Die Opel AG wird als Autohersteller aufgelöst.

Opel Adam S-D

Habe ich eben gelesen, war aber schon letzte Woche in der Presse:

Opel wird zur Marke degradiert


Die Rüsselsheimer Adam Opel AG wird als eigenständiger Automobilhersteller nicht mehr lange weiter bestehen. Der Autohersteller soll zur Kostensenkung künftig in einem Verbund seiner Mutter General Motors (GM) produzieren. Die Marke Opel soll in Europa aber weiter eine wichtige Rolle spielen.

HB PARIS. „Der Name Opel als Markenzeichen wird aber weiter auf den Autos und auf den Werken stehen“, sagte ein GM-Sprecher am Freitag auf dem Automobilsalon in Paris. In den Opel-Werken könnten aber künftig Wagen der schwedischen Schwestermarke Saab vom Band rollen - und umgekehrt. „Dies ist die einzige Chance zum Überleben“, sagte der Sprecher.

Der weltgrößte Autobauer GM strukturiert derzeit sein defizitäres Europa-Geschäft um. Geplant ist, dass von 2008 an die neue Generation der Mittelklasse-Wagen aller Marken in einer Fabrik gebaut wird. Ob dies das Opel-Stammwerk Rüsselsheim oder das schwedische Saab-Werk in Trollhättan sein wird, will der Konzern im Frühjahr 2005 entscheiden.

In Zukunft werde es damit in Europa keine Fabriken von Opel oder der anderen GM-Tochter Saab geben, „sondern nur noch GM-Werke“, sagte der Technik-Leiter der US-Muttergesellschaft General Motors, Bob Lutz, in der "Süddeutschen Zeitung". Die Kosten des Produktionsstandortes Deutschland seien so hoch, dass sich GM die bisherige Struktur von Opel nicht mehr leisten könne. Wie Lutz weiter sagte, hat Opel mit der aktuellen Struktur die für Deutschland typisch hohen Produktionskosten, kann aber nicht, wie zum Beispiel BMW oder Mercedes, von Fabriken in Amerika profitieren. BMW und Mercedes bauen in den USA in eigenen Werken Geländewagen und können so die günstigen Arbeitskosten in den USA nutzen und große Teile des Dollar-Risikos abfedern. “Wenn Opel in den USA fertigen könnte, gebe es diese Möglichkeit“, wird Lutz zitiert.

Opel macht seit Jahren Verluste, allein 2003 summierte sich der operative Verlust auf 384 Mill. €. GM hatte am Vortag Stellenstreichungen und die mögliche Schließung eines Werkes angekündigt. Opel hat in Deutschland Produktionswerke in Rüsselsheim, Bochum und Eisenach sowie eine Motoren- und Komponentenfertigung in Kaiserslautern.


HANDELSBLATT, Freitag, 24. September 2004, 14:32 Uhr

50 Antworten

das liesse sich zu einfach aufdecken. ich denke, der spruch mit der produktivitæt macht schon sinn...

lieb gruss
oli

Es geht ja nicht darum wissenschaftlicher Überprüfung standzuhalten sondern ernstmal nur Angst bei den Mitarbeitern zu streuen, um sie für Tarifverhandlungen weich zu machen.

Klar haben die hohen Kosten in Rüsselsheim was mit der geringen Auslastung zu tun. Aber das ist ja irgendwo auch von Opel so gewollt. Sie haben ja Produktion nach Polen verlagert. Allerdings nicht weil dort im Grundsatz billiger produziert wird, sondern weil Opel dort mehr Fördergelder bekommt. War in einem Fernsehbericht zu hören (Monitor, Panorama, irgendsoeine ARD-Sendung)

GM hat ja auch Daewoo aufgekauft dieser Name wird aufgelöst und einfach nach Chevrolet umbenannt.

cya

Warten wir nochmal 6 Jahre ab, dann gibt es den neuen Chevrolet Astra, allerdings Made in Korea.

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Opel nur noch eine Marke im GM Konzernverbund

Hallo!

War es nicht gerade die Ignoranz der amerikanischen GM-Konzernlenker die aus Opel ein defizitäres Unternehmen machte? Ich erinnere da mal an die Lopez-Geschichte, die den Ruf Opels bis zum heutigen Tag ruiniert hat oder an den sehr späten Einstieg Opels in den Dieselmarkt (da die Amis nichts vom Diesel wissen wollten, da Dieselfahrzeuge in den USA keine Rolle spielen)!
War es nicht gerade die Rückbesinnung auf die alten Firmentraditionen, die den neuen Astra möglich gemacht hat? Hätte man diesen Weg konsequent weiterbeschritten, wäre Opel auch wieder aus den roten Zahlen herausgerutscht - und die Auslastung der Werke wäre damit auch wieder gestiegen!
Der Konzernverbund den GM jetzt propagiert wird zwangsläufig zum Verlust der Eigenständigkeit von Saab und Opel führen, da ein weltweiter Verbund sich an den GM-Marken bzw. Konzernbeteiligungen Saturn, Chevrolet ..., Suzuki, Isuzu orientieren wird. Schließlich kann man kein Mittelklasse Saturn L300 zusammen mit einem Opel Vectra und einem Saab 9³ auf einer Produktionslinie bauen, wenn diese vollkommen unterschiedlich sind. Dann wird die Vision Peter Hahnenbergers vom Weltautokonzept doch noch Wirklichkeit:

Opel Corso  Suzuki Swift
Opel Astra  Chevrolet Nova (Hahnenberger wollte da ein Chevrolet-Weltauto, das komplett auf den US-Markt zugeschnitten war, als Opel Astra verkaufen, Daewoo Lacetti)
Opel Vectra  Chevrolet Nubira, Saturn L300
……

Genau mit diesem GM-Konzept ist Ford hingegen baden gegangen. Dort will man gerade durch den Verzicht auf ein Weltautokonzept und durch das Eingehen auf die nationalen Märkte wieder zurück zum Erfolg. Schaut Euch doch mal die GM Produkte wie Saturn oder Chevrolet an – alles Gurken, die nur auf dem amerikanischen Markt zu verkaufen sind und im internationalen Wettbewerb chancenlos sind!! Oder spielen die in Amiland verkauften Produkte irgendwo auf dem Weltmarkt noch eine bedeutende Rolle?

Bachgauman

Zitat:

Allerdings nicht weil dort im Grundsatz billiger produziert wird

wie das? unter einbeziehung der etablierungskosten?

@bachgauman, sehr interessantes post! ich habe mal von saturn gelesen, an diesen autos ist gar nichts herausragend, eine amerikanische firma hat mal festgehalten, dass die nur absatz finden, weil die verkæufer so nett sind... 😮 ob nun allerdings suzuki und isuzu eher zur orientierung taugen als opel, wuerde ich nicht unbedingt unterschreiben - opel ist nicht nur eine traditionsfirma, sondern auch eben eine kerneuropæische marke. ganz allein deswegen wuerde ich schon nicht die 100% pessimismus schiene fahren; wenn die konzernleitung tatsæchlich so dumm ist, wird es innerhalb von gm wohl frueh genug widerstand geben.

lieb gruss
oli

p.s.: wann hat ford sich dem konzept vom einheitsauto genæhert und womit? mir wird der bezug nicht ganz klar.

Weltauto!

Hallo oli!

Ford hat in den 90 er Jahren auch mal die Idee nur noch Weltautos zu produzieren, die sich nur noch in wenigen Details voneinander unterschieden. Ein Vertreter dieser Generation war der alte Ford Mondeo, der in den USA, Lateinamerika, Australien und Europa verkauft wurde und zumindest in Europa kein großer Erfolg war! Mittlerweile hat sich Ford von dieser Strategie wie gesagt verabschiedet (dies ist übrigens in einer der letzten Ausgaben des Automagazins MOT nachzulesen / Statement der Europazentrale von Ford / außerdem kann man sich die Produkte ja auf den Webseiten betrachten Ford USA www.ford.com / Ford-Köln www.ford.de). Dies besagt freilich nicht, dass Ford nicht einzelne Produkte auch weltweit vermarktet (so ist der Ford Focus I ein recht erfolgreicher Kompaktwagen, vor allem als Stufenheck häufig im Straßenbild der USA zu sehen) - im Kern bietet aber jede Region eigene Ford Autotypen an, die auf die Erfordernisse des jeweiligen Marktes eingehen und von den Käufern auch als nationale Produkte begriffen werden (war ja früher auch schon mal --> Ford Werke Köln --> Ford hatte sogar das Kölner Stadtwappen als Markenzeichen!)

Gerade das Beispiel mit dem Ford Focus wäre doch auch ein gutes Beispiel für GM. Man arbeitet bei einzelnen Komponenten zusammen, aber jeder behält seine Selbstständigkeit. Stattdessen gibt es genug Beispiele wo GM lieber die Kompetenzen von Fremdherstellern genutzt hat anstatt die eigenen zu koordinieren --> Toyota Corolla ist z.B. jahrelang als Chevrolet Nova in den USA gebaut worden. Stattdessen geht man jetzt mit geballter Ignoranz ans Werk und haut mit amerikanischer Überheblichkeit alles kurz und klein damit der Shareholder-Value kurzfristig wieder stimmt!

Bachgauman

Kann die Geschichte von 400.000 km mit dem Waffendeal bestätigen, hatte die entsprechenden Bericht auch im TV gesehen!!

Die Verlagerung der Opel-Produktion nach Polen war ein Rüstungskoppelgeschäft. Ich geb es mal aus der Erinnerung wieder. Man möge mir kleine Fehler verzeihen. Es ging um den Kauf von Kampfjets der polnischen Luftwaffe bei einem amerikanischen Unternehmen (Lockheed?).

Diese Jets hätte sich Polen eigentlich nicht leisten können. Das Geschäft kam nur zustande weil Lockheed im Gegenzug Investitionen in die polnische Industrie im mehrsteligen Millionenbereich zugesagt hat. Da Lockheed aber selber kein so großes Investionspotential für Polen hat, haben sie die Verlagerung der Opel-Produktion mit einem Riesen-Millionenbetrag mitfinanziert. Nur so lohnt sich die Produktionsverlagerung von Deutschland nach Polen. Die Kapazitäten in Deutschland sind eh nicht ausgelastet und es ist das modernste Autowerk in Europa und hat ohnehin recht niedrige Personalkosten bezogen auf die produzierte Einheit.

Hört sich jetzt unglaublich an, sollte auch geheim bleiben, ist allerdings rausgekommen, als die polnische Regierung wegen der Anschaffung der Jets unter Druck geriet. Dann haben sie vor dem Parlament die gesamten Investitionsgeschäfte offengelegt.

unglaubliche geschichte!! gehørt lockheed zu gm?
danke fuer die ford-erklærung - hatte die weltweiten mondeo in der "alle autos der welt"-zeitung (von ams!?) gesehen, mir aber nichts bei gedacht. ich war mir ausserdem nicht darueber im klaren, dass das auto nicht so erfolgreich war.
es dehnt den thread-kontext etwas weit aus, passt aber: hat hier jemand uebersicht, wie sich das fiat-weltauto macht!? "pinto" aus brasilien?

lieb gruss
oli

Hallo!

Bei Fiat handelt es sich eigentlich nicht um ein Weltauto, wie es Ford einmal eingeführt hatte, sondern um den Fiat Palio --> ein Modell, welches hauptsächlich für die Märkte Lateinamerikas und Osteuropas entwickelt wurde --> eine Art High-End Dacia Logan (mady by Renault). Dieses Modell wird heute auch in Osteuropa (Polen) gefertigt und angeboten.

Bachgauman

Lockheed und GM gehören nicht zusammen. Lockheed hat Geld an GM gezahlt, weil sie selber nicht in einem so großen Maßstab in polen investieren können.

Ich hab mal gegoogelt und die Geschichte wiedergefunden, ist wirklich haarsträubend, aber wohl wahr.

Sendungsmanuskript Monitor

warum schreibt ausgerechnet die wirklichkeit so krasse geschichten? als fiktion hætte ich das fuer uebertrieben abgewiesen... 🙁 ihr beide scheint echt informiert zu sein! 🙂
was ich heute morgen erfahren habe: cadillac plant, ein auto ausschliesslich fuer europa zu bauen. cadillac gehørt doch auch zu gm - wie passt das in's konzept? und steht das nicht im streit zu saab?

lieb gruss
oli

ueber trollhættan: die lohnkosten liegen 35-40% unter denen in deutschland - unglaublich, aber wahr! wusste nicht, dass deutsche automobilarbeiter so viel verdienen! im saab-werk arbeiten 3300 menschen, mit allen zulieferern sind ganze 30000 arbeitsplætze betroffen. die region væsta gøtaland ist eine experimentregion aus ehemaligen drei "bundeslændern" und u.a. ist zielsetzung dieser neuorganisation, die industrie und ausgangsbedingungen fuer diese zu schærfen. das bedeutet: neue strassen und schienen, was aber nicht vor 2008, der entscheidung, zu realisieren ist. im werk wird demnæchst das dreischichtsystem nach japanischem vorbild eingefuehrt, effektiver als in zwei schichten zu arbeiten.

quelle: bt.no

noch mehr zum thema im saab-forum

lieb gruss
oli

Zitat:

Original geschrieben von oli


ueber trollhættan: die lohnkosten liegen 35-40% unter denen in deutschland - unglaublich, aber wahr! wusste nicht, dass deutsche automobilarbeiter so viel verdienen! im saab-werk arbeiten 3300 menschen, mit allen zulieferern sind ganze 30000 arbeitsplætze betroffen. die region væsta gøtaland ist eine experimentregion aus ehemaligen drei "bundeslændern" und u.a. ist zielsetzung dieser neuorganisation, die industrie und ausgangsbedingungen fuer diese zu schærfen. das bedeutet: neue strassen und schienen, was aber nicht vor 2008, der entscheidung, zu realisieren ist. im werk wird demnæchst das dreischichtsystem nach japanischem vorbild eingefuehrt, effektiver als in zwei schichten zu arbeiten.

quelle: bt.no

noch mehr zum thema im saab-forum

lieb gruss
oli

Das liegt wohl auch daran, dass es die Schweden so leidlich geschafft haben ihre Sozilasysteme zu reformieren. Denn neben den recht hohen Löhnen in Deutschland (die man keinesfalls immer direkt mit Löhnen in anderen Ländern vergleichen kann!) sind es die Lohnnebenkosten die durch Krankenversicherungen etc. entstehen die die Arbeitgeber im moment so kratzen.

Wenn GM das Opelwerk in Rüsselsheim schliesst, werd ich früher als geplant meinen Opel verkaufen und jedenfalls nicht mehr Opel fahren. Irgendwann muss die Industrie auch raffen, dass Deutschland auch ein nicht zu verachtender Markt ist. Jedefalls noch.

profmakx

Ich will hier mal was zur Kostenminimierung sagen. Man sollte vielleicht den Managern ein paar Millionen weniger zahlen, statt Leute auszustellen. Das würde mehr bringen!!!

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