es, wenn man ehrlich ist, kaum jemanden interessiert, welchen Preis möglicherweise unser Wohlstand hat. Er geht sicherlich zu Lasten des Klimas, ich würde das nicht unbedingt abstreiten.
Die Politik schmückte sich gerne mit einer starken Industrie, mir fleißig steuerzahlenden Mittelständlern, Großkonzernen und einer hervorragenden Exportbilanz. Noch nie hatten mehr Menschen Arbeit (lt. Statistik des Bundesregierung). Man konnte sich Scherze erlauben, wie zb eine fehlende Regierung über 1 Jahr.
Jetzt, seit dem das Thema Klima allgegenwärtig ist und eine große Dynamik bekommen hat, muss es ganz schnell gehen, vor allem aber ohne Verstand.
Und eigentlich ist es genau das, was mich fuchsteufelswild macht.
Wo sind denn die ernsthaften Konzepte zur E-Mobilität?
Wo wird denn mal der Austausch zwischen Wirtschaft und Politik forciert?
Wo sind denn jetzt vor allem die Ideen der „Grünen“, die gerade jetzt mehr gefordert sind als je zuvor?
Ich habe sehr viele Fragen, und weder die selbsternannte Klimapartei, noch alle anderen Parteien in D haben glaubhafte Antworten für mich.
Ich soll CO2 Steuer bezahlen?
Mir von jetzt auf gleich ein E-Auto kaufen?
Meine Bude rundum erneuern inkl. neuer Heizung?
Kein Flugzeug mehr nutzen?
Kein Fleisch mehr essen?
Mich nur noch regional ernähren?
Zug fahren?
Es ist absurd anzunehmen, dass sich die Mehrheit der Menschen diese Fragen stellt. Man kann sie sich stellen, wenn man denn sonst keine Probleme hat.
Ein kurzer Exkurs. Ich engagiere mich ehrenamtlich in einer Einrichtung im Ort hier für Menschen, die aufgrund verschiedener Umstände heute nicht an unserer Wohlstandsgesellschaft teilnehmen können. Man glaubt nicht ersthaft, dass diese Menschen (im übrigen noch viele andere) keine anderen Probleme hätten. Denen geht es darum, irgendwo ein bezahlbares zuhause zu haben, Arbeit zu finden, die Kinder ernähren zu können und überhaupt jeden Tag mit der Sorge leben zu müssen, keine andere Perspektive mehr in ihrem Leben zu haben.
Und dann gibt es 16 und 18 jährige Schüler, die sich erdreisten, anderen abzusprechen wie sie ihr Leben gestalten wollen? Applaus gibts dann gerne von den Eltern, die stolz auf ihren eigenen Wohlstand sind.
Glaubt man denn wirklich, die Mehrheit unserer Gesellschaft fliegt wöchentlich innerhalb Deutschlands und verpesten mit ihrem bösen V8 SUV die Luft? Das ist grotesk.
Nicht erst seit FfF bin ich der Meinung, dass man sein Verhalten grundsätzlich hinterfragen sollte. Ich halte nichts davon, sinnlos das Klima zu schädigen. Und sich zu überlegen, ob man das Auto mal nicht doch stehen lässt und das Fahrrad nutzt, ist in Ordnung.
Bitte dabei aber nicht vergessen, dass wir auch andere Probleme haben (mir brauch jetzt keiner damit kommen, dass wir nur eine Erde haben). Wir kommen ja langsam an einen Punkt, an dem man sich dafür entschuldigen muss, am Leben teilzunehmen, so ist mein Eindruck.
Ich bin der Meinung, dass wir nur weltweite Diskussion darüber irgendwo zielführend sein kann.
Zu glauben, dass wir einfach mal fröhlich anfangen und andere uns dann folgen werden, ist lachhaft und nicht zu argumentieren. Warum sollten sie denn?
Die USA treten aus Abkommen aus, und in China gilt für das Volk „Wohlstand für alle“. Afrika leidet an Überbevölkerung, Investitionen bleiben dort gänzlich aus (Gedanke Toennies). In vielen Teilen der Erde herrscht Krieg, zig Millionen Menschen sind auf der Flucht.
Und dann zeigt man auf die Norweger und sagt, schaut her, die schaffen es doch auch.
In China spricht kein Mensch über das Klima. Trotzdem sind sie an vielerlei Stellen weiter mit notwendigen Maßnahmen. Der Unterschied zu uns ist, sie tun es einfach, durch technologischen Fortschritt, ohne weiter darüber zu reden. Während hier bei uns der E-Roller nun das höchste der Gefühle ist.
Hat man sich mal gefragt, warum die Masse keine E-Autos kauft? Jeder Hersteller hat sie im Programm. Es fehlen schlichtweg Anreize. Und damit meine ich nicht, dass ich nicht mehr teuer tanken muss. Es gibt im Moment noch viel zu viele unbeantwortete Fragen dazu. Wenn die Menschen nicht mehr fragen müssen, wo sie tanken wenn es mal 300km weit geht oder gar wie lange das wohl dauert, bis der Akku wieder voll ist. Dann ist das E-Auto für die Masse bereit.
Vielleicht findet man bis dahin auch ernsthafte Aussagen darüber, welche Bilanz dieses Fahrzeug vom Abbau der Ressourcen bis zum Nutzungsende hat (für mich eine entscheidende Frage).
Für den Moment kann eigentlich jeder nur froh sein, dass wir mit den aktuellen Voraussetzungen nicht jeder sein E-Auto laden muss, und wir parallel Zug fahren müssen.
Die Alternativen sind unattraktiv.
Und eines ist auch klar. Über Verbote zu diskutieren und Scheindebatten (SUV, Tempolimit, Flugzeug) zu führen ist Zeitverschwendung und vor allem verar***erei des Bürgers, von denen einige dieses Theater unreflektiert glauben.
524 Antworten
20 Seiten Diskussion in diesem Thread belegen doch, dass man zu diesem kontroversen Thema sachlich und respektvoll Argumente austauschen kann. Das ist hier bis dato ja auch überwiegend zivilisiert und auf hohem Niveau passiert. Es hat m.E. keiner der hier Diskutierenden einen der anderen "in die rechte Ecke gestellt".
Nur: Wenn als Beleg für eine These ein YouTube-Video oder Internet-Artikel oder anderes Medium angeführt wird, das auf den ersten Blick serios wirkt, mir aber erst mal nichts sagt, dann versuche ich herauszufinden, wer dahintersteckt. Und wenn dann relativ schnell klar wird, dass das eine Lieblingsplattform der extremen Rechten ist, dann verliert alles dort Gesagte für mich automatisch an Glaubwürdigkeit. Zumal sich der besagte YouTube-Kanal auch noch einschlägiger Kampfbegriffe bedient.
Selbst wenn so eine Quelle mal auf meiner Linie argumentieren würde, würde ich sie nicht anführen wollen. Dann müsste sich schon ein Absender mit weniger fragwürdigem Hintergrund finden lassen. Jetzt kann man natürlich sagen, etablierte Medien wie Tagesschau, Quarks & Co, Zeit etc. sind alle unterwanderte Systempresse. Aber sorry, diese Sichtweise würde ich auch eher rechts verorten und nicht weiter ernst nehmen.
Dass auch etablierte Medien immer wieder Fehler machen, ist unbenommen. Trotzdem haben sie Mechanismen, sie im Vorfeld zu vermeiden und falls sie doch passieren, im Nachhinein zu korrigieren. Da ist mein Vertrauen in die "Epoch Times" weniger ausgeprägt.
@e220stein Kann ich verstehen. Es ist aber insgesamt unsäglich, wie alle Seiten oft miteinander umgehen. Es ist ja nicht nur so, dass die, die sich (aus meiner Sicht berechtigt) Sorgen um das Klima machen, die anderen in die rechte (AfD) Ecke stellen. Die anderen (im Extremfall Klimawandelleugner - viele sagen fälschlicherweise auch Klimaleugner, obwohl sich Klima an sich ja wohl nicht leugnen lässt) bezeichnen Grünenwähler als Ökoterroristen.
Wie schon mal geschrieben: Nach Rezo gab es bei YouTube fast nur noch zwei Fraktionen: Grünwähler und viele überzeugte AfDler. Daher kommt es sicherlich auch, dass man noch immer in eine der Schubladen "Klimawandelleugner" oder "Ökoterrorist" einsortiert wird und es ganz schwierig ist wirklich sachlich zu diskutieren. Jede Fraktion hat mehr oder weniger seriöse Studien und Wissenschaftler. Und was ich ganz unsäglich finde, ist der Umgang mit Menschen wie Greta Thunberg. Sie ist nicht mal volljährig, sieht jünger aus, als sie ist, hat Asperger und macht wie jeder von uns nicht alles richtig. Aber sie tut etwas, sie rüttelt wach. Und sie hat eine ganze Generation mobilisiert, zu der auch meine Kinder (19 und 22) gehören. Aber Greta kann nicht mal mehr einen Pup lassen, ohne dass ihr damit unterstellt wird, dass sie ja genauso schlimm ist, wie alle, die sich nicht um das Klima scheren. Aus meiner Sicht können wir froh sein, dass mit Greta und Rezo (egal, wie man über beide defekt) echte Bewegung in das Thema gekommen ist und ich hoffe, dass es mit Aktionen wie FFF weiter geht und die Politik gezwungen wird wirklich was zu tun. Z. B. echte Voraussetzungen für alternative Energien und damit alternative Antriebe bei Autos zu schaffen und das ganze Mobilitätskonzept zu überarbeiten, ohne Lobbyismus.
Zitat:
@HannesR schrieb am 30. August 2019 um 09:08:18 Uhr:
20 Seiten Diskussion in diesem Thread belegen doch, dass man zu diesem kontroversen Thema sachlich und respektvoll Argumente austauschen kann. Das ist hier bis dato ja auch überwiegend zivilisiert und auf hohem Niveau passiert. Es hat m.E. keiner der hier Diskutierenden einen der anderen "in die rechte Ecke gestellt".Nur: Wenn als Beleg für eine These ein YouTube-Video oder Internet-Artikel oder anderes Medium angeführt wird, das auf den ersten Blick serios wirkt, mir aber erst mal nichts sagt, dann versuche ich herauszufinden, wer dahintersteckt. Und wenn dann relativ schnell klar wird, dass das eine Lieblingsplattform der extremen Rechten ist, dann verliert alles dort Gesagte für mich automatisch an Glaubwürdigkeit. Zumal sich der besagte YouTube-Kanal auch noch einschlägiger Kampfbegriffe bedient.
Selbst wenn so eine Quelle mal auf meiner Linie argumentieren würde, würde ich sie nicht anführen wollen. Dann müsste sich schon ein Absender mit weniger fragwürdigem Hintergrund finden lassen. Jetzt kann man natürlich sagen, etablierte Medien wie Tagesschau, Quarks & Co, Zeit etc. sind alle unterwanderte Systempresse. Aber sorry, diese Sichtweise würde ich auch eher rechts verorten und nicht weiter ernst nehmen.
Dass auch etablierte Medien immer wieder Fehler machen, ist unbenommen. Trotzdem haben sie Mechanismen, sie im Vorfeld zu vermeiden und falls sie doch passieren, im Nachhinein zu korrigieren. Da ist mein Vertrauen in die "Epoch Times" weniger ausgeprägt.
Ich spreche Dir da zu, die Diskussion bisher ist weitestgehend sachlich. Um auf das Thema „rechte Ecke“ zu kommen möchte ich so gleich anmerken, dass dieser Begriff dann noch recht schnell fällt zb in Gesprächen mit Bekannten oder Kollegen.
Ich persönlich habe - wie ein paar Seiten vorher aufgeführt - eine differenziertere Meinung zu diesem ganzen Thema. Äußere ich diese, fällt o.g. Begriff leider immer häufiger. Ich kann für mich selbst sagen, dass ich frei von rechter Gesinnung bin und rechten Radikalismus auf das schärfste verurteile. In diese Ecke gestellt zu werden halte ich für vollkommen deplatziert und diesen Vorwurf verbitte ich mir von jedem. Es sollte möglich sein (ich spreche im Moment nicht von dieser Diskussion hier, sondern vom realen Leben draußen), kritische Fragen zu stellen, die es für mich in großer Anzahl gibt, ohne dafür verurteilt zu werden.
Im Grunde genommen würde ich eine klimatische Veränderung nicht leugnen. Es ist ein Gefühl, das mir sagt, dass sich einfach etwas verändert hat über die Jahre und Jahrzehnte. Technisch oder wissenschaftlich kann ich das nicht belegen, ich bin nicht versiert in diesem Bereich.
Wohingegen ich ein massives Problem habe, ist die Diskussionskultur innerhalb der Politik.
Ich mache es seit Jahren bewusst nicht mehr, aber kürzlich hatte ich mir mal wieder eine Talkshow im Ersten oder Zweiten angesehen. Ganz ehrlich? Man braucht sich nicht mehr wundern, warum der Fortschritt ausbleibt - fast überall und eben auch in der Klimafrage. Jeder, der in irgendeiner Form Aussagen hinterfragt, wird als der gemeine Leugner bezichtigt. Ich kann das nicht nachvollziehen. Als sei jeder, der nicht grün wählt oder kein E-Auto möchte, gegen Maßnahmen um unsere Umwelt zu entlasten. Mir ist das ehrlich zu unsachlich und irgendwo auch unfair denjenigen gegenüber, die sich tatsächlich mit den Fragen ernsthaft auseinander setzen.
Ich habe den Eindruck, dass seit FfF eine ganze Menge anderer Themen neben der Klimafrage plötzlich brandheiß sind, und die Politik über Dinge spricht, bei denen ich mich Frage, ob ich momentan einfach nur im falschen Film bin.
Mir fallen da neben den bisher genannten Verboten vor allem Begriffe wie Soli, Mietdeckel oder auch Reichensteuer ein. Befeuert von einer Partei, die ich 20 Jahre lang gewählt habe. Es ist eine Schande, dass hier momentan so eine Dynamik herrscht, dass ich das Gefühl kriege, man ist ganz froh, über das und das Klima zu diskutieren weil man es seit Jahrzehnten nicht auf die Kette kriegt, unsere Grundprobleme (Bildung, Rente, Integration und Technologie) auch nur ansatzweise zu lösen.
Stattdessen sind speziell wir als Deutsche noch so arrogant, den Zeigefinger gegenüber dem bösen Chinesen hoch zu halten und nach Brasilien zu blicken und sich zu wundern, wie ein Präsident nur zulassen kann, dass das halbe Land in Flammen steht. Ich will hier nichts verharmlosen, es sind schlimme Dinge die passieren. Nur woher nimmt man sich hier permanent das Recht, über allen und jedem zu urteilen, aber schafft es im Gegenzug seit langer Zeit nicht, geordnet und zielgerichtet unsere Kernthemen zu behandeln?
So wird auch die Klimafrage durch die vollkommene Konzeptlosigkeit Deutschlands hier nicht gelöst. Und schon gar nicht wird uns irgendeine andere Industrienation außerhalb Europas irgendetwas nachmachen. Warum denn auch. Zum einen bremst in den betreffenden Ländern sicherlich niemand von uns deren Streben nach Wachstum und zum anderen - das ist eigentlich viel schlimmer - sind sie an einigen Stellen doch längst weiter als wir.
Ich persönlich mache mir im Moment wirklich mehr Sorgen um unsere Abhängigkeit zu den Chinesen und Amerikanern. Wir selbst haben ja ohnehin technologisch keinerlei relevante Produkte vor gebracht, auch keine mit der wir eine Klimafrage ansatzweise beantworten können. Selbst dafür brauchen wir als diejenigen, auf die wir gerne mit dem Finger zeigen. Und ich glaube auch gerade deshalb, weil wir als Deutschland der Welt gar nicht zeigen können, wie es besser funktioniert, nimmt uns speziell in Umweltfragen keiner mehr ernst.
Ein Kollege, der Amerikaner ist und in unserer dortigen Zentrale sitzt fragte mich kürzlich, was eigentlich genau das Problem sei, dass erst jetzt (immerhin 10 Jahre nach der Einführung des ersten elektro-Großserienfahrzeugs, genannt Tesla Model S) in Deutschland das E-Auto mit all seinen Vor- und Nachteilen diskutiert wird. Berechtigte Frage, wohingegen wir (da sind wir wieder beim gehobenen Finger) gerne auf andere zeigen, TUN diese es einfach und reden nicht in einer Scheinheiligkeit darüber, wie man sie selten erlebt hat.
Ich bin gespannt, wohin das alles geht. Ich bleibe jedoch beim Grundsatz dabei, dass wir ein Umdenken beim Klima nur global erreichen können. Ob ich von München nach Frankfurt oder nach Warschau fliege, interessiert am Ende vielleicht den Grünen Deutschen, nicht aber unseren Planeten. Einfach damit anzufangen und konzeptlos wirre Ideen in den Raum zu werfen finde ich gefährlich. Rein wirtschaftlich trifft es damit uns recht schnell. Dem gemeinen Chinesen gefällt es, dass ihr Herr Wohlstand für das gesamte Volk verspricht. Eine Vision ist es zumindest, die sicherlich zweifelhaft ist. Salopp gesagt haben sie aber eine, und die finde ich in D leider nicht.
Schönes Wochenende zusammen.
@ryder_b ich stimme die in ganz vielen Punkten zu. Fasst auch viele Punkte von mir auf. Wo ich allerdings etwas widersprechen möchte, ist der Punkt, dass wir in Deutschland nichts hinbekommen, vor allem in Umweltfragen (etwas vereinfacht wiedergegeben). Ich denke, dass wir als Land sehr viel erreicht haben, angefangen beim Wiederaufbau (den ich nicht miterlebt habe, bin ein Kind der 70er), über sehr viele Innovationen technischer und wissenschaftlicher Art (als Kind konnte ich nicht im Main oder der Ruhr schwimmen, heute geht das ohne Probleme), über eine Wiedervereinigung, dazu mag jeder stehen wie er will, aber das war ein enormer Kraftakt und was man dennoch nicht vergessen darf, unsere weltweit fast einzigartigen Sozial- und Gesundheitssysteme. Auch wenn nicht alles Gold ist, was glänzt, ist in diesen Dingen Deutschland durchaus beneidenswert. Uns geht es allen sehr gut, eigentlich viel zu gut, und nur aus dem Grund können wir uns diese Diskussionen, E-Autos, Kohle- und Atomausstieg, weniger Fleisch usw. überhaupt leisten. Das gerade zeugt eigentlich von einer Gesellschaft, die sonst alle Grundbedürfnisse befriedigt hat. Und wo wir wieder zusammen kommen ist genau das, was du beschreibst. Die Auswüchse, und sobald man mal anderer Meinung ist, beschimpft und abgestempelt werden, das ist nicht in Ordnung. Hier liegt der Fehler und das die Medien und die Politik völlig ohne Konzept irgendwas vorgeben und jeder, der was anderes sagt, wird niedergemacht. Die Generation, die heute auf die Straße geht in FfF hat noch sehr wenig geleistet und ist genau die Generation, die am meisten in der Wegwerfgesellschaft und im absoluten Überfluss lebt. Das Smartphone ist auch für diese Generation wichtiger als alles andere, auf Urlaubsreisen verzichtet gerade diese Generation gar nicht, während wir durchaus wieder Deutschland entdecken, muss unsere Jugend in die USA, nach Australien und Kuba (habe selber eine 20 jährige Tochter, die ich immer mal wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen muss), usw. aber gut, es ist wirklich fast alles gesagt worden hier, von rechten Medien, über Klimaveränderungsleugner, es wurden viele Argumente ausgetauscht, was neben dem Klima eigentlich noch wichtig ist und völlig vernachlässigt wird. Wir werden keine Lösung finden, aber wenn wir alle manchmal etwas mehr nachdenken, und nicht jedem Fähnchen hinterherlaufen und jeder Sau, die durchs Dorf getrieben wird, sondern mehr an einer sinnvollen Lösung arbeiten würden (und da bleibe ich bei allem bei meiner Meinung, ein E-Auto ist nicht die Lösung), dann wären wir insgesamt weiter. Wie schon öfter gesagt, jeder kann Kleinigkeiten ändern, aber trotzdem gut leben, es muss nicht 6 mal die Woche Fleisch sein und man kann auch mal zum Bäcker laufen und man kann ohne Probleme Tüten aus Stoff nehmen usw. aber bitte nicht immer diese Verbotsgesellschaft und das an den Pranger stellen von Leuten, die andere Meinungen haben. Und auch bei dieser Sache bleibe ich, in 5 Jahren wird die Welt nicht am CO2 untergegangen sein und trotzdem kann jeder einzelne seinen kleinen Beitrag leisten. Von daher ist es vielleicht durchaus doch OK, das wir als Deutsche, auch wenn wir nur ganz wenige sind, einiges anders machen als die Amerikaner oder Chinesen.
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Ein Danke von mir für deinen Beitrag.
Ich hätte es deutlicher formulieren sollen. Du hast vollkommen Recht und wir als Deutschland haben ein absolut tolles und lebenswertes Land geschaffen.
Meine Kritik zielt auf genau das ab, dass es auch in Zukunft so bleibt.
Ich sehe, wie sich andere Länder entwickeln und welche Sprünge diese machen, in kürzester Zeit.
Ich bezweifle, dass das so bleibt, wenn die Prioritäten sich derart verschieben und man mit Hauruck-Aktionen für mögliches Ungleichgewicht sorgen könnte.
Ich will nun nicht zu sehr ein Schreckensbild malen. Aber ich sehe auf Grund eigener Erfahrung und Erlebnisse, was andere Länder wie tun. Dass das nicht alles gut ist, steht außer Frage. Jedoch setzen sie einem Fokus zum Wohle der Gesellschaft und denken glaubwürdig 10-20 Jahre weiter. Das sehe ich eben momentan nicht.
Zitat:
@holgor2000 schrieb am 29. August 2019 um 10:46:55 Uhr:
1. Wenn Du Zweifel hegst, dass der Strom für Elektroautos nicht ausreicht (was unbegründet ist), dann wird das mit H2 erst recht nicht funktionieren, denn H2 benötigt 3-4x so viel Strom in der Erzeugung als ein Elektroauto zum Fahren benötigt.
Wie bereits mehrfach erwähnt, reicht vielleicht der Strom aus bzw. könnten wir diesen rein hypothetisch „erzeugen“ allerdings aktuell über unser Leitungsnetz in Deutschland nicht gleichzeitig transportieren. Versteh das doch jetzt bitte endlich mal. Ich hab das auch schon mehrfach erläutert.
Es ist wie immer. Wir brauchen Arbeit und die Wirtschaft muss laufen. Früher war es der angeblich „saubere“ Diesel, Abwrackprämie und heute ist es das Elektroauto. Ich denke es wird in Zukunft e-Autos geben, allerdings werden wir auch alternativen auf den Straßen sehen die andere Antriebsarten nutzen.
Ich persönlich werde jeden Kunden der eine e-Ladestation möchte auch eine installieren, sofern es seine örtlichen Gegebenheiten zulassen. Witzig finde ich immer wenn die Kunden dann allerdings den günstigsten Stromtarif über diverse Vergleichsportale auswählen, der garantiert nicht aus Ököstrom kommt😁
Solange die Politik hier die Gesetzgebung nicht ändert und finanzielle Anreize schafft, werde ich definitiv nicht auf ein e-Auto umsteigen. Habe schonmal einen E-Golf rechnen lassen und das ist preislich nichts im Vergleich zu einem aktuellen Diesel.
Gerade mit einem Entwicklungschef von Audi gesprochen. Die Produktion vom e-Tron ist um ein vielfaches günstiger als beim Verbrenner. 70% weniger Teile, die Produktionsstrasse nur noch halb so lang.
Zitat:
@kartoffel911 schrieb am 30. August 2019 um 23:19:17 Uhr:
Gerade mit einem Entwicklungschef von Audi gesprochen. Die Produktion vom e-Tron ist um ein vielfaches günstiger als beim Verbrenner. 70% weniger Teile, die Produktionsstrasse nur noch halb so lang.
Davon merkt man aber am Kaufpreis leider nichts 😁
Das ist genau das was ich meine. Die nehmen jetzt erstmal alles fleißig mit, weil manche Leute ja bereit sind soviel dafür zu bezahlen.
Der EQC kostet mich unterm Strich mehr wie der neue GLC43. Da brauch ich nicht lang überlegen.
Vielleicht wäre es ein Ansatz, wenn sich die Hersteller auf ein Akkusystem einigen würden.
Dann unter dem Auto platzieren und an der "E-tanke" diesen einfach tauschen.
Der Vorgang dauert wie das gewöhnliche Tanken und erhöht die Flexibilität enorm!
Zitat:
@Germanempire schrieb am 31. August 2019 um 06:21:36 Uhr:
Davon merkt man aber am Kaufpreis leider nichts 😁
Das ist genau das was ich meine. Die nehmen jetzt erstmal alles fleißig mit, weil manche Leute ja bereit sind soviel dafür zu bezahlen.
Der EQC kostet mich unterm Strich mehr wie der neue GLC43. Da brauch ich nicht lang überlegen.
Geld hat man. Oder man hat es nicht. Die Marge ist bei den dt. Premiumherstellern abartig hoch und liegt manchmal bei 50% oder mehr. Die bist heute schon bereit eine Menge für Dein Auto zu bezahlen. Und das ist doch gar nicht das Thema.
Elektroautos können preiswerter produziert werden und daher ist eine noch höhere Marge möglich. Mit eAutos läßt sich einfach noch mehr Geld verdienen. Daher muss man gar nicht diskutieren ob man für oder gegen eAutos ist. Die kommen.
Für die Hersteller ist der Umstieg nicht ganz so einfach. Man kann ja die „alt-Entwicklung“, die „alt-Produktion“ und die „alt-Produkte“ nicht einfach wegwerfen und auf der grünen Wiese beginnen. Und dann gibt es noch eine Menge Probleme zu lösen. Das hohe Drehmoment des eMotors macht den ganzen Antriebsstrang, der vom Verbrenner wiederverwendet wird, verschleißanfällig. Auch die Fahrweise der eAuto-Fahrer (mit Schwung von der Ampel weg) führt zu mehr und anderem Verschleiß. Das muss alles ganz neu entwickelt werden. Audi geht davon aus, dass der e-tron nach 2 Jahren in die Werkstatt muss.
Die Vermarktung ist ebenfalls interessant. Ein GLC43 ist ja der AMG für arme Leute. Die Spitze ist der GLC63. Für die Oekos (wie mich :-) gibt es den GLCxxxe, für die Anhängerfraktion den GLCxxxd und für die Wiederverkäufern den Benziner. In Summe eine unheimlich breite Motorpalette.
Beim eMotor gibt es das alles nix mehr. Mehr PS bedeutet nur, dass der Anker etwas mehr Draht um die Spule wickelt. Darüber wird man ein Auto nicht mehr teurer verkaufen können und man wird sich daran gewöhnen, dass ein kleiner VW ID.3 den dicken Audi an der Ampel einfach stehen läßt. Nicht weil er mehr PS hat, sondern weil er kleiner und leichter ist.
Audi entwickelt jetzt unheimlich viel für den Innenraum. Das coolste was ich gerade ausprobiert habe sind die Rückspiegel. Das sind keine Spiegel mehr, sondern Kameras. In der Tür sind Monitore verbaut, welche die Sicht nach aussen wiedergeben. Das ist arschgeil, weil man auch mit Bildverarbeitung eine Menge erreichen kann. Achtung, Radfahrer im toten Winkel. Oder Vorsicht, die Bordsteinkante beim einparken + automatischer Lenkkorrektur, damit man die Felge nicht schrottet.
Das kommt alles nach und nach. Der Entwicklungszyklus beim Auto liegt bei plusminus irgendwas 5 Jahren. Was heute geplant wird, kommt in 5 Jahren auf den Markt. Ich war gerade in einer Audi Entwicklungsabteilung in Neckarsulm. Ich habe da nicht viel von Verbrennungsmotorentwicklung gesehen.
Geld hat man oder hat man nicht. Das schreiben dann die jenigen die Fimenleasing Fahrzeuge fahren. Oder?
Zitat:
@fahrer04 schrieb am 31. August 2019 um 10:15:56 Uhr:
Geld hat man oder hat man nicht. Das schreiben dann die jenigen die Fimenleasing Fahrzeuge fahren. Oder?
Ehrlich gesagt fand ich nicht nur den Satz, sondern auch "Ein GLC43 ist ja der AMG für arme Leute." bemerkenswert, zumal das "arme" nicht in Anführungszeichen geschrieben ist. Vielleicht nicht so gemeint, trotzdem unglücklich. Ein Großteil der Elektroautoablehner ist dies ja nicht unbedingt wegen Elektro, sondern wegen der hohen Preise und der insgesamten Befürchtung, dass durch den Kampf gegen Klimawandel alles zu Lasten des "kleinen Mannes" geht. Ich selbst bin einkommenstechnisch schon unter den oberen 7-9% und kann und will mir mit Familie weder einen GLC AMG 43 oder einen EQC leisten. Wenn ich dann als arm gelte, was sollen denn dann die unteren 50 bis 80% der Bevölkerung sein?
Zitat:
@birdzilla schrieb am 31. August 2019 um 10:58:54 Uhr:
Ehrlich gesagt fand ich nicht nur den Satz, sondern auch "Ein GLC43 ist ja der AMG für arme Leute." bemerkenswert, zumal das "arme" nicht in Anführungszeichen geschrieben ist. Vielleicht nicht so gemeint, trotzdem unglücklich.
Entschuldigung, ja ist unglücklich. Ich wollte damit niemandem zu nahe treten.
Um beim Thema zu bleiben, ich glaube nicht dass das eAuto die Welt retten wird. Und ich glaube das Diskussionen um CO2 oder auch so Dinge wie Reichweite und Akkuladedauer in ein paar Jahren keine Rolle mehr spielen werden. Nicht weil das Problem gelöst ist, sondern weil es gar keines ist.
Mein 350e lädt zu Hause und in der Firma. Er hat 30 km elektrische Reichweite und ich weiss nicht mehr, wann ich das letzte mal Benzin getankt habe. Den ganzen August nicht, der Tank ist noch halb voll. Und der Akku ist auch immer voll. Der Bordcomputer zeigt mir z.Z. einen Durschnittsverbrauch von 2 l auf 100km an.
Die eAutos kommen, weil sie sich wirtschaftlich rentieren. Und weil die Nachfrage nach Benzinkutschen politisch gesteuert ist und sich das ändern kann. Und last but not least glaube ich noch, dass das für uns alle Vorteile hat. Eine vielfältige Mobilität (Bahn, OePNV, Fahrrad, CarSharing, eScooter, Pedelc, Sammeltaxis, eAutos ...) bei der ich frei wählen kann, macht einfach Spass und ist um einiges effektiver.
Zitat:
@kartoffel911 schrieb am 31. August 2019 um 11:55:40 Uhr:
Zitat:
@birdzilla schrieb am 31. August 2019 um 10:58:54 Uhr:
Ehrlich gesagt fand ich nicht nur den Satz, sondern auch "Ein GLC43 ist ja der AMG für arme Leute." bemerkenswert, zumal das "arme" nicht in Anführungszeichen geschrieben ist. Vielleicht nicht so gemeint, trotzdem unglücklich.Entschuldigung, ja ist unglücklich. Ich wollte damit niemandem zu nahe treten.
Ist gerne akzeptiert 😉