Bremsweg bei modernen ABS Systemen
Hallo zusammen,
Hatte letztens eine Diskussion mit einem Kollegen (KFZ-Meister) darüber ob moderne ABS Regelsysteme den Bremsweg verlängern ggü. einer Bremsung ohne ein ABS System. Meine Behauptung war, das es eigentlich gar nicht sein kann, dass wenn bei einer Vollbremsung ohne ABS und komplett blockierenden Rädern der bremsweg ja nicht kürzer sein kann als bei einem neuen Wagen mit einem schnellen ABS Regelsystem. Mir ist bewusst, dass es früher durchaus noch so langsame Bus Systeme gegeben hat wodurch schon ein paar Meter verloren gegangen sind, weil das ABS nicht schnell genug regeln konnte. Aber bei den heutigen Geschwindigkeiten der Sensoren/Aktoren & Steuergeräten kann ich mir das eigentlich nicht vorstellen, dass dort eine Verlängerung des bremsweges entsteht. Ich rede natürlich von trockener Straße mit fester Oberflächenbeschaffenheit. Was meint ihr, oder noch besser hat irgendjemand so einen Test schon mal vollzogen oder gelesen?
Beste Antwort im Thema
ABS-Systeme bremsen schon seit mindestens 20 Jahren besser als jeder Mensch. Auch beim Motorrad.
Für größtmögliche Verzögerung darf das Rad nicht blockieren. Haftreibung ist höher als Gleitreibung.
154 Antworten
Für damalige Verhältnisse waren das durchaus Hochleistungsrechner.
Was nützt der schnellste Rechner wenn die Steuerventile nicht schnell genug Arbeiten? Die Technik muss in allen Punkten Fortschritte machen
Zitat:
@GaryK schrieb am 3. August 2018 um 13:39:39 Uhr:
Und das ABS im letzten Escort war noch so grob, dass du "Lenken und Bremsen zugleich" nicht wirklich gut gefunden hast.
Das ABS im Escort war ein "mechanisches" ABS. Das war eine ganz krude Konstruktion. Soweit ich es noch zusammenbekomme, gab es da an den Antriebswellen rechts und links Zahnriemen, die ein mechanisches Konstrukt mit Fliehkraftgewichten (einen "Modulator" o. ä., der den Bremsdruck regelte) in einer Art "Glocke" antrieben. Bin selbst noch ab und zu mit so einem Escort gefahren (Schwesterchen hatte einen), da habe ich immer vermieden, auch nur in die Nähe des Einsatzes des ABS zu kommen. Gefühlt hat einem das fast das Bein weggehauen, und die Funktion war eher ernüchternd.😁
Gruß
electroman
Zitat:
@Timmerings Jan schrieb am 4. August 2018 um 21:05:18 Uhr:
Zitat:
@Mark-86 schrieb am 4. August 2018 um 07:22:32 Uhr:
Schon das ABS 2 was 1978 auf den Markt kam, hat einen HochleistungsrechnerUnd die Bedeutung eines eher dem Marketing als der Technik zuzuordnenden Begriffs wie "Hochleistungsrechner" hat sich in den 40 Jahren seither auch netto überhaupt nicht geändert. Ja, nee, is klar.
Wenn der Rechner für seine Rechenaufgabe schnell genug ist, aber die Mechanik nicht mehr her gibt, dann kannst du da so viel schnelleren Rechner einbauen wie du willst, mehr wie 15 Regelungen pro Sekunde sind mechanisch einfach nach derzeitigem Stand der Technik nicht darstellbar. Aus den von mir benannten Gründen. Die genaue Anzahl der Regelungen und damit die genaue Innovation habe ich bereits geschrieben.
Bzgl. der Bremswege hatte eine S-Klasse 1978 einen Bremsweg von 48m.
Eine neue S-Klasse hat rund 36m.
Quelle Autobild / AMS.
Das sieht jetzt erst einmal nach einer ziemlich großen Innovation aus, aber der Knackpunkt liegt nicht im ABS, sondern an den Reifen. Die 48m von 1978 sind auf den Reifen von 1978, die wirst du heute auf keinem Fahrzeug mehr haben...
2007 hat die Auto Bild einen W126 (560SEL) getestet mit neuen Reifen, der hat 41,8m geschafft.
Die Innovation im Bremsweg ist also Reifenbereinigt eher bei ca. 15% an zu setzen.
Wenn du jetzt noch hin gehen würdest und würdest die damals recht schmalen Reifen noch breiter machen, um nen entsprechend höheren Verzahnungseffekt zu ereichen, wird auch die S-Klasse mit dem ABS System von 1978 an die 40m kommen, die neue S-Klasse also trotz eines neuen ABS Systemes nach 40 Jahren einen lediglich 10% besseren Bremsweg erreichen.
Die großen "Innovationen" sind eigentlich eher eine Gefühlssache, sie liegen in der Fahrwerkstatbilität und in der besseren Fertigungsgenauigkeit der Bauteile. Dadurch ist der Leerweg bis das Fahrzeug bremst knapper geworden, Bremsasistenten ziehen etwas schneller an, die neuen ABS Systeme regeln eben wie geschrieben etwas schneller, und sie bremsen alle 4 Räder einzeln und nicht die Hinterachse mit einem Kreis zusammen.
Das führt dann Reifenbereinigt auf einen besseren Bremsweg von wie gesagt, 10-15%... Nur, es fühlt sich 10x besser an...
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Moin
Von 1978 bis heute hat sich ja einiges getan. Nicht nur die Reifen haben besseren Grip, selbst wenn es die selben Reifengrößen sind, auch die Bremse an sich hat sich verbessert. Auch dort wurde ja gelocht und geschlitzt und Innenbelüftet und sicher auch an den klötzen das Material verändert.
Hinzu kommt dann noch ein 40 Jahre jüngeres Fahrwerk, welches ja auch einen großen Anteil am Grip hat.
Ich denke den 15 % sind also eher noch weiter zu mindern, wenn man alle anderen Faktoren rausrechnen möchte.
Ein bekannter hat mal an seinem Motorrad Reifen neuer Bauart zugelassen bekommen. Er war der Meinung das er beim Reifenwechsel ein neues Motorrad mitbekommen hat, so groß war der Unterschied eines 20 Jahre alten Baumusters zu einem neuester Bauart.
Moin
Björn
Dass der Bremsweg mit ABS kürzer ist (außer auf losem Untergrund) ist doch klar und wusste man schon immer. Siehe hier verlinkte Uralt-Werbung von Mercedes.
Natürlich ist die Bremsung eines Fahrzeuges ein hochkomplexer Vorgang. Aber in erster Näherung kann man doch klar sagen, dass der Unterschied Gleitreibung-Haftreibung (kennen wir alles noch aus dem Physikunterricht) dafür verantwortlich ist.
Zitat:
@Luke1973 schrieb am 16. August 2018 um 14:23:48 Uhr:
Natürlich ist die Bremsung eines Fahrzeuges ein hochkomplexer Vorgang.
Hmm, bei meinem Auto ist das hoch simpel, einfach auf das mittlere Pedal treten. 😁
Eins macht technisch gegen früher auch einen Unterschied: ESP! Ziel von ABS ist es immer schon gewesen die Fahrstabilität zu erhalten. Die alten Systeme kannten zwar die Raddrehzahlen und konnten die Bremsleistung steuern, wussten aber nicht ob das Fahrzeug noch stabil in der Spur war. Ergo musste man die Regelung konservativer auf Fahrstabilität auslegen.
So gab es bei älteren ABS z.B. die sogenannte "Giermomentaufbauverzögerung", d.h. bei links und rechts deutlich unterschiedlichem Grip wurden beide Bremsen zunächst auf die Bremswirkung der glatten Seite gedrosselt und dann die Bremse auf der Seite mit mehr Grip leicht verzögert erst erhöht damit der Fahrer die Chance hat rechtzeitig gegenzulenken.
Mit der ESP-Sensorik kennt das Auto aber heute auch die Fahrzeugbewegung, kann also solange das ESP meldet "Fahrzeug stabil" ohne Rücksicht jedes Rad auf kürzestmöglichen Bremsweg regeln.
Ist aber am Ende wie schon gesagt ein Gesamtpaket was die sinkenden Bremswege betrifft. Bessere Reifen, bessere Fahrwerke, schnellere Regelung, ESP, größere Bremsanlagen, ...
Ist alles richtig, was Du da schreibst. Dennoch ist die Aussage, dass ABS den Bremsweg unter sonst gleichen Bedingungen auch auf trockener gerade Straße zumindest leicht verringert.
Es dient also nicht nur der Lenkbarkeit und auf keinen Fall verlängert es den Bremsweg in der oben beschriebenen Situation, wie manche glauben.
Wenn man noch dazu nimmt, dass mit dem aufkommen moderner Vierkanal ABS Systeme ohne lastabhängigen Bremskraftregler (also alles ab ca. 96) der Bremsdruck an der Hinterachse grundsätzlich erhöht wurde, kann man davon ausgehen, dass ein Fahrzeug mit ABS auf jeden Fall einen Vorsprung besitzt.
Ich habe in den 1980ern mein erstes Fahrsicherheitstraining mit unterschiedlichen Fahrzeugen mit und ohne ABS (teilweise die gleiche Übung unmittelbar hintereinander mit ABS und dann mit gezogener Sicherung) gemacht. Wir wurden hauptsächlich 2 Tage lang auf des Intervallbremsen (mit und ohne Ausweichen) ohne ABS getrietzt bis wir es konnten. Trotzdem war der Unterschied zugunsten des ABS (auch bei den Instruktoren) deutlich!
Wir haben 2008 das letzte große Fahrsicherheitstraining gemacht und die Autos ohne ABS standen auf der Graden deutlich früher. Beim Ausweichen und Bremse lösen, etc. waren sie etwas hinten.
Das war allerdings auch mit geübten Fahrern, nicht unbedingt mit den Durchschnittsautonutzern.
Bei den Schleuderparcours, Kurvenfahrten & Co war aber eher die Bereifung ausschlaggebend, und die Fahrzeuglänge, als das ESP. A-Klassen sind Reihenweise trotz ESP bei deutlich niedrigeren Geschwindigkeiten abgeschmiert als ältere Autos (124er) ohne ESP...
Auch hat sich dabei gezeigt, das Fahrzeuggewicht und die Reifenfrage eher zentraler Bestandteil waren. Der blöde Opel Manta hat da in Sachen mögliche Geschwindigkeit und Bremsweg auf den beregneten Strecken dank Winterreifen im Sommer höhere Geschwindigkeiten erzielen können als der W221... Und kürzere Bremswege auf Nässe...
Wie es schon andere gesagt Haftreibung ist besser als Gleitreibung. Ein blockierendes Rad hat daher einen längeren Bremsweg, von der Lenkbarkeit und der Gefahr des Ausbrechens abgesehen.
Möglich dass ganz frühe ABS-Systeme zu langsam waren.
Nur wenn man vorzeiten von einem Auto ohne ABS auf mit ABS umgestiegen ist dann hat man besonders bei Schnee aber auch bei Regen bei einer Notbremsung richtig gemerkt dass man mit ABS früher zum Stehen kommt.
Ganz einfacher Versuch:
Wenn man einen kleinen Gegenstand wie einen Taschenrechner über einen Tisch bewegt so kann man, denke ich, den Unterschied durchaus feststellen.
Um den Rechner in Bewegung zu setzen (Überwinden der Haftreibung) braucht man mehr Kraft als ihn dann gleichmäßig weiter zu bewegen (Gleitreibung).
Wie groß der Unterschied zwischen Haftreibung und Gleitreibung ist hängt allerdings von der Materialpaarung ab.
Aber wie gesagt, bei einem Tascherechner auf einer Tischplatte merkt man meines Erachtens den Unterschied durchaus ohne jedes Meßwerkzeug.
Bei mir wars damals nasse Fahrbahn bremsen aus 60 Km/h und unterschiedliche Reifen/Fahrzeuge. Unsere Instruktoren waren mit Sicherheit nicht ungeübt und die waren mit ABS auch besser.
Die Reifen haben tatsächlich die größte Auswirkung gehabt. Ich kann mich noch erinnern, dass ich für die Übung in der Ausweichgasse auf ein anderes Fahrzeug umsteigen musste, weil das mit dem BMW 528i mit 10 Jahre alten Winterreifen nicht machbar war. Waren nicht unsere Fahrzeuge, sondern Behördenfahrzeuge, die ausschließlich für solche Trainings benutzt wurden.
Es kann ja sein dass bei sehr frühen ABS, sehr geübte Fahrer wie Testfahrer es tatsächlich geschafft haben mit ABS mitzuhalten oder tatsächlich sogar besser zu sein.
Aber sonst ganz sicher nicht.
Das ganze ABS nutzt aber nix, wenn der Fahrer nicht beherzt auf das Bremspedal tritt, was leider sehr oft so ist.