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"PS: Ich liebe dich": Automobil-Ausstellung in Düsseldorf - Das Auto als Design-Objekt

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30 automobile Stilikonen der 50er bis 70er Jahre stellt der Düsseldorfer Kunstpalast aus. Dabei gibt es nicht nur was für die Augen, sondern auch was auf die Ohren.

Im Kunstpalast in Düsseldorf startet die Ausstellung "PS: Ich liebe dich". 30 Automobil-Ikonen der 50er bis 70er Jahre werden ausgestellt. Und was auf die Ohren gibt's auch Im Kunstpalast in Düsseldorf startet die Ausstellung "PS: Ich liebe dich". 30 Automobil-Ikonen der 50er bis 70er Jahre werden ausgestellt. Und was auf die Ohren gibt's auch Quelle: Oliver Sold

Düsseldorf - Blech, Leder, Gummi und ein Knattern im Audioguide. Nein, es geht nicht um eine abstrakt-avantgardistische Kunstinstallation - es geht um Autos. Genauer gesagt um stilprägende automobile Ikonen der 50er bis 70er Jahre.

Der Kunstpalast in Düsseldorf wartet mit einer Ausstellung der besonderen Art auf. 30 Legendäre Sportwagen von Jaguar, Porsche, Maserati oder Mercedes werden in der Nordrhein-Westfälischen Hauptstadt seit dem 27. September und noch bis zum 10. Februar 2019 ausgestellt. Augenzwinkernd heißt die Schau mit den auf Hochglanz polierten Exponaten: "PS: Ich liebe Dich".

Im Heck des 300 SL befindet sich ein 100 Liter-Tank. Gegen Aufpreis gab es, zumindest für das Coupé, auch eine 130-Liter-Version Im Heck des 300 SL befindet sich ein 100 Liter-Tank. Gegen Aufpreis gab es, zumindest für das Coupé, auch eine 130-Liter-Version Quelle: Picture-Alliance Von einem Mercedes mit Flügeltüren von 1955 bis zum extrem rund geformten Aston Martin Zagato werden Exemplare präsentiert, die stilbildend für das Automobildesign waren. Parallel werden die Designer und Details der Wagen vorgestellt. "Diese Ausstellung betont die gestalterische Qualität der Autos, dem wichtigsten Designobjekt des 20. Jahrhunderts", sagt Felix Krämer, der Generaldirektor des Museums.

Der Mercedes mit Flügeltüren - ein Mercedes-Benz 300 SL war 1954 der schnellste Sportwagen seiner Zeit. Zunächst drei Jahre als Coupé gebaut, danach sechs Jahre als Roadster, entstanden insgesamt nur 3.258 Exemplare. Für die Wahl zum "Oldtimer des Jahrhunderts" 1999 der Oldtimer-Zeitschrift Motor Klassik reichte es trotzdem. Oder vielleicht gerade deswegen - freut man sich doch umso mehr ein gut erhaltenes Exemplar zu Gesicht zu bekommen.

260 Kilometer pro Stunde waren in der Spitze drin, vorsichtige Schätzungen besagen der verrentete Stuttgarter bräuchte auf 100 zurückgelegte Kilometer 15 Liter Kraftstoff.

Keine Fahrzeuge zum Brötchen holen

Vom Aston Martin DB4 Zagato wurden nur 19 Exemplare gebaut. Eines davon steht bis Februar in Düsseldorf Vom Aston Martin DB4 Zagato wurden nur 19 Exemplare gebaut. Eines davon steht bis Februar in Düsseldorf Quelle: Picture-Alliance Kuratorin Barbara Til ordnet ein: "Einen Sportwagen benutzt man nicht, um morgens Brötchen zu holen." Die Edelflitzer seien keine Gebrauchsgegenstände. Der praktische Nutzen ist auch eher gering, das Fahren anstrengend, und mitunter ist der Motor so laut, dass Ohrenschutz angebracht wäre. Aber Superreiche und Stars setzten sich gerne hinter die aus heutiger Sicht überraschend zarten Lenkräder der schnellen Wagen. In Manufakturen wurden meist nur geringe Stückzahlen gefertigt.

Ein Beispiel ist ein dunkelgrüner Aston Martin DB4 Zagato: Der junge Designer Ercole Spada schuf 1960 dieses Auto, das von manchen wegen seiner Form vergöttert wird. "Er steht für provozierendes Design", sagt Kuratorin Til. Das gerundete Heck gab dem Wagen eine neue, betont weiche Form. Insider sprechen auch mal vom "Hüftschwung", wenn sie eine Rundung zum Heck meinen. Nur ein Jahr lang wurde das Fahrzeug gebaut, das nicht selten als eines der schönsten jemals gebauten Autos bezeichnet wird.

Gerade einmal 19 Original-Fahrzeuge rollten vom Band. Später kamen noch acht Werksrepliken hinzu. Geplant waren ursprünglich 23 Fahrzeuge. Doch aufgrund der niedrigen Nachfrage Kappte man die Produktion bereits bei 19 Exemplaren.

Im Lamborghini Miura S steigerten die Ingenieure bei Lamborghini die Leistung auf 370 PS Im Lamborghini Miura S steigerten die Ingenieure bei Lamborghini die Leistung auf 370 PS Quelle: Picture-Alliance In den Hallen des Kunstpalasts steht auch ein Lamborghini Miura. Der goldene Sportwagen war das dritte Fahrzeug des italienischen Herstellers. Von 1966 bis 1973 gebaut, verließen 474 handgefertigte Sportwagen das Werk in der kleinen Gemeinde Sant’Agata Bolognese im Norden Italiens.

Bei seiner Vorstellung verfügte der Miura über 350 PS. Mit vier Litern Hubraum kam das Auto auf 274 km/h in der Spitze. Der Miura war das erste Modell, mit dem Lamborghini Gewinne erzielen konnte. Sein Nachfolger war der Countach.

Zu den weiteren Exponaten gehören unter anderem ein BMW 507 Vorserien Prototyp aus dem Jahr 1955, ein Ferrari 246 GTS, ein Alfa Romeo Giulietta, oder Mercedes' Bastelkiste C111 Typ 2 der es nie in Serie geschafft hat und irgendwann sein Dasein als interner Versuchsträger fristete. Angetrieben wurde das 1970 vorgestellte Konzept-Fahrzeug von einem vierrotorigen Wankelmotor.

Die Designsprache ändert sich

Perfekt ausgeleuchtet stehen die Sportwagen in der Ausstellung auf dem Podest. Viele haben geradezu absurd lange Motorhauben. Chrom und Lacke blitzen, das Innere der Oldtimer sieht aus wie neu. Im Museum riecht es nach Autopolitur. Historische Filme zeigen die Wagen in Aktion. Den Sound der Motoren können Besucher im Audioguide hören.

Der Lamborghini Countach bricht mit dem Stil der Jahre vor 1970. Hier gibt es keine Rundungen mehr, das Design ist geschnitten und kantig Der Lamborghini Countach bricht mit dem Stil der Jahre vor 1970. Hier gibt es keine Rundungen mehr, das Design ist geschnitten und kantig Quelle: Picture-Alliance Für einen Sportwagen-Typ der späteren Jahre steht der Lamborghini Countach. Gebaut wurde dieser zwischen 1974 und 1990. Und als Treppenwitz der Geschichte wurde der Sportwagen auf dem Genfer Autosalon im Jahr 1973 vorgestellt - pünktlich zur Ölkrise. Der Name ist übrigens ein dialektischer Ausruf des Erstaunens und der Bewunderung und stammt aus dem Piemont-Grenzgebiet zur Schweiz.

"Der Wagen polarisiert unglaublich", kommentiert Ausstellungsmacherin Til neben dem schwarz lackierten Exemplar im Museum. Das nur etwas mehr als einen Meter hohe Gefährt hat keine Rundungen, wirkt kantig, aggressiv und machohaft. Das weiche Design finde man heute kaum noch, sagt Til.

Im Mittelpunkt stehen der ästhetische Blick und die Design-Geschichte der schnellen Wagen. Nach Kunstpalast-Angaben ist die Ausstellung die erste Überblicksschau zu Automobilen in einem Kunstmuseum in Europa. Das städtische Museum will damit auch auf die eigene Design-Sammlung hinweisen. Die Exponate stammen aus Privatbeständen und aus Sammlungen der Automobilunternehmen.

 

Quelle: dpa, mit Material von Sp-x

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